Intel Q2 2022: Miese Quartalszahlen besiegeln das Aus von Optane

Michael Günsch
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Intel Q2 2022: Miese Quartalszahlen besiegeln das Aus von Optane

Intels jüngste Quartalszahlen enttäuschen: Erstmals seit Jahren muss der Halbleitergigant wieder einen Verlust ausweisen und der Umsatz ging im Jahresvergleich um ganze 22 Prozent zurück. Als Teil der Strategie zu besseren Finanzergebnissen wird jetzt das bisher verlustreiche Optane-Geschäft komplett eingestampft.

Millionenverlust statt Milliardengewinn

Nur noch rund 15,3 Milliarden US-Dollar setzte Intel im zweiten Quartal 2022 um, während es ein Jahr zuvor noch 19,6 Milliarden US-Dollar waren. Und statt eines Gewinns in Milliardenhöhe stehen aktuell mit einem Verlust von 454 Millionen US-Dollar rote Zahlen in den Büchern. Intels CEO Pat Gelsinger kommentiert das desaströse Ergebnis wie folgt:

Die Ergebnisse dieses Quartals lagen unter den Standards, die wir für das Unternehmen und unsere Aktionäre festgelegt haben. Wir müssen und werden es besser machen. Der plötzliche und rasche Rückgang der Wirtschaftstätigkeit war der größte Treiber, aber im Defizit spiegeln sich auch unsere eigenen Ausführungsprobleme wider.

Pat Gelsinger, CEO bei Intel

Damit spricht die Unternehmensführung die bekannten Probleme an, dass Intel wichtige neue CPU-Generationen nicht wie geplant auf den Markt bringen konnte. Dachte man, dass diese Verzögerungen inzwischen ausgestanden sind, gibt es bei der neuen Server-CPU-Generation Sapphire Rapids schon wieder Probleme.

Intel: Umsätze und Gewinne seit Q1/2003
-1.0003.4007.80012.20016.60021.000Millionen US-Dollar Q1/2003Q3/2003Q1/2004Q3/2004Q1/2005Q3/2005Q1/2006Q3/2006Q1/2007Q3/2007Q1/2008Q3/2008Q1/2009Q3/2009Q1/2010Q3/2010Q1/2011Q3/2011Q1/2012Q3/2012Q1/2013Q3/2013Q1/2014Q3/2014Q1/2015Q3/2015Q1/2016Q3/2016Q1/2017Q3/2017Q1/2018Q3/2018Q1/2019Q3/2019Q1/2020Q3/2020Q1/2021Q3/2021Q1/2022

Optane-Geschäft wird eingestellt und das kostet

Doch dies und die allgemein durch Krisen geschwächte Weltwirtschaft zeichnen nicht allein für die schlechten Quartalszahlen verantwortlich. Intel teilt mit, dass im Laufe des zweiten Quartals 2022 mit der kompletten Einstellung des Optane-Geschäfts begonnen werde, was Abschreibungen in Höhe von 559 Millionen US-Dollar bedeutet. Unter der Marke Optane vereint Intel NVDIMMs (Optane Memory) und SSDs, die auf den Phasenwechselspeicher 3D XPoint setzen, der mit Ex-Partner Micron entwickelt worden war. 3D XPoint sollte als neue Stufe in der Speicherhierarchie die Lücke zwischen schnellerem und teurerem DRAM sowie langsamerem aber günstigerem NAND-Flash schließen. Letztlich blieb die Nachfrage aber gering und Optane ein Nischenprodukt.

3DXpoint als Optane Memory Cache (oben) und in einer SSD für Server
3DXpoint als Optane Memory Cache (oben) und in einer SSD für Server

Nach hohen Verlusten zieht Gelsinger nun die Reißleine. Da er dies bereits früher angedeutet hatte, überrascht der Schritt nicht – obgleich diese Absicht zunächst offiziell dementiert worden war. Es sei dennoch eine schwierige Entscheidung gewesen, so der CEO. Künftig will sich das Unternehmen auf Entwicklungen mit dem Compute Express Link (CXL) fokussieren. Die schnelle Verbindungstechnik soll auch Speicherzugriffe beschleunigen.

Gelsinger als der Spartenkiller

Bereits zuvor hatte Intel die komplette NAND-Flash- und SSD-Sparte an SK Hynix aus Südkorea verkauft. Mit dem Aus der Optane-Sparte hat Intel gar keine eigenen Speicherprodukte mehr im Programm. Vom DRAM-Geschäft hatte sich Intel schon vor vielen Jahren verabschiedet.

Gelsinger ist ein regelrechter „Killer“, was die Einstellung wenig lukrativer Geschäftsbereiche angeht. Seit seiner Rückkehr zu Intel wurden schon sechs Geschäftsbereiche eingestampft, darunter auch das Drohnengeschäft.

Minus in den Kernsegmenten

Beim Blick auf die einzelnen Sparten zeigt sich, dass gerade die wichtigsten Segmente im zweiten Quartal besonders stark schwächelten. Allen voran erwirtschaftete die Client Computing Group rund um Intel-Core-Prozessoren für Desktop und Notebook mit 7,7 Milliarden US-Dollar ganze 25 Prozent weniger Umsatz als im Vorjahr. Die Datacenter und AI Group rund um Xeon-Chips für Server setzte 16 Prozent weniger um.

Intel: Umsätze nach Sparten in Q2 2022
Intel: Umsätze nach Sparten in Q2 2022 (Bild: Intel)

Großes Wachstum zeigte wiederum die zugekaufte Automotive-Sparte Mobileye, die um 41 Prozent zugelegt hat. Das Geschäft als Auftragsfertiger (IFS) schwächte allerdings mit 54 Prozent Umsatzrückgang stark ab. Hier herrscht aber für die Zukunft mit dem neuen Kunden MediaTek Besserungspotenzial.