Facebook testet bezahlte Direkt-Nachrichten

Andreas Frischholz
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Facebook experimentiert derzeit in den USA mit bezahlten Direktnachrichten. Für einen US-Dollar dürfen Nutzer anderen Facebook-Mitgliedern Direktnachrichten schicken, die direkt in deren Inbox-Ordner landen, auch wenn beide nicht miteinander befreundet sind. Bislang landeten entsprechende Nachrichten im „Sonstiges“-Ordner.

Derzeit ist das Feature nur für eine geringe Anzahl von Nutzer in den USA freigeschaltet, zudem auf eine bezahlte Nachricht pro Woche und drei pro Monat begrenzt. Das soziale Netzwerk versucht auf diesem Weg wohl der – naheliegenden – Vermutung entgegenzutreten, bei den Bezahl-Nachrichten handele es sich um eine zusätzliche Einnahmequelle. Die zentrale Begründung für das Feature lautet nämlich: Spam-Schutz.

Um den Inbox-Ordner der Nutzer von unerwünschten Nachrichten freizuhalten, stützte sich Facebook bislang auf zwei Kriterien. Eine „Social“-Filterung, die sich vor allem auf die Freundesliste beschränkt, und Algorithmen, die etwa Spam-Nachrichten identifizieren oder über „Freunde-von-Freunden“-Verbindungen errechnen, ob die Nachricht eines bestimmten Nutzers für einen selbst Inbox-Relevanz hat. Mit den Bezahl-Nachrichten will Facebook nun ein auf ökonomischen Aspekten basierendes Kriterium hinzufügen.

Facebook beruft sich dabei auf „mehrere Kommentatoren und Forscher“. Eine effektive Art unerwünschte Nachrichten zu vermeiden, wäre es demnach, Leute für Nachrichten zahlen zu lassen. Weiterhin dürfen an alle Mitglieder von Facebook Nachrichten versendet werden, allerdings landen diese eben meistens im wenig beachteten Sonstiges-Ordner. Will man nun als potentiell Fremder eine Nachricht in den Inbox-Ordner schicken, muss man zahlen. Als Beispiele nennt Facebook die Kontaktaufnahme, nachdem man eine Person auf einer Veranstaltung getroffen hat, oder ein Job-Angebot.

Diese wirken sich auch auf die neuen Filter bei den Nachrichten aus. Bis dato konnte man den Datenschutz unter der Option „Wer kann mir Nachrichten schicken?“ einstellen, nun existieren zwei Filter. Mit „grundlegendes Filtern“ (Basic Filtering) erhält man Nachrichten von Freunden und Personen, die man vielleicht kennt – also in erster Linie „Freunde von Freunden“. Hatte man zuvor „Freunde von Freunde“ oder „jeder“ gewählt, ist nun standardmäßig die grundlegende Filter-Variante aktiviert. Mit „strenges Filtern“ (Strict Filtering) erhält man praktisch nur von Freunden Nachrichten. Diese Filter-Variante ist aktiviert, wenn man bisher die Option „Freunde“ aktiviert hatte.

Ob die Bezahl-Nachrichten auch in Europa für einen Test freigeschaltet werden und überhaupt übernommen werden, steht bislang noch nicht fest. Die neuen Feature und der Test mit Bezahl-Nachrichten entsprechen der von Marc Zuckerberg verkündeten Strategie, den Facebook-Messenger auszubauen und in den Vordergrund zu rücken. Bereits im Juni hat jeder Nutzer eine Facebook-E-Mail-Adresse erhalten und inzwischen verkündete Zuckerberg seine Absicht, dass der Facebook-Messenger bei den Nutzern zukünftig E-Mails ersetzen soll.