Scuf Instinct Pro im Test: Erfahrungen und Fazit

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Max Doll
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Auf dem Papier liest sich das Featureset des Instinct Pro insofern fast schon ernüchternd. Erst der direkte Kontakt erzählt eine andere Geschichte. Buttons haben weniger Spiel und klingen dumpfer, das Batteriefach wird mit Magneten gehalten und öffnet kinderleicht, die Faceplate mit Oberflächenbeschichtung schmeichelt den Fingern. Hilfreicher, weil von praktischem Nutzen ist das Design der Thumbsticks. Weil sie keine Kante besitzen, werden sie nicht zu Schmutzmagneten. Alternative Formen sind wie üblich eine Geschmacksfrage, am bequemsten erwies sich die normale Version.

Sie sind als eine Art Wippschalter ausgeführt, den Scuf unterhalb des Batteriefachs platziert. Bedient werden sie mit den Mittelfingern. Eine super Lösung: Während die beiden kleinsten Finger den Controller halten, liegen die mittleren Finger ohnehin nur lose, was hier auch Fehleingaben effektiv verhindert. Form und Position der Paddles erlauben es, den Controller normal zu halten und zwei der vier Paddle-Tasten mühelos zu betätigen. Gerade der Fakt, dass sich das Pad trotz Paddles im Regelfall wie der Standardcontroller anfühlt, sichert eine gelungene Ergonomie.

Der Instinct Pro punktet beim runden Gesamteindruck
Der Instinct Pro punktet beim runden Gesamteindruck

Die anderen beiden Tasten werden durch Wegschieben der Mittelfinger ausgelöst, was sich etwas unnatürlich und leicht anstrengend anfühlt – sie fanden beim Spielen deshalb instinktiv wenig Beachtung. Wippen als solche demonstrieren ihren Wert beim Instinct Pro erneut. In Shootern lassen sich zusätzliche Aktionen ausführen, wenn beide Thumbsticks belegt sind. Derweil ist es in Souls-Spielen möglich, eine Ausweichrolle auszuführen, während der Gegner im Blick behalten wird. Zumindest gefühlt wird die Unterhaltung damit komfortabler und etwas einfacher. Beim Schießen tragen zudem die leicht, aber nicht versehentlich aktivierbaren Triggersperren zu schnelleren Reaktionen bei. Nicht ganz so gut gelingt das Entsperren. Um die Schalter richtig greifen zu können, muss der Controller im Gegensatz zur Aktivierung in der Regel umgedreht werden.

Nette Extras sind zudem die gummierten Griffe und das Gewicht. Mit 316 g inklusive zwei AA-Batterien wiegt der Instinct Pro im kabellosen Betrieb kaum mehr als ein Xbox-Controller, der in gleicher Konfiguration 284 g auf die Waage bringt. Gut 18 Prozent Mehrgewicht sind zwar leicht spürbar, aber kein ständiger Begleiter im Kopf wie bei einem nochmals schwereren Elite Controller, der es auf 345 g bringt. So liegt das Gamepad gut in der Hand. Für sicheren Halt sorgen darüber hinaus gummierte Griffe, die die Ergonomie subtil verbessern.

Dass keine weitreichende Konfiguration möglich ist, unterstreicht den Ansatz des Instinct Pro: Anfassen und loslegen lautet sein Motto. Das gelingt fraglos: Im Grunde muss man sich dieses Gamepad weder großartig anschauen noch Kniffe erlernen, sein Einsatz gelingt aus dem Stand heraus mühelos. Während andere Luxus-Gamepads immer wieder darauf aufmerksam machen, dass sie anders sind oder sein müssen, bleibt der Instinct Pro unaufdringlich. Er liefert nicht das eine große Feature oder einen besonderen Strahlmoment, sondern ein extrem gutes Gesamtpaket, das den gewohnten Controller natürlich erweitert. Im Grunde bietet Scuf fast schon ein Baumuster, das gerne der nächste Standard-Controller werden darf.

Fazit

Mit dem Instinct Pro bereichert Scuf das Controllersegment um ein Produkt, das einen schönen Kompromiss der Konkurrenzprodukte bietet. Gut erreichbare, aber an den Fingern unsichtbare Paddles, wenig Zusatzspeck auf den Hüften, Detailverbesserungen an Thumbsticks und Wunschdesigns sind feine Upgrades, die in der Summe ein ästhetisch und funktional rundes Produkt hervorbringen. Der Controller macht Spaß, weil er Vorteile ohne die bei anderen Modellen nötige Kompromissbereitschaft bietet.

Zumindest fast. Die zu schluckende Kröte ist der Preis, und zwar in einer Größe, die im Hals stecken bleibt. 220 Euro kostet der Scuf Instinct zuzüglich der Versandkosten in der schwarzen Standardform mit magerem Lieferumfang und einer Garantie, deren knappe Dauer von sechs Monaten dem Preis des Produktes nicht gerecht wird. Selbst einfache Designs treiben den Preis weiter, für eine abgestimmte farbliche Anpassung aus mehreren Elementen kommen schnell 40 Euro dazu. In der Spitze kratzt der Controller sogar an den 300 Euro. Eine Tasche, ein längeres Kabel und vier Thumbsticks werden im Bundle für weitere 40 Euro angeboten. Zwei zusätzliche Thumbsticks liegen bei immerhin 13 Euro, Faceplates zum Nachkaufen zwischen 30 und 35 Euro pro Stück.

Das Scuf Instinct Pro ist ein tolles Gamepad mit irrem Preis
Das Scuf Instinct Pro ist ein tolles Gamepad mit irrem Preis

Im Grunde kostet der Controller selbst im günstigsten Fall kaum weniger als eine Xbox Series S oder so viel wie 4,4 normale Gamepads. Dazu kommt, dass die Konkurrenz, die ebenfalls mit dem Endgegner „Preis“ kämpft, im Vergleich fast wie ein Schnäppchen aussieht. Der schwerere, aber flexiblere Elite Controller Series 2 inklusive Tragetasche, Ladeständer und alternativen Thumbsticks kostet aktuell rund 140 Euro, Razers Angebote starten ab 120 Euro. Schon das ist extrem teuer bezahlter Luxus, beim Scuf Instinct Pro geht aber jedwede Bodenhaftung verloren. Ein Fazit muss deshalb so lauten: Der Controller ist fraglos gut, aber auch unverschämt teuer. Sein Gegenwert steht aktuell in keiner annähernd zu rechtfertigenden beziehungsweise gesunden Relation zum Preis.

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ComputerBase wurde der Instinct Pro von Corsair zum Testen zur Verfügung gestellt. Der Controller wurde unter NDA zur Verfügung gestellt. Die einzige Vorgabe war der frühestmögliche Veröffentlichungszeitpunkt. Eine Einflussnahme seitens Corsair auf den Testbericht fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung gab es nicht.

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