nerdytec Cykey im Test: Open-Source-Firmware, das ist der Weg!

Tastaturen, die ohne Software zur Nutzung all ihrer ungezählten Features auskommen, sind selten. Die wenigsten überzeugen in diesem Bereich. Nerdytec löst das Problem nicht durch Verzicht, sondern durch Open Source: Die Cykey setzt auf quelloffene Firmware und kann im Browser konfiguriert werden.

Beim Layout geht nerdytec auf Nummer sicher. Gewählt wird ein in der Custom-Ecke vielfach bewährter Kompromiss aus ergonomisch minimierter Breite und möglichst großer Anzahl von Tasten. So gestaltet die Cykey den Einstieg in die Kompaktwelt freundlich. Die F-Tasten bleiben dazu ebenso erhalten wie Pfeil- und drei Funktionstasten.

Die für den normalen Alltag beim Arbeiten und Spielen wichtigsten Tasten sind somit vorhanden, der Rest wird als Doppelfunktion auf der FN-Ebene einsortiert. Der montierte oder ein zweiter, mitgelieferter Drehregler kann dabei an der abgebildeten Position oder anstelle der drei Tasten darunter platziert werden. Was nerdytec noch von großen Herstellern abhebt, ist die quelloffene QMK-Firmware, die unter anderem im Browser mittels VIA plattformunabhängig programmiert werden kann.

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Taster im Detail

Den Unterbau für die Cykey liefern Hot-Swap-Sockel, die mit Gateron G Pro 3.0 Yellow bestückt sind. Am ehesten ähneln die linearen Taster rot abgestimmten Modellen, sind aber eine Spur schwergängiger. Aufgrund werkseitiger Schmierung gleiten sie zudem sanft bis zum Anschlag. Das Schreibgefühl wirkt so ansprechend hochwertig und geht mehr in Richtung teurer Premium-Taster denn des Mittelklasse-Mainstreams. Damit entsprechen die Tasten ihrem Ruf im Netz: Sie bieten viel Gegenwert zum moderaten Preis.

Taster zu wechseln ist deshalb eine Option, die nicht unbedingt in den Sinn kommt. Dazu trägt das mitgelieferte Werkzeug bei: Aufgrund der Form und Dicke der Greifbacken lassen sich damit nur schwer Taster vernünftig aus den Sockeln ziehen. Wegen der bauchigen Gestaltung kollidiert es an Randtasten zudem leicht mit dem Gehäuse der Tastatur.

Was sich nerdytec allerdings spart, sind PBT-Tastenkappen. Eine – wahrscheinlich teurere – PBT-Version sei in Planung, erklärt der Hersteller, bis dahin gibt es die Cykey nur mit Kappen aus ABS-Kunststoff mit doppelter Beschichtung. Allen Versuchen positiver Wendung zum Trotz ist das für rund 130 Euro eigentlich zu wenig. Eine Epomaker GK75 kann das für deutlich weniger Geld mit dem gleichen Layout. Die Tasten werden aufgrund der glatten Oberfläche schnell glänzend und wirken leicht speckig.

Bei der Ausleuchtung schneidet die Cykey nur mäßig ab, was an der ungünstigen Beschriftung der Kappen liegt, die den Lichtkegeln der LEDs unter den Tastern nicht ausreichend Rechnung trägt. Das angepasste Layout, bei dem die rechtsseitigen Modifikator-Tasten kleiner als gewöhnlich ausfallen, erschwert zudem den Austausch durch ein Zubehör-Set von PBT-Kappen.

Alltagserfahrungen

Was nerdytec im Gegenzug auffährt, ist eine quelloffene, potentiell langlebige und flexible Software, die im Browser und damit unabhängig vom Betriebssystem funktioniert. iCUE, Synapse und Co sind umständliche Systemsoftware-Lösungen für mehrere Produkte und Windows-exklusiv, hier geht alles überall. Enthusiasten, die sich auf eine Produktart spezialisieren, haben zudem den Vorteil einer schlanken Gestaltung: Die Software läuft flott, überträgt und speichert jede Änderung sofort und lässt sich recht intuitiv einsetzen. Dass sie für viele Produkte genutzt werden kann, verspricht Vorteile bei der Produktpflege.

An die Exzellenz der Wooting-Software kommt das Open-Source-Produkt jedoch nicht heran. Ihr haftet ein wenig der Enthusiasten-Stempel an. Bei Ersteinrichtung an einem Rechner muss zum Beispiel das Tastatur-Layout erstellt oder von der nerdytec-Homepage geladen und eine Einstellung gesetzt werden. Beides erläutert ein Support-Artikel, der auch die Verwendung von VIA näher beleuchtet. Auf den ersten Blick präsentiert sich die Nutzung leicht zugänglich.

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Der Teufel sitzt aber ein wenig im Detail. Sonderfunktionen sind eher technisch benannt, eine Option zum Zurücksetzen einer Taste auf ihre Standardfunktion oder die Markierung umbelegter Tasten fehlt – man muss das Layout kennen oder nachschlagen. Zum Programmieren muss in der Schemadarstellung zuerst auf eine Taste und dann auf die neue Funktion geklickt werden. Die ausgewählte Taste blinkt jedoch lediglich schwach, was bei erster Nutzung verwirren kann. An manchen Ecken geht es darüber hinaus ans Eingemachte. Wenn die Funktionen zur Regelung der Lautstärke am Drehregler nicht im Dropdown-Menü auftauchen, muss in der Dokumentation nachgesehen und sie manuell im Menü eingegeben werden. Das allerdings richtet sich an Nutzer mit zumindest ein wenig technischem Verständnis und nicht an Anfänger – vor allem in Anbetracht „kryptischer“ Bezeichnungen.

An und für sich bietet die QMK-VIA-Kombination dafür erhebliche Freiheiten. Beim Layout etwa: Die Cykey kann statt einer Leertaste drei Tasten einsetzen oder einen zweiten Drehregler verwenden; Materialien zum Umbau liegen bei. Wird die Tastatur abweichend gestaltet, muss das via Schiebregler in der VIA-Software eingestellt werden, um die Tastenpositionen entsprechend programmieren zu können. Darüber hinaus können fünf Ebenen programmiert werden. Ein einziges Profil muss und kann deshalb ausreichen, genauso wie eine rudimentäre LED-Konfiguration. Effekte und Farben können ausschließlich für die gesamte Tastatur eingestellt werden. Im Grunde reicht das völlig aus – wie auch die Software. Man muss allerdings wollen.

Die Cykey kann dank eines guten Layouts mit sinnvollen Doppelbelegungen auch gut genutzt werden, ohne etwas zu verändern. Lediglich die Belegung der drei Funktionstasten passt weniger: Hier besteht mehr Bedarf am Bild-Ab als an Pos1, „Entfernen“ in der Mitte erscheint ebenso wenig intuitiv. Aber das lässt sich fix ändern. Sekundärfunktionen sind mit einer Hand prima zu erreichen, zwischen Mac- und Windows-Layout lässt sich flott umschalten, zusätzliche Tastenkappen mit Mac-Zeichen erleichtern die Arbeit.

Aktuell versagt jedoch der Drehregler. Schnelle Bewegungen werden nicht erfasst, es muss bedächtig gedreht werden. Laut nerdytec soll ein Firmware-Update abhelfen, ein Termin wird allerdings nicht genannt. Mit aktueller Version 1.02 kann man sich den Regler deshalb getrost sparen.

Das Gehäuse fällt zudem weniger auf als gedacht: Es ist nur minimal transparent und wirkt deshalb grau, die Beleuchtung scheint lediglich unauffällig durch. Dank doppelter Dämmung, Gasket-Mount und vernünftiger Taster agiert die Cykey dezent und bleibt ein unauffälliger Begleiter – was zu erwarten war, weil der Aufbau demjenigen anderer Boards im gleichen Gehäuse und Layout entspricht. Das passt, der Eindruck ist gut.

Fazit

VIA ist das Pendant zu Linux: Unabhängig, frei, mächtig, aber auch ein wenig für Experten ausgelegt, die sich zumindest etwas einfuchsen können, wenn es nötig wird. Als Alternative zu klobigen Software-Monstern etablierter Hersteller ist diese Variante dennoch unbedingt vorzuziehen. Quelloffen und schlank sticht trotz kleiner Abstriche proprietär. Community-Entwicklung, die Konzentration auf das Produkt und dank Plattformunabhängigkeit der Aspekt von Software-Nachhaltigkeit sind klare Vorzüge.

Die Cykey selbst wurde wohlbedacht zusammengestellt. Layout und Lautstärke sind eindeutige Stärken, die Flexibilität der Hardware durch zusätzliche Drehregler und eine teilbare Leertaste passen zur flexiblen Software. Auch die Taster sind eine gute Wahl. Als Paket lässt sie jedoch in zwei Punkten Wünsche offen. ABS-Tastenkappen müssen gerade bei Layouts abseits der ISO-Norm nicht mehr sein – und der aktuell sinnlose Drehregler ist ein No-Go.

Wer Wert auf das eigentlich praktische Bedienelement legt, sollte deshalb aktuell um die Cykey herumgreifen oder auf eine neue Firmware-Version warten. Herumgreifen ist leichter gesagt als getan: Das gleiche Gehäuse gibt es zwar als Epomaker GK75 mit PBT-Keycaps günstiger, aber mit dem Vernehmen nach schlechter und herstellereigener Software. Keychron liegt ähnlich ausgestattet, hier jedoch ohne Drehregler, auf ähnlichem Niveau oder ist mit PBT-Keycaps im gleichen Layout deutlich teurer. Insofern präsentiert sich die Cykey tatsächlich als guter Einstieg in die Welt von höherwertigen mechanischen Tastaturen und von quelloffener Software.

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ComputerBase hat die Cykey von nerdytec leihweise zum Testen erhalten. Eine Einflussnahme des Herstellers auf den Testbericht fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht. Es gab kein NDA.

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