Elex 2 im Test: Auch schwache Grafik kann richtig Hardware fressen

Update 2 Wolfgang Andermahr (+1)
486 Kommentare
Elex 2 im Test: Auch schwache Grafik kann richtig Hardware fressen

Elex 2 von Piranha Bytes und damit ein weiterer geistiger Nachkomme von Gothic ist erschienen. Im Test der PC-Version zeigt sich, dass die Technik leider nicht mehr auf dem aktuellen Stand ist. Nicht nur, dass die Grafik wenige zu bieten hat und Probleme macht, die Anforderungen an die Grafikkarte sind (dafür) auch viel zu hoch.

Update

Wie angekündigt hat ComputerBase weitere Grafikkarten zu den Benchmarks hinzugefügt. Die Spanne reicht vom aktuellen Einsteiger-Modell GeForce RTX 3050 über alte High-End-Beschleuniger wie die GeForce GTX 1080 bis hin zu den aktuellen Flaggschiff-Modellen Radeon RX 6900 XT sowie GeForce RTX 3080 Ti.

Update

Der von Piranha Bytes veröffentlichte Day-1-Patch hat keinen Einfluss auf die Leistung im Spiel. Benchmarks der Redaktion mit Patch zeigen dieselbe Leistung, auch das Framepacing und die angesprochenen Grafikprobleme sind weiterhin zugegen.

Beim Testen weiterer Grafikkarten, deren Ergebnisse in Kürze eingepflegt werden, erwies sich AMD Radeon RX Vega 64 sogar als Totalausfall: Mehr als Himmel ist auf dem Testsystem in der Redaktion nicht zu sehen. Erfahrungswerte anderer Elex-2-Spieler mit Vega-GPU sind in den Kommentaren gerne gesehen.

Mit Radeon RX Vega 64 gibt es auf dem Testsystem auch mit Patch nur blauen Himmel zu sehen
Mit Radeon RX Vega 64 gibt es auf dem Testsystem auch mit Patch nur blauen Himmel zu sehen

Mit Elex 2 ist ein weiterer geistiger Nachfolger zu Gothic erschienen. Das deutsche Entwicklerteam Piranha Bytes will dabei auf den Tugenden des 1. Teils aufbauen und den Vorgänger Elex (Technik-Test) in sämtlichen Belangen verbessern. Mit dabei sind erneut eine große Open World, die ihre Geheimnisse nicht von selbst verrät, viele kantige Gespräche, eine immer mächtiger werdende Hauptfigur, zahlreiche Fraktionen und noch so einiges mehr.

Die Technik ist einfach (zu sehr) in die Jahre gekommen

Mit von der Partie ist auch wieder die hauseigene Genome-Engine, die für den Vorgänger aus dem Jahr 2017 ordentlich aufgebohrt wurde. Für Teil 2 hat es aber offenbar kaum noch mehr als Feintuning gegeben. Ja, Elex 2 sieht besser als sein Vorgänger aus, groß sind die Unterschiede aber nicht. Spielgrafik allgemein hat sich in den vergangenen viereinhalb Jahren doch ordentlich weiterentwickelt. Elex 2 sieht damit entsprechend nicht mehr gut aus. Teilweise ist es sogar regelrecht unschön.

Große Baustellen gibt es zuhauf: Die Animationen sind steif, die Gesichter wirken wachsartig und detaillos, in den Gesprächssequenzen gibt es keine Kamerabewegung, die Beleuchtung setzt kaum Highlights, die Texturen sind höchstens mittelprächtig und das ist noch nicht alles.

Mit die größten Probleme sind dem Level of Detail (LOD) zuzuschreiben, denn im Spiel tauchen andauernd selbst aus mittelgroßer Distanz sogar große Objekte aus dem Nichts auf, andere wechseln munter sichtbar ihre Detailstufen. Hinzu kommt, dass einige meist große Gebäude oder auch Bäume aus weiter Distanz gerne mal sämtliche Details und ihre Form verlieren und dann eher an das original Doom als an ein Spiel aus dem Jahr 2022 erinnern.

Wenig hilfreich ist auch die Kantenglättung, die beim Flimmern einfach nicht Herr der Lage wird. Selbst in Ultra HD flimmert die Vegetation ordentlich, in geringeren Auflösungen wird alles nur noch schlimmer.

Dazu gesellt sich – so viel sei schon mal verraten – eine erstaunlich geringe Framerate. Der in die Jahre gekommene DirectX-11-Renderer wirkt mit der Aufgabe schlicht überfordert, sei es mit einer generell geringen Framerate oder einer vermutlich massiven API- beziehungsweise Drawcall-Limitierung auf Radeon-GPUs, sodass eine Verringerung der Auflösung kaum Leistung bringt, weil die GPU sich selbst in UHD stark langweilt und nicht der Flaschenhals ist.

Niemand verlangt von einem recht kleinen Entwicklerteam wie Piranha Bytes eine High-End-Grafik. Aber was für Elex im Jahr 2017 noch ganz gut funktioniert hat, ist für Elex 2 in 2022 einfach nicht mehr angemessen. Die Schwächen sind schlicht nicht mehr zu ignorieren.

Hoffentlich versuchen es die Entwickler in Elex III nicht erneut mit derselben Engine, ohne zumindest einen massiven Umbau vorzunehmen. Der Zenit der hauseigenen Technik scheint klar überschritten.

Es gibt auch kleine Lichtblicke

Manchmal gibt es aber auch Lichtblicke. Elex 2 kann durchaus halbwegs schön aussehen, wenn die Sonne gerade richtig steht und man zufällig in der richtigen Region unterwegs ist. Das sorgt manchmal schon für eine ordentliche Atmosphäre. Und einige Objekte wirken ebenfalls gelungen und passen gut in die Zukunfts-Fantasy-Welt. Leider sind solche Szenen einfach viel zu selten.

Wenig verwunderlich verzichtet Elex 2 auf Raytracing und auch Upsampling beziehungsweise Upscaling in Form von AMD FSR oder Nvidia DLSS gibt es nicht.

Ein Grafikmenü mit viel Kantenglättung

Elex 2 bietet auf dem PC ein schlichtes Grafikmenü. So gibt es mehrere Einzeloptionen und darüber hinaus spieleigenes Up- und Downscaling. Die Renderauflösung kann in 10-Prozent-Schritten zwischen 50 und 200 Prozent gegenüber der eingestellten Auflösung verändert werden.

Und das war es dann schon. Es gibt keinen FPS-Limiter, selbst auf Grafik-Presets verzichtet das Spiel. Beschreibungen oder Beispiel-Screenshots der einzelnen Optionen sucht man vergeblich, eine VRAM-Auslastungsanzeige ebenso. Und auch sonst gibt es nichts Spannendes im Grafikmenü.

Stattdessen sind jede Menge Kantenglättungsoptionen an Bord. So bietet Elex 2 FXAA, SMAA, TFXAA und TSMAA an, gut ist aber keine der Auswahlmöglichkeiten. TSMAA ist dabei noch die beste Wahl, da die Unschärfe bei dem Modus gering ist und das Flackern am effektivsten verhindert wird. „Am effektivsten“ ist von „gut“ aber noch weit entfernt. Leistungsmäßig gibt es nur kleine Unterschiede zwischen den vier Möglichkeiten.

Die Grafikoptionen beeinflussen primär die Sichtweite

Grafik-Presets gibt es in Elex 2 nicht, einzelne Optionen aber schon. Sie haben primär in der ein oder anderen Weise Auswirkungen auf die Sichtweite. Wer zum Beispiel von den maximalen Details Abstand nimmt und stattdessen sämtliche Optionen auf „Hoch“ stellt, erhält eine einfachere Schattendarstellung und auf größerer Distanz werden schlicht überhaupt keine Schatten mehr dargestellt.

Ab jetzt wird es kompliziert. Wer alle Optionen auf „Mittel“ setzt (Ambient Occlusion auf „Niedrig“, „Mittel“ gibt es in dem Fall nicht), muss bereits hohe Einbußen bei der Grafikqualität in Kauf nehmen. Schon bei mittlerer Sichtweite werfen viele Objekte keine Schatten mehr, einige verschwinden einfach gänzlich. Das Grün an Bäumen wird bereits in mittlerer Distanz zu einer „Matschmasse“ und dasselbe passiert einigen Gebäuden. Manche sehen dann schlicht so hässlich aus wie der Turm in der rechten Seite des Bildes. Denn nein: Das ist kein Grafikfehler, sondern soll so aussehen!

Elex 2 kann auch Doom-Grafik: Es gibt sinnlose Grafikoptionen

Regelrecht lustig wird es bei niedrigen Grafikdetails, denn dann macht die Grafik vieler Gebäude denen von Doom Konkurrenz. Also dem First-Person-Shooter aus dem Jahr 1993, nicht der Neuauflage aus 2016. Das ändert sich, wenn man nahe an sie herangeht, was die Situation aber nicht besser macht. Darüber hinaus fehlen weitere Schatten und manche Objekte zeigen fast gar keine Details mehr.

Alle Grafikmenüpunkte einfach auf „Mittel“, geschweige denn auf „Niedrig“ zu setzen ist in Elex 2 also keine Option. Stattdessen ist es ratsam, die Punkte „Texturqualität“ und „Objektsichtweite“ auf „Hoch“ zu belassen, denn sonst zeigt das Spiel die hässlichen Gebäude. Auf die GPU hat dies ohnehin kaum einen Einfluss, vermutlich ist primär die CPU von den Optionen betroffen.

Mögliche FPS-Gewinne sind gering

Viel Performance lässt sich mit den Grafikoptionen von Elex 2 nicht gewinnen. Zumindest, wenn die Grafikkarte die limitierende Hardware ist. So erzielt die Radeon RX 6800 XT in WQHD mit sämtlichen Grafikoptionen auf „Hoch“ statt „Ultra“ nur 4 Prozent mehr FPS, bei der GeForce RTX 3080 sind es immerhin 9 Prozent. Die bereits nicht mehr schön anzusehende Optionsstufe „Mittel“ bringt weitere je 9 Prozent und „Niedrig“ noch einmal je 7 Prozent. Bei der Radeon lässt sich die Leistung damit maximal um 20 Prozent verbessern, bei der GeForce sind es 26 Prozent. Aus unspielbar wird so nur in wenigen Fällen spielbar.

Grafik-Detailstufen im Vergleich – 2.560 × 1.440
  • AMD Radeon RX 6800 XT:
    • Einzeldetails Niedrig
      67,2
    • Einzeldetails Mittel
      63,0
    • Einzeldetails Hoch
      58,0
    • Maximale Details
      55,9
  • Nvidia GeForce RTX 3080:
    • Einzeldetails Niedrig
      81,1
    • Einzeldetails Mittel
      76,1
    • Einzeldetails Hoch
      70,1
    • Maximale Details
      64,4
Einheit: Bilder pro Sekunde (FPS)