EA: Premium-Modell für Apps am Ende

Max Doll
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EA sieht weiterhin und ungebrochen Wachstumchancen im Markt für mobile Spiele. Erfolg in diesem Segment und das „Freemium“-Konzept, eine andere Bezeichnung für „Free to Play“, sind für das Unternehmen untrennbar verbunden.

Frank Gibeau, derzeitig Vizepräsident von EA Mobile und mit Auf- sowie Ausbau der Mobile-Sparte beauftragt, bestätigte dass für den Konzern „Freemium“ die Zukunft gehört. „Vor zwei Jahren“, sagte Gibeau Gamesindustry, „waren wir mit dem dem Premium-Modell die Nummer Eins auf Feature Phones“ und drückt damit implizit aus, dass diese Position zwischenzeitlich verloren gegangen ist. Durch Smartphones und Free to Play müsse der Geschäftszweig neu aufgebaut werden, mit vorab und vollständig bezahlten Apps sieht sich EA ins Hintertreffen geraten.

Auch wenn sich der Markt noch nicht gefestigt hat, sieht Gibeau den Niedergang der Premium-Spiele als gesetzt an. Als Maßstab für die globale Entwicklung wird der asiatische Markt herangezogen. „Wenn man schaut wie der Markt in Asien funktioniert, Premium existiert dort einfach nicht als Geschäftsmodell für interaktive Spiele, ob am PC oder auf mobilen Geräten“, begründet Gibeau. Global gedacht würden Bezahl-Apps keine hohen Downloadzahlen erreichen, zumindest im Vergleich mit Free-to-Play-Modellen. Mit diesem lasse sich eine weitaus größere Zielgruppe weltweit ansprechen. Diese Perspektive mit der einhergehenden F2P-Monokultur ist mittlerweile allerdings zumindest umstritten, wie auch der Erfolg klassischer Premium-Spiele zeigt, die durch Mundpropaganda und Qualität Freunde finden.

Es ist besser, möglichst viele Menschen dazu zu bringen, die Spielerfahrung auszuprobieren. Wenn sie sich damit anfreunden ist das großartig, denn dann bleiben sie auch für eine lange Zeit dabei. Mit Premium kann man, angesichts der Tatsache, dass es so viele kostenlose Angebote gibt, nur schwer durchdringen.

Frank Gibeau, Vizepräsident EA Mobile

Beim Umsetzen dieser Strategie sieht Gibeau weiterhin Nachholbedarf. Insbesondere das Konzept des Spiels als ständige Dienstleistung werde noch nicht optimal umgesetzt. Man müsse so gut werden wie Supercell (Clash of Clans) oder King Digital Entertainment (Candy Crush), die Spiele über sehr lange Zeit am Leben erhalten haben. Es gebe zwar Titel wie The Simpsons, Sims Freeplay und Real Racing mit denen dies, ausgedrückt durch positive Rezensionen der Nutzer, gelinge, „im Allgemeinen denke ich aber, dass wir hier am meisten Zeit investieren müssen“, so Gibeau.

Anders hingegen beurteilt EA das aufgrund seines als überreizt wahrgenommenen Bezahlmodells kritisierte Dungeon Keeper. Fehler sieht Gibeau im Marketing, es sei nicht klar kommuniziert worden, „was Dungeon Keeper sein wird oder was es am Ende sein sollte“, Marken würden nur in begrenztem Rahmen Änderungen zulassen. Während der Konzern darauf beharrt, dass das Spiel sich nur an Konkurrenten orientiert hat, empfinden Nutzer die Kostenstruktur als dreist. Dies sieht Gibeau jedoch anders: „Ich denke, wir waren möglicherweise zu innovativ oder haben Dinge probiert, für die die Menschen nicht bereit waren“. Im ohne Zahlungen schwer gestörten Gameplay sieht das Unternehmen weiterhin keinen Fehler. Zwar sei die Weiterentwicklung mittlerweile ausgelagert worden, solange es eine „engagierte“ und „verbundene“ Nutzergruppe gebe, werde das Spiel am Leben erhalten – demnach also durch zahlende Spieler Gewinn abwirft.

Ein Sequel steht derzeit jedoch nicht zur Debatte, für die Zukunft EA erwartet allerdings, dass der Markt durch die starke Konkurrenz von Anforderungen verschiedener Nutzer an ihre mobilen Begleiter, der Konkurrenzsituation und Leistungsspirale neue kreative Konzepte hervorbringt, welche die Besonderheiten der Plattformen besser nutzen – die Vielseitigkeit sei ein markanter Unterschied zu Spielkonsolen.

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