Halo Infinite: Verschiebung war absehbar und ist ein Problem

Max Doll
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Halo Infinite: Verschiebung war absehbar und ist ein Problem
Bild: Microsoft

Ein Grund für die Verschiebung von Halo Infinite sollte die COVID-19-Pandemie sein. Weitere Gründe bringt ein neuer Bericht ans Licht. Microsoft bemüht sich derweil, den Schaden durch den Verlust des Zugpferdes für die Xbox Series X verbal zu minimieren.

Neben der Pandemie habe das Projekt von 343 Industries laut einem Bericht von Paul Thurrott mit einer Kombination von Herausforderungen gekämpft. Schon die Rahmenbedingungen seien eine solche gewesen: Entwickelt wurde ab 2015 ein Spiel für eine kommende Konsole nicht endgültig geklärter Spezifikation auf Basis einer neuen Engine. Darüber hinaus habe das Studio überdurchschnittlich viele Arbeiten an Auftragnehmer vergeben, aber mit der Koordination zu kämpfen gehabt.

Dass die Arbeiten nicht optimal verlaufen, sei schon 2019 zu erkennen gewesen, als in kurzer Zeit der Posten des Creative Directors zwei Mal neu besetzt wurde. Es handle sich um ein nach außen gedrungenes Zeichen interner Meinungsverschiedenheiten, berichtet die Seite unter Berufung aus Quellen aus dem Studio. Ein Zeichen von Problemen sei auch der Verlust visueller Qualität zwischen den Trailern der Jahre 2019 und 2020 gewesen, für die es keine Erklärung gegeben habe.

Eine solche hat Paul Thurrott erst nach dem Blick hinter die Kulissen gefunden: Während das Management über die Halo-Fernsehserie die Arbeiten am Spiel etwas aus dem Blick verloren habe, würden Entwicklung und Marketing aneinander vorbeileben. Dies zeige sich in dem Umstand, dass kurz vor der Verschiebung der Multiplayer-Modus des Titels als Free-to-Play-Spiel angekündigt wurde, der zusätzliche Hype aber mangels fertigem Spiel ins Leere laufe. Gelöst sind die strukturellen Probleme also nicht, weil sie bis in die Gegenwart andauern.

Spencer relativiert schon

Die Verschiebung von Halo Infinite ist gleichzeitig der Verlust des wichtigsten Launchtitels für die Xbox Series X und deshalb ein Problem. Das lässt sich an den Reaktionen von Microsoft erkennen. Eine lange Darstellung der Xbox-Presseabteilung betont etwa die Unzahl von verfügbaren, aber alten oder nicht-exklusiven Spielen. Sie ist als erste Komponente der Schadensbegrenzung zu betrachten. Eine weitere sind jüngste Aussagen von Phil Spencer, der nun die Erwartungen an den Start der Series X dämpft.

Spencer sagte als Gast des Animal-Talking-Podcasts, dass Microsoft nicht den Ansatz verfolge, mehr Konsolen als Nintendo und Sony zu verkaufen, denn dann würde das Unternehmen Spiele nicht auf dem PC oder über den Streaming-Dienst xCloud anbieten. An sich stimmt die Aussage: Xbox wird als Dienst für Spiele etabliert, der sich von Hardware löst. Ihr kommt damit geringere Bedeutung zu. Beliebig wenig Konsolen kann Microsoft aber nicht verlieren, ohne dass auch die Attraktivität des Xbox-Ökosystems leidet. Spencer dämpft so aber bereits die Erwartungen an die initialen Verkaufszahlen.