Apple Watch 3 mit LTE im Test: Das iPhone bleibt fast immer die bessere Wahl

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Nicolas La Rocco
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Schneller S3-Chip und helles OLED

Die Apple Watch Series 3 nutzt ein S3 genanntes System on a Chip, das mit zwei Kernen arbeitet und laut Apple 70 Prozent schneller als der S2 aus der Series 2 ist. Im Vergleich zum bald drei Jahre alten S1-Chip mit nur einem CPU-Kern aus der ersten Apple Watch fällt die Leistung wie von einem anderen Stern aus. Wie viel schneller die Series 3 damit auf Eingaben reagiert, Apps lädt und Informationen aktualisiert, ist einer der größten im Test festgestellten Unterschiede. Was die Series 3 mit S3 jetzt an Leistung bietet, hätte gern auch schon Apples erste Smartwatch leisten dürfen.

Das OLED-Display bietet gegenüber der Series 2 keine Verbesserungen, es ist als ehemaliger Träger einer Series 0 aber dennoch eine Erwähnung wert. Es löst in der Variante mit 42-mm-Gehäuse seit der ersten Generation mit 312 × 390 Bildpunkten auf und bietet Force Touch für die Erkennung der Druckintensität. Die mit der Series 2 eingeführte Neuerung ist eine von 450 auf 1.000 cd/m² erhöhte Maximalhelligkeit, die sich zuletzt an sonnigen Tagen während der CES in Las Vegas als nützlich erwiesen hat. Sorgen, das OLED-Display könne im Alltag zu dunkel sein, sind seit der Series 2 unbegründet.

eSIM für LTE nur bei der Telekom

Erst seit der Series 3 gibt es optional LTE in einer Apple Watch, seit der Series 2 die Ortung per GPS und GLONASS. Mobilfunk steht in allen Varianten zur Verfügung, das heißt für die normale Apple Watch, Nike+, Hermès und Edition. Woran man das Ausstattungsmerkmal erkennt? An einem warum auch immer roten Punkt auf der Krone. Störend ist der Farbtupfer nicht, Apple hätte aber ebenso darauf verzichten können.

Rote Krone als Merkmal der LTE-Version
Rote Krone als Merkmal der LTE-Version

Einen SIM-Schacht hat die Apple Watch nicht, sie nutzt stattdessen eine eSIM, die über das Smartphone konfiguriert werden muss. Derzeit ist dies ausschließlich in Kombination mit einem Vertrag bei der Deutschen Telekom möglich, indem eine Zweit-SIM des Vertrags (Multi-SIM) als eSIM-Profil auf die Uhr übertragen wird. Vodafone und Telefónica verzichten auch vier Monate nach Marktstart auf den Support der Series 3.

Der QR-Code (hier entfernt) muss von der Watch-App fotografiert werden
Der QR-Code (hier entfernt) muss von der Watch-App fotografiert werden

Über die Hotline der Deutschen Telekom wurde ein SIM-Profil für die Apple Watch angefragt, kurze Zeit später war dieses bereits über das Kundenkonto abrufbar. Der zugehörige QR-Code muss für die Aktivierung aus der Apple-Watch-App heraus mit dem Smartphone aufgenommen werden, wenige Sekunden danach ist die Uhr mit LTE online. Wie das im Detail funktioniert, erklärt die Telekom hier. Da der QR-Code mit dem Smartphone abgerufen wurde, konnte der Code zunächst nicht mit dem Telefon abfotografiert werden. Nachdem ein Foto des Codes auf die Uhr übertragen und dort in der Galerie angezeigt wurde, war dies aber kein Problem mehr. Die Einrichtung der eSIM lief insgesamt bewertet einfach ab und war innerhalb von zehn Minuten erledigt.

Apples fantasievolle Nutzergruppe

LTE auf der Uhr schön und gut, aber was kann die Uhr damit, was sie nicht schon vorher konnte? In der Theorie kann man das Smartphone jetzt öfter zu Hause lassen und trotzdem noch über die Uhr telefonieren oder Musik streamen und per Bluetooth an die Kopfhörer übertragen. Apple beschreibt das Ganze so:

Die Freiheit ruft. Beantworte Anrufe vom Surfbrett aus. Lass Siri eine Nachricht verschicken. Streame deine Lieblingssongs beim Laufen. Und das alles kannst du machen, während dein Telefon zuhause bleibt. Die neue Apple Watch Series 3 mit Mobilfunk. Jetzt hast du die Freiheit, nur mit deiner Watch unterwegs zu sein.

Apple zur Apple Watch Series 3 mit LTE

Gleich im zweiten Satz wird allerdings deutlich, wie realitätsfern Apples Vorstellung der Nutzung von der tatsächlichen Nutzung im Langzeittest ist. Offenlegung: Im Test wurde die Uhr kein einziges Mal verwendet, um Anrufe vom Surfbrett aus zu beantworten. Tatsächlich wurde die Uhr in den letzten vier Monaten nur ein einziges Mal testweise für ein Telefonat verwendet, um zu überprüfen, ob es denn funktioniert – ja, tut es.

Man kann mit der neuen Apple Watch dank LTE vieles machen, während das Telefon zu Hause bleibt. Das Problem ist nur, dass ein Smartphone heutzutage nie zu Hause bleibt. Dank IP67 wird ein iPhone inzwischen sogar mit an den Strand genommen.

Der Prototyp eines Apple-Watch-Trägers?
Der Prototyp eines Apple-Watch-Trägers? (Bild: Apple)

Eine Smartwatch mit LTE klingt zunächst einmal nach der Erfüllung seit Jahren gehegter Wünsche, letztlich trat im Test allerdings relativ schnell Ernüchterung ein, sodass das Feature im Laufe der Zeit fast schon vergessen wurde und vollständig in den Hintergrund trat. Dies jedoch nicht im Sinne einer perfekt integrierten Technologie, die unauffällig, aber zuverlässig im Hintergrund arbeitet, sondern die schlichtweg nicht genutzt wurde, weil es einfach keinen Grund dafür gab – selbst beim Sport nicht.