Mehr Kapazität dank 7-Platter-Festplatten mit Heliumfüllung

Michael Günsch
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Auf der Suche nach Möglichkeiten, um aus den altbewährten Magnetspeicherfestplatten mehr Speicherkapazität herauszukitzeln, forscht die Industrie an Verfahren, die Datendichte weiter zu steigern. Einen völlig anderen Vorstoß wagt nun HGST, die seit einer Weile zu Western Digital gehörende Festplattensparte von Hitachi.

Statt die Datendichte pro Magnetscheibe durch neue Techniken wie beispielsweise HAMR zu steigern, packt HGST „einfach“ mehr Datenscheiben (Platter) ins verbreitete 3,5-Zoll-Format. Bisher galten fünf Platter als Maximum, wie sie HGST bereits vor Jahren auf den Markt brachte. Nun sollen deren sieben im Festplattengehäuse unterkommen. Der Vorteil dabei ist, dass keine teure neue Technik zur Steigerung der Datendichte zum Einsatz kommen muss, was somit eine vergleichsweise günstige Steigerung der Kapazität pro Laufwerk erlaubt.

Die maximale Anzahl der Platter ist natürlich durch die Bauhöhe des 3,5-Zoll-Formats begrenzt und lag bisher bei eben fünf Scheiben. Durch den Einsatz von Helium, das lediglich ein Siebtel der Dichte von Luft besitzt, sollen Strömungseffekte im Inneren der Festplatte reduziert werden, welche auf Platter und Trägerarme der Köpfe einwirken. Dadurch soll sich der nötige Abstand zwischen den Magnetscheiben soweit reduzieren lassen, dass nun sieben davon Platz finden. Darüber hinaus sei auch ein „näheres Zusammenrücken der Datenspuren“ und somit „eine weitere Skalierung der Datendichte möglich“.

Bekanntlich steigen jedoch mit der Anzahl der Platter für gewöhnlich auch die Wärmeentwicklung, die Leistungsaufnahme und die Lautstärke der Festplatten, weshalb meist Modelle mit zwei bis vier Scheiben eingesetzt werden. Hier sollen die Eigenschaften von Helium aber ebenfalls Abhilfe schaffen: Die durch die geringere Dichte verringerten Scherkräfte sowie die effizientere Leitung von Wärme sollen dafür sorgen, dass die Festplatte leiser und auch kühler arbeitet als ein herkömmliches Modell mit Luft. Auch der Energiebedarf soll abnehmen, dabei ist von einer Reduzierung um 23 Prozent gegenüber einem vergleichbaren Modell auf Luftbasis die Rede, was HGST auf dem aktuellen Western Digital Investor Event in Kalifornien demonstrieren will. Pro Terabyte Kapazität betrage die Energieersparnis sogar 45 Prozent. Das Laufwerk bleibe zudem vier Grad kühler im Betrieb.

Konkrete Angaben zu den Kapazitäten und weiteren Spezifikationen will HGST allerdings erst zum Marktstart der neuen HDD-Plattform bekanntgeben. Dieser soll voraussichtlich ab Mitte 2013 erfolgen. Da die Industrie und auch HGST schon vor einer Weile bei 1-Terabyte-Plattern angelangt ist, wären theoretisch 7-Terabyte-Festplatten denkbar. Derzeit stellen Modelle mit 4 Terabyte das Maximum dar.

„Die Vorteile des HDD-Betriebs mit einer Heliumfüllung sind seit Langem bekannt. Springender Punkt ist das Produkt- und Prozessdesign, mit dem das Helium im Rahmen der Massenproduktion kostengünstig im HDD-Gehäuse versiegelt wird“ (...) „Dank dem großen Einsatz unserer Forschungs- und Technikteams sind unsere ersten Pilotprodukte jetzt betriebsbereit. Damit kann HGST diese Technologie als Erster auf den Markt bringen.“

Steve Campbell, Chief Technology Officer bei HGST