Call of Duty: Black Ops im Test: Besser spät als nie

 3/6
Sasan Abdi
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Missionsdesign

Der rote Faden ist insbesondere auch dank des ordentlichen Missionsdesigns gegeben, das insbesondere zu Beginn und zum Finale dafür sorgt, dass die Rahmenhandlung in packender Atmosphäre erzählt wird. Dies ist wiederum nicht zuletzt der Setting-Vielfalt zu verdanken: Von Kuba über die Sowjetunion bis nach Laos, Hong Kong und Vietnam wird der Spieler in allerlei Staaten verschlagen, die zu Zeiten des Kalten Krieges zum „roten Block“ zu zählen waren. Dabei trifft man neben zahlreichen fiktiven Charakteren auch auf Persönlichkeiten wie Fidel Castro und John F. Kennedy, wobei letzterer Mason gar auf die fiesen Sowjets rund um Nova 6 ansetzt.

Kennedy und Castro in „Black Ops“

Auch wenn man vieles von dem an diesen Schauplätzen Gebotenen bereits aus den Vorgängern kennt: Auch spielerisch überzeugen die Missionen mit einer angenehmen Aufgaben-Varianz. Zu Beginn gilt es beispielsweise gleich, den eben erwähnten Fidel Castro im Rahmen der Schweinebucht-Invasion zu eliminieren, was den Rahmen für eine packende Flucht aus einer kubanischen Stadt sowie den Sturm auf ein lokales Landhaus darstellt, wobei man allerdings nur auf einen Castro-Doppelgänger trifft – eine Mission, die in der Gegenwart in Anbetracht der historischen Tatsachen nicht ganz zu Unrecht für einigen Unmut in Havanna sorgte.

Hierbei handelt es sich allerdings, genauso wie bei den Inhalten der kommenden drei Spielstunden, um vergleichsweise konventionelle Kost à la „schieß dich von A nach B durch“. Wer in der Folgezeit am Ball bleibt, wird nach einem etwas eintönigen Mittelteil – Highlight ist hier die Flucht auf einem Motorrad aus einem sowjetischen Gulag – mit einer spannenden und abwechslungsreichen Schlussphase belohnt: Der Spieler schleicht Sprengstoff legend durch einen Vietcong-Stützpunkt, zerlegt allerlei Uferbefestigungen mit einem Kanonenboot, dirigiert aus einer SR-71 Blackbird Bodeneinheiten, deren Mitglied man in Schlüsselszenen ist, und fliegt mit einem Hind über die Gegner hinweg. Garniert wird das Ganze mit packenden Zwischensequenzen, zu deren Highlights ein haarsträubendes Verhör Masons durch den Vietcong zu zählen ist.

Szenen aus den „Black Ops“-Missionen

All' das sorgt dafür, dass man das auch im Falle von „Black Ops“ zum Einsatz kommende grundlegende System hinter dem Missionsdesign ein weiteres Mal verkraften kann. Denn so viel ist sicher: Auch der siebte Teil der Reihe ist extrem linear, gespickt mit Script-Dynamik und somit genau das: „Moorhuhn Deluxe“.

Aus diesem Grund gilt auch in diesem Fall, dass jedwede Handlung durch Scripte ausgelöst wird, die wiederum erst dann aktiviert werden, wenn der Spieler einen bestimmten Punkt auf den weiterhin schlauchartigen, engen, mit einigen unsichtbaren Barrieren versehenden Maps erreicht oder eine bestimmte Aktion ausgeführt hat. Das Feintuning ist dabei zwar besser als bei „Medal of Honor“; doch auch hier kann es vorkommen, dass man nicht so recht weiß, ob es nun sinnvoller ist, direkt bei seinem Vorgesetzten zu bleiben, die Stellung am MG zu halten und die zahlreichen Wellen von dämlichen Gegnern (siehe Abschnitt „KI“) in Schach zu halten oder ob man doch lieber auf eigene Faust vorstoßen sollte.

Weitere Szenen aus den BO-Missionen

Es wäre wohl die größte Überraschung gewesen, wenn man an dieser Stelle hätte feststellen können, dass Treyarch hier an dem mittlerweile wirklich nur noch schwer erträglichen System etwas geändert hat. Leider wurde hier aber nur vom derzeitigen CoD-Übervater Infinity Ward kopiert – gerettet wird der dadurch drohende Ausfall glücklicherweise durch die mit der Handlung verknüpfte gute Erzählung und den daraus resultierenden abwechslungsreichen Inhalten.