Leserartikel CB-Lesertest der Samsung 860 QVO (1 TB)

millo

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Liebe Leser,
dass ihr hier schon wieder einen Test der Samsung 860 QVO mit 1 TB Speicherplatz findet, hat nichts mit Spam zu tun. Vor ca. einem Monat ermöglichte es die Redaktion von Computerbase in Kooperation mit Samsung fünf Lesern die aktuelle SSD 860 QVO mit 1 TB Speicher zu testen und anschließend einen Testbericht im Forum zu verfassen, dem ich hier als glücklicherweise Ausgeloster ebenfalls nachkommen möchte.

Bei der 860 QVO handelt es sich um Samsungs neue "Brot-und-Butter" SSD mit QLC-3D-NAND Speicher. Dieser besitzt eine höhere Speicherdichte von 4 Bit pro Speicherzelle und drückt somit durch weniger Speicherchips pro GB den Preis (aktuell ab 99 € vs. 119 € für 1 TB 860 QVO vs. EVO laut Preisvergleich von Computerbase). Der QLC-Speicher wird von einem 6 GB SLC-Cache unterstützt, um die versprochenen hohen Datenraten zu erreichen.
Hinsichtlich Garantie und Lebensdauer unterscheiden sich die QVO/EVO-Serien geringfügig. Für 20 € mehr bekommt man bei der EVO zwei weitere Jahre Garantie und ein höheres Maximalschreibvolumen von 600 TBW (total bytes written) gegenüber 360 TBW bei der QVO. Eine weitere Lebensdauerangabe sind die Drive Writes Per Day (DWPD), die für beide SSDs mit 0,33 angegeben werden. Wer es drauf anlegt, soll also pro Tag 333 GB auf die 1 TB 860 QVO schreiben können, ohne die Lebensdauer negativ zu beeinflussen.

Unboxing der gelieferten 1 TB 860 QVO bringt die SSD selbst und ein kleines Einleitungsbooklet zum Vorschein.

Das Unboxing der gelieferten 1 TB 860 QVO bringt die SSD selbst und ein kleines Einleitungsbooklet zum Vorschein.

Von Samsung gibt es zur Festplatte ein kleines Booklet als Schnellstartanleitung und man hat online die Möglichkeit sich Samsungs Data Migration Programm sowie das SSD-Tool Magician zu besorgen. Dazu später mehr.

Weitere Daten und technische Einschätzungen lassen sich hier im Test von Computerbase nachlesen.

Testsystem und Anforderungen

Die SSD wird in einem etwas betagteren System von Anfang 2015 eingesetzt. Dabei handelt es sich um folgende Hardware in einem selbst gebauten, kompakten Holzgehäuse mit Klavierlackfinish:
  • Intel Core i7-4790
  • 16 GB DDR3 RAM
  • Gigabyte GeForce GTX 970 Mini
  • MSI Z97M-G43 Mainboard
  • Samsung SSD 840 EVO 250 GB (System)
  • Samsung SSD 850 EVO 250 GB (Games/Daten)
  • Synology DS215j Diskstation mit 2x 2TB WD RED (angeschlossen über Netzwerk)

Meine beiden Festplatten vor dem Test (je eine Samsung 840 und 850 EVO mit 250 GB) waren durch mein Fotografie-Hobby chronisch überfüllt. Daher wurden meine Fotos schon vor der Bearbeitung auf ein Synology DS215j NAS mit 2x 2TB WD RED im Netzwerk ausgelagert, was den Workflow dann entsprechend verlangsamt. Ein Hauptaugenmerk dieses Tests sind deswegen die Unterschiede in der Fotoübertragung auf den PC, Fotobearbeitung und abschließendem Export.
Des Weiteren werde ich auf Folgendes eingehen:
  • generelle Kopiervorgänge auf die und von der SSD
  • synthetische Benchmarks mit CrystalDiskMark, Samsung Magician und IOmeter
  • Startvorgänge von auf der SSD installierten Spielen
Alle Tests wurden mindestens dreimal durchgeführt und soweit angegeben stellen Fehlerbalken die Standardabweichung zwischen allen Messungen dar.

Einbau und Datenübertragung

Vor dem Einbau der 860 QVO, die mangels Platz nicht zusätzlich in das System wandert sondern meine Games-Festplatte ersetzt, sollte diese also auf die neue SSD gespiegelt werden. Das Spiegeln sollte ermöglichen, dass alle installierten Spiele und Programme auch nach dem Wechsel noch genauso laufen.
Kein Problem, bietet Samsung dafür doch extra ein Tool an und ein SATA>USB3 Adapter liegt hier auch noch herum.
Leider stellt sich dann schnell heraus, dass die Option eine Festplatte zu spiegeln von Samsung nur für die Systemfestplatte vorgesehen ist, also diejenige auf der sich das Betriebssystem befindet. Auch wenn das sicherlich der häufigste Anwendungsfall sein sollte, erschließt sich mir nicht, wieso die Option eine andere Festplatte zu spiegeln ausgenommen wird.
Dazu musste ich dann auf Alternativen wie den EaseUS Partition Master Free zurückgreifen. Dieser funktionierte zwar, versucht einem jedoch bei jeder Gelegenheit die Pro-Variante zu verkaufen - wer andere Software zur Verfügung hat, ist damit sicher besser aufgehoben. Samsung jedenfalls könnte ihre Data Migration Software ohne viel Aufwand verbessern und so zur Nutzerfreundlichkeit für neue Kunden beitragen, die gerade die SSDs der QVO-Serie wahrscheinlich nicht als Systemfestplatte einsetzen wollen.
Genug gemosert, der Einbau war dann schnell und problemlos gemacht. Immer eine gute Gelegnheit das eigene Gehäuse zu entstauben ;)

Bild der eingebauten SSD im Gehäuse

Die SSDs bzw der Festplattenkäfig befinden sich in der oberen Hälfte des Gehäuses, markiert durch den roten Pfeil. Auf dem letzten Bild sieht man die 860 QVO im eingebauten Zustand.

Synthetische Benchmarks und allgemeine Kopiervorgänge

Die Festplatte wurde nach dem Einbau direkt erkannt und durchlief dann wie vorher die beiden anderen SSDs im System Tests mit CrystalDiskMark und IOmeter.

In CrystalDiskMark wurde auf die Standardsettings von 1 GiB Testdatei und 5 sec Intervallen zurückgegriffen. Hierbei zeigt sich, dass alle drei SSDs eine sehr ähnliche Leistung aufweisen und im Sequenziellen Modus die versprochenen Lese- und Schreibraten erreichen. Einzig bei hoher Befehlswarteschlange (Queue Depth, QD) und zufälligen Zugriffen erarbeitet sich die 850 EVO einen messbaren Vorteil gegenüber den anderen beiden SSDs. Im Random Read/Write mit 4 K und einer Queue Depth von 8 erreicht die 860 QVO hier schon IOPS von um die 90000, die Samsung erst ab QD16 oder höher verspricht (siehe dazu angehängte Grafik am Ende des Tests).
CrystalDiskMark ermöglichte mir während der Tests nicht, die Netzlaufwerke des NAS anzuwählen, sodass ein Vergleich mit den beiden HDDs entfällt.

CrystalDiskMark Messergebnisse

In CrystalDiskMark sind alle drei SSDs größtenteils gleichauf. Einzig bei hoher Queue Depth im Random-Modus erreicht die 850 EVO einen Vorteil.

In IOmeter wurden zwei Tests (4KiB, 100 % Read, sequenziell - sowie der Default Test mit 33 % Lesen und 67 % Schreiben in 100 % Random) mit unterschiedlich großer Befehlswarteschlange ( in IOmeter # of I/Os) durchgeführt. Dabei wurde eine Testdatei von 32 GB Größe erzeugt, um sicherzustellen dass die installierten 16 GB Ram nicht ausreichen, um den Test zwischenzupuffern. Aufgrund der Dauer der Tests wurde dieser nur noch auf der 850 EVO und der neuen 860 QVO durchgeführt. Wie ich inzwischen im Test von @Plumpsklo gelesen habe, wäre eine Datei größer als 44 GB besser gewesen, um den SLC-Cache der 860 QVO herauszufordern. Dazu blieb nun leider keine Zeit mehr.

IOmeter Testergebnisse bei 4K und 100 % Read

4K 100% Read, 0 % Random Test von IOmeter. Die 860 QVO erreicht hier nur die halbe Leistung der 850 EVO.

IOmeter Testergebnisse des Default Tests mit 33% Lesen und 67% Schreiben

Default Test von IOmeter (100 % Random, 33% Read, 67 % Write): Obere Zeile IOPS, untere Zeile Lese-/Schreibgeschwindigkeiten, links 850 EVO, rechts 860 QVO.

Während im sequenziellen 4K 100 % Read Test noch einigermaßen vernünftige Performances erreicht werden, sind die IOPS und Lese-/Schreibgeschwindigkeiten im Vergleich zum sequenziellen Test des CrystalDiskMarks schon halbiert. Wahrscheinlich ein Erfolg der gewählten Testdateigröße (1GiB vs 32 GB)? Man erreicht aber noch ähnliche Werte wie in den CrystalDiskMark Random Tests.
Schlimmer sieht es im Default Test von IOmeter aus. Hier erreichen beide SSDs gerade noch Lese- und Schreibgeschwindigkeiten, die denen einer HDD ähneln. Nun mag dieser Test nicht die typischen Anwendungsszenarien darstellen, so zeigt er doch die Grenzen der SSDs auf.

Als weiteren Test und nur zum Vergleich wurde auch die Performancemessung mit Samsungs Magician Tool verwendet. Hier fällt zunächst auf, dass das Tool zwar auf dem neuesten Stand ist, die 860 QVO aber nicht unterstützt. Die QVO-Reihe ist zwar neu, allerdings schon lange genug auf dem Markt um in Magician eingepflegt zu werden. Eventuell eine gewollte Abwertung gegenüber der EVO-Reihe? Es wirkt so allerdings unfertig und wäre ein weiteres für Samsung leicht einzupflegendes Update, welches den Gesamteindruck verbessern würde.

860QVO-Samsung Magician

Die 860 QVO wird von Samsung Magician nicht unterstützt.

Im Performance Test von Samsung Magician erreichen alle drei SSDs die versprochenen Geschwindigkeiten (natürlich auch ein nicht ganz unabhängiger Test), allerdings sind die schreibenden IOPS der 840 EVO auffällig gering. Aufgrund fehlender weiterer Angaben zu den Details des Performance Tests, kann dieser nur bedingt mit den anderen Messungen verglichen werden.

SSDLesen [MB/s]Schreiben [MB/s]Lesen [IOPS]Schreiben [IOPS]
840 EVO 250 GB5295338423815006
850 EVO 250 GB5415229194670571
860 QVO 1 TB5625348563784685

Bei allgemeinen Kopiervorgängen bzw. Datahandling geben sich beide SSDs (850 EVO und 860 QVO) keine Blöße bzw. liefern die gleiche Performance ab. Getestet wurde das mit einem 15 GB großen Ordner mit Fotos, der vom NAS auf alle Platten, zwischen den Platten hin- und her sowie wieder zurück kopiert und verschoben wurde. Wie oben schon angemerkt, würde ein Test mit Dateien >44 GB evtl anders ausfallen, da dies den SLC-Cache der QVO überschreitet. Selbst der 15 GB Ordner beinhaltet allerdings schon Fotos eines gesamten Jahres, sodass der SLC-Cache für die meisten Anwendungsfälle ausreichen sollte.
Datahandling wurde ebenfalls getestet indem ein 1.5 GB Zipfile entpackt wurde. Auch hier zeigte sich kein Unterschied zwischen den SSDs.

Fotobearbeitung

Um die Fotobearbeitung einigermaßen objektiv zu testen, wurde folgendes Szenario verwendet.
  1. 56 RAW-Fotos wurden von der Speicherkarte in Adobe Lightroom auf die getestete Festplatte importiert
  2. Auf alle Fotos wurde ein Preset mit Helligkeitsanpassung, Gradiationskurve, Weißabgleich und Schärferegelung angewendet
  3. Alle Fotos wurden als .JPG auf die getestete Festplatte exportiert und beim Export durch JPEGminiPro gejagt, um den Speicherplatzverbrauch zu minimieren
Die Anzahl der Fotos wurde willkürlich gewählt, stellt aber ungefähr den minimalen Datensatz nach einer Fotosession dar, mit dem ich arbeite. Die Punkte 1-3 wurden zuerst wie gewohnt auf dem NAS durchgeführt, anschließend auf der 850 EVO und nach dem SSD-Wechsel erneut auf der 860 QVO. Zusätzlich wurde auch die Zeit gemessen in der Lightroom gestartet und ein Katalog geladen werden konnte. Da Adobe weiterhin keine Kataloge auf Netzlaufwerken zulässt, entfällt hier der Messwert für das NAS.

808016

Start- bzw. Bearbeitungszeiten für den Fotoworkflow in Adobe Lightroom.

Deutlich zu erkennen, hätte natürlich auch die schon vorhandene 850 EVO einen Performancegewinn bedeutet, allerdings konnte diese mangels Speicherplatz nicht dauerhaft genutzt werden. Ich habe für den Test extra ein paar Programme deinstalliert, um auch die 850 EVO vergleichen zu können.
Als zweiter Punkt fällt ebenfalls auf, dass der größte Zeitgewinn beim Import der RAW-Dateien erfolgt. Das Anwenden des Presets und der Export sind kaum schneller als direkt auf dem NAS, was im ersten Fall wahrscheinlich daran liegt, dass Lightroom die Änderungen zuerst in den Katalog schreibt, der in jedem Fall auf einer SSD liegt. Beim Export bin ich mir nicht ganz sicher. Auffällig ist, dass das JPEGminiPro-Plugin den Export extrem in die Länge zieht. Ohne dieses, liegt der gleiche Export bei ca. 160 sec statt 320 sec, allerdings immernoch bei allen drei Festplatten gleichauf.

Alles in allem muss ich aber sagen, dass sich der Wechsel vom NAS auf die QVO dennoch lohnt. Gerade bei größeren Fotoshoots oder nach längeren Reisen gewinnt man durch den schnelleren Import einiges an Zeit. Ebenfalls ist der subjektive Eindruck beim Bearbeiten von einzelnen Fotos verbessert. Mir kommt es vor, als ob z.B. bei Anwendung des Korrekturpinsels auf große Panoramen erst deutlich später eine Verlangsamung der Darstellung eintritt. Dieser Eindruck kann jedoch schlecht mess- und sichtbar gemacht werden.

Start- und Ladevorgänge

Allgemein kann man im normalen Windowsbetrieb keine Unterschiede zwischen der vorher installierten 850 EVO und der neuen 860 QVO feststellen. Exemplarisch habe ich die Startvorgänge für die drei Spiele Borderlands 2, Life is Strange - Before the Storm und GTA V getestet. Außerdem wurden die Ladezeiten für einen Spielstand in Borderlands 2 verglichen. Wie zu sehen, ist zwischen den beiden SSDs kaum ein Unterschied feststellbar. GTA V stellt hier als einziges Spiel einen kleinen Vorteil der 850 EVO dar, ob das allerdings eher einem Messfehler meinerseits zuzuschreiben ist, der bei häufigerer Messung verschwinden würde, kann ich hier nicht sagen.

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Startvorgänge von verschiedenen Spielen sowie Ladezeiten für einen Spielstand in Borderlands 2.

Fazit

Abgesehen von leichten Einbußen in den doch umfänglicher ausgefallenen synthetischen Benchmarks konnte ich in meinem Test keinen Nachteil der 860 QVO gegenüber der vorher genutzten 850 EVO feststellen. Im Gegenteil eröffnet der deutlich größere Speicherplatz für mich doch endlich die Möglichkeit meine Fotobearbeitung wieder direkt auf dem Rechner und nicht im Netzwerk durchzuführen, was dann auch einen Geschwindigkeitsvorteil mit sich bringt.

Wer also nicht zwingend auf die zwei Jahre weitere Garantie oder TBW der EVO-Reihe angewiesen ist, oder täglich die Komplettversion von Star Citizen (meines Wissens nach inzwischen deutlich über 44 GB) auf seiner Festplatte verschiebt, sollte mit der QVO sehr gut bedient sein und dadurch gerade bei SSDs mit viel Speicherplatz als Datengrab nochmal etwas Geld sparen können.

Von Samsung würde ich mir im Zuge der Einführung der QVO-Serie wünschen, dass die beiden angebotenen Tools auf den neuesten Stand gebracht werden und das Spiegeln von Zweitplatten auf die neue SSD im Data Migration Tool ermöglicht wird. Ebenso wirkt es unprofessionell, wenn die herstellereigene SSD im Überwachungsprogramm als nicht unterstützt angezeigt wird.

Im Moment überlege ich, meine Systemplatte auf die nun freigewordene 850 EVO umzuziehen. Was meint ihr?

Ich bedanke mich nochmals bei Computerbase für die Möglichkeit diesen Test durchzuführen. :)
 

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Danke für die aufgewendete Mühe, je mehr Daten man zum Vergleichen hat, umso besser.

Stand 08.08.2019 kostet eine 1TB 860 QVO 100€ vs. 1TB 860 EVO 130€.
Der Preisvorteil relativiert sich aber, wenn man auch andere Hersteller mit einbezieht.
So kostet die 1TB MX500 106€ aktuell. Die 6€ würde ich dann doch noch investieren.

Das selbe Spiel wiederholt sich bei der 2TB-Variante.

Meiner Meinung nach müsste eine QLC aktuell so ca. 75€/TB kosten um wirklich attraktiv zu sein.

Die Intel 660P war am WE im Angebot und schon fast in diesen Preisregionen.
(Zusätzlich bietet sie per M.2/PCIe auch eine höhere max. Lese/Schreibgeschwindigkeit.)
77€ für 1TB, bzw. 166€ für 2TB waren schon echt verlockend.

Ich hatte leider zu lange überlegt (2TB als Spieleplatte) und wollte wenn dann noch die versandkostenfreie Lieferung im Nightshopping bei MF dazu,
allerdings war die Platte vorher bei NBB ausverkauft und so hat MF die Preise auch wieder hochgezogen.

Aber Angebote kommen und gehen, es wird sicher noch den ein oder anderen Deal geben.
 
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