Kindle 2016 und Tolino Page im Test: Amazon gewinnt den Angriff auf das Einsteiger-Segment

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Michael Schäfer
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Keine Beleuchtung und geringe Auflösung

Die günstigen Preise haben zur Folge, dass Nutzer auf einige Komfort-Merkmale verzichten müssen. So besitzen beide Geräte keine integrierte Beleuchtung, womit Leser bei schlechten Lichtverhältnissen auf eine externe Leuchtquelle angewiesen sind. Soll dennoch einmal abends im Bett gelesen werden, ist dies zwar über externe Reader-Lampen möglich, diese schlagen jedoch mit 10 bis 15 Euro zu Buche und lassen den günstigen Preis wieder in die Höhe schnellen. Durch Lichtreflexionen aufgrund des geringen Abstands und einer sichtbar schlechteren Ausleuchtung reichen solche Lösungen auch nicht an die Qualität einer integrierten Beleuchtung heran.

Abstriche müssen auch bei der Display-Auflösung gemacht werden. Während der Standard der Lesegeräte in der Größe von sechs Zoll mittlerweile bei rund 1.070 × 1.440 Bildpunkten zu finden ist, weisen die günstigen Reader lediglich eine Auflösung von 600 × 800 Bildpunkten auf. Beide Hersteller haben die Möglichkeit ungenutzt verstreichen lassen, auch das untere Segment zumindest auf den vorletzten Stand der Technik anzugleichen, nachdem im High-End-Segment laufend mit immer höheren Auflösungen geworben wird. Während der sichtbare Unterschied zwischen den bisherigen Auflösungen von 758 × 1.024 Bildpunkten zur HD-Variante deutlich geringer ausfällt als es die Hersteller nach wie vor versprechen, ist der Unterschied von 600 × 800 Pixeln zur nächsthöheren Auflösung deutlicher erkennbar.

Schriftbildvergleich Kindle 2016 vs. Tolino Page

Beide Panels beruhen auf Technologien von E-Ink. Während Amazon nach wie vor auf die mittlerweile sechs Jahre alte Pearl-Technologie setzt, verbaut Tolino beim Page mit Carta die aktuelle Panel-Generation. Der Unterschied ist im direkten Vergleich mit bloßem Auge sichtbar, denn durch einen helleren Hintergrund besitzt der Page das bessere Kontrastverhältnis. Dennoch kann dieser den Vorteil der neuen Technologie nicht ausnutzen: Durch die geringe Auflösung wirkt das Schriftbild durch die teilweise unterschiedliche Darstellung gleicher Zeichen unruhiger und durch die verwendete Kantenglättung ausgefranster. Dieses Problem zeigt sich vor allem bei kleinen Schriftgrößen, bei denen der Page sichtbar an seine Grenzen stößt.

Amazon gibt in Sachen Darstellung erneut den Ton an

Anders bei Amazon, denn beim neuen Kindle zeigt der Online-Händler deutlich, warum er seit Anbeginn in Sachen E-Book-Reader ganz vorne mitmischt: Die Schriftdarstellung fällt dank der neuen Render-Engine trotz älterer Display-Technik deutlich kräftiger und ruhiger aus. Durch Verbesserungen im Kerning wird ein für das Auge harmonischerer Abstand der Buchstaben zueinander erreicht, die neue Schriftart Bookerly sorgt dazu durch eine vom jeweiligen Buchstaben abhängige automatische Ausrichtung für eine gleichmäßigere Darstellung, was unter anderem eine visuell bessere Trennung der einzelnen Buchstaben zur Folge hat. Dies beinhaltet auch eine bessere Glättung, welche sich nicht über die an den Kanten üblichen hellen Pixeln äußert. Durch diese Maßnahmen sieht Text selbst bei kleiner Schriftgröße immer noch gut aus.

Amazon erkauft sich die bessere Darstellung auch nicht durch eine fettere Darstellung der Schrift, denn auch mit der neuen Alternativschrift Amazon Ember, welche ein dünneres Schriftbild besitzt, ist die bessere Darstellungsqualität deutlich sichtbar. Im Vergleich zu den Paperwhite-Vorgängern mit normaler Auflösung muss der neue Kindle jedoch zurückstecken, diese stellen Texte generell dünner und dadurch filigraner dar.

Über eine Silbentrennung verfügen beide Kontrahenten.