Fachkräftemangel (Gesellschaftsthema)

BridaX schrieb:
Meiner Meinung fehlt es der Jugend, heute mehr wie damals, grundlegend an Zielstrebigkeit und beruflicher perspektive bzw. einer dahingehend besseren Aufklärung.
Dem kann ich mich nur anschließen ... ich habe allgemeine Pädagogik studiert, und fand es nur übel, dass es Infoveranstaltungen eigentlich nur für den Lehrerberuf gab ... als wäre das die einzige Perspektive für Pädagogen.

Die meisten wissen nach ihrer Schullaufbahn weder, in welche Richtung sie eigentlich wollen (erstmal chillen und dann irgendwie "reich" werden), noch was für die Wunschlaufbahn nowendig ist und wie wahrscheinlich es ist, dass gerade sie (als einer von tausenden Anwärten) einen dieser begehrten Jobs im Hochlohnbereich ergattern werden.
Die meisten werden beinahe ahnungslos auf den Arbeitsmarkt losgelassen. Ich hatte zunächst große Probleme, die größtenteils anglifizierten Berufsbezeichnungen und -beschreibungen richtig einzuordnen ... kann ich "SCRUM-Master" ... und was bedeutet SCRUM überhaupt?
(bitte nicht erklären ... Google kann ich selber).

Es hat Jahre gedauert, bis mir klar wurde, dass ich genau die passende Qualifikation für einen Data-Analyzer oder -Designer habe ... im Studium war einfach nicht die Zeit für solche Inhalte ... dabei ist die Frage, was man mit dem Studium nachher machen kann, eigentlich die viel wichtigere ... was man im Beruf wirklich braucht, lernt man im Allgemeinen eh nicht im Studium sondern erst "on the job".
Hätte ich im Studium bereits geahnt, dass man in mein Fachgebiet (Sozialforschung) nur mit Arbeitserfahrung hineinkommmt, und nichts aus dem Studium irgendwie als Arbeitserfahrung gilt, ich hätte das Studium sofort abgebrochen ... oder mich von den Studieninhalten aufs Nasebräunen verlagert ... Hauptsache in irgendeinem Projekt Fuss fassen ... das ist eh viel wichtiger, als gute Noten oder ein Abschluss.

Also ja ... die Aufklärung über berufliche Perspektiven mit dem angestrebten Abschluss muss mehr Raum einnehmen ... vielleicht auch nicht erst in Abitur oder Studium, oder erst kurz vorm Abschluss mal für ein oder 2 Wochenendseminare. Und es sollte dabei nicht nur um die fachlichen Anforderungen gehen, sondern auch und vor allem um die Erwartungen der potenziellen Arbeitgeber. Nicht "was muss ich dafür aus fachlicher Perspektive drauf haben?" sondern "was erwartet der AG von einem wie mir?". Das ist nämlich (leider) nicht immer das Selbe.

Natürlich stehen Menschen nach ihrem Abschluss doof da, wenn sie sich immer nur "den nächsten Abschluss" als Ziel gesetzt haben.
Erstmal den Schulabschluss und dann sehen wir weiter.
Erstmal das Abitur und dann sehen wir weiter.
Erstmal den Bachelor und dann sehen wir weiter.
Erstmal den Master und dann sehen wir weiter.
... erstmal ein Bier aufmachen, und dann sehen wir weiter.
Das ist fast so planlos-passiv, wie das Leben einer Flipperkugel ... und die landet am ende immer im Loch.
 
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BridaX schrieb:
Meiner Meinung fehlt es der Jugend, heute mehr wie damals, grundlegend an Zielstrebigkeit und beruflicher perspektive bzw. einer dahingehend besseren Aufklärung.
Ich denke vielen fehlt einfach die Perspektive. Früher hat man sich ein Haus kaufen KÖNNEN, wenn man wollte, und Geld für die Familie übrig. Meine Eltern hatten nie wenig Geld, dabei hat mein Vater auch nur normal in einer IG Metall Firma gearbeitet, meine Mutter max 15h/Woche Teilzeit für ein paar Euro. Damit kannst du dir heute nichts mehr leisten, das merken die jüngeren und damit schwindet dann die Motivation. Ist aber hier im Thread nichts neues, das Thema.
Die Frage lautet letztlich: Warum soll ich 40h arbeiten gehen? Warum soll ich einen komplizierten Job lernen? Was habe ich davon?
In aller Regel lautet die Antwort: Während des Erwerbslebens gerade genug zum leben, und ab 67 dann Altersarmut. Dazu demotivieren die Nachrichten enorm. Corona hat viele komplett aus der Bahn gerissen in dem Alter, viele fühlen sich (Nicht ganz zu unrecht) im Stich gelassen von der Gesellschaft. Russland und China drehen am Rad, ständig neue Gesetze die komplett ausufern...

Da fragt man sich schnell, warum man sich anstrengen soll, und dann kommt eben das Kernproblem: Niemand hat eine passende Antwort parat, um diese Frage wirklich zu beantworten.
 
Hallo

Snowi schrieb:
Warum soll ich einen komplizierten Job lernen? Was habe ich davon?
Genau dafür um...

Snowi schrieb:
Während des Erwerbslebens gerade genug zum leben, und ab 67 dann Altersarmut.
...nicht hier zu landen.

Diese Erkenntnis hatte ich schon vor über 25 Jahren, wer immer noch nicht begriffen hat das er als Hilfsarbeiter nicht weit kommt ist selber schuld.

Grüße Tomi
 
Snowi schrieb:
[...] Warum soll ich einen komplizierten Job lernen? Was habe ich davon?[...]
Nur als Anmerkung: "kompliziert" bedeutet nicht automatisch "gut bezahlt"
Snowi schrieb:
[...]Da fragt man sich schnell, warum man sich anstrengen soll, und dann kommt eben das Kernproblem: Niemand hat eine passende Antwort parat, um diese Frage wirklich zu beantworten.
Ich schon. Man kann Ansprüche auch an sich selber stellen, nicht nur gegenüber Anderen.
 
Welcher "komplizierte" (also können es nur wenige machen, da die breite Masse "zu dumm" dafür ist) Job wird schlecht (gut ist auch subjektiv...) bezahlt?

Ich habe eine Weile überlegt und komme wirklich gerade auf nichts...
Bitte um Beispiele.

Vielen Dank, MfG, R++
 
R++ schrieb:
Welcher "komplizierte" (also können es nur wenige machen, da die breite Masse "zu dumm" dafür ist) Job wird schlecht (gut ist auch subjektiv...) bezahlt?[...]
Bisher war nur die Rede von "komplizierten Job lernen", Du setzt es mit Intellekt und damit vermutlich Studium gleich? Ok, ich lass mich mal darauf ein.

Je nach Studiengang sind die Gehaltsunterschiede erheblich, vergleiche mal Architektur und Wirtschaftsingenieurwesen.

Zudem geht es auch um die weitere Karrieremöglichkeiten. Wie viele Archäologen sind Vorstand oder Geschäftsführer?

Anderseits kann ein Berufstaucher auch ohne Studium mehr verdienen als so mancher "Studierter".
 
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DerOlf schrieb:
Die meisten wissen nach ihrer Schullaufbahn weder, in welche Richtung sie eigentlich wollen (erstmal chillen und dann irgendwie "reich" werden), noch was für die Wunschlaufbahn nowendig ist und wie wahrscheinlich es ist, dass gerade sie (als einer von tausenden Anwärten) einen dieser begehrten Jobs im Hochlohnbereich ergattern werden.
Entschuldigung, aber zu einer Laufbahn und zu einer Ausbildung gehört auch sich solche Informationen rechtzeitig zu holen. Dafür gibt es Praktika, Austauschprogramme, Orientierungssemester und von jeder besseren Firma Schnupperwochen. Wer blind durchs Leben geht und erwartet, dass er wie von Zauberhand den richtigen Beruf vor die Füße gelegt bekommt, der braucht sich nicht wundern wenn er dann später irgendwo landet wo er unglücklich ist. Schon zu meiner Zeit gab es übrigens das BiZ Mobil, bei dem man sich über diverse Berufe umfassend informieren konnte.

DerOlf schrieb:
Die meisten werden beinahe ahnungslos auf den Arbeitsmarkt losgelassen.
Wir leben in einer digitalen Welt! Noch nie war es so einfach sich vorab über jeden nur erdenklichen Beruf den es auf dieser Welt gibt zu informieren. "Ahnungslos" war man vielleicht vor 40 Jahren, da konnte man tatsächlich nur "erahnen" wie die Welt so tickt und zum Beispiel der Zugang zu Finanzmärkten war für außenstehende völlig verschlossen.
 
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Danke für die Beispiele.

Ob jetzt das lernen oder der Job an sich (was sich ja mMn gegenseitig bedingt...) kompliziert sind, ist doch irrelevant bei der Betrachtung. Gut, man könnte argumentieren dass ein guter Theoretiker kein guter Praktiker ist und vice versa:evillol:

Architekt hab ich jetzt mal bei stepstone und absolventa als Durchschnitt 3500-4000 brutto (= 42.000-48000 € p.a.) gesehen.
Mindestlohn (ab 1.4. 13€ ) ist ca 20.100 € p.a..

Klar wenn man es mit IGM/IGBCE vergleicht ist "alles" schlecht...

Archäologe gem. gehalt.de Median ca. 3.850 € (= 46.200 € p.a.).
Also immer mehr als das doppelte als der Mindestlohn...

Wo ist hier also die "schlechte" Bezahlung? Oder wird alles mit IGM/IGBCE verglichen im Großkonzern, wo man 35h ne ruhige Kugel schiebt?

Es wird manches "schlechtER"(!) bezahlt. Aber genaugenommen gilt: 49.999€ p.a. ist auch schlechter als 50.000 € p.a.
Aber bei 40-50k bei deinen Beispielen davon zu sprechen ist mMn falsch.

Was befähigt einen Archäologen grds. dazu betriebswirtschaftlich ein Unternehmen zu leiten? Der kann dir mit dem Pinsel empfindlichstes Zeugs aus dem römischen Reich oder von Dinosauriern ausbuddeln und hat exzellente historische Expertise.

MfG, R++
 
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Problem ist das einfach in allen Ebenen Menschen sind die für die Jobs die diese haben einfach nicht tauglich sind, und der Zeitgeist einfach so ist das Inkompetenz keine Folgen nach sich zieht, solange die Rhetorik alles überdekt, und man sich gut verkauft auch wenn alles nur bla bla ist.

Oft werden genau solche Leute wegbefördert, wo diese normalerweise einfach nur gefeuert gehörten.
 
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R++ schrieb:
[...]Klar wenn man es mit IGM/IGBCE vergleicht ist "alles" schlecht...[...]
Dann geht es also eher darum sich den richtigen Arbeitgeber zu angeln und gar nicht um den Job selber? ;-)
R++ schrieb:
[...]Es wird manches "schlechtER"(!) bezahlt. Aber genaugenommen gilt: 49.999€ p.a. ist auch schlechter als 50.000 € p.a.
Aber bei 40-50k bei deinen Beispielen davon zu sprechen ist mMn falsch.[...]
Ist ok, aber ich meine für ein Studium wird in der Regel dieselbe Zeit aufgewendet und wenn dann am Ende des Berufslebens bei einem Weg mehr als das Dreifache herausgesprungen ist als beim anderen, dann sehe ich schon einen Unterschied hinsichtlich gut und schlecht bezahlt.

Im Grunde ging es mir auch nur um die Aussage von Snowi.

Ich behaupte es gibt auch viele Menschen, die aus reinem Selbstantrieb heraus versuchen alles aus sich herauszuholen, weil es ihr Anspruch an sich selber ist. Sonst gäbe es wohl auch kaum so viele Leistungssportler, die bei jedem Training blau anlaufen, obwohl sie nie die WM gewinnen werden.

Aber wie ich gerade sehe, bin ich wohl im falschen thread.
Ergänzung ()

Cyberdunk schrieb:
Mein Arbeitskollege sagte mal, unser Chef ist soweit das er die Karriere Leiter nur noch nach Oben fallen kann trotz offentsichtlicher Inkompetenz, irgendwie fand ich das gut und ist auch was dran.
Wenn "die unten" so kompetent sind und den vollen Überblick haben, weshalb sind sie dann nicht Chef geworden? ;-)
 
SW987 schrieb:
Wenn "die unten" so kompetent sind und den vollen Überblick haben, weshalb sind sie dann nicht Chef geworden? ;-)
Weil es nur ein! Chef geben kann und in einer mittelständischen Firma mit im Schnitt 200 Mitarbeitern sitzt wohl nicht immer der richtige auf dem Sessel. ;)

Und es ist ja kein offenes Geheimnis das Potenzial von einigen extra klein gehalten wird weil Konkurenz niemand will.
 
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SW987 schrieb:
Wenn "die unten" so kompetent sind und den vollen Überblick haben, weshalb sind sie dann nicht Chef geworden? ;-)
Weil die Guten nicht immer das sagen was die Chefs hören wollen, und diesen auch nicht in den allerwertesten kriechen und oft werden dann Speichellecker befördert zum Nachteil des Unternehmens, gerade wenn man lange im Arbeitsleben ist weiß man wie es läuft, und die sich auskennen wollen einfach auch nicht anschaffen und in ruhe Arbeiten.

Vor allem wenn dann Leute vom Studium kommen und das Rad neu erfinden wollen, ohne Praxiserfahrung geht das sehr oft schief, weil die Realität eine Andere ist.

Unser "Meister" hat auch ein Studium und keinen Meisterbrief, und den steckt Fachlich fast jeder in die Tasche, sieht man immer wenn man mal eine Info braucht und nichts kommt und sich das dann selbst erarbeiten darf, Firma wollte einen von aussen.

Größten Respekt habe ich vor Leuten die nach dem Studium sich einarbeiten und dann mit wissen und Grundlagen überzeugen die gibt es auch.
 
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Mobbing ist ein Gefühl von Schwachen, Starke haben Feinde. Und die reichen auch keine Parkquittung über 2,50 € ein oder lassen um 16:00 Uhr den Hammer fallen und meckern auch nicht an allem herum.
 
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@SW987 warum glaube ich nur das du noch keinen Handstrich gearbeitet hast bei solchen Aussagen die du triffst ?
 
Hallo

Cyberdunk schrieb:
Mobbing ist ein übles Problem in der Gesellschafft und du bringst so ein Kommentar, ich fasse es nicht.
@SW987 hat aber Recht, zum mobben gehören immer zwei, einer der mobbt und einer der sich mobben läßt.
Es sind immer diejenigen die sich mobben lassen die gemobbt werden, das Berufsleben ist kein Streichelzoo.
Wer im Berufsleben schwach ist bleibt für immer unten und wer im Berufsleben stark ist kommt nach oben.

Grüße Tomi
 
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