Lian Li PC-O11 Dynamic Mini im Test: Testergebnisse, Messwerte und Fazit

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Jan Wichmann
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Testsystem und Methodik

ComputerBase hat das Testsystem für Gehäuse zum Frühling 2021 überarbeitet. Statt Ryzen 7 2700X und GeForce RTX 2070 kommen nunmehr Ryzen 9 3900X und Radeon RX 6800 XT zum Einsatz. Mit 300 statt 220 Watt TDP im ausladenden Design ist vor allem der Wechsel bei der Grafikkarte als krasse Anpassung zu verstehen. Als Netzteil wird anstelle des sonst verwendeten und sehr großen Seasonic Platinum Series 1200W aufgrund der SFX-L-Beschränkung ein Fractal Design Ion SFX Gold 650W eingesetzt. Da das Lian Li PC-O11 Dynamic Mini keine Lüfter mitliefert, werden als Referenz jeweils zwei Noctua NF-A14 PWM im Boden (einsaugend) und der rechten Seitenwand (einsaugend) sowie ein Noctua NF-A12 PWM am Heck (ausblasend) verbaut.

Verwendetes Messsystem
Komponente
CPU Ryzen 9 3900X, 105 Watt TDP
Mainboard MSI X470 Gaming M7 AC
Arbeitsspeicher Corsair Vengeance RGB DDR4-3200
Grafikkarte ASRock Radeon RX 6800 XT Taichi
SSD Muskin Helix-L 1 TB, M.2
CPU-Kühler be quiet! Dark Rock Pro 4
Netzteil Fractal Design Ion SFX Gold 650W
Gehäuselüfter 4 × Noctua NF-A14, 1 × Noctua NF-A12

Zwei Gehäuselüfter-Zustände im Test

Anstelle von punktuellen Temperatur-Messwerten in einem mutmaßlich eingeschwungenen Zustand werden alle ermittelten Temperaturen und GPU-Lüfter-Drehzahlen im Zeitverlauf protokolliert und dargestellt. Ermittelt werden die Messwerte über einen Zeitraum von 30 Minuten, der vom Start des Spiels Cyberpunk 2077 (WQHD, volle Details) bis zu dessen Beendigung reicht. Dabei werden zwei Betriebsmodi untersucht:

  1. Mit höchster Drehzahl der Gehäuselüfter, also bei maximaler Gehäuse-Kühlleistung.
  2. Mit einer Gehäuse-Lüfterdrehzahl, die in 30 cm Abstand zur Front bei gemessenen 33,5 dB(A) liegt und damit als noch flüsterleise zu bezeichnen ist. Jedwedes Nebengeräusch im Raum lässt das Gehäuse aus der Wahrnehmung verschwinden.

Der CPU-Lüfter mit fixer Drehzahl

Der CPU-Lüfter wird mit festen 600 U/min betrieben, um den Einfluss der Gehäusekühlung auf die CPU-Temperatur ohne den Störfaktor CPU-Lüftersteuerung abbilden zu können. Die GPU-Lüftersteuerung wird hingegen aktiv gelassen. Im Leerlauf stehen die Lüfter also still, unter Spiele-Last versuchen sie die GPU knapp unter der kritischen Zieltemperatur zu halten.

Der Geräuschpegel ohne aktive Geräuschquellen im Raum beträgt 33,5 dB. Die Skalierung der Einheit Dezibel (dB) erfolgt logarithmisch. Das bedeutet, dass eine Steigerung von 10 dB für das menschliche Empfinden etwa einer Verdopplung der Lautstärke entspricht. Die Raumtemperatur beträgt zum Testzeitpunkt 22,1 °C.

Lautstärke im Leerlauf und in Spielen

Bevor es an die Temperaturen geht, gilt der erste Blick der Lautstärke. ComputerBase betrachtet dabei zwei Szenarien: Im Leerlauf unter Windows 10 und nach 30 Minuten Dauerlast im Spiel. Beide Szenarien werden jeweils bei der 33,5 dB vor dem Gehäuse ergebenden Lüfterdrehzahl und bei voller Drehzahl erhoben.

Drehzahl für 33,5-dB-Modus Maximale Drehzahl
Boden Seite Heck Boden Seite Heck
Lian Li PC-O11 Dynamic Mini 450 U/min 900 U/min 1.450 U/min 2.000 U/min
Lautstärke nach Betriebsmodus – Front
  • Nur Gehäuse im Leerlauf (33,5 dB entspricht lautlos):
    • PC-O11 Dynamic Mini @ max. U/min
      58,0
    • PC-O11 Dynamic Mini @ 450 U/min
      33,5
  • Gesamtsystem unter Last (Spiel):
    • PC-O11 Dynamic Mini @ max. U/min
      58,0
    • PC-O11 Dynamic Mini @ 450 U/min
      44,1
Einheit: dB(A)

Die Parameter geben vor allem Aufschluss über das Zuspiel der Grafikkarte. Während jene im Leerlauf unter Windows still verweilt, erhöht sie im 33,5-dB-Testszenario unter Last die Gesamtlautstärke auf 44,1 dB. Sofern die Gehäuselüfter mit den maximalen Umdrehungen rotieren, spielt die Grafikkarte hingegen eine untergeordnete Rolle. In beiden Szenarien verbleibt die Lautstärke bei 58 dB.

CPU-, VRM-, SSD- und RAM-Temperatur

Der Blick auf die Temperaturen zeigt schnell, dass eine geschlossene Front zusammen mit potenter Hardware zu einer heißen Sache werden kann. Das Lian Li PC-O11 Dynamic Mini macht hier keine Ausnahme. Es ist mehr auf Optik als auf Airflow getrimmt. Jedoch muss auch bedacht werden, dass es sich vorrangig an Nutzer einer (AiO)-Wasserkühlung wendet.

Die fehlenden Lüfter in der Front machen sich bei Verwendung einer reinen Luftkühlung so vor allem im oberen, über der Grafikkarte liegenden Bereich bemerkbar. Im flüsterleisen Betrieb und unter Last erreichen insbesondere Prozessor und Spannungsregler Werte, die nicht tragbar sind. Die Temperatur des Prozessors rangiert bei etwa 85 °C, während selbiges System im Fractal Design Meshify 2 (Test) lediglich 67 °C erreicht – wohlgemerkt nur mit den drei mitgelieferten Lüftern in Front und Heck. Die Arbeitsspeichertemperaturen von rund 61 und 48 °C sind hingegen als normal zu bezeichnen.

Diagramme
CPU-Temperatur (Tctl/Tdie)
01836547290°C 1501001502002503003504004505005506006507007508008509009501.000

Eine Ausnahme stellt die M.2-SSD dar. Durch die im Boden montierten Lüfter atmet sie stetig Frischluft und glänzt gegenüber einem herkömmlichen Airflow-Konzept mit hervorragenden Werten von 48 bzw. 57 °C.

GPU-Temperatur und -Lüfterdrehzahl

Die Grafikkarte zeigt sich von dem über ihr liegenden Geschehen wenig beeindruckt. Die unteren Lüfter arbeiten ihr direkt zu. Interessant ist vor allem, dass die Drehzahl der im Boden verbauten Lüfter schon beinahe nebensächlich zu sein scheint. Sowohl mit 400 U/min als auch mit maximaler Drehzahl arbeitet die Grafikkarte mit einer Temperatur von durchschnittlich 77 bis 78 °C an der Grenze zur Taktdrosselung mit rund 1.530 U/min auf halber Kraft. In beiden Szenarien agiert die Grafikkarte also auch gleich laut.

Diagramme
GPU-Temperatur
01836547290°C 1501001502002503003504004505005506006507007508008509009501.000

Fazit

Das Lian Li PC-O11 Dynamic Mini verdeutlicht, dass bei kompakten Gehäusen mit viel Glasfläche zum Bewundern der Hardware Abstriche beim Airflow gemacht werden müssen. Dasselbe Gehäusekonzept mit weniger Glas, doch dafür mit einem besseren Airflow bietet der Gehäusebruder PC-O11 Air Dynamic Mini.

Dessen ungeachtet ist das PC-O11 Dynamic Mini ein hervorragendes Gehäuse, das vor allem durch seine Modularität und großzügige Einblicke besticht. Die drei Umbauvarianten sind sehr gut umgesetzt. Kleinere Einschränkungen beim 7-Slot-Design legen jedoch die Nutzung eines µATX-Mainboards nahe, sodass auch die damit einhergehenden Vorteile verwendet werden können. Eine tadellose Verarbeitung, viel Platz für beinahe jede Hardware und gerade letzteres trotz kompakter Abmessungen sprechen vollends für das Lian Li PC-O11 Dynamic Mini.

Lian Li PC-O11 Dynamic Mini
Lian Li PC-O11 Dynamic Mini

Vom Kauf abschreckende negative Aspekte gibt es nicht. Die Voraussetzung zur Nutzung eines SFX-L-Netzteils ist zwar eine kleine Einschränkung, die jedoch dem Gehäuse keinesfalls rot angekreidet werden sollte. Käufer, die auf Kompaktheit Wert legen, dürften sich sowieso in den SFX-Gefilden tummeln. Das Weglassen von vormontierten Lüftern kann im ersten Moment sauer aufstoßen, doch spart es auch Geld, besonders unter dem Gesichtspunkt, dass bei einem solchen Gehäuse mit viel Glas auch schnell zu beleuchteten Lüftern gegriffen wird oder Nutzer von (AiO)-Wasserkühlungen bereits entsprechende, auf ihr Kühlsystem abgestimmte Lüfter besitzen.

Das Lian Li PC-O11 Dynamic Mini ist bereits in den Farben Schwarz, Weiß mit schwarzer Glasumrahmung und vollständig Weiß verfügbar. Der Preisvergleich listet die ersten beiden Farbvarianten ab rund 109 Euro. Die „Snow White“-Edition beginnt ab etwa 123 Euro. Zum Preis von rund 220 Euro gibt es außerdem die schwarze Variante im Bundle mit einem 750-Watt-Netzteil (SFX-L).

ComputerBase wurde das PC-O11 Dynamic Mini von Lian Li leihweise zum Testen zur Verfügung gestellt. Eine Einflussnahme des Herstellers auf den Testbericht fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht.

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