X99-Mainboards: Asus LGA2011-v3 mit mehr Pins ohne Intels Segen

Update Wolfgang Andermahr
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X99-Mainboards: Asus LGA2011-v3 mit mehr Pins ohne Intels Segen

Asus bringt zum Start von Intels Haswell-E-Plattform zwei Mainboards in den Handel. Deren vom Hersteller eigenmächtig mit mehr Pins ausgestatteter Sockel soll höhere Taktraten möglich machen. Intel erteilt der Modifikation eine klare Absage: Die Garantie der CPU entfällt.

Intels Haswell-E-Prozessoren sind mit mehr als 2.011 Kontaktflächen ausgestattet, die vom validierten Sockel LGA2011-v3 allerdings nicht genutzt werden. In der Produktion dienen die zusätzlichen Kontakte unter anderem zur Fehleranalyse. Über einen modifizierten „OC Sockel“ greift Asus rund 60 dieser Pins auf den X99-Platinen ab. Dadurch soll die maximal mögliche Spannung von regulär 1,9 bis 2,0 Volt auf 2,1 bis 2,2 Volt ansteigen. Bei extremen Übertaktungsversuchen soll das den Mainboards einen Vorteil gegenüber der Konkurrenz verschaffen.

Asus OC Sockel (links) und normaler Sockel (rechts)
Asus OC Sockel (links) und normaler Sockel (rechts)

Privatanwender, die die CPU mit Standardeinstellung bei maximal 1,2 Volt laufen lassen, können hingegen keinen Nutzen aus dieser Anpassung ziehen – im Gegenteil. Wie Intel auf Nachfrage von ComputerBase mitteilt, ist der von Asus genutzte Sockel nicht als Teil der Plattform validiert. Intel teilt mit, dass die Garantie der CPU beim Einsatz in entsprechenden Mainboards formal erlischt.

Ob der Hersteller defekte CPUs darauf untersuchen wird, lies Intel zum Start der Plattform offen. Erkennen lässt sich der Einsatz im „OC Sockel“ leicht. Die sonst nicht benötigten Kontaktflächen der CPU, die mit den Pins des Sockels in Berührung standen, weisen erkennbare Kontaktstellen auf. Asus betonte gegenüber ComputerBase, Probleme mit dem eigens entwickelten Sockel erwarte man keine, sollten im „normalen und angemessenen“ Einsatz jedoch welche auftauchen, übernimmt Asus die Garantie.

Vom Sockel abgegriffene Kontaktflächen zeigen leichte Spuren
Vom Sockel abgegriffene Kontaktflächen zeigen leichte Spuren

Bei den zwei vorerst betroffenen Haswell-E-Mainboards handelt es sich um das Flaggschiff „Rampage V Extreme“ aus der ROG-Serie sowie das „X99-Deluxe“ – zu beiden waren schon vor Tagen viele Details ans Licht gekommen. Im Laufe des Septembers werden das Workstation-Board „X99-E WS“ sowie die günstigeren Versionen „X99-A“ und „X99-PRO“ folgen – auch sie sollen den modifizierten Sockel tragen.

Asus Rampage V Extreme für 390 Euro
Asus Rampage V Extreme für 390 Euro

Das Asus Rampage V Extreme bietet vier PCIe-Slots für vier Grafikkarten (1 × 16 Lanes und 3 × 8, Core i7-5930K oder -5960X vorausgesetzt), 14 × USB 3.0 (10 × I/O-Panel), 12 × SATA III (8 × SATA-E-Nutzung), 2 × SATA-Express sowie einen M.2-Anschluss, der mit vier PCIe-Lanes angebunden ist. WLAN funkt über drei Antennen im „Wi-Fi 802.11ac“-Standard, Acht-Kanal-Sound und zahlreiche Knöpfen, die vor allem beim Übertakten helfen, runden das Angebot ab. 390 Euro soll das Rampage V Extreme im Handel kosten.

Das X99-Deluxe ist eine Stufe tiefer positioniert. Es bietet physisch ebenfalls vier PCIe-x16-Slots, von denen allerdings in der Regel „nur“ deren drei von modernen Grafikkarten nutzbar sind. Die Anordnung der Steckplätze auf dem Mainboard blockiert bei drei Dual-Slot-Grafikkarten den vierten Slot.

Asus X99-Deluxe für 350 Euro
Asus X99-Deluxe für 350 Euro

Bei der Ausstattung bietet das X99-Deluxe 14 × USB-3.0- (10 × I/O-Panel), 12 × SATA-III-, 2 × SATA-Express- sowie 1 × M.2. Auch bei Sound und WLAN ist die Ausstattung identisch zum Rampage V Extreme. Mit 350 Euro fällt das X99-Deluxe ein wenig günstiger als der größere Bruder aus.

Asus X99-E-WS für Workstations ab September
Asus X99-E-WS für Workstations ab September

Noch ein wenig preiswerter wird ab September die Einsteigervariante X99-A, sie soll 230 Euro kosten. Dafür muss der Käufer auf den vierten PCIe-16x-Slot, 4 × USB 3.0, 1 x SATA-Express und M.2 verzichten. Auch der zweite LAN-Controller sowie WLAN fallen dem Rotstift zum Opfer.

Update

Asus hat Intels gegenüber ComputerBase mündlich geäußerten Auffassung, die Garantie der CPUs würde durch den Einsatz im modifizierten Sockel entfallen, in einer erneuten Stellungnahme widersprochen. Der Konzern bezieht sich dabei auf die von Intel schriftlich veröffentlichte Stellungnahme, in der Intel nur darauf hinweise, „dass sie den OC Socket nicht validieren, da es sich um ein Eigendesign von Asus handelt“. Das, so Asus, sei „keine Stellungnahme zur Garantie, sondern eine Aussage zum Validierungsprozess rund um Intels eigenes Referenzdesign und deren Spezifikationen“.

Die Modifikationen am Sockel seien im Endeffekt kein anderer Eingriff in die Plattform als die Verwendung eines eigens entwickelten VRM-Designs oder das Beschichten der PINs mit Gold, so Asus weiter. „Folglich bleibt die Garantie von Intel hierdurch [den „OC Sockel“, Anm. d. Red.] unverändert“, schlussfolgert der Hersteller.

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