News 1.000 Amazon-Mitarbeiter widersprechen Verdi

An den Diskussionen über dieses Thema sieht man mal wieder, daß es die Arbeitgeber doch immer schaffen, mit den verschiedensten Mitteln organisierte und unorganisierte Arbeitnehmer gegeneinander auszuspielen und aufzuhetzen. Die Angst, Besitzstand zu verlieren, und wenn es nur für den Gewerkschaftsbeitrag dient, ist groß. Und die heutige Neidgesellschaft macht es ihnen ebenfalls leicht.
In Arbeitskämpfen habe ich auch schon so einiges erlebt, so daß es mich keinesfalls wundern würde, wenn die Unterschriftenaktion von Amazon selbst mit entsprechendem Druck gestartet worden wäre. Das ist in der deutschen Unternehmenskultur nichts seltenes, so wie in meinem Unternehmen beim letzten richtig großen Arbeitskampf mit Lügen, Drohungen, ..., gearbeitet wurde, Azubis wurden als Streikbrecher eingesetzt, nicht Gewerkschafter gegen Gewerkschafter aufgehetzt ("die sind nur zu faul zu arbeiten"). Das wird bei Amazon wohl nicht anders sein. Daß ein solcher Konzern keine Probleme haben dürfte, Berichterstattung und Meinungsbildung zu manipulieren, sollte klar sein.
lordberti schrieb:
Ich hasse Gewerkschaften.
Ziel erreicht, würde ich sagen, wieder einen erfolgreich aufgehetzt.
lordberti schrieb:
Ja ja die schönen Gewerkschaften, setzten sich immer dafür ein das die Löhne steigen. Doch alles hat auch sein Nachteil, hinten rum werden einige Entlassen damit das Unternehmen die Geforderten Lohnerhöhung auch Zahlen kann.
Leider hat es mich deswegen auch erwischt
Nein, Dich hat es erwischt, weil der Arbeitgeber seinen Profit nicht mit denen teilen will, die ihn erwirtschaften, ganz einfach. Aber er hat bei Dir zumindest ganze Arbeit geleistet und Deinen Frust vom eigentlich Schuldigen auf die bösen bösen Gewerkschaften abgelenkt. Darüber solltest Du mal nachdenken.
MrMorgan schrieb:
ja gibt ja viele die sagen "warum soll ich 1-2% meines Brutto an die Gewerkschaft abdrücken... ich bekomm ja sowieso alles was die anderen erkämpfen"...
Kenne ich leider auch aus unserem Unternehmen. Und wie generell ist es auch bei uns so, daß hier im Osten deutlich weniger Arbeitnehmer organisiert sind, wie in allen Branchen. Da merkt man eben doch, wie in einigen anderen Belangen, gewisse Demokratiedefizite.
 
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micha2 schrieb:
wow, wenn das schon mit den leuten funktioniert dann muss ja mit den arbeitsbedingungen und dem lohn was ganz im argen liegen.
[...]
was studierst du nochmal?:freak:

Es hat aber nicht funktioniert.
​Wirtschaftsinformatik, vorher Wirtschaftswissenschaften - warum ist das interessant?
 
Makoce schrieb:
Es hat aber nicht funktioniert.
du hast doch geschrieben: "Ich meine Leute mit kostenlosem Essen rauslocken, damit es nach Streik aussieht - hallo? Das kann doch wohl keiner von Euch ernsthaft für vernünftig halten."
also ich lese darin, das wohl 150 hungernde mitarbeiter in leipzig das angebot angenommen haben.
Makoce schrieb:
​Wirtschaftsinformatik, vorher Wirtschaftswissenschaften - warum ist das interessant?

erstaunlich! dann müsstest du ja eigentlich auch den sinn der tarifautonomie erfassen können.

@frankpr

die initiatorin:

"Sandra Münch ist Mitarbeiterin der ersten Stunde. Seit 2006, dem Jahr der Inbetriebnahme, arbeitet die Hallenserin im Amazon Versandzentrum Leipzig. Die 43-Jährige prüft als sogenannter Process-Guide die Qualität im Paketversand."

und nun das was uns die meisten medien verschweigen:

"Gegenüber der MZ sagte die Initiatorin am Montag: „Die Gewerkschaft stellt die Arbeitsbedingungen permanent schlecht dar.“ Dies entspreche nicht der Realität. So würden zwar Arbeitsabläufe in den Leipziger Versandhallen überwacht, doch dies sei in Logistikzentren anderer Firmen nicht anders. So sollen Diebstähle verhindert und die Sicherheit der Mitarbeiter gewährleistet werden. Gegen den von Verdi geforderten Tariflohn ist sie nicht: „Wer hat nicht gerne mehr Lohn.“ Doch die Streiks hält Münch für unverhältnismäßig und nicht zielführend."

irgendwie überlesen das viele. es geht bei der unterschriftenaktion eigentlich sogar nur um die arbeitsbedingungen in leipzig. daher vielleicht auch 718 unterschriften aus leipzig und der kleine rest kam dann aus dem größten Logistikzentrum Europas in Bad Hersfeld.

Leipzig ist ja nichtmal halb so groß wie Bad Hersfeld!! sagt ja auch schon einiges. vorallendingen wenn man bedenkt, das nicht nur unbefristete mitarbeiter unterschrieben haben. einige sollen ja schon garnicht mehr im unternehmen tätig sein.
 
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Frau Münch mag das so sehen. Ob aus eigenem Antrieb, wäre die erste Frage. Die Arbeitsbedingungen bei Amazon (dem gesamten Konzern) stehen bekanntermaßen seit Monaten in der Kritik. Logisch, daß der Konzern gegen das Image vorgeht.
Die Beteuerungen und empörten Zurückweisungen seitens der Konzernführung kann ich nicht so recht glauben, da ich ähnliche Vorgänge aus anderen Unternehmen kenne. Bei uns im Unternehmen gibt es auch halbjährliche Befragungen zur Mitarbeiterzufriedenheit. Jeder Kollege, mit dem man spricht, hat gerade die Arbeitsbedingungen mehr oder weniger negativ bewertet, lediglich die Entlohnung bekam gute Noten, aber laut veröffentlichtem Ergebnis sind alle Mitarbeiter hochzufrieden. Da ich so etwas jedes Jahr 2 Mal erlebe, und ich arbeite nicht in einem Unternehmen mit nur 10.000 Beschäftigten, kann ich solchen Äußerungen, Unterschriftenlisten, Reaktionen wie die heutige der Amazon Konzernführung, keinen Glauben schenken.
Zudem waren die schlechten Arbeitsbedingungen keine Erfindung der Gewerkschaft, man hat das Thema lediglich zusätzlich mit in den Arbeitskampf aufgenommen. Vornehmlich geht es, so wie man es mitbekommt, um eine bessere Entlohnung.
Zudem sollte brücksichtigt werden, Amazon ist ein US Konzern und vom Heimatmarkt funktionierende Gewerkschaften, deren Bosse sich nicht schmieren/kaufen lassen, nicht gewohnt.
 
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@Micha 2
Dein Chef/Vorgesetzter/Kollege/Lehrling kommt zu Dir mit einem Zettel in der Hand. Dort sollst Du unterschreiben das Du mit deinen Arbeitsbedingungen zufrieden bist und dies anschliessend in der Öffentlichkeit getragen werden soll. 50% deiner Vorgesetzten auf die Du hörst und deren Anweisung folge leistest haben bereits unterschrieben. Dein Chef wird diese Unterschrift natürlich in die Hände bekommen und wissen wer diese Unterschrift aktiv verneint hat.. davon muss Du ausgehen. Was machst Du?

Unterschreibst Du oder unterschreibst Du nicht?

Da Du jetzt vielleicht eine Ausnahme bist gehe ich mal so ran. Wäre man selbstbewusst, schlau, talentiert weiss der Teufel was, dann würde man als überqualifizierter wohlmöglich nicht in einem Fliessbandunternehmen am "Fliessband" arbeiten (gibt ja mehrere Posten in so einem Vertrieb). Wenn man als einfacher Arbeiter dort arbeitet hat es meistens gründe die auch stück weit mit dem Charakter zusammen hängen. Jeder wäre gern Millionär. Jeder könnte es werden. Warum sind wir es nicht? Weil jeder seinem Charakter entsprechend entweder mit dem Strom schwimmt oder Karriere macht. Jetzt kann man vermuten das die Selbstbewussten Starken Ellenbogen Karriere Leute nicht für Hungerlöhne arbeiten. Sondern Leute die froh sind Arbeit zu haben und deren Existenz teilweise sogar mit dieser Arbeit gefährdet ist. Es wird klar ein paar Ausnahmen geben ist aber die kleine Minderheit die dann aber eher genau das Gegenteil solcher Unterschriftenaktion Anzetteln würden.

Ich unterstelle mal jedem dieser in mehrheit vertretenen Charaktere die dort arbeiten das sie aus Angst die Unterschriftenaktion ohne zögern unterschreiben (der mit dem Zettel sieht das ja und macht wohlmöglich meldung wenn da Zähneknirschend rumgeeiert wird). Und falls es für jemanden beleidigend klingen sollte. Ich zähle mich ebenfalls zu diesen Leuten. Ich hatte aber Glück was mein Job anging da dieser mir spass macht und er nach Tarif bezahlt wird. Aber das die Weihnachtsgelder gestrichen werden kotzt ALLEN an. Aber wenn der Chef da in seiner Weihnachtsansprache da steht sagt niemand auch nur einen Mucks obwohl sie innerlich explodieren. Es liegt halt in der Natur der meisten Menschen die NICHT zu der Ellenbogengesellschaft gehören. Ist leider so. Diese Leute brauchen einen von aussen der sie hilft (Gewerkschaft) und können aber mit Autorität (Geschäftsführung) genau so schnell wieder "ruhig" gestellt werden. Wer es ohne Verdi schafft würde auch nicht unterschreiben. Der würde sich das aber auch nur 1 Jahr mit angucken und sich was neues suchen.

Von daher. Diese Unterschriftenaktion ist meiner Meinung nach NICHT Freiwillig von nem kleinen Angestellten angezettelt worden!
 
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zu deinem ersten abschnitt:

ich würde nicht unterschreiben. das liegt einfach daran, das die arbeitsbedingungen bei uns auch nicht das gelbe von ei sind.
ich musste selber schon das gewerbeaufsichtsamt informieren, weil wir das arbeitszeitgesetz missachten sollten/mussten. folge war ein arbeitunsfall nach 15h arbeit. die planung der baustelle ging schon auf 13,5-14h arbeitszeit hin. da war es mir dann auch egal, ob mein arbeitgeber die anzeige anhand meines firmentelefons nachvollziehen konnte.

zum 2ten abschnitt:

da stimme ich dir teilweise zu. allerdings eben nur teilweise. es gibt, gerade hier im osten, viele qualifizierte arbeiter die notgedrungen so einen job annehmen. auch teilweise deswegen weil er, in relation zu manch anderen job, schon relativ gut bezahlt wird.
was jetzt nicht heißen soll, das die geforderten lohnerhöhungen ungerechtfertigt wären. ich sehe hier keinen machtkampf gegen amazon sondern einen anfang/vereinheitlichung für die ganze branche. amazon ist ja auch nicht das erste unternehmen. andere bezahlen ja bereits nach versandhandelstarif. also von daher kann man überhaupt nicht von einer benachteiligung amazons sprechen.

zum 3ten abschnitt:

da hast du meine volle zustimmung. und hut ab, das du dich selbst dazuzählst. ich muss dir sagen das die erfolge, welche ich/wir im betrieb erzielt haben, auch nur auf diplomatischen wege zustande kamen. bei uns im betriebsteil sind nichtmal 25% in einer gewerkschaft.
bei unseren westlichen kollegen sind das über 50%. dort wird auch nach tarif entlohnt. ehrlich gesagt, bin ich auch manchmal der meinung das wir es im osten nicht besser verdient haben. allerdings nützt mir das nichts, weil ich auch im osten arbeite. deswegen drücke ich bei diskussionen bzw. bei meckerorgien meiner kollegen immer richtung gewerkschaftsbeitritt. wie du schon richtig angesprochen hast, ist man als gewerkschaftsmitglied auch ein bisschen versteckt in der masse.

Um es mal wieder richtung amazon zu lenken:



Hier mal ein interview mit Frau Münch:
http://www.mz-web.de/wirtschaft/ver...die-unwahrheit-gesagt-,20642182,25834914.html

dazu sollte man wissen, das diese Frau als Process-Guide beschäftigt ist. ich kann mir durchaus gut vorstellen, das diese frau das selbst in die hand genommen hat. aber ich kann mir nicht vorstellen, das die leute die unterschrieben haben, das auch so sehen.

@all
und um es nochmal ganz deutlich zu sagen und nur um mißverständnissen aus dem wege zu gehen: Amazon ist aktuell an garkeinen Tarifvertrag gebunden. auch nicht an den der Logistikbranche!

und bevor jetzt wieder einige hier meine aussage zerpflücken, sollten sie sich mal diese Nachricht mit Interviews von den Unterschreibern in Leipzig vom MDR Info anhören:
http://www.mdr.de/mediathek/radio/mdr-info/mediathekradio106.html

dazu einfach auf den 07.01.2013 8.38Uhr klicken und "Belegschaft von Amazon Leipzig stellt sich hinter die Firma" auswählen.

ich finde es schon interressant, das die mitarbeiter sagen es gehe um die medien, nicht gegen verdi und wie die medien daraus ein "kampf gegen verdi" machen.

Edit:http://www.rp-online.de/nrw/staedte...er-den-beschaeftigten-austragen-aid-1.3953667
 
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Zur Info...
Hab 13 Jahr im Osten gearbeitet und dementsprechend verdient. Auch keine Gewerkschaft oder Betriebsrat gehabt aufgrund der kleine Grösse.

Jetzt arbeite ich seit einiger Zeit im Westen.
Derzeit mekker ich jetzt nicht rum da ich weiss wie es noch schlechter sein kann. Aber auch bei uns gibt es hier trotz der Grösse keinen Betriebsrat (zumindest von keinen wovon wir wissen). Der soll (bevor ich dort mal angefangen hab) laut Erzählungen, von "Oben" mit Deutlichen Worten und entsprechendem Auftreten verhindert worden sein Ihn zu gründen. Die Mutigen von damals die einen Rat Gründen wollten, die einem der oben beschriebenen Charakter Entsprechen, haben mittlerweile auch schon selber gekündigt und sich was neues Gesucht. Sie sind oder waren eben nicht die breite Masse sondern die sehr wenigen von den Aufmüpfigen die es auch laut gesagt haben. Aber die Masse sind und bleiben "Lemminge" die Ihren Anführer hinterher laufen. Egal ob er Ihnen was gutes oder schlechtes will.
 
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