Starfield: Sinkende Spielerzahlen signalisieren Scheitern

Max Doll
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Starfield: Sinkende Spielerzahlen signalisieren Scheitern
Bild: Bethesda

Starfields Spielerzahlen fallen im parallelen Sinkflug zusammen mit den Bewertungen immer weiter ab. Umstritten ist, ob das Sci-Fi-Rollenspiel Erwartungen nicht erfüllt oder ein Einzelspieler-Titel ist, der aufgrund seiner Konzeption keine dauerhaft hohen Spielerzahlen halten kann. Dabei ist klar: Starfield scheitert aktuell.

Die eigentliche Geschichte von Starfield ist die eines Scheiterns. Der gehypte „Han-Solo-Simulator“ entpuppte sich als ein Spiel zwar voller Möglichkeiten, jedoch ohne Tiefgang, und einer riesigen, aber sich ewig wiederholenden Welt, so der Konsens. Schnell fallende Spielerzahlen, der Verlust von mehr als 97 Prozent aller anfänglichen Spieler und nur 41 Prozent positive Rezensionen in den letzten 30 Tagen auf Steam passen in diese Sicht. Auch Bethesda selbst scheint sie zu teilen, wenn der Kundendienst Rezensionen auf Steam mit Tipps zum Finden von Spielspaß beantwortet und damit so verzweifelt wie panisch wirkt.

These: Ein Einzelspieler-Schicksal

Stetig sinkende Spielerzahlen spielen jedoch keine Rolle, argumentierte jüngst Kotaku, denn Starfield sei kein Live-Service-Spiel, bei dem gleichzeitige Spieler ein Maßstab für Erfolg seien. Die meisten Spieler hätten genug Zeit gehabt, Starfield in durchschnittlich 66 Stunden durchzuspielen – und wenig Grund zurückzukehren. Selbst ein Elden Ring, ein unumstritten herausragendes Spiel, erleide dieses Schicksal.

Diese Perspektive lässt sich stichprobenartig bestätigen. Das schwerlich gigantisch großartige, viel kürzere Star Wars Jedi: Survivor (Test) etwa zeigte zwar im ersten Monat nach Erscheinen ein Plateau von Spielern, leidet aber ebenfalls unter einem dramatischen Abfall von Interesse. Das ältere Cyberpunk 2077 mit ähnlicher Spielzeit wie Starfield schaffte es seit März 2021, durchschnittlich doppelt so viele Spieler anzuziehen wie Starfield kein halbes Jahr nach Erscheinen, verlor prozentual im Abgleich mit dem Maximalwert gleichzeitiger Spieler aber ähnlich stark. Und das von Kotaku als Beispiel aufgeführte Elden Ring (Test) bringt zwar verlässlich zwischen 20.000 und 50.000 gleichzeitige und damit mindestens(!) doppelt so viele Spieler wie Starfield an den Start, hat aber prozentual ebenfalls in ähnlichen Regionen verloren.

Der Maßstab ist Skyrim

Und doch zeigt diese Perspektive in mehreren Aspekten nur die halbe Wahrheit. Bethesda-Rollenspiele gehörten traditionell zu den Titeln mit langer Lebensdauer, die über einen langen Zeitraum Spieler halten konnten. Eine Welt zum Experimentieren, spielerische Freiheiten und eine große Modding-Community gewährleisteten anhaltenden Spaß. Es spricht Bände, dass die Special Edition von Skyrim, eine bessere HD-Edition eines 2011 veröffentlichten Spiels, immer noch fast dreimal so viele Spieler anzieht wie das brandaktuelle Bethesda-Rollenspiel. Und auch Baldurs Gate 3 (Test) mit seiner viel stabileren Spielerbasis zeigt, dass ein schnelles Abwandern von Spielern nicht zwingend der Fall sein muss.

The Elder Scrolls V: Skyrim, The Elder Scrolls V: Skyrim Special Edition und Starfield im Vergleich (Bild: Steam Charts)

Hier findet sich auch der eigentliche anzusetzende Maßstab für Erfolg: Als nächstes großes RPG des Publishers galt es, gute Wertungen zu erzielen, eine aktive Modding-Community aufzubauen und Spieler zu binden – und eigentlich die Messlatte der Vorgänger zu verschieben. Das war die recht transparent gemachte Erwartung. Nichts davon ist passiert. Denn auch das ist klar: Starfield war durchaus als ein Live-Service-Spiel gedacht, dessen anhaltende Attraktivität durch die Kreativität von Moddern entstehen sollte. Nicht umsonst hat Bethesda Paid Mods zurückgebracht und schraubt weiter an der Möglichkeit, an Community-Inhalten mitzuverdienen.

Aktuell eben doch gescheitert

Nur ein durchschnittliches Spiel zum schnellen Vergessen herauszubringen war nie die Intention. Und nach diesen Maßstäben ist Starfield zum aktuellen Zeitpunkt gescheitert. Der Werbewert für das Xbox-Programm und der Mehrwert für den Game Pass können diese Bilanz vielleicht verbessern, ohne konsequente Weiterentwicklung und spannende Inhalte das Blatt vielleicht wenden, bis dahin aber hat Starfield ausgespielt.