Stoppt das Pixelzählen!: Ein Streitgespräch zu Grafik und Auflösung

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Max Doll (+1)
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Stärkere Hardware verbauen

Sony und Microsoft hätten einfach stärkere Hardware verbauen können und müssen.

Max Doll

Max DollNatürlich ließe sich, wie gerne geäußert, einfach stärkere Hardware in die Konsolen bauen. Allerdings orientiert sich das Angebot an der Nachfrage zu einem bestimmten Preis. Eine Konsole muss zudem nicht nur eine gewisse Grundleistung bieten, sie soll als Wohnzimmerelement außerdem kompakt, kühl und leise bleiben – und gleichzeitig bezahlbar. Die Kosten für jedes Watt Abwärme steigen aber zusätzlich zu denen, die stärkere Hardware ohnehin schon mit sich bringt. PlayStation 3 und Xbox 360 haben für Größe und Lautstärke berechtigte Kritik einstecken müssen. „Man müsste nur einfach ...“ – ganz so einfach eben doch nicht.

Einen Aufpreis kann am Markt ohnehin nur verlangen, wer einen echten Mehrwert bietet, der nicht nur in ein paar mehr oder weniger sichtbaren Grafik-Extras mündet. Die PlayStation 3 etwa bot ein teures Blu-ray-Laufwerk. Mit Kinect als Begründung für einen erhöhten Anschaffungspreis hat Microsoft hingegen daneben gegriffen, wenngleich nicht ganz eindeutig ist, inwieweit dieser Fehlschlag auf die Idee als solche zurückgeführt werden kann. Was Konsolen nicht können müssen: Den PC-Luxusspieler ehrfürchtig staunend vor dem Bildschirm zurücklassen. Wozu auch? Hässliche Spiele sind kaum noch zu befürchten. Wir sprechen lediglich von verschiedenen Stufen des „Gut“, die in überzogen dramatisierter Form bejammert werden. „Grafikpornos“ sind aber nicht die einzige Gattung Spiel.

Wolfgang Andermahr

Wolfgang AndermahrDie PlayStation 4 sehe ich als eine gelungene Hardware-Plattform an. Natürlich hätte es gerne etwas mehr sein können, was für den Kunden vor allem in Zukunft von Vorteil wäre. Viel schlimmer ist jedoch der doch große Unterschied in der GPU-Leistung zur Xbox One. So muss der Entwickler entscheiden, ob er die PlayStation 4 nicht komplett auslastet oder die Xbox-One-Version schlechter aussehen lässt. An der geringeren Hardware-Leistung wird sich auch in Zukunft nichts ändern – auch ein DirectX 12 für die Xbox One ist keine allumfassende Lösung. Es ist erstaunlich, dass es Microsoft nicht geschafft hat, vom ersten Tag an eine gute Low-Level-API für die Xbox One bereitzustellen.

Und nein, wirklich hässliche Spiele sind von beiden Konsolen nicht zu befürchten. Dies kann aber kein Argument sein, denn dann könnte die Entwicklung jeglichen Fortschritts auch einfach eingestellt werden, wenn der aktuelle Zustand als ausreichend angesehen wird.

Der PC ist schneller

Ein PC ist Konsolen zum gleichen Preis deutlich überlegen.

Max Doll (2)

Max DollTrotzdem haben viele Forenmitglieder noch ein Argument auf Lager: Ein PC zum Preis einer PlayStation 4 sei erheblich schneller als die Konsole und liefere zum gleichen Preis hübschere Grafik. Beispielkalkulationen gehen allerdings von Gebrauchtteilen aus, die teils mehrere Jahre alt sind, nennen optimistische Preise und vergessen, die Versandkosten sowie den reduzierten Garantiezeitraum anzugeben. Was derartigen Vorschlägen fehlt: Die kompakte Bauform – eine Xbox One kommt auf rund 7,3 Liter Volumen –, sowie das Slot-in-Blu-ray-Laufwerk, ein Betriebssystem, den Controller, den Bluetooth- oder Infrarot-Empfänger.

Wenn schon die Xbox One als „klobig“ gilt, was sind dann deutlich größere PCs unter dem Fernseher? Dass der PC konfiguriert, gekauft, zusammengebaut und mit Software bestückt werden muss und erst im günstigsten Fall irgendwann nach dem Konzept „Einschalten und losspielen“ funktioniert, dazu Apps für Medienangebote wie Amazons Instant Video fehlen, ist da noch nicht erwähnt. Man kann ihn noch so lange küssen: Dieser Frosch wird kein Prinz. Das macht ihn nicht weniger liebenswert. Er ist dennoch kein passendes Vergleichsobjekt, sondern etwas anderes und nicht pauschal „besser“.

Wolfgang Andermahr (2)

Wolfgang AndermahrZum selben Preis ist derzeit kein PC den Konsolen überlegen oder auch nur gleichwertig, diese Auffassung teile ich. Das Gegenteil ist der Fall, denn es dürfen auch elementare Dinge wie ein Gehäuse, Controller und ein Betriebssystem nicht vergessen werden. Ebenso wenig halte ich gebrauchte Komponenten für eine echte Alternative – die Lebensdauer ist ein zu großes Fragezeichen und die Beschaffung jedes Einzelteils unter Umständen mit hohem Zeitaufwand verbunden.

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