News DIN 18220: 136 Euro teures PDF soll den Glasfaserausbau behindern

Bright0001 schrieb:
Ein e.V. ist aber per Gesetz nicht vorrangig gewinnorientiert tätig, sonst wäre es einfach nur ein Unternehmen.

Deswegen hat die DIN das grosse Abkassieren an den Beuth-Verlag ausgelagert.

Zumal alle, die nach einer staatlichen Stelle rufen, erstmal belegen oder zumindest argumentieren müssen auf welcher Basis die Annahme beruht, dass es mit einem Amt günstiger wäre. Beim "deutschen Amt" denke ich nicht gerade an Kosteneffizienz.

Ich bin zwar kein Jurist, aber bis vor vielleicht zwei Jahrzehnten gab's in Oesterreich einen Verlag, der sich mit dem Verlegen von Gesetzestexten eine goldene Nase verdient hat. Klar, fuer Anwaelte durchaus leistbar, und wenn der Normalbuerger keinen Gesetzestext nachschlagen kann, umso besser fuer die Anwaelte. Dann wollten die dieses Geschaeftsmodell in's Internetzeitalter uebernehmen (und wohl ausbauen), so wie Beuth mit den DIN-Normen.

Irgendwie geschah ein Wunder (ich muss da einmal meinen Anwaltsfreund fragen, wie es kam), und es wurde stattdessen ris.gv.at eingerichtet, wo jeder die Gesetzestexte in den verschiedenen Fassungen nachschlagen kann und einiges mehr (WIMRE auch Urteile, die darauf bezug nehmen). Das Ding funktioniert gut, vermutlich besser als ein privatwirtschaftlich in Richtung maximale Monetarisierung hin entwickeltes System; da wuerde ich z.B. erwarten, dass es fuer jedes Gesetz und jede Fassung eine eigene Paywall gaebe, und eben nicht in Richtung guter Benutzbarkeit entwickelt wuerde. Ok, man muss so ein System richtig implementieren, und braucht dafuer entsprechend faehige Leute, und bei ris.gv.at hatten und haben wir die offenbar. Umgekehrt gibt es auch immer wieder Beispiele, wo in der Privatwirtschaft schlecht funktionierende Systeme herauskommen (bzw. im Extremfall entsprechende Projekte dann eingestampft werden).

Immerhin haben sie bei Beuth offenbar Arbeit hineininvesteiert, um die Texte mit personalisierten Wasserzeichen zu versehen, was auch wesentlich mehr Verarbeitungsaufwand kostet als das einfache Ausliefern eines Dokuments durch einen Webserver. Ob das jetzt EUR136 fuer 44 Seiten rechtfertigt, bezweifle ich, aber das sind jedenfalls Kosten, die bei Open Access wegfallen wuerden.
 
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Tulol schrieb:
Man kann bei jedem Bauvorhaben, jedes mal von neuem die Baubedingungen ausdiskutieren.

Es geht nicht um die Baubedingungen, ich zitiere den Artikel:

DIN 18220 für 136 Euro erwerben müsse, die den sicheren Einsatz von Trenching-, Fräs- und Pflugverfahren für die Legung von Glasfasermedien regelt.

Es geht nicht darum, welche Verfahren genutzt werden sollen (Was im Einzelnen ja je nach örtlichen Gegebenheiten unterschiedlich sein kann!), sondern wie diese Techniken angewendet werden sollen. Blöd gesagt: Da steht drin, wie Hubert den Bagger bedienen muss. Bin mir ziemlich sicher, dass es auch vorher schon erfolgreiche Bauvorhaben gab ohne diese Regelung. Und die Norm wird auch keinen "Pfusch am Bau" verhindern.

Also nein, ich sehe da keinen Sinn dahinter.
 
gaym0r schrieb:
Wenn nun nur die DIN-Normen durch den Staat verschenkt werden und der Umsatzausfall beim DIN e.V. durch Steuergelder ausgeglichen wird... Da siehst du kein Problem? :freak:
Ich würde da genauso wenig ein Problem drin sehen wie wenn der Staat einen Bauauftrag an eine eine bestimmte Firma weitergibt.

gaym0r schrieb:
Wenn dein Kunde deine Arbeit beurteilen will und er keine Ahnung hat, dann hilft ihm auch ein einfacher Blick in Normen nicht und er wäre besser beraten direkt einen Sachverständiger einzuschalten.
Aha, wenn also jemand eine Norm nicht sowieso schon weiß, hat er automatisch keine Ahnung um den Inhalt der Norm produktiv zu verwerten?
 
Termy schrieb:
Und alle, die de facto Rechtscharakter haben sollten meiner Meinung nach auch frei verfügbar sein. Also ja, ich sehe da ein Problem - aber nicht in der Form wie du es meintest.
Dann verlang bitte ab morgen auch kein Gehalt mehr für deine Arbeit. Deal? :)
Termy schrieb:
Dass du ausgerechnet den Dummfug, der mit der DWD-App getrieben wurde als Beispiel anbringst...passt zur Qualität deiner sonstigen Argumentation :freak:
Es ist das gleiche Prinzip und das BVG hat darüber entschieden.

KitKat::new() schrieb:
Ich würde da genauso wenig ein Problem drin sehen wie wenn der Staat einen Bauauftrag an eine eine bestimmte Firma weitergibt.
Falscher Vergleich. Wäre wohl eher so: Die Baufirma baut einer Privatperson ein Haus und der Staat bezahlt es einfach.

KitKat::new() schrieb:
Aha, wenn also jemand eine Norm nicht sowieso schon weiß, hat er automatisch keine Ahnung um den Inhalt der Norm produktiv zu verwerten?
Bauliche Maßnahmen als Laie beurteilen ist immer so eine Sache. Nicht ohne Grund geht das oft genug vor Gericht mit zig Gutachtern.
 
gaym0r schrieb:
Dann verlang bitte ab morgen auch kein Gehalt mehr für deine Arbeit. Deal? :)
Hallo, Strohmann!
Solange meine Arbeit ab morgen Rechtscharakter hat und ich vom Staat bezahlt werde können wir das gerne so machen :rolleyes:

gaym0r schrieb:
Es ist das gleiche Prinzip und das BVG hat darüber entschieden.
Was die Entscheidung noch lange nicht richtig machen muss ;)
 
gaym0r schrieb:
Falscher Vergleich. Wäre wohl eher so: Die Baufirma baut einer Privatperson ein Haus und der Staat bezahlt es einfach
Nein, wäre so nicht, weil das Gesetz unter der Hoheit des Staates steht und nicht unter Privateigentum.
Das ist eher mit einer öffentlichen Einrichtung wie z.B. einem Rathaus vergleichbar, das Bürger für bestimmte Zwecke nutzen können.
Ergänzung ()

gaym0r schrieb:
Bauliche Maßnahmen als Laie beurteilen ist immer so eine Sache. Nicht ohne Grund geht das oft genug vor Gericht mit zig Gutachtern
Nette Nebelkerze + Strohmann (Leie)
 
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KitKat::new() schrieb:
Nette Nebelkerze + Strohmann (Leaie)
Termy schrieb:
Hallo, Strohmann!
Naja, immerhin bringe ich Argumente anstatt einfach nur zu stänkern.

KitKat::new() schrieb:
Das ist eher mit einer öffentlichen Einrichtung wie z.B. einem Rathaus vergleichbar, das Bürger für bestimmte Zwecke nutzen können.
Du bist also für eine Verstaatlichung des DIN e.V.? Nun, ich bin begeistert. Das wäre zumindest mal eine Lösung wie man die Finanzierung bewerkstelligen könnte. Bleibt die Versaatlichung an sich als Hürde. Ob das damit günstiger für den Bürger wird, muss noch bewiesen werden. Immerhin würden sich die Kommunen damit ziemlich genau einmalig 1,5 Millionen Euro sparen. Gut, dieses gesparte Geld ist in zwei Wochen durch die gezahlten Gehälter der DIN-Leute wieder weg, aber egaaaaal.
 
gaym0r schrieb:
Naja, immerhin bringe ich Argumente anstatt einfach nur zu stänkern.
"Argumente" gegen einen Strohmann hättest dir auch sparen können.
Genauso wenig hilft es irgendetwas schwammiges zu erwidern, das nicht wirklich auf das geschriebene eingeht.

gaym0r schrieb:
Du bist also für eine Verstaatlichung des DIN e.V.?
Wenn eine Baufirma für den Staat also ein Rathaus baut, wird sie automatisch verstaatlicht, oder was?

Für was ich bin, habe ich in einem vorherigen Post genannt:
KitKat::new() schrieb:
Wenn der Staat nun meint die Norm in ein Gesetz zu packen, sollte er diese auch zur Verfügung stellen - entweder einkaufen oder die Norm enteignen und zum Allgemeingut erklären.
 
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KitKat::new() schrieb:
Wenn eine Baufirma für den Staat also ein Rathaus baut, wird sie automatisch verstaatlicht, oder was?
Dann versteh ich nicht worauf das bezogen war:
"Das ist eher mit einer öffentlichen Einrichtung wie z.B. einem Rathaus vergleichbar, das Bürger für bestimmte Zwecke nutzen können."
 
MHumann schrieb:
Wenn das DIN wenigstens für die Mitarbeit an einer Norm zahlen würde. Aber im Gegenteil, man muss ja eher noch selber zahlen um mit daran arbeiten zu können.
Gelddruckmaschine, fast so schlimm wie der VDE, der alle paar Jahre die Bedingungen für "Elektrohandwerksferne" Berufe ändert, weshalb ich schon 2500€ (plus Verdienstausfall damals, weil ich das für mein Nebengewerbe gebraucht habe) für zwei Updatekurse mit Prüfung berappen musste, nur um exakt das gleiche wie in der Ausbildung nochmal vorgekaut zu bekommen, nur dafür, dass ich steckerfertige Stromverteilungen aufbauen (nicht konfektionieren) darf.
Hört sich so an, als sei Deutschland zu einem Feudalstaat verkommen, in dem Geldleiher und Lehnsherren ihr Unwesen treiben und Tribute für nichts fordern.
 
Bright0001 schrieb:
DIN argumentiert anders:
natürlich haben sich deren anwälte bzw die lobbyisten etwas ausgedacht, was ihr verhalten legitimiert.

es müssen eben die gesetze so geändert werden, dass nur kostenfrei verfügbare normen referenziert werden dürfen.
zb, indem diese als amtliches werk eingestuft werden müssen.
oder der inhalt der norm wird in das gesetz kopiert.
oder der bund bezahlt für die erstellung der norm einmalig.
oder die kosten werden durch zertifizierung statt normierung getragen.

oder endlich mal das urheberrecht überarbeiten bzw abschaffen.
 
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Sobald man die Norm gekauft hat, darf man sie innerhalb des Unternehmens, Behörde oder Amt versteht sich, so viel kopieren bis der Amazonas abgeholzt wurde oder so oft rumreichen wie man möchte.

Nachdem Normen so nach ca. 10 Jahren (hängt von der Norm ab) angefasst/angeschaut und überprüft werden und ggf. angepasst, wenn überhaupt nötig, amortisiert sich das relativ schnell.

Und wenn man bedenkt für welchen Blödsinn unser Staat und Ämter bereitwillig große Summen verschwenden, ohne jetzt zu politisch zu werden, aber fürs benötigte oder dringende keinerlei Geld übrig haben zu scheint wie hier läppische 136€ für ne Norm, kann man eigentlich nur noch den Kopf schütteln und sich über die Bananenrepublik Deutschland ärgern, wenn man sich überhaupt noch soweit beherrschen kann.
 
Corros1on schrieb:
Sobald man die Norm gekauft hat, darf man sie innerhalb des Unternehmens, Behörde oder Amt versteht sich, so viel kopieren bis der Amazonas abgeholzt wurde oder so oft rumreichen wie man möchte.
Da ist der Beuth Verlag aber definitiv anderer Meinung:
https://www.beuth.de/de/normen-services/vervielfaeltigung-din-normen
Ohne Erlaubnis keine Vervielfaeltigung.

Klar, ein gedrucktes Exemplar kann herumgereicht werden. Technisch wird sich eine Vervielfaeltigung nicht verhindern lassen. Aber erlaubt ist das nicht.
 
Hate01 schrieb:
Ist das ein Aprilscherz oder fehlen da ein paar 0en?
Nein, es fehlen keine 0en. Die ganze News ist bullshit. Jedes gammlige Ingenieurbüro hat duzende, wenn nicht sogar hunderte Normen rumliegen.
 
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pseudopseudonym schrieb:
Aber irgendwie konnte auch vor 100 oder 200 Jahren funktionierende Infrastruktur entstehen.
Und Du glaubst echt, dafür hätte es keine Normen und Regeln gegeben? Come on...
 
@Balikon Sicher gab's die, nur nicht in diesem völlig übertriebenen Ausmaß.
 
pseudopseudonym schrieb:
[...]
Ja, sicher muss man auf einiges achten, aber irgendwie konnten wir auch mal mit weniger Regeln Wasser, Kanalisation und Strom verlegen. Andere Länder können noch immer mit weniger Vorschriften bauen.
[...]
Bei uns in der Region (und vermutlich bundesweit) wird viel über marode Brücken geschimpft, hier wird aber eben auch einmal eine neugebaut. Dauer über 3 Jahre, weil der Verkehrt über die alte weiterläuft und die neue, wenn sie fertig ist, nach der Sprengung der alten verschoben werden muss.
Bei solchen Beschwerden oder so pauschalen Aussagen muss ich dann immer daran denken, dass alleine in China pro Jahr 44 Brücken einstürzen und dabei hunderte ums Leben kommen. In Indien noch mehr Brücken und Tote. Die Länder sind dann immer die Positivbeispiele in den Argumentationen der Leute, denen hier alles zu genau und langwierig ist.

Aber ja, etwas schneller könnte es hier ruhig schon gehen.
 
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