Ich finde den Artikel auch sehr merkwürdig. Und meiner Meinung nach auch an der Realität vorbei.
Dass es diese sich-ach-so-überlegen-fühlende PC-Spieler gibt, die sich über Aktionen wie AAW mit nicht ganz so netten Worten aufregen und Drohungen per Mail verschicken, ist ja nicht zu leugnen. Aber kein ernsthafter Spieler will die Absolution! Nach jedem Amoklauf, sei es Erfurt, Emsdetten oder Winneden, wollten die Spieler keinen Freispruch. Sie wollten eine faire Debatte. Nach den absolut einseitigen Reportagen auf Frontal21 und Konsorten gab es nämlich ebenfalls einige Verrückte, die die jeweiligen Redaktionen mit Drohungen übelster Art bombardierten. Diese wurden dann auch entsprechend in der Berichterstattung genutzt und schufen das Bild vom agressiven, gewaltbereiten Killerspieler mit. Aber das ist NICHT die Mehrheit. Wie hier, sind das einige Wenige. Auch die Petition damals, als Counter Strike indiziert zu werden drohte, hatte nicht zum Ziel, Counter Strike nicht zu verbieten. Sie wollten lediglich verhindern, dass Counter Strike dem Druck der Medien zum Opfer fällt und eine neutrale und objektive Einschätzung erhält.
Daher sind so allgemeine Floskeln wie "PC-Spieler tun gerne dies und das" einfach völlig daneben. Als gäbe es eine indifferente Masse von PC-Spielern, die alle gleich sind und alle gleich denken und handeln. Unfug! Wenn der Autor den PC-Spielern vorwirft, gerne zu verallgemeinern und sich überlegen zu fühlen, dann sollte er sich mal ansehen, was für ein Bild er selbst von "dem PC-Spieler" in seinem Artikel zeichnet. Nämlich, dass "der gemeine PC-Spieler an sich" zwar nicht gerade ein Amokläufer ist, aber arrogant und voreingenommen gegenüber Leuten, die die Debatte nicht so sehen wie er.
Und zu dem Wort Killerspiele: man stelle sich vor, man führt eine Rassismusdebatte, in der eine Seite z.B. als Nigger bezeichnet werden würde. Wäre das eine gleichberechtigte Debatte? Das Wort "Killerspiele-Spieler" suggeriert ja, dass die Leute die diese Spiele spielen, eine Neigung zu Gewalt haben und/oder Gewalt im Allgemeinen sehr aufgeschlossen sind. Alles potenzielle Amokläufer.
Leute, nehmt die Spieler endlich ernst! Durch solche Hau-Ruck-Aktionen wie vom AAW erreicht man höchstens Aufmerksamkeit im Fernsehen. Wenn man mit Spielern diskutieren will, muss man diese auf die gleiche Ebene stellen. Es ist keine Tatsache, dass sog. "Killerspiele" gewalttätig machen oder gar für solche Amokläufe verantwortlich sind. Und es ist schlicht falsch, dass die Mehrheit der Spieler nicht diskutieren will.
Ja, wir brauchen eine Debatte, wir brauchen eine objektivere Berichterstattung in den Medien. Aber den Spielern vorzuwerfen, sie würden nicht neutral an die Sache rangehen ist echt mal dreist. Erst vor der eigenen Haustür kehren, bitte!