Radeon RX 6800 „XL“ Customs im Test: PowerColor Red Dragon gegen Sapphire Nitro+

Wolfgang Andermahr (+1)
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Radeon RX 6800 „XL“ Customs im Test: PowerColor Red Dragon gegen Sapphire Nitro+

tl;dr: Mit PowerColor Red Dragon und Sapphire Nitro+ vergleicht die Redaktion die ersten Custom-Designs mit Radeon RX 6800 „XL“ im Test. Nach dem roten Teufel auf der XT gibt damit auch die günstigere Variante von PowerColor ihren Einstand, während sich bei Sapphire abermals das vorläufige Topmodell beweisen muss.

PowerColor Red Dragon und Sapphire Nitro+ im Test

Kaufen kann man sie kurz vor Weihnachten zwar ebenso wenig wie die Referenzdesigns, aber Muster haben es bereits in die Redaktion geschafft, teils im Karton eingeschweißt direkt aus der Fabrik: Custom-Designs mit AMDs Navi 21 alias „Big Navi“.

Die Redaktion nutzt die „ruhigen Tage“ zwischen Radeon RX 6800 (XT), 6900 XT, GeForce RTX 3080, 3090, 3070, 3060 Ti und dem, was sich für den Januar bereits anzukündigen scheint, und stellt weitere Custom-Designs auf die Probe.

Nach Sapphire Radeon RX 6800 XT Nitro+ und PowerColor Radeon RX 6800 XT Red Devil (Test) sind jetzt zwei kleinere Radeon RX 6800 mit der Navi-21-XL-Variante von Big Navi an der Reihe: PowerColor Red Dragon und Sapphire Nitro+. Kleiner bezieht sich dabei allerdings nicht auf die Dimensionen der Grafikkarte, sondern auf die Ausbaustufe der GPU und die Preise in der offiziellen Preisliste.

Auf den ersten Blick stehen sich beide Kontrahenten sehr nahe: Beide Grafikkarten sind gleich lang, gleich breit und mit 2,5 respektive 2,7 Slots fast gleich dick und bieten drei Lüfter, von denen je zwei 95 und einer 85 mm im Durchmesser groß ist. Es finden sich aber auch zahlreiche Unterschiede wieder.

Sapphire Radeon RX 6800 Nitro+ im Detail

Die Sapphire Radeon RX 6800 Nitro+ ist schnell umrissen, denn abseits der um 12 CUs beschnittenen GPU entspricht die „XL“- der „XT“-Version der Nitro+. Die konnte im Test insbesondere bei der Lautstärke überzeugen, obwohl sie deutlich leichter als das Referenzdesign oder auch die Red Devil von PowerColor ausfällt.

Die Sapphire Radeon RX 6800 Nitro+
Die Sapphire Radeon RX 6800 Nitro+

Das liegt nicht nur, aber auch daran, dass Sapphire bei der Abdeckung des Kühlers auf Kunststoff und nicht auf Metall setzt – das mutet günstig bis zuweilen billig an. Der andere Grund ist ein relativ kleiner Alu-Radiator, was der Kühlleistung aber keinen Abbruch tut. Beide Nitro+ sind mit 31,0 cm also gleich lang, mit 13,5 cm gleich dick und mit 2,7 Slots gleich breit.

Nicht zu unterscheiden: Sapphire Nitro+ mit Navi 21 XT und XL
Nicht zu unterscheiden: Sapphire Nitro+ mit Navi 21 XT und XL

Sapphire setzt auch bei der Radeon RX 6800 Nitro+ zwei verschiedene BIOS-Versionen ein. Im Werkszustand liegt der Game-Takt bei 1.980 MHz und der Turbo bei 2.190 MHz, die TGP darf maximal 220 Watt (+15 Watt) betragen. Das alternative BIOS belässt es hingegen bei den Referenzvorgaben. Der 16 GB große GDDR6-Speicher arbeitet immer mit 8.000 MHz. Zwei 8-Pin-Stromstecker sind für den Betrieb notwendig.

Modell Gewicht Länge Höhe Dicke
PowerColor RX 6800 Red Dragon 1.447 g 31,5 cm 13,5 cm 2,5 Slots
PowerColor Radeon RX 6800 XT Red Devil 1.610 g 32,0 cm 13,0 cm 3,0 Slots
Sapphire RX 6800 Nitro+ 1.208 g 31,0 cm 13,5 cm 2,7 Slots
Sapphire Radeon RX 6800 XT Nitro+ 1.240 g 31,0 cm 13,5 cm 2,7 Slots
AMD Radeon RX 6800 Referenz 1.391 g 27,0 cm 12,0 cm 2,0 Slots
AMD Radeon RX 6800 XT Referenz 1.503 g 27,0 cm 12,0 cm 2,5 Slots

Auch die Radeon RX 6800 Nitro+ hat nicht nur zwei, sondern gleich drei BIOS-Ausführungen und der BIOS-Schalter hat entsprechend drei verschiedene Positionen. Das Standard-BIOS befindet sich im eingebauten Zustand auf der linken Position und das Alternativ-BIOS auf der mittleren Einstellung. Auf der rechten Position ist dann wieder das Standard-BIOS aktiv, allerdings lässt es sich via Sapphire TriXX in seiner Konfiguration anpassen.

Sapphire bietet bei der Radeon RX 6800 Nitro+ eine recht einfache, aber doch schicke RGB-Beleuchtung, die neben einem Leuchtstreifen am Rand das Logo und den Nitro-Schriftzug auf der Backplate umfasst. Eine Limited Edition mit RGB-LED-Lüftern wie bei der „XT Nitro+“ gibt es nicht. Monitore können an drei DisplayPort-1.4-DSC-Schnittstellen oder einem HDMI-2.1-DSC-Anschluss betrieben werden, auf USB Typ C verzichtet Sapphire.

Bildvergleich: Die Sapphire Radeon RX 6800 Nitro+ AMDs Radeon RX 6800 im Referenzdesign

PowerColor Radeon RX 6800 Red Dragon im Detail

Während PowerColor bei der Radeon RX 6800 XT Red Devil mit einem gewagten Design neue Wege beschreitet, kommt die Red Dragon gediegener und mit nur dezenter RGB-LED-Beleuchtung daher. Mit 31,5 zu 32,0 cm Länge, 2,5 zu 3,0 Slots Breite und 1,45 zu 1,60 kg ist die Red Dragon auch weniger wuchtig, wenngleich die Grafikkarte weiterhin zu den größeren gehört.

Auch die Red Dragon bietet zwei verschiedene BIOS-Versionen. Ab Werk ist das OC-BIOS aktiv, das eine TGP von rund 225 Watt (+20 Watt) vorsieht. Alternativ gibt es ein Quiet-BIOS, das mit rund 210 Watt noch immer 5 Watt über dem Referenzdesign liegt. Mit dem OC-BIOS verspricht PowerColor ein paar MHz weniger als Sapphire bei der Nitro+, mit dem Quiet-BIOS sind es ein paar Watt mehr.

Bildvergleich: Die PowerColor Radeon RX 6800 Red Dragon Die Radeon RX 5700 XT im Referenzdesign von AMD

Monitore kann die Grafikkarte über drei DisplayPort-1.4-DSC-Schnittstellen oder einen HDMI-2.1-DSC-Anschluss ansteuern.

Design und technische Eckdaten im Vergleich

Radeon RX 6800 Red Dragon und Sapphire Radeon RX 6800 Nitro+ benötigen mit über 30 cm Länge und 2,5 respektive 2,7 Slots Breite jeweils viel Platz im Gehäuse, unterscheiden sich untereinander aber nur im Detail, wie der nachfolgende Vergleich nochmals verdeutlicht.

Bildvergleich: Die PowerColor Radeon RX 6800 Red Dragon Die Sapphire Radeon RX 6800 Nitro+

Beide Grafikkarten verfügen über eine Backplate aus Metall, die bei beiden Varianten am hinteren Ende nicht geschlossen ist, um Abluft des dritten Lüfters einfacher entweichen zu lassen – das PCB ist jeweils kürzer als das Kühlsystem.

Die nachfolgende Tabelle enthält die wesentlichen Eckdaten der beiden Grafikkarten noch einmal im Vergleich und stellt sie denen des Referenzdesigns gegenüber.

Merkmal AMD RX 6800
Referenz
PowerColor RX 6800
Red Dragon
Sapphire RX 6800
Nitro+
Karte PCB-Design AMD PowerColor Sapphire
Länge, Breite 27,0 cm, 12,0 cm 31,5 cm, 13,5 cm 31,0 cm, 13,5 cm
Stromversorgung 2 × 8-Pin
Kühler Design Referenz, 2,0 Slots PowerColor, 2,5 Slots Sapphire, 2,7 Slots
Kühlkörper Vapor-Chamber
Alu-Kern/Radiator
7 Heatpipes
Alu-Kern/Radiator
Lüfter 3 × 80 mm (axial) 2 × 95 mm (axial)
1 × 85 mm (axial)
Lüfter abgeschaltet (2D) Ja
Anlaufdrehzahl 550 Umdrehungen 1.100 Umdrehungen 1.200 Umdrehungen
Takt
GPU-Basis 1.700 MHz 1.800 MHz (OC-BIOS)
1.750 MHz (Silent-BIOS)
1.850 MHz (Standard-BIOS)
1.700 MHz (Alternativ-BIOS)
GPU-Durchschnitt 1.815 MHz 1.950 MHz (OC-BIOS)
1.905 MHz (Silent-BIOS)
1.980 MHz (Standard-BIOS)
1.815 MHz (Alternativ-BIOS)
GPU-Maximum 2.105 MHz 2.170 MHz (OC-BIOS)
2.140 MHz (Silent-BIOS)
2.190 MHz (Standard-BIOS)
2.105 MHz (Alternativ-BIOS)
Speicher 8.000 MHz
Speichergröße 16 GB GDDR6
Leistungsaufnahme Standard TGP 205 Watt ~225 Watt (OC-BIOS)
~210 Watt (Silent-BIOS)
~220 Watt (Standard-BIOS)
~205 Watt (Alternativ-BIOS)
Maximale TGP +15 %
Anschlüsse 2 x DisplayPort 1.4 DSC
1 x HDMI 2.1 DSC
1 × USB Typ C
3 × DisplayPort 1.4 DSC
1 × HDMI 2.1 DSC

Taktraten unter Last

ComputerBase hat den von der Grafikkarte gemeldeten Stromverbrauch der GPU (TGP) über einen Zeitraum von 30 Minuten in Doom Eternal (UHD) protokolliert. Es zeigt sich die bereits angesprochene Staffelung: Red Dragon OC liegt vor Nitro+ mit Standard-BIOS liegt vor Red Dragon mit Silent-BIOS liegt vor Nitro+ mit Alternativ-BIOS. Darüber hinaus wird sichtbar, dass die Red Dragon mit Werks-BIOS (OC) die Leistungsaufnahme deutlich stärker schwanken lässt als dasselbe Modell mit dem alternativen Quiet-BIOS oder Sapphire auf der Nitro+.

Leistungsaufnahme (GPU) in Doom Eternal UHD (Nvidia PCAT)
150170190210230250Watt (W) 11002003004005006007008009001.0001.1001.2001.3001.4001.5001.6001.7001.800Sekunden