Chameleon im Test: Eine Alternative Oberfläche für Android

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Michael Schäfer
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Fazit

Schlussendlich bleibt nach unserem Test der alternativen Android-Oberfläche Chameleon festzuhalten, dass diese Potenzial besitzt, aber in der jetzigen Form den etablierten Launchern nicht annähernd das Wasser reichen kann. Ein in den Kommentaren (egal ob bei Google Play oder in unserem Forum) immer wieder genannter Kritikpunkt war die geringe Anzahl der vorhandenen Widgets, dem wir uns uneingeschränkt anschließen müssen. Gerade vor dem Hintergrund des mit knapp acht Euro recht üppigen Preises darf man mehr erwarten. Vor allem Standard-Widgets wie ein Medienplayer fehlen. Sicherlich kann man geteilter Meinung darüber sein, ob man überhaupt mehr Widgets braucht, aber wenn sich Chameleon gegen andere Launcher durchsetzen will, muss die Software mehr bieten als die – teils deutlich günstigeren – Launcher, für die es teilweise kostenlose Widgets gibt.

Die Möglichkeit, fremde Widgets einbinden zu können, kann diesen Zustand nicht wettmachen, kommt hierbei doch die angepriesene einheitliche Ausrichtung der Oberfläche abhanden. Andere Launcher bieten mit anderen Widgets wesentlich größere Möglichkeiten. Auch das zeitliche und örtliche Umstellen der Screens bietet nicht den Komfort, den diverse andere Programme bieten, bei denen ganze Profile erstellt werden können, welche weit über das hinausgehen, was Chameleon bieten kann.

Darüber hinaus bietet Chameleon selbst recht wenig Möglichkeiten der gestalterischen Individualität. So lassen sich Hintergrundbilder nur recht umständlich einbinden und Schriftgrößen und -farben nicht einstellen. Zwar werden helle Hintergrundbilder durch die einzelnen Widget-Hintergründe abgedunkelt, dadurch verliert aber zum Beispiel ein Winterbild viel von seinem Ausdruck. Eine genauere Möglichkeit der Einstellung seitens des Benutzers wäre eindeutig von Vorteil gewesen.

Helles Hintergrundbild bei Chameleon
Helles Hintergrundbild bei Chameleon

Auch die Widgets selbst sind verbesserungswürdig: Die meisten Benutzer lesen nicht nur Nachrichten von einem Anbieter, weshalb beim News-Widget mehrere Feeds ausgewählt werden können sollten. Für jeden Anbieter ein eigenes Widget einzubinden, ist wenig sinnvoll. Unser alternativ verwendetes Pure-News-Widget bietet zum Beispiel diese Möglichkeit.

Dass beim vorhandenen Kalender-Widget nur auf den Google-Kalender zurückgegriffen werden kann, ist ebenso wie die Beschränkung beim E-Mail-Widget auf einen Gmail-Account eine große Einschränkung. Selbst das Samsung-eigene E-Mail-Widget bietet mehr Möglichkeiten.

Raster zum positionieren von Widgets
Raster zum positionieren von Widgets

Zudem ist uns aufgefallen, dass Chameleon mehr Strom verbraucht als die TouchWiz-Oberfläche, was eventuell damit zu erklären ist, dass unser Test-Tablet unter Chameleon länger braucht, um bei Nichtverwendung in den Strom sparenden Deep-Sleep-Modus zu wechseln. Dieses Problem muss bei anderen Tablets nicht zwangsläufig auftauchen.

Ein weiterer Minuspunkt ist die fehlende Möglichkeit, Einstellungen zu sichern. Das Erstellen mehrerer Screens mit deren Widgets und den dazugehörigen Einstellungen nimmt viel Zeit in Anspruch. Es besteht aber immer wieder die Gefahr, dass die Applikation neu aufgesetzt werden muss, beispielsweise wenn ein Update fehlerhaft war. Es wäre von großem Vorteil, anstatt diese Zeit noch einmal investieren zu müssen, einfach auf eine entsprechende Sicherung zurückgreifen zu können.

Abseits all dieser Kritikpunkte lässt sich Chameleon durchaus einfach bedienen. Natürlich kann es bei solch einer frühen Version noch passieren, dass es an der einen oder anderen Stelle hakt - wie in unserem Fall bei der zeitlichen Umstellung der Screens. Im Gegensatz zum zeitbedingten Wechseln der Screens funktionierte das ortsbedingte Wechseln ohne große Probleme. Außerdem sieht die Oberfläche mit den eigenen Widgets durchaus ansehnlich und geordnet aus. Chameleon startet zudem beim Aufruf zügig und die Widgets aktualisieren sich angenehm schnell.

Auch wenn wir im kurzen Test nicht alle Bereiche von Chameleon ausführlich testen konnten, zeigt der Test deutlich, dass die alternative Benutzeroberfläche noch einiges an Verbesserung benötigt, um mit den bekannten Launchern und Oberflächen anderer Hersteller mithalten zu können. Da die Entwicklung von Chameleon ständig voranschreitet, können einige der von uns kritisierten Punkte schon bald der Vergangenheit angehören. Das Potenzial ist grundsätzlich vorhanden, um Chameleon zu einer echten Alternative zur Standardoberfläche zu machen.

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