The Day Before: Studio schließt vier Tage nach desaströsem Start

Update 2 Max Doll
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The Day Before: Studio schließt vier Tage nach desaströsem Start
Bild: Mytona Fntastic

Nur vier Tage nachdem der „MMO-Shooter“ The Day Before am Abschluss einer kontroversen Entwicklungszeit und in desaströsem Zustand veröffentlicht wurde, macht das Entwicklerstudio Mytona Fntastic die Pforten dicht.

Rund 39 Euro wollte und will das Studio für das lang erwartete Early-Access-Spiel auf Steam haben. Was dafür zu bekommen war, hat mit dem zuvor suggerierten Open-World-Spiel weniger gemein als sich Spieler erhofft hatten – es handelt sich, so lässt sich allerorten lesen, um einen Extraction-Shooter. Dieser wird außerdem von technischen Problemen und geringer Bildrate geplagt. Nicht zuletzt lässt es zahlreiche Features vermissen. In einem Video von GameStar wird etwa gezeigt, dass es nicht einmal Rudimentäres wie ein Trefferfeedback gibt. Auch Nahkampf-Angriffe fehlen. An den zahllosen Baustellen und Problemen konnte auch ein erster, hastig veröffentlichter Patch nur wenig ändern. Der Zustand mutet besonders grotesk an, wenn er Aussagen der Entwickler gegenübergestellt wird. Diese hatten vor Verkaufsstart diejenigen kritisiert, die dem Spiel und dem Team dahinter kein Vertrauen geschenkt hatten.

Geld fehlt, Studio schließt

Vier Tage nach Verkaufsstart schließt das Studio nun. Als Grund geben die Entwickler fehlende finanzielle Mittel an: Es mangele an Geld um weiterarbeiten zu können, alle Einnahmen würden zur Schuldentilgung eingesetzt. Vor Veröffentlichung sei jedoch kein Geld eingenommen worden, heißt es darin. Damit wehrt sich das Studio gegen Vorwürfe, lediglich Geld einsacken und sich dann aus dem Staub machen zu wollen. „Unglücklicherweise haben wir unsere Fähigkeiten falsch eingeschätzt“, so Fntastic. Vorerst sollen die Server für The Day Before am Laufen gehalten werden. Warum das Spiel in Anbetracht einer unklaren Zukunft überhaupt noch zum Verkauf angeboten wird, geht aus der Stellungnahme nicht hervor.

Hoffnungslos verloren

Deutlich wird indes, dass sich die Entwickler übernommen haben – die vage Kommunikation im Vorfeld, ein Rechtsstreit, Vorwürfe, nichts weiter als ein „Asset Flip“ – ein aus vorgefertigten Bausteinen aus Engine-Marktplätzen zusammengestückeltes Spiel ohne kreative Schöpfungshöhe – zu sein und der schlechte spielerische sowie technische Zustand sprechen Bände.

Diese Punkte zusammengenommen lassen eine Fortführung des Projekts aktuell als wenig vielversprechend erscheinen. Titeln, die durch hartnäckige Weiterentwicklung langfristigen Erfolg hatten, wurde eine zumindest solide Basis bescheinigt. Davon kann im Falle von The Day Before im Angesicht überwiegend negativer Rezensionen und deutlichen Kaufwarnungen in der Spielepresse keine Rede sein.

Update

Zwischenzeitlich ist ein weiterer Stecker gezogen worden. Auf Steam kann The Day Before nicht mehr gekauft werden.

Update

Publisher Mytona hat über X angekündigt, zusammen mit Valve eine Möglichkeit suchen zu wollen, um allen Käufern eine Rückerstattung des Kaufbetrags zu ermöglichen, die dies wünschen würden. Laut Nutzerberichten wurden in den letzten Tagen bereits unabhängig der Spielzeit vergleichsweise großzügig Rückerstattungen durch Valve vorgenommen. Hinsichtlich der Zukunft des Spiels stehe man mit den Entwicklern in Verbindung. Der firmiert nun laut der SteamDB nicht mehr als Fntastic, sondern als Eight Points, was in Verbindung mit der ankündigten Schließung Fragen aufwirft.

Der Sinn einer Weiterentwicklung oder eines fortgesetzten Serverbetriebs bleibt fraglich. Selbst bei IGN hat The Day Before lediglich einen von zehn möglichen Punkten bekommen, es sei „mit Abstand eines der schlechtesten Spiele“, die die Seite jemals getestet habe. Goodwill gibt es nicht mehr: Viele Assets scheinen zugekauft, viele Versprechungen und Aussagen der Entwickler realitätsfremd, wie ein Reddit-Beitrag aufzeigt.

Die Redaktion dankt ComputerBase-Leser „johnieboy“ für den Hinweis zu diesem Update!