US-Gesundheitsbehörde: Warnung vor Blutzuckermessungen mit Smart Devices

Michael Schäfer
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US-Gesundheitsbehörde: Warnung vor Blutzuckermessungen mit Smart Devices
Bild: stevepb | gemeinfrei

Die US-amerikanische Gesundheitsbehörde FDA warnt in einer aktuellen Stellungnahme vor der Blutzuckermessung durch intelligente Ringe und Smartwatches. Insbesonders für an Diabetes erkrankte bestehe durch die ungenauen Messungen eine akute Gefahr.

Messen ist nicht gleich messen

Mit ihrer Mitteilung wendet sich die U.S. Food and Drug Administration (FDA) nicht nur an direkt betroffene Diabetes-Patienten, sondern auch an Verbraucher, Pflegepersonal und Gesundheitsdienstleister und warnt in dieser vor den Risiken im Zusammenhang mit der Verwendung von Smartwatches oder Smart Rings, die den Blutzuckerspiegel „messen“, ohne die Haut zu durchstechen.

Menschen mit Diabetes seien auf eine exakte Messung des Blutzuckerspiegels angewiesen, da ungenaue Werte ansonsten zu einer falschen Dosis Insulin, Sulfonylharnstoffen oder anderen Medikamenten führen können, die den Blutzuckergehalt im Blut dann nicht mehr verlässlich regulieren können. Die Einnahme einer zu großen Menge solcher Präparate kann schnell zu einer gefährlichen Unterzuckerung führen, die innerhalb weniger Stunden zu geistiger Verwirrung, Koma oder sogar zum Tod führen kann, so die FDA.

Deutliche Warnung

Die FDA betont in ihrem Schreiben, dass sie bisher keine Smartwatch oder intelligenten Ring zugelassen hat, der dazu bestimmt ist, Blutzuckerwerte eigenständig zu messen. Sie rät außerdem, nur von ihr zugelassene Messgeräte zu verwenden, die den Blutzucker mit Nadeln messen. Viele dieser Geräte können die gewonnenen Ergebnisse an eine Vielzahl von Smart-Devices weiterleiten. Die kritisierten smarten Produkte würden den Blutzuckergehalt dagegen nur indirekt und daher zu ungenau messen. Deshalb sollten Verbraucher, wenn sie auf ein Gerät stoßen, das eine direkte Messung des Blutzuckers ohne Nadel verspricht, dieses an die FDA melden.

Technisch zwar machbar, aber ...

An der sogenannten nicht-invasiven Blutzuckermessung arbeiten verschiedene Hersteller bereits seit längerem. Obwohl bereits erste Erfolge zu verzeichnen sind, sind solche Produkte bisher jedoch nicht zur Marktreife gelangt. Die Vorteile liegen dabei auf der Hand: Geräte wie Smartwatches würden eine kontinuierliche Blutzuckermessung auf bequeme Art und Weise ermöglichen, ohne dass der Patient selbst aktiv werden muss – und das zu jeder Tages- und Nachtzeit. Eine solche Entwicklung würde das Leben vieler Diabetes-Patienten massiv erleichtern – ein Einstich in die Haut, um mit einer kleinen Blutprobe den Blutzucker zu messen, wäre in Zukunft nicht mehr nötig.

So berichtete das Nachrichtenportal Bloomberg bereits vor einem Jahr über Apples Anstrengungen in dem Bereich. Das als Silizium-Photonik bekannte System, an dem der Konzern laut eigenen Angaben seit 12 Jahren forscht, nutzt ein Messverfahren, das als optische Absorptionsspektroskopie bezeichnet wird.

Dabei wird Licht bestimmter Wellenlängen in einen Bereich unter die Haut gesendet, in dem sich Interzellularflüssigkeit befindet – Substanzen, die aus den Kapillaren austreten und die von Glukose absorbiert werden können. Je nachdem wie das Licht zum Sensor zurückkehrt, wird die Glukosekonzentration ermittelt. Ein Algorithmus bestimmt dann den Blutzuckerspiegel der Person. Mit dieser Methode erzielten Messergebnisse sollen zu der Erkenntnis geführt haben, dass das bisher von Apple unter Verschluss und damit geheim gehaltene Projekt als realisierbar eingestuft wird und damit in das Stadium eines „Proof of Concept“ eingetreten ist.

Im nächsten Schritt wollen die Ingenieure das System auf die Größe eines iPhones verkleinern, damit es am Arm befestigt entsprechende Messungen vornehmen kann. Bis die Technologie jedoch so verkleinert wurde, damit sie zusätzlich zu allen anderen Funktionen in eine Smartwatch passt, wird noch einige Zeit vergehen.