Samsung Galaxy Z Fold 4 im Test: Akkulaufzeiten und Kamera

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Nicolas La Rocco
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Während das Gehäuse des Fold 4 marginal kompakter geworden ist, hat sich an dem darin verstauten Akku mit 4.400 mAh nichts gegenüber dem Vorjahr verändert. Bei den diesjährigen Foldables von Samsung hat lediglich das Flip 4 ein Upgrade von 3.300 auf 3.700 mAh erhalten. Beim Laden gibt sich Samsung insbesondere im Vergleich zu den chinesischen Mitstreitern konservativ und beschränkt den Vorgang auf maximal 25 Watt für das Laden über USB-C. Innerhalb einer halben Stunde lässt sich das Gerät damit auf 50 Prozent bringen. Drahtloses Laden wird jetzt hingegen mit 15 statt 11 Watt unterstützt, in die entgegengesetzte Richtung etwa für Kopfhörer-Ladecases sind es bis zu 4,5 Watt.

Das Fold 4 verbraucht von Natur aus mehr

Die Akkulaufzeiten eines Smartphones wie dem Fold 4 zu bewerten, ist angesichts des Aufbaus mit praktisch drei Bildschirmen kein einfaches Unterfangen. Zwar bietet das Gerät nur zwei Displays, insgesamt stellen sie aufgrund des großen inneren OLED-Panels aber annähernd die Pixelanzahl von drei regulären Smartphones mit Full-HD-Panel zur Verfügung. Zu sagen, mit dem Gerät komme man gut über den Tag, ist beim Fold 4 somit eine gänzlich andere Aussage als bei einem normalen Smartphone mit nur einem Display.

Die Akkutests hat die Redaktion ausschließlich mit dem inneren Bildschirm durchgeführt, weil dieser letztlich doch das primäre Panel in der alltäglichen Nutzung für den produktiven Betrieb und die multimediale Nutzung darstellt. Auf dem äußeren Panel werden hingegen eher gewisse Apps wie WhatsApp, Google Maps oder Google Wallet kurz verwendet. Für die längere Nutzung von Office-Apps, Browser und Fotos, wie sie der PCMark nachstellt, oder längere Filme und Serien, wie sie das Streaming auf YouTube nachbildet, steht jedoch tendenziell eher der große Bildschirm im Fokus. Darüber hinaus stellt die Redaktion in den folgenden Absätzen einen Einblick in das Nutzungsverhalten an einem intensiven Tag Nutzung beim Außendienst zur Verfügung.

Diagramme
PCMark 3.0 Akkutest 200 cd/m²
    • Asus ROG Phone 6 (Android 12.0)
      17:18
    • Doogee V20 (Android 11.0)
      14:49
    • Asus Zenfone 9 (Android 12.0)
      14:02
    • Sony Xperia 5 III (Android 11.0)
      13:08
    • Vivo X60 Pro (Android 11.0)
      13:02
    • Google Pixel 6a (Android 12.0)
      12:16
    • Google Pixel 6 (Android 12.0)
      11:10
    • OnePlus Nord 2 (Android 11.0)
      10:41
    • Samsung Galaxy S22 Ultra (Android 12.0)
      10:38
    • Samsung Galaxy S22+ (Android 12.0)
      10:20
    • Google Pixel 5 (Android 11.0)
      10:08
    • OnePlus 9 (Android 11.0)
      9:58
    • Gigaset GS5 (Android 11.0)
      9:46
    • OnePlus 9 Pro (Android 11.0)
      9:41
    • Samsung Galaxy S21 Ultra (Android 11.0)
      9:27
    • OnePlus 8 Pro (Android 10.0)
      9:26
    • Samsung Galaxy Z Fold 4 (Android 12.0)
      9:24
    • Qualcomm Smartphone for Snapdragon Insiders (Android 11.0)
      9:20
    • Google Pixel 6 Pro (Android 12.0)
      9:20
    • Samsung Galaxy XCover6 Pro (Android 12.0)
      9:06
    • Samsung Galaxy S22 (Android 12.0)
      8:53
    • Nothing Phone (1) (Android 12.0)
      8:46
    • Samsung Galaxy Z Flip 3 (Android 11.0)
      6:20
    • Nokia XR20 (Android 11.0)
      0:00
      stürzt ab
Einheit: Stunden, Minuten

Durchschnitt ist beim Fold 4 mehr wert

Mit einer Laufzeit von 9:24 Stunden im PCMark 3.0 schneidet das Fold 4 durchschnittlich ab. Im dichten Mittelfeld sorgen allerdings schon wenige Minuten Laufzeit mehr oder weniger für eine optisch bessere Einstufung im Diagramm. Größere Unterschiede gibt es erst ab dem Galaxy S22+ (Test), das bei 10:20 Stunden liegt. Der absolut betrachtet eher durchschnittliche Wert des Fold 4 muss allerdings unter dem Aspekt des 7,6 Zoll großen Bildschirms und dessen sehr hoher Auflösung in Relation gesetzt werden.

Einen auf alle 3,94 Millionen Pixel des inneren Bildschirms gezogenen YouTube-Film in 720p-Auflösung spielte das Fold 4 für 16:03 Stunden ab. Ein Galaxy S22+, dessen OLED-Panel auf 2,53 Millionen Pixel und dessen Akku auf 4.500 mAh kommt, schaffte 16:51 Stunden Laufzeit. 4,45 Millionen Pixel stellt hingegen das Galaxy S22 Ultra dar, dessen 5.000-mAh-Akku für 17:46 Stunden gut war. Analog zum Test im PCMark steht die ermittelte Laufzeit für ein mittelmäßiges Ergebnis.

Bei intensiver Nutzung kommt man durch den Tag

Das Fold 4 wurde auch über mehrere Tage als primäres Smartphone im geschäftlichen und privaten Umfeld mit denselben Apps und demselben Nutzungsverhalten wie bei einem privaten Gerät verwendet. Dabei kam es auch an einem längeren Tag im Außendienst zum Einsatz, der von circa 5 Uhr morgens bis kurz vor Mitternacht verlief, und wies 18:46 Stunden Nutzungsdauer bei einer Restkapazität von 8 Prozent auf. Der Bildschirm war in dem Fall für 4:41 Stunden aktiviert. Die primären Verbraucher waren die Apps für Chrome, Twitter, Gmail, Kamera, Lufthansa, YouTube, Slack, Feedly, Google Maps und WhatsApp.

Akkuverbrauch während des Tests
Akkuverbrauch während des Tests

In Anbetracht der vielfältigen Nutzungsoptionen eines faltbaren Smartphones mitsamt den gebotenen Multitasking-Features kann sich diese Akkuleistung durchaus sehen lassen. Absolut betrachtet liefert Samsung mit dem Fold 4 zwar nur durchschnittliche Akkulaufzeiten, sie bringen aber selbst einen intensiven Nutzer (ohne Spiele) sicher über den Tag. Das Fold 4 ist im produktiven Umfeld ein deutlich fähigeres Smartphone als andere Geräte, sodass das durchschnittliche Abschneiden dennoch höher einzustufen ist.

Drei Kameras wie im Galaxy S22

Die Kameras des Fold 4 stellen eine Mischung aus Galaxy S22 und Galaxy Z Fold 3 dar, denn im Bereich der primären Weitwinkelkamera und des Teleobjektivs ist Samsung auf die Ausstattung des Galaxy S22 gewechselt, während das Ultraweitwinkel eins zu eins noch dem letztjährigen Modell entspricht.

Brennweiten von 13, 23 und 66 mm

Im Detail kommt der Sensor der Weitwinkelkamera (23 mm) bei einer Größe von 1/1,56 statt 1/1,76 Zoll jetzt auf 50 statt 12 MP, wobei die native Pixelgröße von 1,8 auf 1,0 µm abfällt, Samsung jedoch mit „größeren Pixeln“ argumentiert, weil ein standardmäßiges Pixel-Binning im Verhältnis 4:1 für 2,0 µm große Pixel sorge. Die Bildausgabe auf dem Gerät erfolgt folglich mit 12,5 MP. Das Teleobjektiv entspricht mit 10 MP auf einer Sensorfläche von 1/3,94" statt 12 MP auf 1/3,6 Zoll (Fold 3) ebenfalls dem S22 und erlaubt mit 66 mm Brennweite nach 35-mm-Kleinbildäquivalent eine laut Hersteller dreifache optische oder bis zu 30-fache digitale Vergrößerung, die aber schon bei 10-facher Vergrößerung schlecht aussieht. Genau genommen wird angesichts der Brennweiten allerdings um den Faktor 2,87 vergrößert. Die Pixelgröße verbleibt bei 1,0 µm, weil auf dem zwar kleineren Sensor weniger Pixel unterkommen. Dritter im Bunde ist das bekannte Ultraweitwinkel mit 13 mm Brennweite, das 12 MP mit einer Größe von 1,12 µm abbildet. Im Galaxy S22 erreicht Samsung bei ebenfalls 12 MP größere 1,4 µm.

Rückseitige Triple-Kamera ähnlich wie beim Galaxy S22
Rückseitige Triple-Kamera ähnlich wie beim Galaxy S22

Den technischen Parametern und Erfahrungen mit dem Galaxy S22 und S22+ folgend, liefert das Fold 4 praktisch identische Ergebnisse, die auf hohem Niveau liegen, aber nicht mit dem Klassenprimus Pixel 6 Pro mithalten. Genau genommen kam das S22 Ultra, das jedoch einen anderen Hauptsensor nutzt, im Kamera-Blindtest 2022 sogar nur auf den letzten Platz laut Wertung der Leser, sodass aus subjektiver Betrachtung viele Smartphones bessere Bilder als die Galaxy-S22-Serie und somit auch das Fold 4 liefern.

Fold 4 schießt gute Fotos bei Tag und Nacht

Das Fold 4 liefert bei Tageslicht und in den goldenen Abendstunden durchaus schöne Bilder, die zwar ein wenig zu stark künstlich bearbeitet wirken, aber doch gefallen, wenngleich die Farbsättigung manchmal übers Ziel hinausschießt. Nichts auszusetzen gibt es an der Reaktionsfähigkeit des Smartphones in Bereichen wie Autofokus und Wartezeit nach Drücken des Auslösers. Zudem arbeitet die optische Bildstabilisierung (OIS) von Weitwinkel und Teleobjektiv zuverlässig und sorgt auch für eine gute Stabilisierung von Videoaufnahmen.

Kleinere Problemstellen der Kamera sind grelle Lichter bei Nacht, die nicht im Zaum gehalten werden können und die Bilder dann ein wenig dominieren. Außerdem tendieren Rottöne manchmal dazu, in Richtung Hellrot bis Rosa abzudriften. Bei der Ultraweitwinkelkamera braucht es viel Licht, um Rauschen zu verhindern, widrige Lichtbedingungen meistert die Hauptkamera besser. Das Teleobjektiv bietet mit annähernd dreifacher Vergrößerung eine sinnvolle Stufe – über eine sechsfache Vergrößerung, also eine doppelte digitale Vergrößerung, sollte man aber nicht hinausgehen. Ärgerlich ist, dass man im Sucher nach dem Wechsel in den digitalen Bereich nicht mehr die native dreifache Stufe angeboten bekommt, sondern erst mit einer Wischgeste zurückwechseln muss.

Samsung Galaxy Z Fold 4 im Test – Kamera

Dank Faltmechanik gibt es viele Kameramodi

Abseits der Betrachtung der reinen Bildqualität sprechen für das Fold 4 die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten der insgesamt fünf Kameras, die auf Rückseite (3), Vorderseite (1) und Innenseite (1) verbaut sind. Die drei rückseitigen Exemplare kann man zum Beispiel mit einer Art integriertem Stativ nutzen, indem das Smartphone nur bis 90 Grad aufgeklappt und quer hingelegt oder aufrecht hingestellt wird.

Vollständig geöffnet gibt es hingegen zwei Optionen: Zum einen kann das vordere Display als Vorschau für den Fotografierten genutzt werden. So lassen sich wie beim Blick in den Spiegel letzte Anpassungen an Frisur oder allgemeinem Styling vornehmen. Darüber hinaus können die drei hinteren Kameras für Selfies in deutlich höherer Qualität genutzt werden. Erneut dient das äußere Display dabei als Sucher.

Die innere Kamera ist praktisch im Multitasking-Betrieb, wenn zum Beispiel Skype, Teams oder ähnliche Apps für Videotelefonate parallel zu anderen Apps auf dem großen Bildschirm verwendet werden. Für diese Flexibilität muss man aber deutliche Abstriche in puncto Bildqualität in Kauf nehmen, denn die zweite Generation Under-Display-Camera macht primär die Pixelstruktur weniger im OLED-Panel sichtbar, die eigentliche Qualität ist aber weiterhin ziemlich schrecklich. Selfies macht man besser mit der Hauptkamera hinten oder eben über die Frontkamera im äußeren Display, die mit 10 MP und 1,22 µm großen Pixeln ebenfalls dem Galaxy S22 entspricht, aber nicht dessen Autofokus mitbringt.

Videomodus unterstützt bis zu 8K24

Im Videomodus macht vor allem das Filmen im geöffneten Zustand Spaß, weil sich das große Gerät dann sicher an beiden Seiten mit der Hand greifen lässt. Das nachfolgende Video zeigt eine gemächliche Bootsfahrt durch den Kopenhagener Hafen in 4K-Auflösung mit 30 FPS zur Dämmerung. Dabei punktet das Smartphone mit einer guten Bildqualität und Stabilisierung, das Gerät zeigt aber auch einen nicht ganz geschmeidigen Wechsel zwischen den einzelnen Objektiven. Der Wechsel zur Telekamera erfolgt fast reibungslos, wenngleich kurz die Bildqualität in den digitalen Zwischenstufen leidet. Beim Wechsel ganz raus zum Ultraweitwinkel gibt es aber einen kurzen Hänger. Immerhin wird der Wechsel überhaupt ermöglicht, denn etwa ein iPhone 13 Pro Max (Test) erlaubt beim Starten der Aufnahme mit Weitwinkel nur den Wechsel zum Teleobjektiv. Bei Samsung erfolgt das Umschalten zurück zur Weitwinkelkamera dann aber wieder geschmeidig.

Neben der gezeigten Aufnahme in 4K30 ist das Fold 4 analog zum Galaxy S22 für bis zu 8K24 ausgelegt, wobei mit dieser reduzierten Bildwiederholrate am besten im Studio gearbeitet – etwa an Projekten mit „filmischem Look“. Diese extrem hohe Auflösung funktioniert aber nur mit der primären Kamera, weil mindestens 33,2 MP vorausgesetzt werden (7.680 × 4.320). In 4K sind auch 60 statt 30 FPS möglich, ebenso stehen Full HD (mit 30 und 60 FPS) und HD (nur mit 30 FPS) zur Auswahl.

Die innere Selfie-Kamera ist auf Full HD mit 30 oder 60 FPS beschränkt, während die äußere Frontkamera erneut Ultra HD mit 30 oder 60 FPS zur Auswahl stellt.