Galaxy S22 Ultra und S22+ im Test: Fazit

 5/5
Nicolas La Rocco
262 Kommentare

Samsung liefert mit Galaxy S22+ und S22 Ultra zwei grundsätzlich verschiedene Smartphones ab, die genau genommen nicht einer Produktfamilie angehören dürften. Zu anders ist das Galaxy S22 Ultra, das eigentlich ein Note sein müsste. Damit das Flaggschiff der Galaxy-S-Serie zum Note werden konnte, ist Samsung aber keine Kompromisse in Bereichen wie Akku oder Kamera eingegangen. Wo ein Note stets etwas weniger bieten musste, um den Stylus im Gehäuse unterzubringen, ist das jetzt nicht mehr der Fall. Natürlich lässt sich jetzt argumentieren, dass ohne den S Pen ein noch größerer Akku oder eine noch bessere Kamera in das Smartphone gepasst hätte.

Auch in die entgegengesetzte Richtung gibt es mit dem S22 Ultra keine Kompromisse mehr, denn ein halbgares Note wie das Galaxy Z Fold 3 ist diesmal nicht dabei herausgekommen. Der S Pen ist beim S22 Ultra wieder eines Notes würdig umgesetzt worden und bietet in der aktiven Variante mit Bluetooth den gesamten Funktionsumfang eines echten Galaxy Note. Wer für das Galaxy Note 20 Ultra einen adäquaten Nachfolger sucht, erhält beim S22 Ultra das passende Smartphone ohne Kompromisse.

iPhone 13 Pro Max, Galaxy S22+, Galaxy S22 Ultra, Pixel 6 Pro
iPhone 13 Pro Max, Galaxy S22+, Galaxy S22 Ultra, Pixel 6 Pro

S22 und das hier getestete S22+ sind als eigenständige Serie zu betrachten, die ein vollständig anderes Design bietet und deutlich kompakter als das S22 Ultra ausfällt. Zum Ultra-Flaggschiff wird mancher Interessent zwar auch nicht greifen, weil der S Pen und die maximale Ausstattung nicht benötigt werden, aber potenziell auch nicht, weil dafür nicht die schier gigantische Größe des S22 Ultra in Kauf genommen werden will. Samsungs Entscheidung, S22 und S22+ jeweils 0,1 Zoll kleiner im Vergleich zum Vorjahr zu gestalten, ist äußerst begrüßenswert. Vor allem das normale Galaxy S22 könnte sich zu einem der interessantesten halbwegs kompakten Flaggschiffe des Jahres entwickeln.

„Entwickeln“ ist jedoch leider auch ein Begriff, der beim Galaxy S22 Ultra noch im Raum steht. Dieses Smartphone reift in puncto Software derzeit beim Kunden. Obwohl der Exynos 2200 nicht der schnellste Chip für Android-Smartphones am Markt ist, müsste er eigentlich mehr als genügend Leistung für eine rasend schnelle Bedienung liefern – tut er aber nicht. Dieser Umstand betrifft nicht nur das Testgerät der Redaktion, auch zahlreiche namhafte Branchenkollegen haben mit den Problemen zu kämpfen. Dabei bezieht sich die Kritik stets nur auf das S22 Ultra, während S22 und S22+ völlig normal laufen.

Der Exynos 2200 selbst ist nicht der erhofft große Wurf, wenn man die gebotene Leistung mit der eines Snapdragon 8 Gen 1 vergleicht, der unter anderem in den Smartphones des US-Markts steckt. Die paar Prozentpunkte im Bereich CPU sind nicht mal besonders erwähnenswert, geradezu schade ist allerdings, dass die Grafikeinheit mit RDNA-2-Architektur so stark der Adreno 730 von Qualcomm hinterher hinkt. Kein Wunder, dass AMD den Markennamen „Radeon“ nicht dafür hergeben will. Abseits der niedrigeren Rohleistung zeigt sich in Vergleichen auf YouTube, dass der Exynos 2200 auch zu schlechteren Foto- und Video-Ergebnissen als der Snapdragon 8 Gen 1 führt. Käufer in Europa erhalten für sehr viel Geld die in jedem Fall schlechtere Ausführung der Galaxy-S22-Familie.

Galaxy S22+ neben Galaxy S22 Ultra
Galaxy S22+ neben Galaxy S22 Ultra

Ungeachtet dessen haben aber auch die hierzulande verfügbaren Galaxy-S22-Geräte mehrere Vorzüge, von denen vor allem fünf zu nennen. An vorderster Front stehen die sagenhaft guten Displays, die derzeit die beste am Markt verfügbare OLED-Technologie darstellen und enorm hohe Helligkeiten erreichen, die jedes andere Smartphone in den Schatten stellen – wortwörtlich. Vor allem S22+ und S22 Ultra mit den beiden hellsten Panels bringen an noch so sonnenreichen Tagen keinerlei Einschränkungen mit sich und sind in jeder Situation ablesbar.

Punkt zwei betrifft das Software-Versprechen von Samsung, das vier Android-Hauptversionen und fünf Jahre Sicherheits-Updates umfasst. War Samsung in diesem Punkt früher einmal das schwarze Schaf unter den Anbietern, hat sich der Hersteller über die letzten Jahre zum Klassenprimus entwickelt und überflügelt mit der neuen Erweiterung sogar Google um ein Jahr.

Nichts zu meckern gibt es dieses Jahr abermals an der tadellosen Verarbeitung und Materialwahl der Smartphones. Alle drei Geräte sind teuer, ganz besonders das S22 Ultra, aber rein von der Haptik her erhalten Käufer einen äußerst soliden Gegenwert für die Investition. Im vierten Punkt sei noch die umfangreiche Konnektivität der Smartphones zu erwähnen, die auch Wi-Fi 6E und Ultra-Breitband umfasst, wenngleich das kleinste S22 ärgerlicherweise auf UWB verzichten muss.

Zu guter Letzt setzt Samsung die Tradition fort, ein Garant für gute Smartphone-Kameras zu sein. Die primäre Kamera von S22+ und S22 Ultra liefert gute bis sehr gute Ergebnisse bei Tag und Nacht, die sich von konkurrierenden Geräten wie dem Pixel 6 Pro und iPhone 13 Pro Max eher durch einen eigenständigen Look mit etwas mehr Kontrast als über qualitative Unterschiede absetzt. Bei Ultraweitwinkel und Tele hat das S22 Ultra klar die Nase vorne, obwohl das S22+ laut Datenblatt identisch ausgestattet ist. Das Pixel 6 Pro behält über alle Situationen gesehen die Spitzenposition. So gut die neuen Geräte für Fotos geeignet sind, so enttäuschend ist die Videoqualität. Das iPhone 13 Pro (Max) ist weiterhin das Smartphone der Wahl, wenn Bewegtbild beim Nutzer einen großen Anteil ausmacht.

Unterm Strich steht mit dem S22 Ultra abermals ein sehr gutes Smartphone, das aber noch einiges an Potenzial auf dem Boden liegen lässt. Außer Frage stehen Samsungs Qualitäten in Bereichen wie Display, Verarbeitung oder Update-Versprechen, aber das Reifen des Produkts beim Kunden ist unabhängig von der Preisklasse ein No-Go. Das S22+ bietet zwar eine weniger umfangreiche Ausstattung als das S22 Ultra, lief aufseiten der Software aber einwandfrei, sodass einem Kauf nichts im Weg steht. Wer nicht das Maximum bei Kamera und Akku benötigt und generell lieber ein etwas kleineres Smartphone in Händen hält, ist hier besser aufgehoben.

Samsung Galaxy S22+ (8 GB/256 GB)
Produktgruppe Smartphones, 01.03.2022
  • Display
    ++
  • Leistung Produktiv
    +
  • Leistung Unterhaltung
    +
  • Laufzeit
    O
  • Verarbeitung
    ++
  • Das mit Abstand beste OLED-Display
  • Fünf Jahre Android-Updates
  • Oftmals sehr gute Kamera
  • Hochwertige Materialwahl
  • Sehr gute Verarbeitung
  • Hohe Systemleistung
  • 5G, Wi-Fi 6E, UWB
  • Gute Stereo-Lautsprecher
  • IP68-Schutz gegen Staub und Wasser
  • Enttäuschender Videomodus
  • Ultraweitwinkel schlechter als Ultra
  • Kleines Tele schlechter als Ultra
  • Exynos enttäuscht bei GPU-Leistung
Samsung Galaxy S22 Ultra (12 GB/256 GB)
Produktgruppe Smartphones, 01.03.2022
  • Display
    ++
  • Leistung Produktiv
    O
  • Leistung Unterhaltung
    +
  • Laufzeit
    O
  • Verarbeitung
    ++
  • Das mit Abstand beste OLED-Display
  • Fünf Jahre Android-Updates
  • Oftmals sehr gute Kamera
  • Große Auswahl an Brennweiten
  • Hochwertige Materialwahl
  • Sehr gute Verarbeitung
  • S Pen mit vollem Funktionsumfang
  • 5G, Wi-Fi 6E, UWB
  • Gute Stereo-Lautsprecher
  • IP68-Schutz gegen Staub und Wasser
  • Betriebssystem ruckelt im Alltag
  • Software reift beim Kunden
  • Enttäuschender Videomodus
  • Ergonomieprobleme
  • Exynos enttäuscht bei GPU-Leistung

ComputerBase wurden das Galaxy S22+ und Galaxy S22 Ultra leihweise von Samsung zum Testen zur Verfügung gestellt. Eine Einflussnahme des Herstellers auf den Testbericht fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht. Es gab kein NDA.

(*) Bei den mit Sternchen markierten Links handelt es sich um Affiliate-Links. Im Fall einer Bestellung über einen solchen Link wird ComputerBase am Verkaufserlös beteiligt, ohne dass der Preis für den Kunden steigt.

Dieser Artikel war interessant, hilfreich oder beides? Die Redaktion freut sich über jede Unterstützung durch ComputerBase Pro und deaktivierte Werbeblocker. Mehr zum Thema Anzeigen auf ComputerBase.