Cougar GX G600 im Test: 600 Watt mit 80Plus Gold

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Florian Haaf
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Primärer Bereich

Direkt hinter der zweiten Spule lässt sich auf dem folgenden Bild eine Gleichrichterbrücke mit der Bezeichnung GBU1006 des Unternehmens Diodes, Inc. erkennen. Die Gleichrichterbrücke selbst wandelt Wechselspannung in Gleichspannung um und unterstützt in diesem Fall bei 100 °C 10 A.

Cougar GX G600 Gleichrichterbrücke
Cougar GX G600 Gleichrichterbrücke

Der im nächsten Bild gezeigte primäre Bereich dient unter anderem zur Durchführung der aktiven Leistungsfaktorkorrektur (active PFC). Dafür ist eine Speicherdrossel nötig, deren Aufgabe das Speichern von Ladung ist. Der Ladungszufluss wird von Leistungs-MOSFETs geschaltet, die ihrerseits von einem digitalen PFC-Chip die entsprechenden Signale bekommen. Danach „zerhacken“ mehrere Halbleiter die Spannung auf ein deutlich höheres Frequenzniveau. Ferner benötigt die aktive PFC eine zusätzliche Leistungsdiode (BYC-600), die Von NXP, dem drittgrößten europäischen Halbleiterproduzenten, stammt. Der Durchlassstrom beträgt 8 A bei 82 °C.

Dieser kurze Rückblick auf einen Teil der PFC-Funktionsweise soll dazu dienen zu verstehen, dass in einem Netzteil Schaltvorgänge ablaufen. Wo geschaltet wird, entstehen bekanntermaßen Verluste, weshalb dort eine der Anlaufstellen für die Effizienzverbesserung zu finden ist.

Beim Cougar GX G600 erfolgen alle Schaltvorgänge per Double-Forward-Methode. Das bedeutet, dass jeweils zwei Leistungs-MOSFETs für die Schaltung des Ladungszuflusses zur PFC-Drossel und zum Zerhacken der Spannung zuständig sind. Diese kommen aus dem Hause Fairchild, tragen den Namen FDP18N50 und handhaben bei 25 °C 18 A. Bei 100 °C sind es nur noch 10,8 A, was zeigt, wie entscheidend die Temperatur im Netzteil ist.

Der mit 0,220 mΩ bei 10 V recht niedrige Einschaltwiderstand und das Versprechen des Datenblattes auf eine „superiour swichting performance“ erwecken hohe Erwartungen an die Effizienz, doch erst unsere Tests werden klären, in wie weit sich diese erfüllen. Es darf bei solchen Angeben des Widerstandes übrigens nicht vergessen werden, dass sich alle Werte so gut wie immer auf eine Temperatur von 25 °C und einer niedrigen Auslastung beziehen.

Zusammengefasst lässt sich in Bezug auf die Schaltvorgänge sagen, dass Cougar auf schnelle Transistoren und Dioden zur Verminderung der Schaltverluste setzt. Die Konkurrenz schwört in diesem Bereich auf den LLC-Resonanzwandler, doch es fragt sich, ob die Halbleiter bei Enermax, Seasonic & Co. nicht genauso hochwertig und verlustarm wie bei der GX-Serie ausfallen.

Zurück zur physischen Umsetzung des PFC: Auf einen weiteren Blick erregten an den Füßen der beiden für die PFC zuständigen Leistungs-MOSFETs kleine Ferritperlen unsere Aufmerksamkeit. Sie kommen einer weiteren Filterung zu Nutze und hätten ruhig bei weiteren Transistoren und Dioden eingesetzt werden können. Ferner ist ein weiterer lackgetränkter X-Kondensator zu sehen, der die Gesamtanzahl dieser Filterbausteine auf sehr zufriedenstellende vier Stück erhöht. Dennoch hätte ein teurer Netzfilter, wie er von Hi & Lo oder Yunpen bekannt ist, dem Gesamtbild nicht geschadet.

Cougar GX G600
Cougar GX G600

Der Primärkondensator stammt von Nippon-Chemicon aus Japan und hält bis zu 105 °C stand. Die Spannungsfestigkeit liegt bei 420 V, die Kapazität bei 390 Mikorfarad. Exakt dieselben Spezifikationen besitzt übrigens der Primärkondensator des Enermax Modu87+ 600 W.

Cougar GX G600 – Primärkondensator
Cougar GX G600 – Primärkondensator

Als kombinierter PFC/PWM-Chip kommt ein CM6802SAHG der Firma Champion zum Einsatz. Laut Hersteller ist dieser für das Erreichen einer Effizienz von über 85% ausgelegt und stellt das Flaggschiff der aktuellen Serie dar. Wie erwähnt hat der Chip die Aufgabe, Signale an die PFC-Transistoren zu senden, die den Ladungsfluss zur Speicherdrossel schalten. Dieses Modell ist zusätzlich noch in der Lage, die PWM-Steuerung zu übernehmen. Denn der Chip bekommt von den Ausgängen ein Feedback, wie viel Leistung benötigt wird und regelt daher per PWM die Spannung am Transformator. Erzeugt der PC nur eine geringe Last, nimmt folglich auch die Leistung des Netzteiles temporär ab, was in einer geringeren Abwärme des Gerätes resultiert.

Cougar GX G600 – PWM/PFC Controller
Cougar GX G600 – PWM/PFC Controller

Die beiden verbauten Kühlkörper im primären Bereich hinterlassen einen positiven Eindruck. Sie besitzen durch ihre tiefe Auffächerung und kleinen Rillen in der Oberfläche eine große Kühlfläche, verdecken aber keine Komponenten. Letzteres ist ein wichtiger Faktor, vor allem seit Einführung der Ventilation von oben.