Thermalright: Tower-Kühler für M.2-SSDs ragt über 7 cm in die Höhe

Michael Günsch
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Thermalright: Tower-Kühler für M.2-SSDs ragt über 7 cm in die Höhe
Bild: Thermalright

Das Thema SSD-Kühlung wird immer wichtiger. Dennoch mutet der über 7 cm hohe M.2-SSD-Turmkühler von Thermalright irgendwie monströs und etwas übertrieben an. Die Frage der Kompatibilität ist zudem nicht einfach, liegen die M.2-Slots doch meist nahe am CPU- oder GPU-Kühler, die in die Quere kommen können.

Der Thermalright HR09-2280 Pro misst stolze 74 mm in der Höhe und bringt es mit seinen 33 Kühlrippen und zwei 6 mm starken Heatpipes auf ein Gewicht von 90 Gramm. Beim kleineren HR09-2280 mit nur einer Heatpipe sind es 47 bis 48 mm in der Höhe bei 80 Gramm Gewicht. Das Design der geschwungenen Lamellen erinnert im Profil etwas an den legendären CPU-Kühler Thermalright IFX-14 (Test) im „Flammendesign“.

Beide Thermalright-Kühler sind, wie die Namen schon verraten, für den Einsatz auf M.2-SSDs mit 80 mm Platinenlänge also den Formfaktor M.2-2280 bestimmt.

Die Kühler sind extrem hoch

Eine M.2-SSD ist ohne Kühler maximal knapp 4 mm dünn, bei einseitiger Bestückung sogar noch dünner. Spätestens seit den PCIe-4.0-SSDs mit auf bis zu 7 GB/s gestiegener Leistung sind massive SSD-Kühlkörper ein Thema, die aber selten höher als 2 cm ausfallen. Das folgende Foto zeigt Beispiele vom 8 mm flachen Kühler der WD Black SN750 bis zum 15 mm hohen Kühler der Adata Gammix S70. Der Kühler der dort nicht abgebildeten Corsair MP600 Pro XT gilt mit 19 mm bereits als sehr hoch.

v. l. n. r.: WD Black SN750, Seagate FireCuda 530, Corsair MP600 Pro LPX (Mitte), Corsair MP 600 Pro, Adata Gammix S70
v. l. n. r.: WD Black SN750, Seagate FireCuda 530, Corsair MP600 Pro LPX (Mitte), Corsair MP 600 Pro, Adata Gammix S70

Zuvor genügte oft eine Kupferfolie oder ein flaches Kühlblech, um eine durch zu hohe Temperaturen bedingte Drosselung der Leistung von M.2-NVMe-SSDs zu verhindern. Dies gilt auch heute noch, sofern ein ausreichender Luftstrom im Gehäuse vorhanden ist. Dann genügt meist schon das bei Mainboards beiliegende Kühlblech.

Vieles weist aber darauf hin, dass die bald erscheinenden SSDs mit PCIe 5.0 und mehr als 10 GB/s noch einmal größere Anforderungen an die Kühlung stellen werden. Dass erste Prototypen als PCIe-Erweiterungskarte mit entsprechend großflächigem Kühler gezeigt wurden, ist ein Indiz in diese Richtung. Transferraten von bis zu 14 GB/s bei PCIe 5.0 x4 wurden bereits in Aussicht gestellt.

Bei M.2 bleibt nur die Vertikale

Bei M.2-SSDs mit rund 2 cm schmaler und 8 cm langer Platine ist bedeutend weniger Fläche zur Wärmeabgabe vorhanden. Daher bleibt nur der Weg in die Vertikale, was Thermalright mit den beiden M.2-SSD-Kühlern macht. Die durch den Lamellenturm deutlich vergrößerte Oberfläche verspricht ein hohes Kühlpotenzial. Mit geringem Lamellenabstand von 1,8 mm wird dieses aber wohl erst bei aktiver Belüftung voll ausgeschöpft.

Nicht immer ist dafür Platz im System

Während die SSD-Hersteller zuletzt wieder flachere Kühler für sich entdeckt haben, damit diese M.2-SSDs etwa auch in der PlayStation 5 eingesetzt werden können, erfordern die Kühler von Thermalright eine sehr genaue Planung vor dem Einsatz im PC. Die meisten M.2-Slots liegen direkt neben oder sogar zwischen den PCIe-Slots für Grafikkarten, die dem Turmkühler in die Quere kommen können. Somit bleibt nur ein Slot übrig, der auf dem Mainboard oberhalb der Grafikkarte oder unterhalb der Grafikkarte liegt. Oberhalb kann dann aber bereits der CPU-Kühler einen Strich durch die Rechnung machen; die Abmessungen sind daher genau zu prüfen. Beispielbilder von Thermalright zeigen aber, dass es gehen kann.

Thermalright HR-09 2280 M.2-SSD-Kühler
Thermalright HR-09 2280 M.2-SSD-Kühler (Bild: Thermalright)
Thermalright HR-09 2280 Pro M.2-SSD-Kühler
Thermalright HR-09 2280 Pro M.2-SSD-Kühler (Bild: Thermalright)

Die Alternative wäre einen M.2-Slot zu wählen, der näher am unteren Ende des Mainboards sitzt, wie es manche Modelle bieten. Allerdings sind diese Ports oft nicht mit voller Leistung angebunden, sind also für High-End-SSDs ungeeignet.

Weitere Extrembeispiele für SSD-Kühlung

Die M.2-SSD-Kühler von Thermalright sind zwar als Extrembeispiel für SSD-Kühlung zu betrachten, doch sind sie damit nicht die einzigen. So gibt es inzwischen schon mehrere M.2-SSDs mit Wasserkühler. Team Group hat kürzlich einen AiO-Wasserkühler angekündigt, der sowohl eine CPU als auch eine M.2-SSD temperieren soll.

Mit den kommenden SSD-Generationen könnten sogar Lüfter ein Thema werden; Jonsbo macht es mit einem M.2-Kühler mit Ventilator bereits vor.

M.2-Kühler mit Lüfter von Jonsbo
M.2-Kühler mit Lüfter von Jonsbo (Bild: Jonsbo)

Da aber gerade der lautlose Betrieb einer der wesentlichen Vorteile einer SSD gegenüber einer HDD ist, ist eher unwahrscheinlich, dass sich ein solches Kühlkonzept im Consumer-Bereich durchsetzen wird.

M.2 bald am Limit

Für den M.2-Formfaktor sieht etwa der CTO des SSD-Controller-Herstellers Phison mit PCIe Gen 5 allerdings das Limit erreicht. Für weitere Leistungssteigerungen müsse ein neuer Steckertyp her, der die Signalintegrität und die Wärmeabfuhr verbessert. Neue Steckverbinder sollen sich bereits in der Entwicklung befinden und in den nächsten Jahren erscheinen. Diese könnten laut dem Phison-CTO vielleicht den Einsatz von Lüftern auf Consumer-SSDs verhindern.

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