Sozialkredit-System - Der Weg in eine bessere Zukunft?

Ist halt die Frage, was ist Totalüberwachung und in wie fern ist das die Voraussetzung für so ein System das vielleicht mal nach Deutschland kommt.
So ein Ampelsystem wie in der Doku ließe sich bestimmt auch ohne Totalüberwachung umsetzen.
 
Was soll denn konkret das Ziel sein?

Verbrechen werden bereits bestraft, du willst dass diese nicht nur bestraft werden, sondern der Mensch dauerhafte Nachteile in diversen Lebensbereichen erhält? Wenn man bedenkt, dass Armut für viele Verbrechen ein wichtiges Kriterium ist, dann ist klar, dass das die Situation nur noch schlimmer macht. Zumindest bei Straftaten ist es soweit so, dass härtere Strafen nicht dazu führen, dass Menschen weniger Verbrechen begehen.

Oder willst du legales Verhalten zukünftig bestrafen? Wieso? Und wer soll beurteilen was legales aber unerwünschtes Verhalten ist?
 
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derMutant schrieb:
So ein Ampelsystem wie in der Doku ließe sich bestimmt auch ohne Totalüberwachung umsetzen.
Dieses System erinnert an einen Pranger.

Wie soll man in dem System, wie es in der Doku gezeigt wird, sowas wie Verantwortungsbewusstsein entwickeln?
Alles, was dabei entsteht, ist ein Bewusstsein für den Score und es ist vollkommen unerheblich, ob es dabei um öffentliche Sicherheit, um Erleichterungen im Alltagsleben oder einfach um den Machterhalt einer Partei geht ... am Ende entscheiden die Leute eben nicht mehr frei ... auch bei ganz banalen Dingen (wie der Wahl eines Erfsrischungsgetränkes).

Ich will nicht bei jeder Äusserung oder Geste, die eventuell irgendwie aufgezeichnet werden könnte, eine "politisch korrekte" Sprache benutzen wollen, weil sonst mein Score für den nächsten geplanten Urlaub vielleicht nicht mehr ausreichen würde.
Ich finde es ja schon extrem fragwürdig, dass ich bei Saturn nach einem Kauf nach meiner Postleitzahl gefragt werde ... zum Glück kann ich da (noch) einfach nein sagen.
Wenn das nicht ginge, würde ich eben nicht mehr bei Saturn kaufen und genauso wird mich jeder Laden als Kunde verlieren, bei dem ich mitbekomme, dass er mich mittels Gesichtserkennung im Laden trackt.
Läden, in denen ich nicht anonym bar bezahlen kann, betrete ich prinzipiell nicht.
Weder die Bank, noch den Ladenbetreiber und erst recht nicht den Staat hat es zu interessieren, was ich mit meinem Geld anstelle.
 
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DerOlf schrieb:
Alles, was dabei entsteht, ist ein Bewusstsein für den Score
Das ist ein guter Punkt, die Menschen halten sich nicht eher an Regeln/Gesetze und sie werden nicht zu besseren Menschen erzogen, sondern sie lernen einfach, wie man das System möglichst gut ausnutzen kann. Ein bisschen Vergleichbar damit, dass Verbrechen nicht verschwindet, sondern woanders hin zieht, wenn irgendwo eine Kamera aufgestellt wird.

Dazu werden sich Menschen mit schlechtem Score abgehängt fühlen "Ich hab mit dem Score doch eh keine Chance, da kann ich auch gleich drauf scheißen".

Weiterhin ist zu berücksichtigen, dass wir nicht in einer Utopie leben, in der sowas auf die bestmögliche Art umgesetzt werden würde. Im Besseren Fall wird es halb-schlecht umgesetzt. Intransparent, fehlerbehaftet, inkonsequent und so weiter.
 
BeBur schrieb:
Weiterhin ist zu berücksichtigen, dass wir nicht in einer Utopie leben, in der sowas auf die bestmögliche Art umgesetzt werden würde. Im Besseren Fall wird es halb-schlecht umgesetzt. Intransparent, fehlerbehaftet, inkonsequent und so weiter.
Und vorallem missbräuchlich, Macht tendiert immer dazu missbraucht zu werden, das ist ja letztlich auch der Grund warum wir so eine vielschichtige Gewaltenteilung haben und überall in den staatlichen Gewalten "Hindernisse" bestehen die diesen Missbrauch mindestens abbremst, verzögert und vorallem versucht sichtbar zu machen.

Wenn ein SCS etabliert ist, was genau soll mich daran hindern den Score so auszugestalten das meine Macht und mein Einfluss sowie meine Vortellung unangreifbar der Maßstab sind? Meine politische Ehre? Open Source? Schwarmintelligenz? :D
 
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The_waron schrieb:
Wenn ein SCS etabliert ist, was genau soll mich daran hindern den Score so auszugestalten das meine Macht und mein Einfluss sowie meine Vortellung unangreifbar der Maßstab sind?
fehlende politische Mehrheit für diese Ausgestaltung?
 
DerOlf schrieb:
Dieses System erinnert an einen Pranger.
Wenn man es nur einseitig sieht, vielleicht. Ein Score System funktioniert aber in beide Richtungen und ich kenne niemanden der sich über eine reduzierte Versicherungssumme bei seiner Autoversicherung beschwert oder über Zuschüsse von seiner Krankenversicherung.

Anders herum muss man es nämlich auch betrachten, welche Vorteile habe ich davon sich an die Regeln zu halten? Es ist doch aktuell so, solange ich nicht so derbe aus der Reihe tanze, dass die Polizei anrücken muss, kann ich doch machen was ich will. Selbst wenn die Polizei anrückt und mir vielleicht sogar noch ein Strafzettel aufdrückt, wayne?

Ein Score System könnte nämlich genau in die Richtung schlagen, in der es auch bei der Autoversicherung funktioniert. Wer sich wie ne Sau benimmt, der kann es gerne weiter tun, wer sich nichts zur Schulden kommen lässt kriegt über die Jahre Vergünstigungen. Wieso auch nicht? Der Park reinigt sich nicht von alleine und ich bezahle mit meinem Steuergeld für diejenigen, die sich wie eine Drecksau benehmen und ihren Müll überall hinwerfen.

Ein Score System soll nicht die Gesetze neu gestalten, sondern schlichtweg eine andere Handhabe für Ordnungswidrigkeiten darstellen, einfach mal drüber nachdenken.
 
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KitKat::new() schrieb:
fehlende politische Mehrheit für diese Ausgestaltung?
Bereits zu spät, wenn ich die Öffentlichkeit durch ein SCS kontrolliere, habe ich ja bereits die politische Mehrheit inne gehabt, da ich nun entscheiden kann welche Politik richtig und falsch ist verhindere ich jedweige Korrekturfakturen. Schließlich entscheide ich nun welches Verhalten, welche Politik und welche Form der Berichterstattung einen guten oder schlechten Score bekommt - alles langsam und wohl temperiert selbstverständlich.
 
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xexex schrieb:
Ein Score System könnte nämlich genau in die Richtung schlagen, in der es auch bei der Autoversicherung funktioniert. Wer sich wie neu Sau benimmt, der kann es gerne weiter tun, wer sich nichts zur Schulden kommen lässt kriegt über die Jahre Vergünstigungen. Wieso auch nicht? Der Park reinigt sich nicht von alleine und ich bezahle mit meinem Steuergeld für diejenigen, die sich wie eine Drecksau benehmen und ihren Müll überall hinwerfen.
Was genau möchtest du denn? Wenn ich dich richtig verstehe, sollen Menschen die was illegales machen nachhaltig Nachteile erhalten? Wie muss ich mir das konkret vorstellen?
Und dir geht es um Bagetellen wie z.B. Müll auf den Boden werfen?

xexex schrieb:
Es ist doch aktuell so, solange ich nicht so derbe aus der Reihe tanze, dass die Polizei anrücken muss, kann ich doch machen was ich will. Selbst wenn die Polizei anrückt und mir vielleicht sogar noch ein Strafzettel aufdrückt, wayne?
Aus dem Kontext lese ich raus, dass du das negativ bewertest. Wir haben in Deutschland ja sogar das Ordnungsamt, das für Kleinigkeiten zuständig ist. Ich hätte jetzt eher gesagt, dass ist doch was gutes, das man alles machen darf, solange man sich an die Gesetze hält und wenn nicht kann jeder einfach die Polizei rufen und das ganze wird beendet.
Mir scheint es, dir geht es vor allem um Bestrafung, aber ich denke das ist absolut fatal diese Sichtweise in den Vordergrund zu rücken, weil diese erst Recht Kriminialität produziert.
 
The_waron schrieb:
Bereits zu spät, wenn ich die Öffentlichkeit durch ein SCS kontrolliere, habe ich ja bereits die politische Mehrheit inne gehabt, da ich nun entscheiden kann welche Politik richtig und falsch ist verhindere ich jedweige Korrekturfakturen. Schließlich entscheide ich nun welches Verhalten, welche Politik und welche Form der Berichterstattung einen guten oder schlechten Score bekommt - alles langsam und wohl temperiert selbstverständlich.
Und was hindert deiner Meinung nach aktuell jeden, derartiges nicht jetzt schon umzusetzen, ganz ohne Score?
z.B. Demonstrationsrechte einzuschränken (wie es schon passiert ist - hier und anderswo (kürzlich z.B. in UK)
Dafür braucht man kein social scoring system
 
BeBur schrieb:
Und dir geht es um Bagetellen wie z.B. Müll auf den Boden werfen?
Natürlich! Das ist die einzig sinnvolle Anwendung eines solchen Systems, für das aktuell bestenfalls Strafzettel verteilt werden die keinen weiteren "Lerneffekt" haben. Was kümmert mich 15€ für eine mögliche Ordnungswidrigkeit mit einer geringen Wahrscheinlichkeit dabei überhaupt bestraft zu werden?

BeBur schrieb:
Mir scheint es, dir geht es vor allem um Bestrafung,
Mir geht es vor allem um ein Scoring, den damit eingehenden Lerneffekt und langzeitige Auswirkungen meines guten oder schlechten Verhaltens. Wenn das Ordnungsamt jede Woche anrücken muss, interessiert mich das doch einen feuchten Dreck. Sie haben gegen mich keine Handhabe, können bestenfalls einen "Strafzettel" verpassen und morgen ist es schon wieder vergessen.

Vergleiche das einfach mit der Erziehung! Wenn dir die Eltern jeden Tag erzählen mache dies und das nicht, es aber für dich null Auswirkungen hat, geht dir das spätestens nach einem Monat zu einem Ohr rein und zum anderen wieder raus. Stelle dir einfach mal vor, es gäbe kein Punktesystem in Flensburg, was glaubst du wie wenig manche hierzulande die Verkehrsregeln interessieren würden?

Wer hierzulande genug Geld hat kann sich doch benehmen wie er will, solange solche Vergehen nicht zur Anzeige gebracht werden gibt es keinerlei Konsequenzen. Der Lerneffekt ist hier schlichtweg gleich null, man kann gleich weiter so machen wie bisher.
 
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KitKat::new() schrieb:
Und was hindert deiner Meinung nach aktuell jeden, derartiges nicht jetzt schon umzusetzen, ganz ohne Score?
z.B. Demonstrationsrechte einzuschränken (wie es schon passiert ist - hier und anderswo (kürzlich z.B. in UK)
Dafür braucht man kein social scoring system
Ganz einfach und schon oft genannt: Gewaltenteilung - wenn du dich in deinen Rechten verletzt fühlst kannst du dagegen vorgehen und eine andere Gewalt entscheidet darüber.
 
The_waron schrieb:
Ganz einfach und schon oft genannt: Gewaltenteilung - wenn du dich in deinen Rechten verletzt fühlst kannst du dagegen vorgehen und eine andere Gewalt entscheidet darüber.
und die darf es mit einem social scoring system nicht mehr geben?

Zumal die Gewaltenteilung bei ordnungsgemäß neu eingeführten Gesetze wenig hilft, denn ich kann ja nur geltendes Recht einklagen und wenn das Recht nicht so ist wie ich es gerne hätte hilft mir die Klagerei nichts.
 
KitKat::new() schrieb:
und die darf es mit einem social scoring system nicht mehr geben?
Klar, nur ist eine Gewaltenteilung an dem Punkt sinnfrei bzw. nur noch Fassade wenn ich die Trennung der Gewalten durch eine zentrale Machtsteuerung aufgehoben habe.

KitKat::new() schrieb:
Zumal die Gewaltenteilung bei ordnungsgemäß neu eingeführten Gesetze wenig hilft, denn ich kann ja nur geltendes Recht einklagen und wenn das Recht nicht so ist wie ich es gerne hätte hilft mir die Klagerei nichts.
Genau deswegen gibt es einen Rechtsstaat, damit nicht jeder von uns das Recht gerne so hätte wie es ihm beliebt - möchtest du neue Gesetze haben steht dir kein Gesetz im Weg dies über die Legislative zu tun.
 
xexex schrieb:
Mir geht es vor allem um ein Scoring, den damit eingehenden Lerneffekt und langzeitige Auswirkungen meines guten oder schlechten Verhaltens. Wenn das Ordnungsamt jede Woche anrücken muss, interessiert mich das doch einen feuchten Dreck. Sie haben gegen mich keine Handhabe, können bestenfalls einen "Strafzettel" verpassen und morgen ist es schon wieder vergessen.
Und welche Auswirkungen sollte ein schlechter Score haben? Ich kann mir nicht so recht vorstellen, dass solche Menschen sich noch für ihren schlechten Score interessieren.
 
DerOlf schrieb:
... am Ende entscheiden die Leute eben nicht mehr frei ... auch bei ganz banalen
Ich habe halt oft genug erlebt, dass nichts gutes bei rüber kommt wenn Leute frei entscheiden.
Autos die die Straße vollölen, Nachbar der in der Brutzeit Bäume schneidet, Drängler und Raser auf Autobahn und Bundesstraße, Vandalismus im öffentlichen Raum, etc. Das sind Dinge auf die man als Gesellschaft doch verzichten kann.
 
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BeBur schrieb:
Und welche Auswirkungen sollte ein schlechter Score haben?
Wenn wir über ein Social Scoring reden, liegt die Antwort auf deine Frage doch ganz nahe, bei schlechten Score gibt es Sozialstunden, bei guten Score Ermäßigungen in sozialen Einrichtungen wie Schwimmbad oder Museum.

Letztendlich hängt es schlichtweg davon ab, was man als Inhalte in den Score einfließen lässt. Denkbar ist da so ziemlich alles, bis hin zur Steuerermäßigung.
 
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The_waron schrieb:
Klar, nur ist eine Gewaltenteilung an dem Punkt sinnfrei bzw. nur noch Fassade wenn ich die Trennung der Gewalten durch eine zentrale Machtsteuerung aufgehoben habe.
Wie wärs damit die Gewaltenteilung nicht aufzuheben?

The_waron schrieb:
Genau deswegen gibt es einen Rechtsstaat, damit nicht jeder von uns das Recht gerne so hätte wie es ihm beliebt - möchtest du neue Gesetze haben steht dir kein Gesetz im Weg dies über die Legislative zu tun.
Und den kann es mit social scoring auch weiterhin geben?
 
KitKat::new() schrieb:
Wie wärs damit die Gewaltenteilung nicht aufzuheben?
Wir reden einander vorbei, ich kann formell die Gewaltenteilung komplett belassen, nur ist sie in der Realität dann nicht mehr vorhanden denn: Ich kontrolliere ja jetzt die Menschen, bewerte nach meinen Maßstäben und Vorstellungen, damit kontrolliere ich auch die Legislative und die Judikative, beides wird bekanntlich von Menschen geführt, die nun meinen Bewertungsmaßstäben fungieren müssen bzw. sollten wenn sie nicht zum Paria werden wollen.

Ich kann nicht einerseits ein Instrument der totalen Kontrolle haben und andererseits eine reale Trennung der Macht, beides schließt sich vom Prinzip her aus.
 
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