Edifier S730 im Test: Der Teufel aus Fernost

 4/5
Jirko Alex
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Klangeindrücke

Abermals sollen in diesem Test die persönlichen Eindrücke vom Klangcharakter des getesteten Soundsystems vermittelt werden. Dass dies niemals zu einhundert Prozent objektiv geschehen kann, sei vorweg gestellt; der geschilderte Klangeindruck spiegelt schließlich die Meinung des Testers wider. Er sollte nur als Empfehlung angesehen werden. Vorteilhaft ist es darüber hinaus in jedem Fall, sich die Lautsprecher stets selbst anzuhören, um ihren Klang mit den persönlichen Vorlieben abzugleichen.

Da jedoch nicht jeder die Zeit, das Geld oder die Muße hat, sich jedes interessante System selbst anzuhören, sollen in folgender Beurteilung auch Vergleiche mit bereits getesteten Boxensystemen, allen voran dem Teufel Motiv 2, gezogen werden.

Musik

Die Musikwiedergabe ist gemeinhin eine Schwäche der allermeisten PC-Soundsysteme. Sofern Klang abseits des virtuellen Schlachtfeldgebrummes verlangt wird, fehlt es an Feinzeichnung, Mitteltondynamik sowie einem harmonischen Gesamtbild. Diesem Eindruck entziehen konnten sich bisher lediglich das Teufel Motiv 2 (und das baugleiche Motiv 5) sowie das Razer Mako. Bei diesen Systemen stimmte die Harmonie, wenngleich zum vollendeten HiFi-Klang immer noch einiges fehlte.

Was leistet nun vor diesem Hintergrund Edifiers S730? Nüchtern gesagt: Erstaunlich viel. So zeigte sich sehr schnell, dass sich das System jegliche Starallüren verkneift und weder mit einem wummernden Bass noch spitzen Höhen krampfhaft versucht, auf sich aufmerksam zu machen. Dies ist eine typische Schwäche vor allem jener Systeme, die eigentlich nicht viel bieten, gerade das aber vorgaukeln. Ohne diese Eingriffe in den Klangcharakter bleibt ein sehr unspektakuläres Klangbild, das durch nichts besonders hervor sticht, aber eben auch auf Dauer nicht nervt. Der Bass ist präsent genug, der Hochtonbereich angenehm und dabei klar und glaubwürdig. Einzig die Mitten könnten einen Hauch mehr Plastizität vertragen.

Dieses Problem plagt auch Teufels Systeme des Kalibers Concept E Magnum oder Concept F und hängt wohl direkt mit dem etwas zu kleinen Tiefmitteltöner zusammen. Es gelingt hierbei dem Edifier S730 jedoch besser als den Teufel-Systemen, eine vergleichsweise glaubwürdige Wiedergabe aus der Aufnahme heraus zu schälen. Die Mitteltonschwäche fällt weniger durch ein Loch denn mehr durch Zurückhaltung auf. So gelingt die Ankopplung des Subwoofers an die Satelliten sehr gut und quasi unhörbar, für die Präsenz einiger Saiteninstrumente sowie dem allgemeinen Bühnencharakter fehlt es aber an Nachdruck und Rauhheit. Der Klangeindruck liegt insgesamt jedoch nur knapp unter dem des Motiv 2, das diesen Schuss Authenzität abfeuert. Gemessen an der Preisklasse ist der Klangcharakter sehr überzeugend und verdient durchaus Lob!

Sehr positiv ist in diesem Zusammenhang, dass der Klang sowohl über die analogen als auch die digitalen Eingänge gleich gut klingt. Die Auswahl zwischen den Quellen gelingt problemlos und ohne Störgeräusche. Auch bei der Wiedergabe muss man sehr weit aufdrehen, um die Grenze des Edifier S730 zu erreichen. Das Soundsystem gestattet es, auf einer Skala von 0 bis 50 die Lautstärke zu regulieren, wobei bei 10 bereits Zimmerlautstärke erreicht wird. Bei maximaler Lautstärke rauscht das System merklich, die Wenigsten dürfte das Rauschen zu diesem Zeitpunkt aber stören. Das übernimmt zur selben Zeit der brutale Maximalpegel des Systems, der dem vergleichbar teurer Teufel-Systeme in nichts nachsteht. Verzerrungsfrei ist der Maximalpegel damit nicht, aber ein sehr hoher Pegel kann durchaus ohne Rauschen und Knistern realisiert werden.

Positiv sticht dabei hervor, dass der Subwoofer stets gut dosiert aufspielt. Ob leise oder laut, das Edifier S730 präsentiert sich mit einer glaubwürdigen Abrundung der Wiedergabe im tieftonalen Bereich. Ein Übersteuern sowie die Überbetonung des Oberbasses ist nicht heraus zu hören. Der Tiefgang ist gut, wenngleich etwa das Teufel Motiv 2 mehr Struktur im Frequenzkeller bietet.

Filme und Spiele

Nachdem sich das Set bereits bei der Musikwiedergabe behaupten konnte, verwundert es wenig, dass es sich mit dem Edifier S730 auch gut spielen lässt. Der Klang ist unspektakulär und nüchtern, gerade dadurch aber macht er auf Dauer Freude. Der Subwoofer nervt mittel- und langfristig nicht durch schwachen Tiefbass und aufgeblähten Oberbass, was in Actionspielen besonders schnell auffallen und ebenso rasch nerven würde. Die angenehmen Höhen tragen zu einem glaubwürdigen und damit spaßfördernden Gesamteindruck bei, was das Edifier S730 zum Spielerfreund macht.

Auch Filmton ist ein Metier des 2.1-Systems. Der harmonische Gesamteindruck sorgt dafür, dass Stimmen glaubwürdig (wenngleich jedoch einen Tick zu weich) klingen und kein nerviges Zischeln auftritt. Der Subwoofer ist potent genug, sich den Rang eines Tieftöners tatsächlich anerkennen zu lassen, was dem Actionfan sehr entgegenkommt. Die Performance ist jener der beliebten Teufel-Systeme sehr ähnlich, einen Hauch mehr Tiefgang bietet der Berliner Hersteller aber. Für wahres Filmvergnügen fehlt es dem Set eigentlich nur an Lautsprechern – jenen für die Mitte und die rückwärtigen Kanäle. Für den Kinoabend zwischendurch und als Ergänzung der TV-Lautsprecher ist das Set aber eine Hausnummer, die man erstmal gehört haben muss.

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