AI Storage Core: Lexars „KI-Speicherkern“ ist eine Micro-SSD mit Gehäuse
Die Marketing-Maschine von Lexar hat den „branchenweit ersten AI Storage Core“ ausgespuckt. Der „KI-Speicherkern“ erinnert an eine kompakte M.2-2230-SSD mit Gehäuse. Das Speichervolumen liegt bei maximal 4 TB. Technische Details sind aber bisher Mangelware.
Ein M.2-SSD-Modul mit Gehäuse?
Mit 22,9 mm Breite und 28,5 mm Länge ist der AI Storage Core einen Tick kleiner als eine Speicherkarte im SD-Vollformat. Die Abmessungen wie auch der Anschluss des Steckmoduls erinnern sehr an den Formfaktor M.2 2230 mit 22 mm Breite und 30 mm Länge. Allerdings stecken NAND-Flash und Controller in diesem Fall in einem Gehäuse. Zur eigentlichen Technik macht Lexar bisher überhaupt keine Angaben. Da der Speicherkern aber beim sequenziellen Lesen und Schreiben doppelt so schnell wie eine CFexpress Type B Card sein soll, kann von über 7.000 MB/s beim Lesen und mehr als 6.000 MB/s beim Schreiben ausgegangen werden.
Das alles erinnert dann doch sehr an die mSSD (Micro SSD), die Longsys, das Unternehmen hinter der Speichermarke Lexar, vor gut einem Monat vorgestellt hatte. Im Grunde ist dies eine Weiterentwicklung des M.2-Formats mit der wesentlichen Neuerung, dass ein System-in-Package (SIP) genutzt wird, bei dem die Komponenten direkt vom Wafer kommen und in einem Package vereint werden. Bei herkömmlichen M.2-SSDs werden hingegen die Leiterplatten (PCB) im PCBA-Verfahren (Printed Circuit Board Assembly) mit elektronischen Bauteilen bestückt. Das neue Verfahren soll die Herstellung günstiger machen und Defekte minimieren.
Die Micro SSD von Longsys nutzt die PCIe-4.0-Schnittstelle und soll 7.400 MB/s beim sequenziellen Lesen und 6.500 MB/s beim sequenziellen Schreiben erreichen. Das würde zu den groben Leistungsangaben von Lexar also passen. Dass der AI Storage Core „eine speziell von Longsys entwickelte Ummantelung“ nutzt und dadurch „besonders gegen Staub, Wasser, Stöße und Strahlung geschützt“ sei, passt ebenso zu der Annahme.
Die Redaktion hat Lexar um mehr Details gebeten und wird diese bei Eintreffen nachreichen.
KI, KI, KI und KI
In der Pressemitteilung von Lexar fällt mindestens 20 Mal das Kürzel „KI“ für künstliche Intelligenz. Der sogenannte Speicherkern oder auch die Micro SSD sei für folgende fünf KI-Anwendungsszenarien entwickelt worden:
Lexar
- KI-gestützte PCs: Hohe Kapazitäten und Geschwindigkeiten beschleunigen das Laden von Modellen, LLM-Workflows und generativen Aufgaben. Hot-Swapping ermöglicht zudem die vollständige Mobilität von Workstations.
- KI-gestütztes Gaming: Hohe IOPS und schnelle zufällige Leseleistung reduzieren Ladezeiten und Ruckler und unterstützen die Wiedergabe mit hohen Bildraten sowie KI-Interaktionen in Echtzeit.
- KI-gestützte Kameras: Die nachhaltige Leistung unterstützt kontinuierliche Videoaufnahmen sowohl in 4K als auch in 8K und KI-Verarbeitung, wie Motivverfolgung und Szenenoptimierung in Echtzeit. Die stoßfeste Konstruktion eignet sich ideal für den Einsatz im Freien und in professionellen Bildgebungsumgebungen.
- KI-gestützte Mobilität: Der Lexar AI Storage Core kann Multisensor-Datenströme von Kameras, Radaren und LiDARs erfassen. Speziell in der Entwicklung befindliche Modelle sind zudem stoßfest und unter extremen Temperaturen einsetzbar. Damit gewährleisten sie einen stabilen Betrieb auch unter den extremen Bedingungen im Automobilbereich.
- KI-gestützte Robotik: Durch die kompakte Bauweise eignet sich der Lexar AI Storage Core auch für den Einsatz in Robotern, die nur über begrenzten Platz verfügen. Aufgrund seiner Wärmebeständigkeit und Stoßresistenz ist der Speicherkern auch in Fabriken, in der Logistik sowie in Außenbereichen einsetzbar. Da insbesondere im Robotik-Bereich schnelles Lernen und schnelle Anpassungsfähigkeiten relevant sind, ermöglicht der Lexar AI Storage Core Sicherheitsupgrades durch einfaches Austauschen von Modulen.
Wann der AI Storage Core den Markt erreicht, das verrät die Pressemitteilung allerdings nicht. Ein Direktvertrieb an Endkunden scheint angesichts der formulierten Einsatzgebiete einerseits unwahrscheinlich, andererseits ist Lexar eben jene Speichermarke, mit denen Longsys seit der Übernahme von Lexar Speicherprodukte für Verbraucher anbietet. Früher war Lexar eine Speichermarke von Micron.