Retro

C:\B_retro\Ausgabe_78\: Microsoft Xbox mit Pentium III und GeForce3

Sven Bauduin
117 Kommentare
C:\B_retro\Ausgabe_78\: Microsoft Xbox mit Pentium III und GeForce3
Bild: Microsoft / Montage: Sven Bauduin

Vor mehr als 20 Jahren, am 7. Januar 2001, präsentierte Microsoft in Person seines Gründers Bill Gates der Weltöffentlichkeit auf der CES 2001 in Las Vegas die erste Xbox mit Pentium III und GeForce3. Wenngleich er den Posten als Microsoft-CEO bereits an Steve Ballmer abgegeben hatte, blieb die Vorstellung der Xbox „Chefsache“.

Jeden Sonntag wirft diese Serie einen unterhaltsamen Blick zurück auf drei Jahrzehnte voller bewegter Geschichten und interessanten Entwicklungen der Computerszene.

Mythen, Meilensteine und Meisterwerke: C:\B_retro\.

C:\B_retro\Ausgabe_78\

Microsoft Xbox

Durch die großen Erfolge der Spielkonsolen Sony PlayStation, Super Nintendo sowie Sega Mega Drive ermutigt, begann auch Microsoft bereits in den 1990ern mit der Entwicklung einer Konsolengeneration, die größtenteils auf leicht modifizierten PC-Komponenten von Intel und Nvidia basieren sollte.

C:\B_retro\Ausgabe_78\Microsoft_Xbox\

Die Entwicklung

Durch die immer stärkere Verbreitung der Grafik-API DirectX war es für Microsoft nur noch ein kleiner Schritt hin zu einer eigenen Spielkonsole mit einem Betriebssystem auf Basis der Architektur von Windows NT und so stellte Bill Gates am 7. Januar 2001 auf der CES 2001 die erste Xbox vor.

Bill Gates und Dwayne „The Rock“ Johnson stellen die erste Xbox vor
Bill Gates und Dwayne „The Rock“ Johnson stellen die erste Xbox vor (Bild: Microsoft)

Auch wenn die Idee einer eigenen Spielkonsole bei Microsoft bereits Mitte der 1990er mehr und mehr Gestalt annahm, sollte die Fusion aus Spielkonsole und Gaming-PC erst gegen Ende des letzten Jahrtausends durch den Erfolg von DirectX und der Entwicklung der ersten Xbox Realität werden.

Nachdem Microsoft bereits mit der Sega Dreamcast und dem dafür bereitgestellten und angepassten Betriebssystem Windows CE erste Erfahrungen mit Spielkonsolen sammeln konnte, war es nur noch ein kleiner Schritt, ein auf PC-Komponenten basierendes Modell zu entwickeln.

Die erste Xbox, die unter dem Codenamen „Box“ entwickelt wurde und ihren Namen später aus der Kombination ihres Codenamens sowie der Grafikschnittstelle DirectX erhielt, konkurrierte als Spielkonsole der 6. Generation mit der PlayStation 2, dem Nintendo GameCube und der Sega Dreamcast, welche zu diesem Zeitpunkt aber bereits etwas veraltet war.

Die Hardware

Die erste Spielkonsole von Microsoft war ein kleiner Gaming-PC und den Konkurrenzprodukten der 6. Konsolengeneration technisch teils deutlich überlegen.

Spezifikationen der Spielkonsolen der 6. Konsolengeneration (1998 – 2005)
Sega Dreamcast Sony PlayStation 2 Microsoft Xbox Nintendo GameCube
Jahrgang 1998 2000 2001
CPU Hitachi SH-4 MIPS R5900
(„EmotionEngine“)
Intel Pentium III
(„Coppermine“)
IBM PowerPC 750CXe
(„Gekko“)
CPU-Takt 200 MHz 299 MHz 733 MHz 485 MHz
GPU NEC PowerVR Series 2 Graphics Synthesizer Nvidia MCPX X3 ATi/Nintendo
(„Flipper“)
GPU-Takt 100 MHz 147 MHz 233 MHz 162 MHz
Leistung ~ 1,4 GigaFLOPS ~ 6,2 GigaFLOPS ~ 13,0 GigaFLOPS ~ 9,4 GigaFLOPS

Im Detail verfügte die von Bill Gates und Dwayne „The Rock“ Johnson vorgestellte erste Spielkonsole aus dem Hause Microsoft über die folgenden Spezifikationen:

Spezifikationen der ersten Xbox
  • Gesamtleistung: 13 GigaFLOPS
  • CPU: Custom-CPU auf Basis der Intel Pentium III („Coppermine“) mit 733 MHz
  • Arbeitsspeicher: 64 MB DDR-RAM mit 200 MHz
  • GPU: Nvidia MCPX X3 auf Basis der GeForce 3 („NV2A“) mit 233 MHz
  • 3,5-Zoll-Festplatte von Western Digital (8 GB) oder Seagate (10 GB)

Die 26 cm × 32 cm × 10 cm messende und 3,4 kg schwere Xbox war die erste Spielkonsole, die ab Werk mit einer Festplatte ausgestattet war.

Der Test

Selbstverständlich hatte auch die Redaktion von ComputerBase die erste Xbox, die am 5. März 2002 zu einem Preis von 479 Euro auch in Deutschland eingeführt wurde, bereits am 12. März 2002 im Test.

Microsofts erster kompakter Gaming-PC im Kleid einer Spielkonsole sowie die zur Auswahl stehenden Spiele konnten im Test von ComputerBase durchaus überzeugen.

Insbesondere die potente Hardware und das Spiel Halo, heute ein Klassiker, konnten in der Redaktion einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen.

Nachfolgend einige der spannendsten Aussagen der Originaltests vom 12. März 2002, die zudem verdeutlichen, wie wichtig herausragende Spiele als „System Seller“ insbesondere für die in der Regel subventionierten Spielkonsolen sind.

Angefangen hat eigentlich alles mit einem Spiel namens Halo. Halo der geheimnisvolle Ringplanet ist wohl der Grund warum sich in diesem Frühjahr zum ersten Mal eine Spielekonsole den Weg in die Welt der PC-Freaks bahnt.

ComputerBase, am 12. März 2002

Doch auch das Konzept der ersten Xbox, leicht modifizierte PC-Hardware in Form eines Intel Pentium III und einer Nvidia GeForce3 in eine vergleichsweise kompakte Spielkonsole zu packen, wurde im Test wohlwollend aufgenommen.

Der Hauptgrund, warum die Mehrzahl der PC-Spieler dann doch nicht vollends die Hoffnung verloren, ist womöglich, dass sehr schnell klar war, dass die Xbox keine Konsole sein würde, wie man sie bis dato kannte.

ComputerBase, am 12. März 2002

In einem Satz zusammengefasst handelte es sich bei der ersten Xbox um ein auf modifizierten PC-Komponenten von Drittanbietern basierendes, geschlossenes Entertainmentsystem. Wenngleich das Betriebssystem auf der Architektur von Windows NT aufsetzte, hatte die UI der Xbox nichts mehr mit einem von dem Computer bekannten klassischen Windows gemein.

Menü der Xbox

Doch der Fokus des ersten Tests lag ohnehin auf den Spielen und hier konnte die Xbox einen gelungenen ersten Eindruck hinterlassen. Getestet wurden der futuristische Halo und das Rennsportspiel Rallisport Challenge.

Halo

ComputerBase befand, dass die Xbox für 299 Euro insbesondere durch den NV2A-Chip von Nvidia ein Leistungspotential bot, das bei geschickter Programmierung nicht nur die Konkurrenz von Sony, Sega und Nintendo weit hinter sich lassen konnte, sondern auch in vielen Fällen moderne PCs alt aussehen ließ.

Rallisport Challenge

Neben den beeindruckenden Landschaften in Halo und Rallisport Challenge wussten auch die seinerzeit äußerst detaillierten Fahrzeugmodelle zu überzeugen.

Rallisport Challenge

Die Spiele

Neben den zum Release verfügbaren Titeln Halo: Kampf um die Zukunft, Amped: Freestyle Snowboarding, Dead or Alive 3, Project Gotham Racing sowie Oddworld: Munch’s Oddysee sollten auch 007: Nightfire und die Serien Battlefield, Call of Duty, Ghost Recon sowie Grand Theft Auto ihren Weg auf die Xbox finden.

Offiziell erschienen 997 Spiele für die erste Xbox, die der YouTube-Kanal bframe in einem rund 30-minütigen Video zusammengefasst hat.

Das Zubehör

Neben dem optionalen DVD Playback Kit – die Xbox war im Gegensatz zur PlayStation 2 nicht „out of the Box“ in der Lage, DVDs und Dolby Digital wiederzugeben – standen vor allem Lenkräder wie das Thrustmaster zu Beginn in der Gunst der Spieler weit oben.

DVD Playback Kit
DVD Playback Kit
Thrustmaster
Thrustmaster

Für die Wiedergabe von Dolby Digital wurde neben dem rund 50 Euro teuren DVD Playback Kit auch ein digitales Audiokabel benötigt, das mit rund 30 Euro zu Buche schlug. Optional waren zudem 8 MB fassende Speicherkarten.

Digitales Audiokabel
Digitales Audiokabel
8MB Memory Card
8MB Memory Card

Hersteller wie Bigben Interactive oder MadCatz entwickelten bereits kurz nach Veröffentlichung der Xbox eigene Variationen von Zubehör. Dazu gehören Controller, Lenkräder und Speicherkarten. Im Lieferumfang der Xbox befand sich lediglich ein original Xbox-Controller.

Controller von oben
Controller von oben
Controller von der Seite
Controller von der Seite

Die Xbox und Linux

Aufgrund der nur leicht modifizierten PC-Hardware war es möglich, speziell angepasste Linux-Distributionen, wie GentooX und Xebian, auf der Xbox laufen zu lassen und diese damit in einen vollwertigen PC mit Tastatur, Maus und Internetzugang zu verwandeln.

Da die vier Controller-Anschlussbuchsen das USB-Protokoll zur Kommunikation benutzten, konnte über ein spezielles Adapterkabel sogar normale USB-Peripherie, wie Mäuse, Tastaturen und Drucker, an diesen Ports betrieben werden.

Über Umwege war auch die Installation von Windows 98, XP und Windows 2000 auf der Xbox möglich.

Chancenlos gegen die PlayStation 2

Schlussendlich verkaufte Microsoft aber „nur“ rund 25 Millionen Einheiten der ersten Xbox und hatte damit deutlich das Nachsehen gegenüber der PlayStation 2, die mit rund 157 Millionen verkauften Exemplare noch heute die erfolgreichste Spielkonsole aller Zeiten ist. Bereits 2005 veröffentlichte Microsoft dann mit der Xbox 360 den weitaus erfolgreicheren Nachfolger, der sich 85 Millionen Mal verkaufen sollte.

Am 2. März 2009 stellte Microsoft die Unterstützung für die Xbox ein. Die letzten in Europa und den USA veröffentlichten Spiele waren Xiaolin Showdown und Madden NFL 09.

C:\B_retro\Ausgabe_78\Umfrage\

Xbox, PlayStation 2, GameCube oder Dreamcast?

Welche Spielkonsole der 6. Generation ist euch am besten in Erinnerung geblieben?

Welche stationäre Spielkonsole der 6. Generation ist für euch die Beste?
  • Microsoft Xbox (2001)
    27,5 %
  • Sony PlayStation 2 (2000)
    41,9 %
  • Nintendo GameCube (2001)
    18,9 %
  • Sega Dreamcast (1998)
    11,7 %

Die Redaktion freut sich über eure Begründungen und Anekdoten in den Kommentaren zu dieser Ausgabe C:\B_retro\.

C:\B_retro\Ausgabe_78\Spielkonsolen_bei_C:\B_retro\

In der Zwischenzeit hat C:\B_retro\ bereits über viele Retro-Spielkonsolen und Heimcomputer der 1970er, -80er, -90er und frühen 2000er berichtet, höchste Zeit für eine kleine Übersicht:

Bekannte Spielkonsolen und Heimcomputer von 1977 bis heute
Konsole Jahrgang C:\B_retro
Atari 2600 1977 C:\B_retro\Ausgabe_10\
Nintendo Game Boy 1989 C:\B_retro\Ausgabe_11\
Super Nintendo Entertainment System 1990 C:\B_retro\Ausgabe_15\
Nintendo Virtual Boy 1995 C:\B_retro\Ausgabe_18\
Sega Mega Drive 1988 C:\B_retro\Ausgabe_20\
Nintendo 64 1996 C:\B_retro\Ausgabe_24\
Sony PlayStation 2 2000 C:\B_retro\Ausgabe_32\
Sega Dreamcast 1998 C:\B_retro\Ausgabe_39\
Sony PlayStation 1994 C:\B_retro\Ausgabe_41\
Microsoft Xbox 360 2005 C:\B_retro\Ausgabe_53\
Commodore 64 1982 C:\B_retro\Ausgabe_56\
Amiga 500 1987 C:\B_retro\Ausgabe_61\
Sega Saturn 1994 C:\B_retro\Ausgabe_66\
Nintendo Entertainment System 1983 C:\B_retro\Ausgabe_68\
Sega Game Gear 1990 C:\B_retro\Ausgabe_70\
Nintendo GameCube 2001 C:\B_retro\Ausgabe_71\

C:\B_retro\Feedback\

Feedback ist jederzeit willkommen

Die Redaktion freut sich über konstruktive Kritik, Lob, aber auch Vorschläge, um die Serie zukünftig noch stärker an den Wünschen der Leserschaft ausrichten zu können. Mit diesem Lesestoff im Gepäck wünscht die Redaktion einen erholsamen Sonntag.

C:\B_retro\Review\

Die letzten zehn Ausgaben in der Übersicht

An dieser Stelle finden sich die letzten 15 Themen der vorangegangenen Ausgaben von C:\B_retro\:

Noch mehr Inhalte dieser Art und viele weitere Berichte und Anekdoten finden sich in der Retro-Ecke im Forum von ComputerBase als auch in den Themenbereichen C:\B_retro\ und Retro.

Dieser Artikel war interessant, hilfreich oder beides? Die Redaktion freut sich über jede Unterstützung durch ComputerBase Pro und deaktivierte Werbeblocker. Mehr zum Thema Anzeigen auf ComputerBase.