Nach den Skandalen: Facebook verschärft Vorgaben für Werbekunden

Andreas Frischholz
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Nach den Skandalen: Facebook verschärft Vorgaben für Werbekunden
Bild: Facebook

Die Russland-Ermittlungen im US-Senat, diskriminierende Werbung bei der Wohnungssuche: Der politische Druck auf Facebook wächst und hinterlässt nun Spuren. Das soziale Netzwerk kündigte an, Werbeanzeigen besser kontrollieren zu wollen.

Verschärfte Vorgaben sollen die Nutzer des sozialen Netzwerks besser vor Diffamierung, Betrug und Spam schützen. Festgehalten werde das in den überarbeiteten Werberichtlinien, schreibt der für Werbung zuständige Vice President Rob Goldman in einem Beitrag.

Überarbeitete Werberichtlinien

Das Ziel ist demnach, dass die Gemeinschaftsstandards eingehalten werden. Deswegen prüfe Facebook „viele Werbeanzeigen proaktiv mit automatisierten und manuellen Tools“. Außerdem reagiere man, wenn Nutzer Anzeigen verbergen, blockieren oder als beleidigend oder anstößig markieren. Geprüft werden dann neben dem Inhalt auch das Targeting, die Landing-Page sowie die Identität des Werbekunden.

Goldman räumt zwar ein, dass das „nicht immer optimal“ gelinge. Der Anspruch wäre jedoch, sämtliche „Inhalte zu entfernen, die gegen unsere Richtlinien verstoßen“. Und dass „ohne dabei die öffentliche Debatte zu zensieren“. Zusätzlich verspricht er noch mehr Transparenz. Die Nutzer sollen direkt erkennen können, von wem eine Werbeanzeige stammt und welche Anzeigen dieser Kunde noch schaltet.

Facebook in der Bredouille

Selbst wenn es Goldman nicht direkt schreibt: Dass Facebook bei den Werbeanzeigen reagiert, ist wenig überraschend. Seitdem der US-Kongress wegen einer russischen Einflussnahme auf den US-amerikanischen Präsidentschaftswahlkampf ermittelt, steht das soziale Netzwerk – neben Google und Twitter – besonders unter Druck.

So musste Facebook im Vorfeld der Senatsanhörung einräumen, dass insgesamt 126 Millionen Nutzern in den USA Inhalte in der Timeline angezeigt worden sind, die von russischen Gruppen lanciert wurden. Bei der Anhörung selbst gab dann Facebooks Chefjustiziar Colin Stretch keine gute Figur ab (YouTube). Keine plausible Antwort konnte er etwa auf die Frage geben, warum Facebook keine russischen Gruppen identifizieren konnte, obwohl die Anzeigen in Rubel bezahlt worden sind.

Doch nicht nur bei den Ermittlungen rund um die Präsidentschaftswahl droht Ärger. Zuletzt deckte ProPublica auf, dass Facebook es Werbetreibenden auf dem Immobilienmarkt ermöglichte, diskriminierende Werbung zu schalten. So war es etwa möglich, bestimmte Bevölkerungsgruppen auszuschließen, obwohl das rechtlich eigentlich untersagt ist.

Verschärfte Gesetze abwenden

Die überarbeiteten Werberichtlinien lassen sich somit als Versuch interpretieren, verschärfte Gesetze zu verhindern. Das fordern allerdings nicht nur Politiker in den USA, auch in Europa und Deutschland läuft seit längerem die entsprechende Debatte.