Adrenalin 21.4.1: Neuer Radeon-Treiber mit viel Feintuning

Wolfgang Andermahr
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Adrenalin 21.4.1: Neuer Radeon-Treiber mit viel Feintuning
Bild: AMD

Letztes Jahr ist das große Treiber-Update bei AMD ausgefallen, nun ist es wieder so weit. Der Adrenalin 21.4.1 kann mit Neuerungen aufwarten, wobei es sich aber primär um Feintuning bereits bekannter Features handelt. ComputerBase wirft einen Blick auf die Software inklusive Benchmarks.

Seit dem Jahr 2015 stand jeweils zum Jahreswechsel ein großes Update für den Grafiktreiber von AMD auf der Agenda (2015 2016, 2017, 2018, 2019), im Jahr 2020 fiel es erstmals aus. Das holt AMD nun offiziell mit dem Adrenalin 21.4.1 nach, wenn auch nicht ganz so opulent wie die Jahre zuvor, als es zum Jahresausklang oft große neue Funktionen gab. Der neue Treiber bietet mit viel Feintuning bekannter Features und kleineren Verbesserungen aber mehr als die monatlichen Aktualisierungen. Die erste Neuerung betrifft den Installer.

Optionen im Installer

Der Adrenalin-Treiber bietet sehr viele Features, die man bis jetzt zwangsweise alle installieren musste. Mit dem Adrenalin 21.4.1 gibt es nun eine Auswahl. Nach dem Entpacken öffnet sich das gewohnte Installationsmenü, das Nutzern unter dem Menüpunkt „Zusätzliche Optionen“ fortan die Wahl lässt:

  1. Nur Treiber: Installation ausschließlich des Treibers – ganz ohne das Treibermenü.
  2. Minimale Installation: Installation des Treibers und eines deutlich abgespeckten Treibermenüs. Dann bietet das Menü nur noch die nötigsten Informationen zur Hardware und auch die Einstellmöglichkeiten sind begrenzt. Die wichtigsten 3D-Optionen wie Anti-Lag, Chill, Radeon Boost und Radeon Image Sharpening bleiben erhalten, dasselbe gilt für den Auto-Updater und die Anzeige-Optionen. Der ganze Rest fehlt jedoch, und das ist eine Menge: Streaming- und Aufnahmeoptionen, WattMan, der Home-Bildschirm und das Overlay.
  3. Vollständige Installation: Komplettinstallation (wie bisher)

Die minimale Installation macht das Treibermenü nicht wirklich schneller, es soll schlicht die Übersicht verbessert werden, zumal viele Spiele die zahlreichen Optionen nicht benötigen und Einsteiger schnell überfordern. Der Verzicht auf jegliches Menü („Nur Treiber) mindert den Funktionsumfang der Grafikkarte hingegen deutlich. Die „Minimale Installation“ stellt schlicht einen Kompromiss dar, der für viele Radeon-Besitzer ausreichen dürfte.

Kräftigere Farben und Farbkorrekturen für Farbenblinde

Wer keine natürliche Farbdarstellung möchte und stattdessen knalligere Farben bevorzugt, kann im Adrenalin 21.4.1 den Menüpunkt „Verbesserung der Anzeigenfarben“ aktivieren. Die Übersetzung ist (nicht nur) in diesem Punkt bestenfalls fragwürdig, denn besser wird die Farbdarstellung gewiss nicht. Knalliger werden die Farben allerdings schon, was aber nicht nur in Spielen, sondern auch auf dem Windows-Desktop gilt.

Eine weitere neue Farb-Option richtet sich an Menschen mit Farbsehschwäche und kann eine für sie jeweils optimale Farbkorrektur für die Farben Rot, Grün und Blau vornehmen. Die Funktion ist für die drei Farben separat mit einem Slider einstellbar.

Beide Farb-Optionen werden auf einer Radeon-Grafikkarte mit RDNA- oder RDNA-2-Architektur sowie ab einer Ryzen-4000-APU angeboten. Darüber hinaus muss Windows 10 installiert sein.

Playready AV1: Bereit für die Zukunft

Noch wird mit PlayReady verschlüsselter AV1-Content nirgendwo ausgespielt. Wenn es so weit ist, können der Adrenalin 21.4.1 und zukünftige Treiber damit aber umgehen. Dafür muss dann jedoch eine Radeon-RX-6000-Grafikkarte eingebaut sein, da nur RDNA 2 den AV1-Codec bisher Hardware-beschleunigt decodieren kann. Zudem benötigt es Windows 10 und dessen Update KB5000842.

Die Leistungs-Ansicht wurde überarbeitet und versteht Ryzen-CPUs

Auch das Leistungsansicht-Menü, ehemals WattMan, wurde mit dem Adrenalin 21.4.1 überarbeitet. Es präsentiert sich beim ersten Aufruf übersichtlicher, weil viele Menüpunkte von Haus aus eingeklappt sind. Mehr als Framerate, GPU-Auslastung, VRAM- und RAM-Belegung sowie die CPU-Auslastung für AMD Ryzen, die neu hinzugekommen ist, wird standardmäßig nicht mehr angezeigt.

Jeder Punkt kann weiter ausgeklappt werden und dann gibt es das volle Programm von Frametimes über Taktraten bis hin zu Temperaturen, Lüfterdrehzahl und noch einigem mehr. Da darüber hinaus die generelle Optik des Menüs etwas umgebaut worden ist, ist die Übersicht nun tatsächlich deutlich besser als zuvor. Zudem lässt sich in dem Menüpunkt jetzt auch das Performance-Overlay inklusive optionaler Graphendarstellung aktivieren und konfigurieren, dasselbe gilt für die Leistungsprotokollierung.

Der Menüpunkt zum Übertakten der Grafikkarte und zum Modifizieren von Lüftersteuerung, maximaler Leistungsaufnahme und anderen Aspekten ist dagegen gleich geblieben.

AMD Link hat ebenso eine Überarbeitung erfahren. So gibt es nun zum Beispiel nicht mehr nur eine App für Android und iOS, sondern auch für den Windows-10-PC, die den vollen Funktionsumfang bietet. Neu ist zudem die Funktion „Link Game“, die es ermöglicht, eine geschützte Verbindung zum Radeon-PC eines Freundes aufzubauen und dann auf diesem gemeinsam einen Titel mit lokalem Mehrspielermodus zu zocken. Der eigene Rechner dient dann quasi als angeschlossener, zweiter Controller an dem verbundenen System. Weil ein Remote-Desktop-Zugriff dahintersteckt, ist nicht nur das angedachte Spielen möglich.

Darüber hinaus will AMD die Latenzen beim Streaming mittels AMD Link reduziert haben, ohne aber diesbezüglich genauer zu werden. Zudem kann das Streaming nun auch mit bis zu 144 FPS stattfinden und die maximal mögliche Bandbreite wurde auf 50 Mbit/s erhöht. Darüber hinaus gibt es ab sofort die Möglichkeit, die bis jetzt immer aktive Verschlüsselung der Verbindung abzuschalten, was die Performance auf schwachen Rechnern verbessern soll.

Weitere kleine Verbesserungen

Des Weiteren bietet der Adrenalin 21.4.1 weitere kleine Verbesserungen. So wurden einige Menüpunkte anders angeordnet, um die Übersicht zu verbessern und die Bedienung zu vereinfachen. Es gibt jetzt einen eigenen Menüpunkt fürs Aufnehmen und Streamen, der zudem über einen kleinen Wizard verfügt, um Einsteiger die erste Konfiguration zu erleichtern und nicht direkt mit zig Menüpunkten zu erschlagen.

Der neue „Crash Defender“ soll einige Treiberabstürze einbremsen können, bevor sie ein Spiel mit in den Abgrund reißen, und so ein normales Weiterarbeiten oder Spielen ermöglichen – oder wenigsten das Speichern. Der integrierte Browser soll deutlich besser funktionieren, zudem wurde die Suche so optimiert, dass diese besser die im Treiber angebotenen Features findet. Die Leistungs-Ansicht bietet nun eine Möglichkeit, die GPU und den Speicher getrennt automatisch übertakten zu lassen oder Undervoltage zu betreiben. Die Funktion richtet sich an Einsteiger.