Berliner Glas: ASML plant deutlichen Ausbau der Einrichtungen in Berlin

Volker Rißka
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Berliner Glas: ASML plant deutlichen Ausbau der Einrichtungen in Berlin
Bild: ASML

In Erwartung des Aufschwungs in der Fab-Ausrüstung nicht nur in Europa will ASML in Berlin kräftig ausbauen und Leute einstellen. Seit Anfang 2022 wurden bereits 600 neue Posten besetzt, 1.700 Stellen sind es aktuell. Angepeilt werden nach den Investitionen 2.300 Arbeitsplätze.

Berliner Glas gehört seit 2020 zu ASML. Dort werden wichtige Komponenten aus Glas und Keramik für die hochmodernen Belichtungssysteme von ASML produziert. Das Vorzeigeprodukt ist neben den DUV-Systemen natürlich der EUV-Scanner, auch dafür kommen benötigte Elemente zum Teil nur aus Berlin.

Mit F&E- sowie Fertigungs-Know-how in den Bereichen Optik und Wafer Chuck-Technologie entwickelt und produziert ASML in Berlin viele Schlüsselkomponenten für unsere Extrem Ultraviolett- (EUV-) und Deep Ultraviolett- (DUV-) Systeme, darunter Wafertafeln, Reticle Chucks und Mirrorblöcke.

ASML

Um der erwarteten Nachfrage in den kommenden Jahren zu begegnen plant ASML deshalb Investitionen. Pro Jahr sind 100 Millionen Euro am deutschen Standort eingeplant, um nicht nur die Entwicklungskapazitäten zu erweitern, sondern auch die Fertigung auszubauen. Der Fokus liege nun aber vermehrt auf der Forschung und Weiterentwicklung, ein reiner Zulieferer ist Berliner Glas schon lange nicht mehr. Im Zuge dessen soll sich am Standort in Britz/Neukölln natürlich auch die Anzahl der Arbeitnehmer weiter erhöhen.

Auch die geplanten (nun aber gerade auf wackeligen Beinen stehenden) Großprojekte in Deutschland tragen dazu bei. Intel will zwei Einrichtungen (Fabs) in Magdeburg errichten, TSMC plant mit einem Joint Venture eine Fabrik in Dresden. Und auch Infineon, Bosch, Wolfspeed im Saarland und weitere bauen kräftig aus. Nahezu jeder setzt dabei auf Know-How von ASML. Intels Fabs sollen absolut State-of-the-Art werden, dort werden High-NA-EUV-Systeme zum Einsatz kommen, ein erstes System wird in diesen Tagen verpackt und auf den Weg gebracht. Ein einziges System davon kostet knapp 400 Millionen Euro und soll Chips nach der Fertigungsstufe Intel 18A – also vermutlich Intel 16A, in heutiger Marketing-Sprache „1,6 nm“ genannt, ermöglichen.

Roadmap ab Intel 18A ab 2025
Roadmap ab Intel 18A ab 2025

Die Abhängigkeit von einzelnen Sub-Unternehmen brachte ASML Anfang 2022 kurz in Schwierigkeiten. Bei einem Brand bei Berliner Glas standen kurzzeitig Auslieferungen auf der Kippe und die Großkunden hielten den Atem an. Am Ende ging es relativ glimpflich aus, verdeutlichte aber einmal mehr, dass das Kartenhaus in der Chip-Fertigung ohne wirkliche Redundanz sehr fragil ist. Unter anderem aus diesem Grund hat Europa den EU Chips Act auf den Weg gebracht, um nicht vollends von Asien abhängig zu sein/bleiben.