Dash Button: Amazon stellt den umstrittenen Bestellknopf ein

Jan-Frederik Timm
107 Kommentare
Dash Button: Amazon stellt den umstrittenen Bestellknopf ein
Bild: Amazon

Amazon stellt den Vertrieb des physischen Dash Button mit sofortiger Wirkung weltweit ein. Das hat der Konzern gegenüber CNET bestätigt. Hintergrund sei allerdings nicht dessen Misserfolg, sondern der Fortschritt im Smart Home. In Deutschland ist der lange währender Rechtsstreit um den Button damit aber dennoch nicht Geschichte.

In Deutschland schon immer in der Kritik

Mit dem Dash Button war es Kunden von Amazon seit Ende 2016 auch in Deutschland möglich, ein mit dem jeweiligen Knopf verknüpftes Produkt mit nur einem Knopfdruck nachzubestellen. Die laut Amazon erfolgreichsten Dash Button waren die für Küchenrollen, Toilettenpapier und Mineralwasser. Mit einem Klebestreifen auf der Rückseite ließen sich die 4,99 Euro teuren Knöpfe genau dort befestigen, wo der Kunde in der Regel den Bestellbedarf bemerkt. Der Kaufpreis wurde von Amazon mit der ersten Bestellung über den Dash Button gutgeschrieben.

Die Intransparenz im Bestellprozess veranlasste Verbraucherschützer in Deutschland allerdings keine drei Wochen nach der Markteinführung, Klage gegen den Dash Button einzureichen. Sie bemängelten nicht nur, dass der Kunde ohne weiteren Hinweis mit einem Knopfdruck eine Bestellung auslöst, sondern auch, dass er keine wesentlichen Informationen wie den Preis oder zum Widerruf angezeigt bekommt. Außerdem wird für die Verwendung des Dash Button das Passwort für das eigene WLAN bei Amazon in der Cloud abgelegt. Die Gerichte gaben den Klägern Recht.

Erst im Januar 2019 hatte das Oberlandesgericht München Amazon in Deutschland erneut aufgefordert, die Dash Buttons vom Markt zu nehmen. Amazon hatte allerdings angekündigt auch gegen diese Entscheidung Rechtsmittel einzulegen. Und dabei bleibt es auch.

Der Dash Button war ein Erfolg

Nationale Rechtsstreitigkeiten oder zu geringe Verkaufszahlen sind laut Amazon dann auch nicht der Grund für das Aus. Vielmehr hätte sich der Haushalt vieler Menschen weltweit die letzten Jahre sehr stark dem Internet geöffnet und der physische Dash Button damit immer seltener einen Mehrwert geliefert.

Die Zukunft ist virtuell

Die physischen Dash Buttons werden deshalb auch nicht ersatzlos gestrichen, vielmehr nehmen in Software umgesetzte virtuelle Varianten, die Virtual Dash Buttons, ihren Platz ein. Amazon-Prime-Kunden können sie schon länger in der App oder auf der Webseite einrichten. Zur CES 2019 hatte der Konzern virtuelle Dash Buttons auch für Geräte von Drittanbietern angekündigt – vorerst allerdings nur in den USA. Schon seit dem Jahr 2016 gab es in ausgewählten Endgeräten wie Kühlschränken oder Waschmaschinen den Amazon Replenishment Service.

Nutzer eines Dash Button müssen derweil nicht um dessen Funktionsfähigkeit bangen. Amazon will die physische Variante so lange weiter unterstützen, wie sie noch im Einsatz ist.

Ursprünglich hatte es in der Meldung geheißen, mit dem Aus des Dash Button sei der langjährige Rechtsstreit in Deutschland Geschichte. Das ist nicht korrekt. Wie Amazon mitteilt, wird das Unternehmen wie geplant gegen das Urteil des Oberlandesgericht München in Berufung gehen. Die Meldung wurde entsprechend korrigiert.