ATi CrossFire X gegen Nvidia Quad-SLI im Test: Ultimativer Schlagabtausch der Multi-GPUs

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Wolfgang Andermahr
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Beurteilung

Nachdem die GeForce 9800 GX2 das jüngste Einzelkarten-High-End-Duell erst kürzlich erfolgreich für sich entschieden hat, folgt nun mit Quad-SLI die Rechenprobe zweier solcher Rechenkünstler. Der Gegner stammt, wie sollte es anders sein, erneut von ATi und heißt CrossFire X – eine Technologie, die prinzipiell zu SLI identisch ist. Wie unsere Tests zeigen, sind die praktischen Umsetzungen aber doch unterschiedlicher als sie theoretisch sind, der Schuldige ist in den meisten Fällen beim Treiber zu suchen. So bereitet ATis CrossFire X derzeit in vielen Spielen noch teils große Probleme, von denen Quad-SLI verschont bleibt.

Zur Performance (basierend auf den bereinigten Performanceratings): Mit vier-fachem Anti-Aliasing sowie 16-facher anisotroper Filterung kann sich Quad-SLI in 1280x1024 um akzeptable 52 Prozent von einer einzelnen GeForce 9800 GX2 absetzen. Ein gutes Ergebnis, auch wenn man von theoretischen (aber unerreichbaren) 100 Prozent noch weit entfernt ist. Zudem tritt selbst mit unserem auf 4 GHz übertakteten Penryn-Quad-Core-Prozessor in 1280x1024 von Zeit zu Zeit eine CPU-Limitierung auf. Schlechter, sofern es denn überhaupt funktioniert, agiert CrossFire X. Eine Radeon HD 3870 X2 rendert mit einer zusätzlichen Radeon HD 3870 27 Prozent schneller als alleine, mit einer zweiten Dual-GPU-Karte steigt die Performance um 34 Prozent. Nimmt man alle Benchmarks in die Bewertung, liegen die Vorsprünge gar lediglich bei zehn bzw. siebzehn Prozent.

Nvidia Quad-SLI
Nvidia Quad-SLI

In 1600x1200 sehen sämtliche Ergebnisse besser aus, da der Prozessor die 3D-Beschleuniger weniger ausbremst. Quad-SLI kann sich um gute 64 Prozent von einer GeForce 9800 GX2 absetzen. Vier GPUs bei ATi schaffen es auf einen Vorsprung von 40 Prozent, während die drei Rechenkerne mit einer 28-prozentigen Differenz nicht allzu weit dahinter liegen. In 2560x1600 hat dann allerdings Nvidias Quad-SLI-Technologie mit den ersten Problemen zu kämpfen, da den GeForce-9800-GX2-Karten in einigen Spielen der Speicher ausgeht, sie teilweise regelrecht einbrechen und dann nicht mehr von den zusätzlichen zwei GPUs profitieren können. Nichtsdestotrotz liegt der durchschnittliche Vorsprung bei weiterhin deutlich spürbaren 44 Prozent. ATis aktuelle GPU-Generation ist von diesem Problem weniger betroffen und skaliert in 2560x1600 daher auf demselben Niveau wie in kleineren Auflösungen. Quad-CrossFire kann sich 41 Prozent vor eine Radeon HD 3870 X2 setzen, Triple-CrossFire liegt erneut mit einem Unterschied von gut 29 Prozent vor der Einzelkarte. Insgesamt hat schon eine Radeon HD 3870 X2 mit vier-fachem Anti-Aliasing in den meisten Spielen keine Chance gegen die GeForce 9800 GX2. Da Quad-SLI besser skaliert als CrossFire X, schaffen es die Kalifornier diesen Vorsprung im Multi-GPU-Duell gar noch weiter auszubauen. Nur in wenigen Spielen können zwei Radeon-HD-3870-X2-Karten einem GeForce-9800-GX2-Duo Paroli bieten.

In 1280x1024 bei acht-fachem Anti-Aliasing weiß Quad-SLI erneut zu punkten. Der 512 MB große Speicher geht in dieser Qualitätseinstellung nur selten aus und die CPU-Limitierung ist kaum noch vorhanden. Somit verrichtet Quad-SLI die Arbeit im Schnitt um sehr gute 88 Prozent schneller als eine GeForce 9800 GX2 – eine sehr gute Leistung! ATis RV670-Karten kommen wie gewohnt bei hochwertiger Kantenglättung etwas näher an die Nvidia-Beschleuniger heran, man ist aber immer noch (zu) weit entfernt. Zudem fällt die Skalierung gegenüber einer Radeon HD 3870 X2 mit 28 Prozent (3 GPUs) bzw. 31 Prozent (4 GPUs) noch schlechter als bisher aus.

ATi Radeon HD 3870 X2 CF
ATi Radeon HD 3870 X2 CF

In 1600x1200 bekommt die GeForce 9800 GX2 wieder ihr bremsendes Speicher-Problem, weswegen sich Quad-SLI nur noch 69 Prozent von einer GeForce 9800 GX2 absetzen kann und erstmals beide CrossFire-X-Gespanne von Dannen ziehen lassen muss. Deren Skalierung ist aber immer noch nur selten gut. Gerade einmal 28 Prozent kann sich Quad-CrossFire von einer Radeon HD 3870 X2 absetzen, bei Tripple-CrossFire sind es 25 Prozent. Das Performancerating in 2560x1600 lassen wir an dieser Stelle absichtlich aus, da die Multi-GPU-Lösungen bei diesen hohen Anforderung, für die sie eigentlich prädestiniert zu sein scheinen, große Probleme bereiten.

Bezüglich der Lautstärke unter Windows gibt es bei keiner Grafikkartenkonstellation etwas zu meckern. Sie sind zwar alle aus einem geschlossenen Gehäuse heraus zu hören, störend ist dies aber noch nicht. Anders sieht es unter Last aus, wo insbesondere beide Quad-Konstellationen großen Radau machen. Sowohl Quad-SLI als auch Quad-CrossFire werden sehr laut, was selbst den meisten High-End-Spieler negativ aufstoßen dürfte. Die Kombination Radeon HD 3870 X2 / Radeon HD 3870 agiert etwas leiser und auf dem Niveau einer GeForce 9800 GX2. Angenehm ist dies aber dennoch nicht.

Die Leistungsaufnahme sämtlicher Multi-GPU-Systeme ist unter Last logischerweise sehr hoch, was ob der gezeigten Leistung aber noch zu ertragen scheint. Problematisch ist die Leistungsaufnahme von Quad-SLI unter Windows, da beide Grafikkarten im Gegensatz zu den Radeon-HD-3870-Produkten ohne einen effektiven Stromsparmechanismus ausgestattet sind und viel zu viel Leistung für nichts aus der Steckdose ziehen. Auch wenn Nvidia mit Hybrid-Power (sprich dem deaktivieren beider Grafikkarten in Ruhephasen) eine Insellösung für dieses Problem gefunden und integriert hat, so ist sie auf den wenigsten Mainboards (aktuell auf gar keinem) nutzbar. Hier sehen wir noch großes Verbesserungspotenzial für die Kalifornier.

Fazit

Fangen wir bei dem Fazit zuerst mit den negativen Aspekten an und die sind zum jetzigen Zeitpunkt leider beinahe ausschließlich bei ATi zu finden, denn CrossFire X skaliert in aktuellen Spielen im Schnitt noch sehr schlecht. Dies liegt in erster Linie daran, dass CrossFire X in vielen Anwendungen gar nicht zu Rande kommt. So konnten wir in Spielen mit mangelnder Unterstützung im schlimmsten Fall Abstürze verzeichnen, oder die Performance von CrossFire X sank ins Bodenlose und selbst eine einzelne Radeon HD 3870 renderte dann oftmals schneller. Generell scheint CrossFire X noch erhebliche Probleme mit der 4. GPU zu haben. In vielen Spielen funktioniert sie mit dem aktuellen Treiber noch gar nicht und es werkeln aktiv nur drei Rechenkerne. Deswegen ist Tripple-CrossFire in unserem Benchmarkparcours nur selten langsamer als Quad-CrossFire. Ist die Integration eines Spiels im Treiber hingegen gelungen ist, steht CrossFire X Nvidias Quad-SLI-Technologie in nichts nach und skaliert beinahe gleich gut.

Als positiven Aspekt kann man aufgrund der PowerPlay-Funktion die Leistungsaufnahme der ATi-Karten unter Windows bezeichnen – jedoch zu wenig, um insgesamt ein positives Bild hinterlassen zu können. Somit können wir von CrossFire X aktuell leider nur abraten. Mit dem Catalyst 8.3 ist ATis Multi-GPU-Technologie unausgereift und bereitet dem Kunden zu viele Probleme.

Um einiges besser zu präsentieren weiß sich Nvidias Quad-SLI. Abgesehen von Gothic 3 skalieren die vier G92-GPUs in sämtlichen Testspielen ordentlich und erzielen durchschnittliche bis sehr gute Ergebnisse. Wenn die CPU nicht limitiert und es kein Speicherproblem gibt, kann Quad-SLI gar eine beinahe optimale Skalierung von durchschnittlich 90 Prozent aufweisen! In hohen Auflösungen sowie hohen Qualitätseinstellungen, und für nichts anderes ist Quad-SLI gedacht, kommt es in manchen Fällen allerdings zu einem Speicherproblem und die Performance bricht stark ein. Nvidia konnte dies mit aktuellen Treibern etwas vermindern, generell wird man dieses Phänomen auf dem G92 aber wohl nie loswerden.

CrossFire X und Quad-SLI
CrossFire X und Quad-SLI

Zudem hat man wie ATi mit den Mikrorucklern zu kämpfen, die bei niedrigen FPS-Werten in manchen Spielen auftreten und den Spielspaß mindern. Auch wenn Nvidia in Zukunft Besserung verspricht, können wir bis dahin nur dazu raten, sich vor dem Kauf selber ein Bild von den Mikrorucklern zu machen. Da beide Hersteller in Zukunft stärker auf Multi-GPU-Technologien setzen, hoffen wir, dass die Grafikchipspezialisten dieses Problem so schnell wie möglich beheben – ansonsten bleibt an CrossFire und SLI immer ein negativer Beigeschmack hängen. Wenn es also schneller als eine GeForce 9800 GX2 oder Radeon HD 3870 X2 sein muss, kann man aktuell nur Quad-SLI eine Empfehlung aussprechen. Zwar haben auch zwei GeForce-9800-GX2-Karten ihre Probleme wie die Mikroruckler und den zu geringen VRAM, jedoch erhält man meistens eine sehr hohe Performance, an die keine andere aktuelle Lösung herankommt. Eine sehr hohe Lautstärke muss man aber ebenso wie eine sehr hohe Leistungsaufnahme in Kauf nehmen.

Ein kleiner Tipp am Ende: Falls man noch günstig an zwei GeForce-8800-GTX-Karten herankommt, kann man diese als gute Alternative nehmen. Man erzielt damit zwar generell nicht die sehr hohe Performance von Quad-SLI, allerdings geht man dem Problem des zu geringen Speichers in hohen Auflösungen und Qualitätseinstellungen aus dem Weg.

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