Kindle 2016 und Tolino Page im Test: Amazon gewinnt den Angriff auf das Einsteiger-Segment

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Michael Schäfer
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Bekannte Software-Funktionen

Bei der verwendeten Software weisen beide Kontrahenten nur kleine Unterschiede auf. Der Tolino Page ist mit der aktuellen Firmware-Version 1.8.0 bespielt, welche Anfang Mai dieses Jahres veröffentlicht wurde. Diese beinhaltet sechs Schriftarten, welche sich in neun Größen einstellen lassen. Amazon liefert den Kindle 2016 mit der Firmware 5.8.0 aus, ein Update auf Version 5.8.1 steht darüber hinaus ebenfalls bereit. Für einige andere Reader-Modelle stellt der Online-Händler jedoch bereits die Version 5.8.2 zur Verfügung. Im Gegensatz zu dieser beinhaltet die Firmware des Kindle über die mit dem High-End-Reader Kindle Oasis eingeführte neue serifenlose Schrift Amazon Ember, welche einen Gegenpol zur Mitte des letzten Jahres von Amazon eingeführten Serifenschrift Bookerly darstellt. Auch wenn der Online-Händler bereits angekündigt hat, die neue Font auch anderen Kindle-Modellen per Firmware-Update zur Verfügung zu stellen, ist dies bisher noch nicht geschehen. Damit besitzt der neue Kindle neun Schriftarten plus Verlegerschrift, welche in acht Größenstufen eingestellt werden können.

Zeilenabstand und Seitenrand lassen sich bei beiden Lesegeräten in drei Stufen einstellen, eine Änderung der Textausrichtung ist hingegen nur beim Tolino Page möglich. Mit der Funktion „Verlagsstandard“ werden zudem die Layout-Vorgaben des Verlages übernommen.

Gute Schrifteinstellungen beim Tolino Page
Gute Schrifteinstellungen beim Tolino Page

Mit der neuen Firmware hat Tolino auch die Bibliotheksübersicht an die Kindle-Konkurrenz angepasst. So lassen sich auf diesen nun auch Bücher nach Aktualität, Titel oder Autor sortieren. Eine Organisation der Inhalte in Sammlungen ist bei beiden Geräten möglich, was gerade bei einer großen Anzahl von Büchern für eine bessere Übersicht sorgt. Diese muss jedoch am Reader selbst eingerichtet werden, das Unterteilen der Bücher in Sammlungen mittels externer Software wie zum Beispiel Calibre ist nach wie vor nicht möglich.

Während der Page sich bei den zusätzlichen Funktionen auf das Nachschlagen und Übersetzen von Wörtern in diversen Wörterbüchern beschränkt, macht der Kindle in der Firmware keinen Unterschied zu seinen großen Brüdern. Dazu gehören Funktionen wie PageFlip, die Möglichkeit zum direkten Nachschlagen von Begriffen auf Wikipedia, das Anzeigen von Zusatzinformationen über das jeweilige Buch via X-Ray sowie Vokabeltrainer und Kindersicherung samt FreeTime zur Überprüfung der Lesegewohnheiten der eigenen Kinder. Eine Notizfunktion haben beide Systeme, deren Inhalte können zudem über die Cloud mit anderen Geräten synchronisiert werden. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, Notizen über einen PC zu exportieren. Dies gelingt beim Tolino komfortablerer als beim Kindle, welcher die gespeicherten Informationen recht unübersichtlich darstellt. Abhilfe schaffen hier Programme wie der „Kindle Clippings Manager“.

Unveränderte Rollen bei der Formatunterstützung

Die Anzahl der unterstützten Formate liefert bei beiden Readern ein gewohntes Bild. Während Tolino vornehmlich auf E-Pub und Adobe DRM setzt, findet bei Amazon das eigene AZW-Format inklusive entsprechendem Rechte-Management Verwendung. Da jedoch immer mehr Verlage sich von Adobe abwenden und ihre digitalen Veröffentlichungen mit einem weichem DRM, sprich Wasserzeichen, versehen, sind Nutzer eines Kindle schon lange nicht mehr an Amazon gebunden. Mit entsprechender Software (zum Beispiel das bereits genannte Calibre) lassen sich diese Bücher auf einfache Art in das benötigte Format wandeln.

Gestaltet sich das Betrachten von PDF-Dokumenten auf Bildschirmen mit sechs Zoll und hoher Auflösung schon als schwierig, offenbaren sich bei den günstigen Geräten noch mehr Probleme. Ist bei höheren Auflösungen Text ohne Vergrößerung und der damit verbundenen Schiebeorgie mit gutem Auge gerade noch zu lesen, zerfließt sowohl beim Page wie auch beim Kindle alles zu Textbrei. Zwar kann beim Kindle über die Kontrasteinstellung die Darstellung ein wenig verbessert werden, dies nützt bei der geringen Auflösung aber nur selten etwas. Eine Möglichkeit zur Beschneidung der Ränder und damit zur, wenn auch geringen, Vergrößerung des Textes gibt es nicht.

X-Ray auf dem Kindle 2016
X-Ray auf dem Kindle 2016

Der Amazon Kindle lässt die PDF-Reflow-Funktion nach wie vor links liegen, aber auch beim Page hat diese ihren Namen noch immer nicht verdient. Zwar erkennt das System mittlerweile zumindest Leerzeichen, Absätze sind ihm jedoch immer noch fremd. Damit schlängelt sich ein Satz an den anderen, was den Überblick zusätzlich erschwert.