BU für Informatiker sinnvoll?

Tech-Nick

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Guten Abend,
ich wurde kürzlich von einem Horbach-Berater (Bekannter aus dem Sportverein) angequatscht, der mir in einem ersten Beratungsgespräch den Abschluss einer Berufsunfähigkeitsversicherung empfohlen hat. Noch hat er mir keine Verträge vorgelegt, aber nachdem ich mich etwas über dieses Unternehmen informiert habe, bin ich mir ziemlich sicher, dass ich bei ihm auch kein Vertrag abschließen werde.

Nichtsdestotrotz wollte ich das Gespräch zum Anlass nehmen, mir Gedanken über Absicherung und Altersvorsoge zu machen.

Kernfrage: Ist eine BU für einen Informatiker empfehlenswert?
Mir ist klar, dass die meisten von euch keine Versicherungsexperten sind und ich erwarte keine konkrete Beratung. Auch weiß ich, dass diese Frage nicht eindeutig mit Ja oder Nein beantwortet werden kann. Dennoch freue ich mich, Gedankengänge oder Erfahrungen lesen zu können.

Zu Mir:
Ich bin 21 Jahre jung, habe vorraussichtlich zum Semesterende einen Informatikbachelor und möchte danach den Master machen; Berufseinstieg also frühestens in 2,5 Jahren.

Nun wurde mir vorgerechnet, dass 25% aller Akademiker berufsunfähig werden und man im BU-Fall kaum Unterstützung vom Staat erhält (Erwerbsminderungsrente reicht nicht); Ich sollte sehr bald eine BU abschließen, da ich noch Student und gesund bin (d.h. gute Konditionen bei einer BU erhalten würde).

Letztendlich bleibt eine BU eine Versicherung, bei der man nie weiß, ob man sie tatsächlich benötigt. So wie andere Versicherungen auch.

Folgende Gedanken habe ich mir gemacht:
Zahlt die BU ohne Komplikationen im BU-Fall oder muss ich die langwierig erstreiten? Ab wann ist man wirklich berufsunfähig?
Diese Fragen hängen mit einer möglichen Leistungsverweigerung im BU-Fall zusammen und lassen mich am Sinn der BU zweifeln.

Habt ihr eine BU abgeschlossen? Warum (nicht)?

Tech-Nick
 
Ich werde noch eine abschließen. Eine BU ist ja nicht nur da, wenn du nen Arm verlierst, sondern auch wenn du Burn-Out bekommst oder andere psychische Erkrankungen
 
Ich habe (noch) keine BU, aber man gab mir mit auf den Weg, auf das Stichwort "Abstrakte Verweisung" zu achten.
 
Wenn BU dann bitte mit folgenden Merkmalen:

1) Im BU Fall steigert sich ebenfalls der Leistungsbeitrag aus der BU (ähnlich wie Gehaltssteigerungen)
2) Eine RV sollte ebenfalls abgeschlossen werden, die im BU Fall durch die BU bezahlt wird
-> wenn man BU ist, dann zahlt man ja auch keine RV Beiträge und sollte deshalb eine RV haben die dann zum Renteneintritt die "Lücke" schließt
-> außerdem ist diese RV dann auch gleichzeitig Teil der normalen Altersvorsorge, wenn der BU Fall nicht eintritt
 
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@Tech-Nick Ich bin seit ein paar Jahren frischer IT-Master und hab mir auch zeitnah eine BU gesucht. Gerade aus den genannten Gründen, sollten psychische Sachen, Wirbelerkrankungen (darauf achten, dass es bei dir dabei ist!) o.ä. dafür sorgen, dass ich meinen Job nicht mehr ausführen kann, bin ich dadurch relativ gut abgesichert.
Wie @_killy_ bereits angemerkt hat solltest du aber unbedingt darauf achten, dass du die BU als Zusatzversicherung mit vorzugsweise einer Rentenversicherung abschließt. Die Alte Leipziger und wenige andere haben das glaube ich noch. Vorteil davon ist, dass die BU dann in einen anderen Steuertopf fließt, der nach oben hin relativ offen ist. Andernfalls fällt es in die Obergrenze von wenigen Tausend Euro, wo aber auch Krankenkassenbeiträge usw. mit reinfallen und die sind schnell schon gefüllt bei IT Gehalt. Wenn man es richtig abschließt zahlt die Versicherung dann sogar während der BU Zeit weiter den Rentenanteil ein, sodass man am Ende zusätzlich noch einen Rentenbonus bekommt wenn die BU mit Renteneintrittsalter ausläuft. Was auch wichtig ist, denn wenn du schlimmstenfalls dann 30 Jahre brach liegst kannst du dir vorstellen was am Ende als Rente rauskommt. Da empfinde ich ne Zusatzabsicherung als gar nicht so schlecht. Und als Student kommst du sogar noch günstiger rein. Wichtig ist nur, dass du zu 100% wahrheitsgemäß bist bei Angabe des Gesundheitszustandes. Dieser Zustand wird dann bei einer guten BU auch "eingefroren", heißt wenn später noch mal etwas passiert zählt das nicht in den Beitragssatz und erhöht deinen Beitrag. Wie genau das sich da verhält müsste ich mittlerweile wieder nachlesen, aber war auf jeden Fall ein Punkt, den ich damals bei Abschluss echt gut fand.
 
Ich persönlich habe noch keine BU abgeschlossen - damit will Ich bis zum Abschluss meiner Dissertation (vsl Ende des Jahres) warten, da Ich aktuell genug am Hut habe und danach die Parameter bekannt sind.

Ich habe allerdings nicht vor, mir ein Kombiprodukt zu holen, da Ich nicht vor habe, über eine Rüruprente vorzusorgen und es für mich auch nicht sinnvoll erachte. Selbst falls man dies will/sich dies vorstellen kann, muss man prüfen, ob der Steuerspareffekt die Nachteile aufwiegt, da man so ja zwingend beide Produkte bei einem (nicht zwingend für das einzelne Produkt optimalen) Anbieter anschließen muss und auch erschwert ist, z.B. nur die Altersvorsorge auszusetzen, wenns gerade finanziell knapp ist.

Deswegen: Kombiprodukte können im Einzelfall sinnvoll sein, muss man aber prüfen (lassen).

[Edit: Mir fällt gerade auf: Wenn die BU aus unversteuertem Einkommen gezahlt wird, muss doch diese wahrscheinlich im Leistungsfall versteuert werden - somit würde es überhaupt nur sehr begrenzt Sinn machen.]

Beim Abschluss als Student ist sehr wichtig, dass die BU so gewählt wird, dass man Sie beim Einstieg ins Berufsleben schnell erhöhen kann.

Ich persönlich habe es vor, mich von einem Versicherungsmakler beraten lassen, da Ich BUs für ein kompliziertes Produkt halte, keine Lust hab AVBs diverser Anbieter zu verstehen und zu vergleichen sowie gerne Unterstützung bei der Aufarbeitung der Gesundheitshistorie hätte (Wichtig bei der Suche nach Beratung: den Unterschied zwischen (Mehrfach-)Vertretern, Maklern und Beratern lernen)
 
Zuletzt bearbeitet:
@SothaSil

Damit du es nicht falsch verstehst. Eine BU macht m.E. nur in Kombi mit einer RV Sinn. Im BU Fall sollte die BU dann die RV weiter besparen. Wenn du BU bist, dann zahlst du ja keine Beiträge mehr in die gesetzliche Rentenversicherung - somit würdest du in der Altersarmut landen, da eine BU nur bis zum Renteneintritt Zahlungen vornimmt.
Eine BU ohne weitere RV abzuschließen hinterlässt somit die Lücke der Altersarmut bei einem BU Fall.
 
1. Wozu die Kombi? Beitragsfortzahlung im BU Fall gibts auch ohne abschließen einer gleichzeitigen BU-Versicherung.

2. Die Frage ist: willst du wirklich so viele Altersvorsorgeprodukte mit Beitragsfortzahlung abschließen, dass dir im Falle einer Berufsunfähigkeit ab morgen ausreichend Einkommen im Alter zur Verfügung steht - oder doch lieber die BU-Versicherung so abschließen, dass du im Falle einer Berufsunfähigkeit die Mittel dazu hast, die durch die Unfähigkeit entstehende Lücke zu schließen?

Ersteres bindet deutlich mehr Kapital, zahlt natürlich aber auch ohne Berufsunfähigkeit. Letzteres ist halt die Versicherungslösung: bindet deutlich weniger, aber das Geld ist futsch wenn der Versicherungsfall nicht eintritt.

Eine BU-Versicherung versichert in meinen Augen meine Arbeitskraft ab - und zu meiner Arbeitskraft gehört eben auch die zu leistende Altersvorsorge. Deswegen korrigiere Ich mal deinen letzten Satz:
Eine zu niedrig dimensionierte BU ohne weitere RV abzuschließen hinterlässt somit die Lücke der Altersarmut bei einem BU Fall.
 
Zuletzt bearbeitet:
Punkt 1 musst du mir mal erklären - wenn du keine Rentenversicherung abgeschlossen hast, wo soll dann die Berufsunfähigkeitsversicherung dann die Beiträge für dich weiter bezahlen?

Punkt 2
  • du kannst mit einer BU ja nicht 100% deines Einkommens absichern, somit stehen dir im BU Fall schon mal weniger Mittel zur Verfügung als wenn du arbeiten gehen würdest
  • wenn du BU bist, hat man typischerweise höhere Ausgaben für medizinische Mittel, Hilfsmittel etc. ... dann noch einen Puffer für die Altersvorsorge vorzuhalten stelle ich mir schwierig vor
  • Altersvorsorge muss man eh betreiben - über die Kombi BU + RV deckt man Teil der Altersvorsorge ab, auch wenn man nicht BU wird so erhält man ja beim Renteneintritt die Leistung aus der Rentenversicherung (diese verfällt ja nicht, weil man nicht BU wurde)
PS anbei ein Link zur Zahlungsbereitschaft der Versicherer ... klick.
 
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Punkt 1:
Anders herum. Ich schließe eine RV ab mit einer BU, die NUR die Beiträge der RV übernimmt. Tut mir Leid, "ohne abschließen einer gleichzeitigen BU-Versicherung." ist da natürlich falsch - gemeint war: ohne die BU-Versicherung, die das monatliche Einkommen leisten soll.

Punkt 2:
  • Das ist eine rechte Tasche, linke Tasche Argumentation. Ob die BU das Geld direkt an die RV überweist oder ob sie das dir weiterleitet und du dann in die Altersvorsorge steckst ändert nicht die Leistung der BU
  • Das ist unabhängig davon, ob die BU dir das Geld überweist oder direkt in die RV
  • Ja, AV muss man eh betreiben. Wenn die RV dieser Kombination zur regulären AV gehört, kann man sie selbstverständlich nicht als Mittel sehen, die zusätzliche Lücke der AV durch wegfallen der Beiträge in die Rentenkasse nutzen.

Letztlich ist der Ansatz, die Reduktion der gesetzlichen Rente durch Berufsunfähigkeit durch private RV in jungen Jahren kaum plausibel.

Dein Ansatz hat die Problematik, dass die Lücke durch Wegfall der Beiträge zur gesetzlichen RV mit dem Alter sinkt, aber du ein Kombiprodukt mit einer RV abgeschlossen hast, die du auch 20 Jahre später noch in voller Höhe zahlen musst (sofern du die BU nicht aufgeben willst), obwohl mittlerweile diverse Rentenpunkte gesammelt wurden und die Lücke im Fall der Berufsunfähigkeit deutlich geringer geworden ist. Klar ist das Geld nicht futsch. Aber wenn man dann 15 Jahre später ein Haus bauen will, ist die nicht vorhandene Flexibilität ein gewaltiger Nachteil.

Also klar, eine BU sollte ausreichend abgeschlossen sein um bestehende private AV fortzuführen und zusätzliche private AV zu betreiben, um die weggefallenen Beiträge zur gesetzlichen auszugleichen. Ein Argument, warum es keinen Sinn ergibt, eine vertraglich unabhängige BU abzuschließen versteckt sich dahinter aber nicht.
 
mental.dIseASe schrieb:
Ich habe (noch) keine BU, aber man gab mir mit auf den Weg, auf das Stichwort "Abstrakte Verweisung" zu achten.

Sehr wichtiger Hinweis.

_killy_ schrieb:
du kannst mit einer BU ja nicht 100% deines Einkommens absichern,

Wieso nicht?

_killy_ schrieb:
wenn du BU bist, hat man typischerweise höhere Ausgaben für medizinische Mittel, Hilfsmittel etc.

Die Statistik würde mich interessieren...

SothaSil schrieb:
Also klar, eine BU sollte ausreichend abgeschlossen sein um bestehende private AV fortzuführen und zusätzliche private AV zu betreiben, um die weggefallenen Beiträge zur gesetzlichen auszugleichen. Ein Argument, warum es keinen Sinn ergibt, eine vertraglich unabhängige BU abzuschließen versteckt sich dahinter aber nicht.

Dem würde ich so voll umfänglich zustimmen.
 
@FrankenDoM

M.W. nach lassen es die Versicherungen nicht zu, dass du 100% absicherst ... oder du müsstest es über 2 Versicherungen machen. Aber herje, fragen kostet ja nichts.

Kann dir keine Statistik zu den Hilfsmitteln & Co. nennen. (Google hilft ja auch) Aber mit einer Berufsunfähigkeit müsste man m.E. ja mehr Medikamente einnehmen/Hilfsmittel benötigen als vor der Berufsunfähigkeit. Oder mir fehlt einfach die notwendige Kreativität, dass man BU ist und nix braucht um den Alltag so wie bisher zu bestreiten.
 
Medikamente und etwaige Hilfsmittel könnte aber auch die Krankenversicherung oder Unfallversicherung (je nachdem wie es zur BU gekommen ist) zahlen. Bei einem Arbeitsunfall z.B. ist man recht gut abgesichert was Folgekosten betrifft. Da ist die BU dann ein Bonus.

100% ist so eine Sache, ich hab mir geplant das ich ca. 1500€ von der BU bekommen würde. Natürlich Index angepasst. Damit kann man ordentlich leben und durchaus eine zusätzliche RV bedienen. Natürlich ist das weniger als normale Arbeit, aber genug um nicht abgehängt zu sein und das Eigentum bewahren zu können.
 
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_killy_ schrieb:
M.W. nach lassen es die Versicherungen nicht zu, dass du 100% absicherst

Also meine wollte die Summe wissen die ich gerne hätte...
100% durch die BU macht ja auch kaum Sinn, man bekommt ja auch noch was aus der Rentenkasse und die Differenz zum "Leben können" muss man abdecken...

_killy_ schrieb:
Oder mir fehlt einfach die notwendige Kreativität, dass man BU ist und nix braucht um den Alltag so wie bisher zu bestreiten.

Hab genauso einen Fall im Bekanntenkreis... Er bestreitet zwar den Alltag nicht mehr wie bisher, aber nicht wegen dem Geld, sondern wegen der Krankheit. @hallo7 hat ja auch noch was dazu geschrieben...
 
FrankenDoM schrieb:
man bekommt ja auch noch was aus der Rentenkasse

Gilt dies nicht lediglich für Jahrgänge älter 1961? Ansonsten gibt es doch nur noch maximal eine Erwerbsunfähigskeitsrente, welche einer abstrakten Verweisung ja sehr nahe kommt!?

Persönlich besitze ich derzeit keine BU, da m.W. nach unter 2000€ das ganze nur bedingt sinnvoll ist da ja noch gKV und Steuern davon abgehen. Hängt aber gewiss auch von den eigenen Lebensumständen ab (Wohnsituation etc.), bei einer Versicherung i.H.v. 1500€ sollten ja in etwa 1150€ übrig bleiben.

Insgesamt habe ich mich aber auch noch nicht ausführlich damit auseinandergesetzt. Bin also auch an Aufklärung interessiert.
 
Du verzichtest auf eine BU, weil davon Steuern und der Kranken-Pflegesatz im Leistungsfall abgezogen werden?
Das muss man sich halt auch erstmal leisten können :D

Es wurde ja schon erwähnt, dass BU ≠ EU ist. Das bedeutet, dass wenn ich als IT-Entwickler BU werde, das größte Risiko in dem Beruf ist wohl "Burn Out" aka "Psyche matsch", dass ich dann immer noch in Holz ungelernt machen kann und trotzdem meine 1000 EUR BU-Rente monatlich erhalte. Ja, davon muss ich Steuern usw. bezahlen. Uhhhh... Aber Lieber so, als dass ich meine finanziellen Verpflichtungen sonst nicht mehr nachkommen könnte.
 
Ich selbst habe keine BU, bin aber immer wieder am Überlegen eine abzuschließen. Mein Problem ist allerdings das ich 2009 einen schweren Motorradunfall hatte bei dem die Muskulatur der linken Schulter beschädigt wurde und die Querfortsätze der Lendenwirbelsäule gebrochen sind. Dahe vermute ich das sowas wie Rückenbeschwerden (auch wenn ich hier im Alltag derzeit nahezu keine Probleme habe) kategorisch ausgeschlossen werden und dann bringt mir die BU nicht mehr wirklich was... Hat hier jemand mit ähnlichen Voraussetzungen Erfahrungen wie die Versicherungen reagieren? Eine Pflegeversicherung sowie eine Unfallversicherung für die Freizeit ist vorhanden.
 
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Meine Güte, auch gut gemeinte falsche Tipps bleiben falsche Tipps!

Alles im Web finden, nur nicht konkrete Auskünfte??

Nur die Erklärungen und Erläuterungen decken 90% aller hier gestellten Fragen ab. Für alles andere UNABHÄNGIGE Beratungen nutzen! ;)
 
ayngush schrieb:
Du verzichtest auf eine BU, weil davon Steuern und der Kranken-Pflegesatz im Leistungsfall abgezogen werden?
Das muss man sich halt auch erstmal leisten können :D

...und trotzdem meine 1000 EUR BU-Rente monatlich erhalte. Ja, davon muss ich Steuern usw. bezahlen.

Mit einer 1000€ BU kann es je nachdem dazu kommen das du trotzdem Sozialleistungen beantragen darfst, womit die Rente dann verrechnet wird. Wenn dies natürlich nicht der Fall ist lohnt es sich persönlich für dich. Wenn man natürlich nur sich selbst mit einer 20qm Wohnung absichern muss ist das selbstverständlich wahrscheinlicher.
 
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