Intels aktuelle Server-CPU-Pläne im Detail

Update Volker Rißka
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In nicht einmal zwei Wochen wird Intel die ersten Server-Prozessoren auf Basis des „Sandy Bridge“ vorstellen. Jene sind dabei Ableger der aktuellen Desktop-Versionen, die Varianten mit bis zu acht Kernen folgen im zweiten Halbjahr. Dazwischen kommt noch das Flaggschiff in den Handel. Ein Überblick.

Noch vor dem eigentlichen Start der „Sandy Bridge“ im Server-Segment wird Intel nach den aktuell vorliegenden Plänen schnellere „Westmere EP“ in den Handel bringen. Die Xeon X5690, X5687, X5675, X5672, X5647, E5649, E5645, E5607, E5606, E5603 und W3690 werden als sogenannter „speed bump“ in den Handel kommen, also bei gleichem Preis wie bisher eine höhere Taktfrequenz bieten. Bereits in der kommenden Woche sollen diese Modelle verfügbar werden.

Intels Server-Familie
Intels Server-Familie

Genau eine Woche später will Intel die Server-Prozessoren auf Basis des „Sandy Bridge“ vorstellen. Wie bereits berichtet, werden die ersten Modelle die E3-1200-Serie der Xeon-Familie bilden. Nach aktuellem Stand plant der Hersteller elf (oder zwölf) Modelle und drei Chipsätze, wobei die zuletzt genannten bereits als C202, C204 und C206 bei Intel gelistet sind. Der C206 genießt dabei eine Sonderstellung, kann er doch die integrierte Grafik der Prozessoren ausgeben – bisher wohl einmalig im Server-Umfeld. Die anderen beiden Chipsätze sind nur für den CPU-Teil zuständig, weshalb Intel bei diesen Modellen von „Sandy Bridge“ entgegen den Desktop-Versionen auch erste Varianten ohne einen Grafikkern anbieten will.

„Sandy Bridge“-Prozessoren für kleine Server
Modell Kerne /
Threads
Takt /
mit Turbo
L3-Cache Grafik Grafiktakt
/ mit Turbo
TDP
Xeon E3-1280 4 / 8 3,5 / 3,9 GHz 8 MB 95 W
Xeon E3-1275 4 / 8 3,4 / 3,8 GHz 8 MB HD3000 850 /
1.350 MHz
95 W
Xeon E3-1270 4 / 8 3,4 / 3,8 GHz 8 MB 80 W
Xeon E3-1260L 4 / 8 2,4 / 3,4 GHz 8 MB HD2000 850 /
1.350 MHz
45 W
Xeon E3-1245 4 / 8 3,3 / 3,7 GHz 8 MB HD3000 850 /
1.350 MHz
95 W
Xeon E3-1240 4 / 8 3,3 / 3,7 GHz 8 MB 80 W
Xeon E3-1235 4 / 8 3,2 / 3,6 GHz 8 MB HD3000 850 /
1.350 MHz
95 W
Xeon E3-1230 4 / 8 3,2 / 3,6 GHz 8 MB 80 W
Xeon E3-1225 4 / 4 3,1 / 3,4 GHz 6 MB HD3000 850 /
1.350 MHz
95 W
Xeon E3-1220 4 / 4 3,1 / 3,4 GHz 8 MB 80 W
Xeon E3-1220L 2 / 4 2,2 / 3,4 GHz 3 MB 20 W

„Sandy Bridge“ in den kleinen Servern soll dabei mit den gleichen Geschwindigkeitszuwächsen punkten wie im Desktop-Segment. Zusammen mit einer Taktsteigerung soll das 3,5 GHz schnelle Topmodell um bis zu 30 Prozent gegenüber dem Vorgänger, einem 3,06 GHz schnellen „Lynnfield“ alias Xeon X3480, zulegen. Auch wenn dies ein interner Hersteller-Benchmark ist, zeigen unsere eigenen Tests, dass „Sandy Bridge“ bei Anwendungen im Vergleich zwischen diesen beiden Architekturen um eben auch diesen genannten Prozentwert zulegen kann.

Benchmarks
Benchmarks

Die erste Tabelle und auch die Folie zeigen bereits, wohin sich die Server-Bezeichnungen bei Intel in diesem Jahr entwickeln. Sie basieren auf ganz verschiedenen Dingen und setzen sich letztendlich zu einer Bezeichnung zusammen. Das E plus die entsprechende Ziffer steht für die Produktlinie. „Sandy Bridge“ wird zu Xeon E3, „Sandy Bridge-EP/EN“ zu Xeon E5 und „Westmere EX“ wird zu Xeon E7. Was darauf folgt, ist eine vierstellige Zahl, von der die erste Ziffer für die maximalen CPUs in einem sogenannten „node“ steht, also die Anzahl an Prozessoren, die zusammengeschlossen werden können. Da die ersten „Sandy Bridge“-CPUs im Server-Segment allesamt nur für 1-Sockel-Systeme gedacht sind, beginnen die Modelle folgerichtig mit der Ziffer 1. Alternativ gibt es die Ziffern 2, 4 und 8 – so wie es bereits die ersten Gerüchte über die Modellpalette der „Westmere-EX“ gezeigt haben, auf die wir später noch genauer eingehen.

Die zweite Ziffer steht allein für den Sockel. Die Ziffer „2“ bedeutet dort Sockel „H2“ alias LGA 1.155, Ziffer „4“ steht für Sockel „B2“ mit vermuteten 1.356 Kontaktflächen. Ziffer „6“ steht für den Sockel „R“ oder auch LGA 2.011 genannt, die Ziffer „8“ für den LS-Sockel LGA 1.567, den „Westmere EX“ nutzt. Was dann noch folgt, ist eine zweistellige Zahl, die sich in erster Linie am Takt und den Kernen orientiert. Je nach Modell kann als Zusatz am Ende der eben beschriebenen, vierstelligen Zahlenkombination ein Buchstaben ergänzt werden. In diesem Bereich ist aktuell aber nur das „L“ für die Kennzeichnung der Low-Voltage-Versionen vorgesehen.

Gut sichtbar wird das Schema beim Betrachten der kommenden Xeon E7 auf Basis des „Westmere-EX“. Dieses wird nach aktualisierten Gerüchten auf sogar 18 Modelle aufgestockt, von denen jeweils sechs CPUs für 2, 4 oder 8 Sockel ausgelegt sind.

Intels Xeon E7-Serie auf Basis des „Westmere-EX“
Modell Codename Takt Kerne / Threads L3-Cache QPI TDP
Xeon E7-8870 Westmere-EX 2,40 GHz 10C / 20T 30 MB 6,4 GT/s 130 W
Xeon E7-8867L Westmere-EX 2,13 GHz 10C / 20T 30 MB 6,4 GT/s 105 W
Xeon E7-8860 Westmere-EX 2,26 GHz 10C / 20T 24 MB 6,4 GT/s 130 W
Xeon E7-8850 Westmere-EX 2,00 GHz 10C / 20T 24 MB 6,4 GT/s 130 W
Xeon E7-8837 Westmere-EX 2,67 GHz 8C / 8T 24 MB 6,4 GT/s 130 W
Xeon E7-8830 Westmere-EX 2,13 GHz 8C / 16T 24 MB 6,4 GT/s 105 W
Xeon E7-4870 Westmere-EX 2,40 GHz 10C / 20T 30 MB 6,4 GT/s 130 W
Xeon E7-4860 Westmere-EX 2,26 GHz 10C / 20T 24 MB 6,4 GT/s 130 W
Xeon E7-4850 Westmere-EX 2,00 GHz 10C / 20T 24 MB 6,4 GT/s 130 W
Xeon E7-4830 Westmere-EX 2,13 GHz 8C / 16T 24 MB 6,4 GT/s 105 W
Xeon E7-4820 Westmere-EX 2,00 GHz 8C / 16T 18 MB 5,86 GT/s 105 W
Xeon E7-4807 Westmere-EX 1,86 GHz 6C / 12T 18 MB 4,8 GT/s 95 W
Xeon E7-2870 Westmere-EX 2,50 GHz 10C / 20T 30 MB 6,4 GT/s 130 W
Xeon E7-2860 Westmere-EX 2,26 GHz 10C / 20T 24 MB 6,4 GT/s 130 W
Xeon E7-2850 Westmere-EX 2,00 GHz 10C / 20T 24 MB 6,4 GT/s 130 W
Xeon E7-2830 Westmere-EX 2,13 GHz 8C / 16T 24 MB 6,4 GT/s 105 W
Xeon E7-2820 Westmere-EX 2,00 GHz 8C / 16T 18 MB 5,86 GT/s 105 W
Xeon E7-2803 Westmere-EX 1,73 GHz 6C / 12T 18 MB 4,8 GT/s 105 W

„Westmere-EX“ nutzt, wie bereits bekannt, die vorhandene „Boxboro“-Plattform, auf der vor gut einem Jahr der „Nehalem-EX“ als Xeon 7500 eingeführt wurde. Gegenüber diesem soll der Neuling vor allem beim Stromverbrauch punkten, hinzu kommen aber auch Leistungssteigerungen aufgrund von mehr Kernen, mehr L3-Cache und einer größeren Speicherbandbreite. Ab dem 4. April 2011 ist mit den neuen Xeon E7 zu rechnen.

„Westmere-EX“ im Vergleich zum Vorgänger
„Westmere-EX“ im Vergleich zum Vorgänger

Nach „Westmere-EX“ wird erst einmal eine Zeit lang Ruhe in den Server-Markt einkehren. Denn nach den vorliegenden Plänen sollen die High-End-Versionen auf Basis der „Sandy Bridge“-Architektur mit bis zu acht Kernen erst zum vierten Quartal eingeführt werden. Da man das Bezeichnungsschema kennt, ist auch die Bestimmung der Namensgebung für die „Sandy Bridge-EP“ nicht länger unbekannt: sie werden die Xeon E5-2600 für 2-Sockel-Systeme und Xeon E5-4600 für 4-Sockel-Varianten, spezielle Versionen wird es auch für einen Sockel geben, dann logischerweise als Xeon E5-1600. Ihnen wird im Sockel LGA 2.011 der „Patsburg“-Chipsatz zur Seite stehen, der als C600-Serie in den Handel kommen soll. Zusammen bilden sie die „Romley“-Plattform. Ebenfalls zur „Romley“-Plattform gehören aber auch die „Sandy Bridge-EN“ für den Sockel „B2“, die folglich die Xeon E5-2400 werden. Wie viele Modelle in den Serien, die auch als Desktop-Ableger geplant sind, letztlich erscheinen, ist aktuell noch nicht bekannt, da der Marktstart noch mehr als ein halbes Jahr in der Zukunft liegt.

Update

Passend zu den von uns berichteten Informationen zu den „Westmere-EX“ kommt eine weitere Quelle, die unsere Angaben untermauert. Eine weitere Folie aus einer Präsentation zeigt darauf das komplette Portfolio der High-End-Server-Prozessoren.

Westmere-EX-Lineup
Westmere-EX-Lineup

Die Folie legt neben allen Spezifikationen auch die Schritte des Turbos dar. Die High-End-Modelle werden bis zu vier Kerne um drei Multiplikatorschritte, also 400 MHz, höher takten können. Wie üblich gibt es Ableger bei denen der Turbo weniger scharf greift oder gar Modelle ohne dieses Feature.

Wie beim Vorgänger ist der DDR3-Speicher an den QPI-Takt gebunden. Dies bedeutet, dass bei einer Absenkung von 6,4 GT/s auf 5,86 respektive 4,8 GT/s der DDR3-Speicher langsamer läuft, als er eigentlich könnte – mit 978 oder gar nur 800 MHz.

Die einzige Unbekannte bleibt am heutigen Tage dann lediglich noch der Preis.