Das Ansehen der Bundeswehr in der Gesellschaft

Nein, du hast das Thema nicht zur Gänze verstanden. Es geht um die Bundeswehr und nicht um die Bundeswehr in Afghanistan.

Ganz oder garnicht, um es salopp zu sagen.
 
Dann sehe und höre ich das die Bundeswehr hier, wenn nicht gerade Auslandseinsatz oder Flutkatastrophe ist, mehr gesoffen (und das bezieht sich nicht nur auf Wehrdienstleistende oder das ich sagen will das BW Soldaten 24h am Tag rotzenvoll rumhängen) als dem deutschen Bürger geholfen wird. Oder wird mir geholfen wenn das Material gewartet wird oder Übungen abgehalten werden?
 
DonMasterChief schrieb:
Man nehme das Paradebeispiel USA. Dort werden Soldaten mit Beifall empfangen wenn sie heimkehren oder halt ins Ausland verfrachtet werden. [...]
Wieso werden unsere Soldaten das nicht?

Das hat vielerlei Gründe. Zunächst einmal unterscheiden viele Amis (zumindest die, mit denen ich gesprochen habe) klar zwischen den Truppen ansich und dem Kampfauftrag.
Ohne Weiteres könnte da jemand mit einem Schild demonstrieren, auf dem 'Support our troops' und 'f*ck the war in iraq ' steht.
Deutsche schaffen das oft nicht. Im Gegenteil, genug von den linken Spinnern wünschen unseren Soldaten offen den Tod, nur weil sie mit dem Einsatz nicht einverstanden sind.
Ich sehe das nicht so. Das sind meine Landsleute, die von unserem Parlament legitimiert ihre Aufgabe erledigen. Wenn ich damit ein Problem habe, muss ich mich an die Politik wenden, nicht an die Soldaten.

Außerdem ist spätestens seit den späten 1960ern die Ansicht recht verbreitet, Krieg, Waffen und Streitkräfte seien prinzipiell 'böse'. Offen Solidarität zu den Truppen zeigen tut kaum jemand.
Das geht soweit, dass einige Menschen (bundeswehrabschaffen.de usw) vorschlagen, wir sollten keine Armee unterhalten, da bei dem durch einen Angriff verursachten Verteidigungsgefecht ja unser Land schaden nehmen würde. :freak:
(Mit solchen Leuten ist jede Sekunde Diskussion zeitverschwendung, denke ich.)


DonMasterChief schrieb:
Ich denke für einen Soldaten ist es eine Stärkung fürs Ego, wenn er sieht, dass das Volk seine Arbeit, sein Lebenseinsatz zu schätzen weiss bzw. hinter ihm steht.

Ich fürchte, das ist schlichtweg nicht der Fall.

Zur Diskussion, ob Soldaten nun besonderen Respekt verdienen oder nicht, ich sehe das so:
Soldaten übernehmen Aufgaben, zu denen ich weder fähig bin, noch die ich gerne ausüben würde.
Trotzdem sind sie in einem gewissen Rahmen erforderlich (wenigstens zur Landesverteidigung).
Dafür haben sie ganz selbstverständlich meinen Respekt verdient.
Natürlich trifft das auch auf andere Berufsgruppen zu -- die haben aber ebenfalls meinen Respekt, über die mache ich keine verächtlichen Bemerkungen.

Insgesamt, denke ich, ist das vor Allem das Ergebnis der politischen Umerziehung nach dem letzten Krieg.
(Schön blöd für unsere Bündnispartner. Da treibt man den Deutschen den Militarismus aus, und schon wollen sie sich kaum noch an militärischen Unternehmungen beteiligen. Wer hätte das gedacht. :D )

PiPaPa schrieb:
Oder wird mir geholfen wenn das Material gewartet wird oder Übungen abgehalten werden?

Ja, im Zweifelsfall garantiert das dein Leben.
(Auch wenn der Enstfall im Moment noch recht unwahrscheinlich scheint. Aber das kann sich wieder ändern.)
 
@PiPaPa
Könntest du den ersten Satz umschreiben, ich fürchte ich verstehe nicht worauf du hinaus willst.

Ich vermute mal nicht, dass irrigerweise behauptest, Bundeswehrangehörige würden verhältnismäßig mehr Alkohol konsumieren als Angestellte anderer Firmen/Betriebe, oder?
 
Das man der Bundeswehr immer unterstellt dort wird "gesoffen" kommt daher, das sie eben früher ein Abbild der Gesellschaft war und "Säufer" gibt es überall. Vor allem fahren, und fuhren nicht alle nach Hause und wo ist der Unterschied ob manien Bier in der Kneipe nach Feierabend trinkt oder in der Kaserne.

Du willst also nicht für Übungen und Materialwartung bezahlen? Naja Material muss gewartet werden da ist klar und Übung ist wichtig. Aber dann bezahle doch bitte auch nicht mehr das THW, dort wird mehr geübt und noch mehr Material gewartet für "nix" wie du sagen würdest. Ebenso zahlen viele Gemeinden für die Feuerwehr und dort passiert jahrelang nix.

War mir aber klar das die Argumente immer lächlicherer werden, was will man auch erwarten wenn jemand die Bw nicht kennt.
 
Ok, dann formulieren wir das ganze einfach um:

"Würdet IHR am Flughafen/Bahnhof/Stadt stehen und Beifall klatschen, wenn Bundeswehrsoldaten im In- oder Ausland zu sehen sind, um eure Solidarität, Verbundenheit und um euren Nationalstolz zu zeigen?"

ICH nicht. Ich fahre deswegen nicht zum Flughafen/zum Bahnhof/ in die Stadt, nur um die zu sehen, und selbst wenn ich hier bin gratuliere ich denen auch nicht. Ich respektiere deren Berufswahl und schätze das Engagement, dass Einige zeigen. Ich kenne leider zu wenige privat, um mir ein Urteil zu bilden. Ich kenne ein paar Ausnahmefälle im Freundeskreis, die bei der Bundeswehr, aber nicht in Kriegs/Krisengebieten sind, und auch dort nicht hinwollen. Diese haben für mich persönlich nichts mit der Bundeswehr gemeinsam. Das ist meine persönliche Meinung. Wenn ich hier auf den Straßen einen Bundeswehrsoldaten oder Angehörigen treffen würde, ich würde ihm NICHT die Hand schütteln und sagen: "Danke dafür, dass du für uns einstehst." Ich würde NICHT zu einem Polizisten gehen und ihm danken, oder zu einer Krankenschwester, zu einem Altenpfleger oder zu einem Beamten. Nicht, weil ich ihn nicht für die Arbeit schätzt, die er/sie tut, sondern weil es mich nur indirekt betrifft oder halt nur, wenn ich involviert bin.

Würde auch nur ein Bruchteil der Menschen einsehen, dass es ohne Menschlichkeit nicht geht, wäre es evtl. anders. Aber für mich hat kein Beruf einen anderen Stellenwert im menschlichen. Für mich ist der Schuhputzer genauso ein Mensch und Arbeiter wie der Bäcker oder der Soldat. Und nur weil ein Beruf ausgeübt wird, muss man ihn nicht lobpreisen. Nur weil ich Deutscher bin, muss ich nicht mit allem einverstanden sein, was meine Regierung durchführt. Wenn mich etwas betrifft, oder ich etwas gut finde, kann ich das bekunden. Wenn jedoch jemand seine Arbeit ausführt sollte er respektiert werden, und nicht heroisch zu einem Helden befördert werden. Der wahre Held braucht keine Belohnung oder einen Anreiz, er macht etwas aus Überzeugung.
 
spacepilot11 schrieb:
Streng genommen gibt es sowieso nicht "die" kämpfende" Truppe. Oder was soll der Nachschubsoldat sagen, wenn er angeriffen wird "Entschudigen sie, ich bin aber keine kämpfende Truppen, können sie in 2 min wieder kommen".

Naja, der Begriff "kämpfende Truppe" bezeichnet eben Einheiten deren primäre Aufgabe der direkte Kampf ist. Von Nachschubeinheiten zB. wird grundsätzlich kein direkter Feindkontakt erwartet, was natürlich nicht bedeutet das diese unter Umständen nicht auch in ein Feuergefecht verwickelt werden können.
Ein Zwischending wäre die "Kampfunterstützungstruppe".
Es handelt sich eben um militärische Klassifizierungen. Daher gibt es sehr wohl eine "kämpfende Truppe".
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Wiggum schrieb:
Naja, der Begriff "kämpfende Truppe" bezeichnet eben Einheiten deren primäre Aufgabe der direkte Kampf ist. Von Nachschubeinheiten zB. wird grundsätzlich kein direkter Feindkontakt erwartet, was natürlich nicht bedeutet das diese unter Umständen nicht auch in ein Feuergefecht verwickelt werden können.
Ein Zwischending wäre die "Kampfunterstützungstruppe".
Es handelt sich eben um militärische Klassifizierungen. Daher gibt es sehr wohl eine "kämpfende Truppe".


Das zählt nur leider bei den neuen asymetrischen Bedrohungslagen nicht mehr.
Es ist immer ein Panzergrenadier der Litze und Barett der Infanterie trägt, aber nur beim VU hockt und folgich auch nicht als Panzergren. verwendet wird, kann sich Kampftruppe nennen, wobei ein Nachschubsoldat im Sicherungszug mehr im Kampf wäre.
 
@ Noxiel; auf jeden einzelnen, der durch Dich angesprochenen Punkte einzugehen, erspare ich mir.
Als wesentlich bezüglich unserer verschiedenen Meinungen betrachte ich die Positionierung zum System selbst, in welches die Bundeswehr eingebunden ist.
Während so mancher im System der Bundesrepublik eine Demokratie entdeckt, teile ich diesen Standpunkt nicht.
Selbst einem Westerwelle blieb nicht verborgen, daß wir im Kapitalismus leben. Dies im Hinterkopf zu haben hilft ungemein, wenn es darum geht Interessenlagen national wie auch international einzuschätzen.
Die UNO als Organisation ins Feld zu führen ist dabei müßig - ein zahnloser Tiger, der Menschlichkeit heuchelt, letztendlich jedoch Interessenvertrter der sogg. 1.Welt ist.
Es ist sicher so, daß es verschiedenste Dokumente gibt, die bewaffnete Einsätze "rechtfertigen", die Interessenlage ist dabei konkret durch Interessen der 1.Welt bestimmt.

Beziehe ich ökonomische Gesichtspunkte in die Betrachtung ein, so wird sehr deutlich, daß nach 1989/90 (Zerfall des Ostblockes) eine Entwicklung vonstatten ging, die fast nur noch an wirtschaftlichen Interessen orientiert ist.
Wie Köhler schon sagte; es geht um Rohstoffe und die Sicherstellung ihrer Verfügbarkeit.

Ex-Außenminister Colin Luther Powell soll als Indiz ausreichen. Auf seinen Lügen im Interesse der Menschlichkeit vor der UNO herumzureiten erspare ich mir ebenfalls. Dieser Mann hatte zumindest den Ar... in der Hose, offen sein Vergehen einzugestehen, wärend andere noch heute meinen mit dieser Art von Politik die Welt "befrieden" zu können.
Die Bundeswehr in dieses System einzubinden war und ist ein Fehler.
... an derartige Lügen haben wir uns mittlerweile offenbar gewöhnt, wir sind bedroht und so mancher glaubt diesen Schwachsinn.

Ich teile diese Ansicht von der Welt nicht ! Für mich ist die Bundeswehr, definiert in ihren Aufgaben, Teil eines Systems, welches keinesfalls dem Souverän dieses Landes dient.
Sie ist Mittel derer, die in der Welt ihre Interessen durchsetzen wollen, die nach Rohstoffen gieren, um Produktionen am Laufen zu halten. Sie kämpfen für Macht und Einfluß und stehen damit eigentlich bereits heute auf verlorenem Posten.
... zurückbleiben werden bei dieser Art von "Politik" Bürgerkriegsregionen, die ihrerseits stets in der Lage sein werden schmerzhafte Nadelstiche zu versetzen.

Deutschlands Verantwortung sähe ich gegeben, würde man sich gegen derartige friedensattakierende Maßnahmen aussprechen.
Ein klares Nein zum Einreiten G.W.Bushs in den Irak wäre ein Meilenstein gewesen; die strikte Ablehnung des Okkupationspolitik der israelischen Regierung z.B. 2006 - Angriff auf den Libanon wurde in Deutschland noch verteidigt, während man in der Knesset bereits Verantwortliche zur Rechtfertigung zwang usw.

Eine Armee ist nie etwas Neutrales, sie wird auf ein System eingeschworen, sie dient ihm.
... wir werden perspektivisch die Bundeswehr im Inneren eingesetzt sehen; der aufmüpfige Arbeitslose, der nicht mehr durch Harzt-IV ruhig gehalten werden kann, wird ihr entgegenstehen und schmerzhafte Erfahrungen sammeln - vieles der Entwicklungen in aktuellen Europa deutet in diese Richtung !
Ich werde heute und auch dann keine Solidarität mit der Bundeswehr zum Ausdruck bringen.

MfG.
 
Die Bundesswehr wird wohl nie im Inneren für etwa anderes eingesetzt werden a,s für das was sie jetzt schon macht. Das würden auch andere nicht zulassen. Ausnahme wäre natürlich der V-Fall..

Deutschland hat heute als z.B. als NATO Mitglied unter anderem Bündisspflichten. Hätte man sich damals nicht dazu bereit erklärt hätte man wohl heute keine Armee bzw. nicht schon knapp 10 Jahre nach Kriegsende wieder eine Armee gehabt.

Mir als Soldat ist und war es jedenfalls egal wo und wie die Bundeswehr mich hinschickt. Dies wird ja vom Bundestag mit entschieden, und jeder hat ja die Möglichkeit von seinem Wahlrecht Gebrauch zu machen.
 
spacepilot11 schrieb:
Das zählt nur leider bei den neuen asymetrischen Bedrohungslagen nicht mehr.
Es ist immer ein Panzergrenadier der Litze und Barett der Infanterie trägt, aber nur beim VU hockt und folgich auch nicht als Panzergren. verwendet wird, kann sich Kampftruppe nennen, wobei ein Nachschubsoldat im Sicherungszug mehr im Kampf wäre.

Du scheinst da etwas falsch zu verstehen.
Die Bezeichnung "kämpfende Truppe" ist kein Ehrentitel.
Es ist nichts weiter als eine militärische Klassifizierung die auch heute noch verwendet wird.
Eine Panzergrenadier Kompanie gehört eben zur kämpfende Truppe, auch die Soldaten die in der Schreibstube sitzen.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
....nein kämpfende Truppe bedeutet gar nichts, man muss schon ein "robust" im Titel haben, um Jemand der einen die Fresse polieren will, ein paar zurück zu geben (oder schneller zu sein). Wenn die Soldaten erst mal in ihr Klemmheft sehen müssen was erlaubt oder nicht ist, ist Alles vorbei.
 
@Johnny Berlin
Ich lese nur deine persönliche Meinung in dem Text und keine empirisch belegbaren Fakten. Was du uns hier auftischst ist deine Sicht der Dinge und keine belegbare Wirklichkeit. Mehr eine Ansammlung von Ideen und Standpunkten aber noch nicht einmal eine Beschreibung der Fakten. Was du von der UNO hältst ist für die Diskussion unwichtig, weil irrelevant. Es zählt allein was allgemein anerkannt wird und ISAF ist von einem robusten Mandat gedeckt. Nur weil für dich die UNO nur ein zahnloser Tiger ist, ändert das nicht an den Fakten, deren wir uns zu unterwerfen haben.

Desweiteren ist Kapitalismus keine Regierungsform, sondern ausschließlich eine Bezeichnung für eine Wirtschafts- bzw. Gesellschaftsordnung. Es ist also tatsächlich müßig die Bundeswehr in den Schlagschatten des Kapitalismus zu rücken. Die Bundeswehr kennt nur einen Souverän, und das ist das Parlament.
 
Um mal auf das eigentliche Thema zurückzukommen, es gibt 3 Sachverhalte die man in diesem Zusammenhang ansprechen muss:

1. Geschichtliches Erbe

Deutschland, bzw. die Staaten aus denen sich die BRD später formen sollte, hatte/n eine starke militärische Tradition bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts. Dann kam 1. Weltkrieg, der die Wahrnehmung vom Krieg und Soldatentum zurecht maßgeblich negativ färbte. 31 Jahre später setzte Hitler noch einen drauf, und schaffte es Deutschland in einen Krieg zu zerren, der den 1. Weltkrieg an Grausamkeit und Verlust an Menschenleben vor und hinter den Frontlinien nochmal übertraf.
Angesichts dieses Erbes darf es ja wohl niemanden verwundern dass wir allem kriegerischen und nationalen eine tiefe Skepsis entgegenbringen.

2. Verdienst von Respekt und Wertschätzung
Es heißt nicht umsonst "Respekt muss man sich verdienen.", und dieser Satz gilt auch für die Angehörigen der deutschen Bundeswehr. Würde die BW tagtäglich an der deutschen Grenze Schlachten gegen wilde Barbarenhorden schlagen um die deutsche Bevölkerung gegen die Invasoren zu beschützen, so kannst du davon ausgehen dass sie mit Respekt nur so überhäuft werden würde.

Die Realität sieht aber nun mal so aus, dass Angehörige der BWTausende von Kilometer entfernt für teilweise umstrittene Mandate in Krisenregionen eingesetzt werden. Das ist weit entfernt von der Komfortzone des durchschnittlichen deutschen Bürgers, und selbst wenn z.B. die ISAF-Mission nicht umstritten wäre, so sind die Einsätze für uns hier daheim schlichtweg kaum wahrnehmbar. Da kann noch soviel berichtet werden dass wir "wichtige Aufbauarbeit" leisten, was im Geiste der Öffentlichkeit letztlich eher hängenbleibt, sind Berichte über Fehlverhalten von Soldaten und der gelegentliche Gefallene.

3. Respekterwartung aufgrund des Risikos für Leib und Leben

Einige vertreten die Ansicht die bloße Tatsache, dass Soldaten der Bundeswehr im Dienste der BRD ihr Leben auf Spiel setzen, bereits als Legitimation für eine respektvolle Haltung ausreichen sollte. Hier spielt dann auch die Wahrnehmung als "Helden" hinein.
Ein Held ist definiert als eine Person die für Andere oder im Namen einer Idee große Taten vollbringt und dabei ihr Leben wagt. Die bloße Tatsache, dass jemand sein Leben riskiert macht ihn also noch nicht zum Helden, jemandem der auf einen vielbefahrenden Autobahn herumläuft wird deswegen ja auch niemand Respekt entgegenbringen.

Damit der Soldaten der BW als Helden wahrgenommen werden könnten, müssten sie sich eine Sache einsetzen (bzw. eingesetzt werden), die die Gemüter erregt und hinter die sich der deutsche Otto-Normalverbraucher stellen könnte, ohne das es irgendwelche Zweifel an der Richtigkeit und Notwendigkeit der Sache gäbe. (Ob diese Wahrnehmung dann den Tatsachen entspricht oder nur Ergebnis einer Inszenierung ist, ist an diesem Punkt dann unwichtig.) Dies ist aktuelle schlichtweg nicht gegeben und die Politik bekleckert sich in dieser Hinsicht auch nicht gerade mit Ruhm, sondern beschränkt sich größtenteils auf Schönfärberei bzw. distanziert sich.
 
@ Noxiel; "Die Bundeswehr kennt nur einen Souverän, und das ist das Parlament."
Damit hast Du durchaus recht ! Problem bei der Angelegenheit, daß dieser Bundeswehrsouverän andere Interessen als der der sogg. Demokratie dieses Landes ist.

... das Kapitalismus eine Gesellschaftsformation beschreibt, war und ist mir bewußt. Eigentumsverhältnisse bedingen Klassen, die sich konträr gegenüberstehen; der Staat als Herrschaftsinstrument ist hinlänglich beschrieben und die Entwicklung der vergangenen 3 Jahrzehnte ist Basis genug, daß sich auch in Deutschland ausreichend "empirisch belegbaren Fakten" rekrutieren, die bestehenden Strukturen entgegenstehen; ...
Das Sein bestimmt das Bewußtsein !
Die pure Existenz herer Grundlagen in Schriftform war zu keiner Zeit Basis für deren Beurteilung - wesentlich sind das Handeln bestimmende Interessen.
Zweifel stellen in dieser Hinsicht wohl den ersten Schritt zur Erkenntnis dar.
Heute finden wir erste Zweifel als Ausdruck von Wahl-Nicht-Beteiligung, infolge der "Eurokrise" wird die Struktur Europas ins Wanken kommen. Die aktuelle wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland läßt keinen Spielraum bestehende soziale Probleme zu lösen; sie werden sich verschärfen und zur weiteren Polarisierung der Interessenlage beitragen.

Frage: Wie sollte ich Strukturen, die Vertretung der Interessen des Kapitals sind, also denen des "Souveräns dieses Landes" entgegenstehen, Achtung erweisen können?

Den 3 Punkten "Sahneknuffis" folge ich z.B. durchaus; lediglich 2 kurze Kommentare dazu.
- auch ISAF kann man durchaus wahrnehmen, mein Ausgangspunkt dabei ist Interesse an gesellschaftlichen Entwicklungen; leider in Deutschland kaum ausgeprägt !
- Politik, also Interessenvertretung spielt eine wesentliche Rolle bei der Betrachtung von Planungen, Entwicklungen, Handlungen und resultierenden Folgen.

MfG.

PS: evtl. als kleine Buchempfehlung HAns Herbert von Arnim; Fetter Bauch regiert nicht gern.
Eine bemerkenswerte Zustandsbeschreibung dessen, was heute noch mancher als Demokratie akzeptiert.
 
Das Militär, als Teil der politischen Gesellschaft, hat sich, von wenigen Außnahmen einmal abgesehen, schon immer recht kritiklos in den Dienst der Politik gestellt:

Sei es im Zeitalter des Kolonialismus, oder im Zeitalter des Imperialismus, dem Zeitalter des Nationalismus oder eben nun im Zeitalter des ausgehenden Kapitalismus.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich kenne den Herrn von Arnim, dessen einziger Verdienst wohl das Mahnen ist. Wer sich ergebnisoffen mit der deutschen Parteienlandschaft und Missständen informieren möchte, sollte dieses Buch - was übrigens 97 geschrieben wurde, also in der Zeit der absoluten Hochblüte des Neoliberalismus - meiden. Differenziertes Kritisieren, das ausgewogene Aufzeigen von Wegen und Möglichkeiten ist dem Herrn völlig fremd. Es wird alles herausgezerrt was sich nur irgendwie negativ auf die Politik abwälzen lässt. Schwarz-Weiß Malerei in Reinform und ein blindes Verkennen der Realitäten.

Ich sage nicht, dass ich an der Situation nichts auszusetzen hätte und im politischen Betrieb gibt es noch viel Spielraum für Verbesserung so zum Beispiel den Lobbyismus oder die Verdienstmöglichkeiten als freier Consultant in Wirtschaftsbetrieben. Das muß aufhören, wir brauchen eine klare Linie zwischen Politik und Lobbyismus. Aber man muß diese Dinge beim Namen benennen und nicht vage über Zustände sprechen, die einer näheren Betrachtung nicht standhalten würden und deshalb nur schwammig umrissen werden.

Aber mal was anderes. Die Bundeswehr ist nicht mit den Armeen der Vergangenheit zu vergleichen. Das Prinzip des Staatsbürgers in Uniform und die Errungenschaften einer "Inneren Führung" haben nichts mit den verkrusteten und innerstaatlichen Strukturen der Reichswehr oder früherer Armeen zu tun. Wer, ohne die Wandlung der Bundeswehr nach 1950 zu berücksichtigen, Rückschlüsse aus der Vergangenheit auf zukünftige Entwicklungen trifft, wird dem Kern der Sache nicht gerecht.
 
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Aber mal was anderes. Die Bundeswehr ist nicht mit den Armeen der Vergangenheit zu vergleichen. Das Prinzip des Staatsbürgers in Uniform und die Errungenschaften einer "Inneren Führung" haben nichts mit den verkrusteten und innerstaatlichen Strukturen der Reichswehr oder früherer Armeen zu tun. Wer, ohne die Wandlung der Bundeswehr nach 1950 zu berücksichtigen, Rückschlüsse aus der Vergangenheit auf zukünftige Entwicklungen trifft, wird dem Kern der Sache nicht gerecht.

Genau so ist es! Man denke nur mal an das Recht zur Beschwerde, das jeder Soldat hat, sowie den Wehrbeauftragten.

Rein formell gesehen, ist die Bundeswehr vllt kein Staat im Staat, aber doch für Außenstehende recht schwer zu verstehen. Wer nicht, dabei war, oder keine Verwandten oder Freunde hat, die dabei waren wird einige Dinge anders, oder gar nicht verstehen.

Ich hatte noch das "Glück" zu einer anderen Generation zu gehören. Bei meinen Kameraden damals hatten entweder die Väter, Onkel, oder ältere Brüder "gedient", so wußten wir alle ungefähr was uns erwarten und wurde auch vorbereitet.

Wenn ich an meine Abschlußklasse denke, von 15 Jungen, war ich der einizige der sich freiwllig mustern ließ (Gut das hatte andere Gründe) und bis heute waren es mit mir nur 3 die bei der Bundeswehr waren.

Es gibt eben viele Sachen in der Bundeswehr die Außenstehende einfach nicht verstehen. Eine davon ist die Kameradschaft, da kann man erzählen was man will, das muss man miterlebt haben!
Ebenso das man mit Menschen auskommen muss, denen man sonst aus dem Weg gehen würde.
Oder das man sich später gerne an einen harten Geländetag mit Gefechtsmarsch erinnert, und stolz ist weil man es "geschafft hat" Oder das man an die eigenen Grenzen und darüber hinaus gehen kann.
Ich haben in meinem GWD und einigen Wehrübungen jedenfalls vieles gelernt. Für mich persönlich war das prägendeste das es nach dem "Ich kann nicht mehr" noch sehr sehr viel weiter gehen kann.
 
Und die Bundeswehr hat bisher einen Großteil ihrer Zeit- und zukünftigen Berufssoldaten aus den Reihen der Grundwehrdienstleistenden rekrutiert. Ein Beweis mehr, wie groß die Diskrepanz zwischen Halbwissen und wirklicher Ahnung im Bezug auf die Bundeswehr ist.
Das meiste beruht auf Hörensagen und Gerüchten, wenn man die Truppe erst kennen gelernt hat, öffnet das vielen die Augen.
 
Ich habe zu keiner Zeit behauptet im Fan-Club des Herrn von Arnim zu sein. Als Dozent an der Uni für Staatswissenschaften ist er Teil des Systems ! ... um so beachtlicher seine Analyse des Systems, welches nicht müde wird sich als Demokratie zu bezeichnen.
Seine damaligen Aussagen sind zutreffender denn je !

Ein klares Nein jedoch bezüglich "es gäbe noch viel Spielraum für Verbesserung". Die wirtschaftliche Lage in unserem Land ist entgegen der Propaganda in unseren Partei- und Staatsmedien recht präkär ! Nicht 2,8 Mio. Arbeitslose - die Zahl wird locker um das Vierfache übertroffen, während "Volksverkäu..., sorry, Volksvertreter wie Brüderle und von der Leyen von Vollbeschäftigung träumen.
Was Politik vom Souverän wirklich hält wird mittlerweile täglich deutlich. Wir erlebten S21 und die Proteste im Zusammenhang mit der teuersten Wildsau der Geschichte, wir erleben Sparpolitik, die keinesfalls logische Kürzungen im System, sondern Abzocken des kleinen Mannes bedeutet, wir erleben ein weiteres Ausliefern der Gesellschaft an die Wirtschaft und sollen diesem Weg, der Deutschland, Europa und der Welt nicht hilft durch Systemerhalt und Bankenstützung noch unterstützen.

Soll sich an Politik etwas ändern, vor allem Interessen des Souverän zum Tragen kommen, dann muß es zu einem deutlichen Bruch kommen. ... alles andere ich lediglich ein Erhoffen von Almosen, wie wir es bereits heute in Sachen ALG-II beobachten können.
"... Es rettet uns kein höhres Wesen, kein Gott, kein Kaiser noch Tribun, ..."

Daß sich die Bundeswehr sicher deutlich entwickelt hat ist richtig. Stichpunkte wie "Staatsbürger in Uniform", Entwicklungen im Zusammenhang mit der "Inneren Führung", erwähnst Du selbst, manche dieser Entwicklungen sind sicher auch durch eine "gewachsene" Volksnähe geprägt, also durchaus eine moderne Armee - nicht vergleichbar mit der ehemaligen Reichswehr.
Nicht unterschlagen darf man allerdings, daß es recht früh (1955) zur Eingliederung der gerade gegründeten BuWe in die NATO kam; einerseits Resultat des beginnenden kalten Krieges (im Osten lief ähnliches ab), andererseits Interessenvertretung im Namen des alten Systems.
Verantwortliche waren sich stets bewußt, daß es um eine ideologische Auseinandersetzung geht. Während man in Deutschland den Begriff Klasse oder Klassenkampf überwunden zu haben schien, agierte die junge Bundeswehr in Auslandseinsätzen, anfangs Hilfseinsätze z.B. nach Erdbeben, später leider auch in der Hilfe, Unterstützung und Ausbildung von Kräften, deren Wirken z.T. fraglich blieb.
Seit 1990/91 weht ein anderer Wind - die ideologische Ausrichtung, nicht nur gegen das eigene Volk blieb.
Selbst war ich in den 80ern mit Folgen der Ausbildungshilfe (allerdings weniger BuWe) konfrontiert; in Südafrika wurden paramilitärische Kämpfer für den Kampf gegen Mocambique ausgebildet. Es gab Tote nicht nur unter der Zivilbevölkerung.

Betrachtet man heute die BuWe, so kommt man nicht an Afghanistan vorbei. Die Taliban, einst von den USA mit finanziellen Mitteln u.a. aus Saudi Arabien geworben, sind heute Kriegsgegner.
Ich denke manchmal, wir sollten uns unsere Vertragspartner besser selbst aussuchen, denn auf "Verantwortliche" können wir uns nicht verlassen.

MfG.
 
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