Digitale Infrastruktur: Auch Deutsche Bahn muss bei Huawei-Verbot zahlen

Andreas Frischholz
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Digitale Infrastruktur: Auch Deutsche Bahn muss bei Huawei-Verbot zahlen
Bild: Deutsche Telekom

Auch für die Deutsche Bahn könnte sich ein potenzieller Huawei-Ausschluss aus deutschen Netzen als problematisch erweisen. Kosten von bis zu 400 Millionen Euro wären fällig, wenn Huawei-Hardware aus der digitalen Infrastruktur entfernt werden müsste. Das berichtet der Spiegel unter Verweis auf interne Unterlagen.

Sollte die Vorgabe kommen, die Hardware kurzfristig auszutauschen, drohe laut den internen Unterlagen zudem ein Zeitverzug von fünf bis sechs Jahren. In Norddeutschland würde es sich laut dem Bericht um annähernd 800 Basisstationen handeln, die die Bahn für den Zugfunk nutzt – über diese kommunizieren also das Personal mit den Leitstellen. In diesem Bereich sollen Bauteile chinesischer Hersteller seit 2015 verwendet werden.

Als problematisch gilt auch die konzerninterne IT. Dort komme auch Hardware der chinesischen Netzwerkausrüster zum Einsatz.

Huawei-Debatte läuft seit Jahren

Ein Verbot von chinesischen Netzwerkausrüstern wie Huawei oder ZTE wird seit Anfang des Jahres intensiver diskutiert. Entsprechende Pläne kursieren in der Bundesregierung, die EU-Kommission hat zusätzlich den Druck erhöht. Die entsprechende Hardware gilt als Sicherheitsrisiko, befürchtet wird Spionage und Sabotage, wenn sich etwa der Handelskrieg mit China verschärfen sollte. Eine weitere Sorge besteht zudem vor handelsrechtliche Sanktionen; so könnten chinesische Hersteller durch den Staat verpflichtet werden, keine neuen Bauteile oder Ersatzteile zu liefern.

Grundsätzlich läuft die Debatte über ein Huawei-Verbot schon seit Jahren, Länder wie die USA und Großbritannien haben deutlich striktere Vorgaben. Beschlossen wurden ein Ausschluss beim 5G-Ausbau und Exportverbote. In Deutschland wurde 2021 mit dem reformierten IT-Sicherheitsgesetz festgeschrieben, dass Netzbetreiber kritische Komponenten zertifizieren müssen. Die Regelung war aber umstritten, für den Herbst werden nun verschärfte Vorgaben erwartet.

Angesichts der vor allem internationalen Debatte war also in den letzten Jahren absehbar, dass der Einbau von Huawei-Hardware zumindest risikobehaftet ist. Brisant ist daher bei der Bahn, dass wegweisende Entscheidungen laut dem Spiegel-Bericht erst im Dezember 2022 gefallen sind. Zu diesem Zeitpunkt wurde im Rahmen einer Ausschreibung entscheiden, dass eine Tochter der Deutschen Telekom weite Teile der Infrastruktur ausbauen soll. Diese Tochter verwendet Huawei-Komponenten.

Ohnehin handelt es sich um die Deutsche Telekom, bei dem Konzern erwarten Analysten die höchsten Kosten durch ein Huawei-Verbot. Betroffen sind aber alle Netzbetreiber, gerechnet wird mit Milliarden-Summen und einem hohen Aufwand. Vodafone warnte daher zuletzt vor einem zu schnellen Ausstieg, dieser könnte zu einer sinkenden Netzqualität und Funklöchern führen.