valeflamm schrieb:
Wenn ich in einem Server 3 Raid5 Systeme mit jeweils 4x2TB einbaue, ist es dann besser 3 seperate RAID-Controller zu kaufen oder kann man das mit einem organisieren?
Man kann beides machen, aber ich würde ein RAID nehmen und dann nicht mit 2TB HDDs, selbst wenn Du gerade zufällig einen RAID Controller liegen hast der nur mit Einzellaufwerken bis 2TB klar kommt, ist das bzgl. der ganze Infrastruktur zu teuer. Das fängt mit den HDDs an, geht über Netzteil und Gehäuse weiter, die Platten müssen ja auch untergebracht und abgeschlossen werden und hört bei der Stromrechnung auf. Außerdem sind geeignete 2TB Platten im Verhältnis zu teuer, die billigen HGST UltraStar 2TB sind seid einiger Zeit überall angeboten werden, mal als neu aber von 2011 oder 2012 und angeblich unbenutzt (aber trotzdem ohne Herstellergarantie, obwohl die nur vom Verkaufs- und nicht vom Produktionsdatum abhängt), mal als generalüberholt (was auch immer man dort an Verschleißteilen getauscht haben möchte, es lohnt nicht, mehr als einmal abwischen, S.M.A.R.T. Werte zurücksetzen und testen ist das nicht) und mal ehrlich als gebraucht, sind Schrott und bei MF mit 9% RMA Quote angeben.
valeflamm schrieb:
Wäre es besser ein einzelnes Raid6 System mit 12x2TB zu erstellen und dieses in 3 Partitionen zu unterteilen? Ich würde ja schätzen, dass bei einem Festplattenausfall dann alle 11 verbleibenden Festplatten stark belastet werden, anstatt nur die 3 in dem entsprechenden RAID5 von oben.
Beim RAID 6 dürfen ja 2 Platten ausfallen, womit auch die UBER Problematik entschärft wird, daher würde ich ein RAID 6 mit 12 Platten 3 RAID 5 mit je 4 Platten vorziehen, aber es hängt auch von der Nutzung ab, die Write Penalty wird beim RAID 6 halt auch höher ausfallen.
valeflamm schrieb:
ist es wirklich lebensnotwendig von 4x2TB die Hälfte zu opfern um ein RAID10 zu erstellen?
RAID 10 wäre totaler Blödsinn, außer man braucht die Schreibperformance, etwas für eine Datenbank in einer echten Produktionsumgebung, aber sonst reicht RAID 6 um eine gute Chance bei einem Recovery zu haben.
HominiLupus schrieb:
RAID ist für einen Heimanwender völliger Blödsinn.
Blödsinn ist nur diese Aussage, da ein RAID sehr wohl klare Vorteile gegenüber einzelnen HDDs hat.
valeflamm schrieb:
Ebenfalls hatte ich mit dem Gedanken gespielt eine kleine Website und vielleicht einen TeamSpeak-Server laufen zu haben - also käme ein reiner NAS nicht in Frage.
Das läuft ja eher auf einen Heimserver als ein NAS hinaus, da würde ich auf jeden Fall zu einem System welches auch ECC RAM unterstützt raten.
valeflamm schrieb:
Was passiert denn, wenn eine der Backup-Festplatten den Geist aufgibt? Wie bekommt man dann die Daten zurück? (Annahmne NAS ist nicht Raid1 o.ä)
Das Backup und die Hauptplatte sollten nicht zeitgleich ausfallen, so dass man jederzeit wenigstens auf einem von beiden die Daten hat. Das ganze Prinzip von Backups beruht darauf das der zeitgleiche Ausfall zweier Platten gewöhnlich nicht passiert und durch die räumliche Trennung (dazu gehört ein eigenes Gehäuse für die Backupplatte mit möglichst eigenem Netzteil sowie die Aufbewahrung an einem anderen Ort) und Trennung der Backupplatten vom Stromnetz und Rechner wenn sie nicht gerade zur Aktualisierung angeschlossen sind, versucht man das auch zu erreichen. Je nach Wichtigkeit der Daten und Aufwand den man zu treiben bereit ist, sollte man auch mehr als ein Backup anlegen, z.B. auf zwei USB Platten im Wechsel.
valeflamm schrieb:
Ja, die 12x2TB waren nur eine theoretische Annahme, ich hatte mir auch erst einmal 4x2TB vorgestellt.
Das wäre bei einem RAID 5 dann 6TB Nutzkapazität, die kannst Du besser mit einer 6TB HDD als mit einem RAID realisieren.
Dazu würde ich z.B. die
Seagate Surveillance HDD 7200rpm 8TB, SATA 6Gb/s (ST8000VX0002) ab € 339,88 nehmen, die hat laut
Datenblatt als 8TB eine UBER von 1:10^15 (die kleineren Modelle der Serien habe nur 1:10^14), 180TB Workload im Jahr, 24/7 Zulassung und ab der 4TB Ausführung auch RV-Sensoren, kann also in Gehäusen mit acht oder mehr Laufwerksschächten eingesetzt werden. Dabei kostet sie pro TB gerade mal einen Euro mehr als
das Modell mit 6TB, für das was die kann ist die 8TB wirklich günstig. 4 von den 8TB im RAID 5 kosten dann 1360€ für 24TB Nutzkapazität und dank der UBER von 1:10^15 hast Du auch eine gute Chance auf ein erfolgreiches Rebuild, was Dich aber nicht verleiten sollte auf ein Backup zu verzichten, aber es beruhigt schon mal und alle Daten hat man meist ja auch nicht gerade auf dem Backup stehen, wenn eine Platte ausfällt.
valeflamm schrieb:
Es klang für mich jedoch so als ob hiermit kleinere oder große Unternemen angesprochen werden
Das ist ja egal, die Probleme sind dort nicht anders als beim Heimanwender, außer das die ggf. noch mehr auf die Performance achten müssen.
DunklerRabe schrieb:
Die mechanische Belastung, weil beim Rebuild Daten von allen Platten gelesen werden müssen? Dafür sind Festplatten gedacht, die machen das schon.
Wenn man die richtigen Platte nimmt dann schon, man sollte aber keine einfachen Desktopplatten nehmen, die haben keine Vibrationssensoren um mit den Schwingungen der anderen Platten im Gehäuse klar zu kommen , ein geringes Workload Rating und dann hat man zumindest bei einem HW-RAID noch die TLER Problematik.
Zur Erklärung: TLER steht für Time-Limited Error Recovery, das bedeutet das die HDD versucht einen Fehler eine bestimmte Zeit lang selbst zu beheben, etwa einen problematischen Sektor doch noch erfolgreich zu lesen. Das machen alle (SATA) HDDs, ausnahmslos! Es gibt aber auch HDDs von denen man sagt sie haben TLER, auch Error Recovery Control (ERC) oder Command Completion Time Limit (CCTL) genannt und damit meint man, dass diese Zeit wie lange die HDD es maximal versucht, also deren Timout dafür, eben einstellbar ist und aber Werk meist voreingestellt wurde. Bei den WD Green beträgt der Timeout z.B. 14s und bei den WD Red 7s ab Werk. Ein RAID wartet aber nicht ewig auf eine Antwort von der Platte, HW Raid Controller haben ab Werk meinst nur 8s Geduld und wenn in der Zeit die Antwort nicht kommt, fliegt eine Platte als defekt aus dem RAID.
Das Ganze ist auch nur eine Krücke für SATA Platten, denn wirkliche Enterprise RAIDs für kritische Anwendungen nutzen SAS/FFC Platten und bei denen kann man die Sektoren auch auf 520 oder 528 Bytes formatieren, während SATA nur 512 (bzw 4096) Bytes pro Sektor erlaubt. Auf den zusätzlichen 8 bzw. 16 Bytes legt der Controller selbst eine Prüfsumme aber und erkannt beim Lesen sofort wenn die Daten nicht stimmten, rekonstruiert diese anhand der Parität und überschreibt den Sektor der Platte erneut wieder mit den korrekten Daten. Das geht schneller und verhindert zu hohe Antwortzeiten des Storages. Das ist aber eben bei SATA Platten nicht möglich und wenn man eine Platte alleine betreibt, will man ja auch die Daten möglichst bekommen und keinen Read Error, die Chancen werden halt etwas besser wenn die Platte es länger versucht. In einem echten RAID hat man aber Parität (RAID 0 ist kein echtes RAID) und die Platte braucht es nicht lange zu versuchen, da die Daten ja rekonstruierbar sind, zumindest solange nicht so viele Platten ausgefallen sind wie der RAID Level erlaubt und daher sind lange Wiederholungen durch die Platte gar nicht erforderlich.
DunklerRabe schrieb:
Das spielt natürlich auf die Lesefehler bei solchen Datenmengen an und ja, mathematisch ist das ein Problem. In der Praxis jedoch...Tja, ich habe dazu keine belastbaren Daten.
Du hast keine belastbaren Daten aber unterstellst, dass es wohl eher kein Problem ist. Schwebende Sektoren, also Sektoren die von der Platte nicht mehr korrekt gelesen werden können weil die Daten nicht zur ECC passen, hast Du aber sicher schon mal gesehen und wenn nicht, schau Dir mal den Sammelthread zu den S.M.A.R.T. Werte an, da gibt es reichlich davon. Wenn auch nur einer davon während eines Rebuilds eines RAID5 bei einer der verbliebenen Platten auftritt, ist das Rebuild gescheitert!
DunklerRabe schrieb:
daher kann ich hier unmöglich eine wirklich fundierte Aussage zu machen, allerdings habe ich berechtigte Zweifel daran, dass das als große Apokalypse dargestellt wird.
Wenn Du also keine Daten über die Häufigkeit von schwebenden Sektoren hast, dann lehne Dich besser nicht aus dem Fenster, denn das wiegt den Leser nur in falsche Sicherheit. Bedenke das die Wahrscheinlichkeit von Problemen mit dem Alter zunimmt und sofern nicht eine Platte früh ausfällt, sind die anderen meist kaum jünger und daher auch schon meist dem Ende nahe, also auch anfälliger für Probleme. Solange die Platten alle neu sind, ist es meist noch alles Sonnenschein und Friede, Freude, Eierkuchen.
DunklerRabe schrieb:
Im Zweifel rät man dann genau deswegen zu einem Raid 6.
Genau, dann hat man ja noch eine Redundanz übrig, wenn es bei einer Platte zu Problemen kommt.
DunklerRabe schrieb:
Ein Raid 10 würde das Problem natürlich auch lösen, mit den genannten Nachteilen.
Jein, solange es noch keine zu großen Platten gibt, aber wie man an der Surveillance Reihe von Seagate sieht, hat man sich bei der 8TB doch entschlossen Maßnahme zu ergreifen um die UBER von 1:10^14 auf 1:10^15 zu verbessern, da es bei einer 6TB im Prinzip schon ein Risiko von ca. 50% gibt, dass es beim Lesen der ganze Kapazität zu einem Fehler kommt.
DunklerRabe schrieb:
es immer Leute die sich einfach nicht vorstellen können, dass andere Leute zu Hause auch andere Anforderungen oder einen anderen Anspruch an eine technische Lösung haben. Da darf man sich nicht beirren lassen, man muss sich nur daran gewöhnen.
Das ist leider wahr und in Foren weit verbreitet, der Tellerrand mancher Leute ist einfach ein paar Nummern zu hoch für sie.
valeflamm schrieb:
hmm... ich habe bis jetzt halt in meinem normalen Computer 5 Festplatten aller Art drin... Alte wie Neue (eine 5 Jahre alte mit >20000 Betriebsstunden bis zu 3 Monate alt mit ~2000 Betriebsstunden) mit jeweils unterschiedlichen Größen (230GB bis 2TB)
Dann solltest Du aufpassen, früher als die Datendichten geringer waren, war das alles nicht so kritisch, aber bei den heutigen Datendichten haben die hochwertigeren HDDs nichts umsonst aufwendigere Techniken wie Vibrationssensoren, wobei es da auch noch Abstufungen gibt, um eben Vibrationen zu kompensieren die andere HDDs im Gehäuse erzeugen und die billigen, einfachen Desktop HDDs haben sowas alles nicht, damit sie eben kostengünstig zu produzieren und billig zu verkaufen sind. Auch wenn sich die Meinung bei manchen hält weil sie die Unterschiede den HDDs nicht ansehen, so sind die vielen verschiedenen Baureihen die es heute gibt nicht nur Marketing und die HDDs unterscheiden sich intern sehr wohl. Je nach Anforderungen werden entsprechend hier oder dort eingespart um die HDDs billiger als die jeweiligen Topbaureihen anbieten zu können, das wären z.B. von
WD die Re (nicht Red), bei
Toshiba die MG Reihe und bei Seagate
Constellation ES.3 und die
Enterprise Capacity, die aber alle auch einiger mehr kosten.
valeflamm schrieb:
Da ich so viele Festplatten gewohnt bin dachte ich natürlich auch in meinem Jugendlichen Leichtsinn, dass man so einen Server / Netzlaufwerk ebenfalls aus vielen Festplatten baut (viele Platten = viel Speicher...)
Nimm lieber wenige große als viele kleine HDDs, schon weil die Dinger eben Platz und Anschlüsse für Strom und Daten brauchen, die kosten nur solange nichts extra, wie man noch welche verfügbar hat. Dann würde ich das ganze in einem eigene Rechner wie den
HP ProLiant MicroServer Gen8, Celeron G1610T, 4GB RAM (819185-421) ab € 204,89 oder den
HP ProLiant ML10 v2, Pentium G3240, 4GB RAM (814483-421) ab € 194,99 auslagern und dort z.B. unter Linux mit SW-RAID (das ist unter Linux sehr performant, unter Windows aber gar nicht) oder einer Vitalisierung betreiben. Alleine durch das Linux-SW RAID sparst Du Dir den HW-RAID Controller, der nicht selten mehr kostet als so ein ganzer Server mit seinen 4GB ECC RAM drin.
Größere Storage an einem Rechner zu realisieren an dem man auch normal arbeitet, bringt nur zusätzlich die Daten in Gefahr.