FIFA 13 im Test: Es bleibt bei Änderungen im Detail

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Sasan Abdi
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FIFA 13 im Überblick

Sportspiele haben auf dem PC einen schweren Stand, was sich darin niederschlägt, dass es zum einen immer weniger Titel und Sub-Genres gibt; zum anderen werden die vorhandenen auch gerne mal stiefmütterlich behandelt.

Letzteres gilt auch für die „FIFA“-Serie, denn immerhin stellte es bis zum vergangenen Jahr für die Entwickler von Electronic Arts kein Problem dar, die PC-Variante des Spiels in puncto Features und Entwicklungsstand stets ein Jahr hinterhinken zu lassen. Die Aufhebung dieses frustrierenden Zustandes sorgte im letzten Jahr für überwiegend zufriedene Gesichter, weswegen auch wir im Fazit unseres Test eine umfassende Empfehlung aussprechen konnten.

Wer nun allerdings dachte, dass die Angleichung der Funktionen beibehalten werden würde, wurde kürzlich eines Besseren belehrt, als EA Sports den neuen Modus „Virtuelle Bundesliga“, bei dem die Spieler die Möglichkeit erhalten, sich mit ihrem Lieblingsverein auf monatlichen Bestenlisten möglichst weit vorne zu platzieren, um schließlich in einer K.O.-Phase um den Pokal der VBL mitspielen zu können, nur für die Konsolen-Version ankündigte.

Die erste wichtige Erkenntnis lautet mit Blick auf „FIFA 13“ deswegen, dass die Zeiten der Gleichberechtigung erstmal wieder der Vergangenheit angehören, auch wenn sich die Unterschiede dieses Mal glücklicherweise nur auf ein (allerdings nicht unwichtiges) Detail und nicht auf fundamentale Größen wie beispielsweise den Stand der Technik beziehen.

Das Fehlen der virtuellen Bundesliga ist aber dennoch hervorhebenswert, da sich die sonstigen Neuerungen dieses Jahr in einem eher übersichtlichen Rahmen bewegen. Da ist zum ersten die neue „Attacking Intelligence“ zu nennen, die zu einer dynamischeren Offensive beitragen soll. Und tatsächlich stellt sich schon nach den ersten Spielen das Gefühl ein, dass die KI effektiver die Räume nutzt und es dem Spieler so erlaubt, attraktivere Aktionen durchzuführen. Dies gilt allerdings auch für die gegnerische Offensive, sodass man in der eigenen Hälfte stärker gefordert wird. Löblich ist in diesem Zusammenhang, dass dadurch die aus dem Vorgänger bekannten Standard-Laufwege bzw. immer gleichen Abläufe in der Offensive durch ein offeneres und dadurch tatsächlich dynamischeres Spiel abgelöst werden.

Eine ähnliche Änderung im Detail stellt die „1st Touch Ball Control“ dar, die mit dem Phänomen aufräumt, dass jeder Spieler den Ball gleichermaßen gut annehmen und handhaben kann. In Abhängigkeit von Faktoren wie der Geschwindigkeit, dem Ballweg und dem Druck kann es deswegen selbst mit Top-Spielern passieren, dass der Ball mal verspringt – ein Merkmal, dass uns nicht allzu oft auffiel, insgesamt aber für mehr Realismus im ansonsten weiterhin eher auf Arcade ausgelegten „FIFA“-Universum sorgt.

Noch unauffälliger ist die neue „Complete Dribbling“-Funktion, die vor allem in Eins-gegen-Eins-Situationen ein kreatives Umgehen der Gegner erlauben soll. In dieser Hinsicht existierten bereits einige Möglichkeiten, deren Güte und Anzahl nach wie vor mit der Kompetenz des virtuellen Spielers zusammenhängt, sodass man mit einem Lionel Messi standesgemäß besonders graziös am Gegner vorbeiziehen kann. Sieht man von etwas dynamischeren Richtungswechseln und der Möglichkeit, den Ball effektiver abzuschirmen ab, lassen sich die konkreten Auswirkungen von „Complete Dribbling“ im Rahmen unserer gut siebenstündigen Testzeit aber nicht allzu stark spüren.

Und auch bei der „Player Impact Engine“ genannten Körperphysik hat sich etwas getan, sodass mehr Dynamik beim balllosen Positionsspiel herrscht. So beginnt beispielsweise bei Flanken schon vor dem Eintreffen des Balls ein Positionsgerangel: Spieler drücken und zerren, um sich vorteilhaft zum Ball zu stellen. Auffällig sind auch neue Kollisionsanimationen, die das bekannte Repertoire angenehm erweitern – ein kleines, aber feines Detail, das vor allem Vielspielern von „FIFA 12“ sofort ins Auge springen dürfte.

Ebenso klein aber fein sind die sogenannten „Skill Games“, bei denen es sich um die neuen Ladezeiten-Füller handelt. Statt den Ball wie im Vorgänger aus unterschiedlichen Lagen aufs Tor zu dreschen, kann man hier beim Passen oder Schießen die Geschicklichkeit trainieren. Wer das Ganze zu einem echten Training ausweiten möchte, kann die Spiele auch über das Menü aufrufen.

Training ist vor allem dann nötig, wenn man sich online mit echten Gegenspielern messen möchte. Die gravierendste Neuerung sind in dieser Hinsicht die gegen die KI mäßig relevanten „Tactical Free Kicks“, bei denen man nun bis zu drei Spieler zum Freistoß versammeln kann. Dies hat den Vorteil, dass der gegnerische Spieler bei der Positionierung der Mauer nicht sicher sein kann, wer von den Freistoß-Spezialisten tatsächlich schießen wird - ein nettes, aber nicht besonders tiefgreifendes Feature, dass die mit Spannung beladenen Freistoßsituationen einen wenig spannender werden lässt.

Auch bei den Modi gibt es – vom erwähnten Fehlen der virtuellen Bundesliga abgesehen – keine Überraschungen und fundamentalen Neuerungen zu verbuchen. Am bemerkenswertesten ist deshalb die solide Überarbeitung des etwas angestaubten Manager-Modus'. Auch hier haben die Entwickler für etwas mehr Dynamik gesorgt, indem beispielsweise Ablösesumme noch eindeutiger auch von der Form des jeweiligen Spielers abhängen. Lässt man einen mittelmäßigen Spieler also die halbe Saison auf der Bank schmoren, wird dieser auch nur einen bestenfalls mittelmäßigen Preis erzielen. Hinzu kommen Faktoren wie das Alter und die Moral der Spieler, wobei auch Aspekte wie die Rivalität unter Vereinen stärker in das System einfließen, was dazu beiträgt, dass die Transfers authentischer, da weniger statisch wirken.

Darüber hinaus kann man als Trainer-Spieler nun auch Nationaltrainer werden, was einen weiteren Anreiz für herausragende Leistungen liefert. Allerdings reisen gegebenenfalls auch die Spieler des eigenen Teams zu Spielen der Nationalmannschaft, was sich auf die Leistungsfähigkeit der Mannschaft auswirken kann. Zudem kann nun auch zur Winterpause der Verein gewechselt werden – wer beispielsweise eine miserable Hinrunde hinlegt, kann so einer Entlassung zuvorkommen, auch wenn sich die Angebote in diesem Falle in sehr übersichtlichen Gefilden bewegen werden.

Zur großen Stärke der „FIFA“-Reihe gehört schließlich weiterhin die im Vergleich nahezu perfekte Lizenzausstattung, sodass auch „FIFA 13“ mit rund 500 Original-Teams und 15.000 Spielern aufwarten kann. Für all jene, die ohne Bastelei über diese Bonbon verfügen möchten, findet sich hier weiterhin ein entscheidender Pluspunkt.