Mobilität in unseren Städten

Mir ist auch nicht so richtig klar warum sich hier manche an @Tomislav2007 abarbeiten. Ist doch egal wie sein individuelles Verhalten ist solange u.a. global noch vermeidbare Dinge stattfinden wie z.B. Abholzung, Industrie-Emissionen etc.pp. – vermutlich sind selbst Kryptowährungen deutlich schädlicher als das Verhalten von Einzelnen die (gern) motorisierte Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor fahren wollen oder müssen.

Ja, jede:r kann Dinge für den Umweltschutz tun, find ich für mich auch gut, einen Zwang gibt es aber zum Glück nicht.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: Tomislav2007, Khaotik und KitKat::new()
Ich denke, beim Thema Mobilität sollte man sich nicht nur auf den Umweltaspekt versteifen. Er ist zwar in der allgemeinen Klimaschutzdebatte ein valider Punkt, letztlich sind aber noch deutlich mehr Faktoren relevant.

Wie steht es denn mit dem Thema Mikroklima in der Stadt? Ich kann mir vorstellen, dass sich schnell erhitzendes Blech der Autos auch dazu beiträgt, dass sich die Städte im Sommer schneller aufheizen und länger brauchen, um wieder abzukühlen.

Auch das Thema Stauzeiten ist ein kritischer Punkt wenn man in die Metropolen blickt. Wielang stehen die Leute denn da teilweise im Stau? Gibts wsl sogar Untersuchungen dazu.

Btw, die Tage ein ganz interessanten Fakt gelesen. Da hieß es, dass in DE mehr Platz für Straßen verbraucht wird als für Wohngebäude bzw. Wohngrundstücke.
War in einem Beitrag zum Thema Flächenverbrauch in DE.
In dem Zusammenhang ist also auch der Verkehr ein nicht zu unterschätzender Faktor was das Thema Flächenversiegelung angeht.
Größere Fahrzeuge = größerer Flächenbedarf für die Bewegung.
 
henpara schrieb:
Viele haben gute Gründe fürs Auto, mit denen will ich garnicht diskutieren.

Aber ich kenne über 1-2 Ecken wirkich genug leute, die haben <5km Arbeitsweg (am besten noch bergab morgends), haben teils sogar Pedelecs in der Garage stehen, haben einen Bürojob, fahren aber dennoch mitm Auto und beschweren sich, dass der Firmenparkplatz überlaufen ist....

Beim Lesen deines Beitrags fiel mir sofort meine Arbeitskollegin ein.
Besagte Person ist 43 Jahre alt, schlank, gesund und wohnt sehr nah zur Arbeit (aufgerundet 7km - bei uns ist das Land flach).

In normalen Zeiten braucht Sie für diese Strecke mit dem Auto je 25 Minuten. Hier habe ich Sie schon mal gefragt, ob für sie nicht das Rad in Frage käme, da sie ja dann sogar schneller wäre. Die Fahrrad-Infrastruktur in unserer Stadt passt auch. Sie verneinte dies.

Seit Anfang 2020 hat sich ihr Arbeitsweg durch eine Großbaustelle auf 50-60 Minuten je Strecke verlängert.
Ich habe Sie dann nochmal angesprochen ob das Fahrrad nicht eine Alternative für sie sei.

Die Begründungen dagegen Ihrerseits lautet: "Ich möchte Auto fahren, wozu gehe ich denn bitte arbeiten?"

Das ist leider die Denke vieler Menschen aus Vorgängergenerationen. Man hat das Auto zum Nonplusultra der Freiheit und Selbstbestimmung hochgejubelt und dieses Muster ist leider so fest in manchen Menschen drin. Selbst mit rationalen Argumenten kommt man an solche Leute nicht mehr ran.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: ShenPenKyiSem, Revolvermann01, henpara und eine weitere Person
Arkada schrieb:
Das ist leider die Denke vieler Menschen aus Vorgängergenerationen. Man hat das Auto zum Nonplusultra der Freiheit und Selbstbestimmung hochgejubelt und dieses Muster ist leider so fest in manchen Menschen drin. Selbst mit rationalen Argumenten kommt man an solche Leute nicht mehr ran.
Umso mehr ist die Politik gefragt. Auch wenn's weh tut!
 
@Mo

Und was soll die Politik machen? Die Städte Autofrei und dann? Wie kommt man zur Arbeit?

Das Thema muss richtig angepackt werden, dafür braucht man ein vernünftigen zuverlässigen ÖPNV. Ja, es kann mal eine S-Bahn ausfallen oder eine Streckensperrung passieren aufgrund was auch immer. Aber auch Stunden nach den Ereignis keine Alternative anbieten zu können ist schon ein Unding.
Ich spreche hier über den HVV - Hamburger Verkehrsverbund. Nicht irgend ein kleines Scheißdorf.

M.E. nach würden deutlich mehr Leute den ÖPNV freiwillig wählen, wenn er eine gute und vernünftige Alternative zum Auto darstellt. Warum stellen sich die Leute in die Staus? Weil der ÖPNV teilweise noch schlimmer ist. Hamburg hat grad die Stau-Krohne an Berlin abgegeben.
Solange aber die Informationen zu Streckensperrungen auch Stunden nach den Ereignissen nicht mal am Hauptbahnhof an den Anzeigen stehen, solange es kein vernünftig geplante Ersatzkapazität gibt die schnell einspringen kann, solange zu Hauptpendelzeiten es immer noch "normale" und keine Lang-Züge eingesetzt werden - solange werden Leute ins Auto steigen weil es bequemer für sie ist.

Ich nehm den ÖPNV weil ich mit Auto länger brauchen würde und in Hamburg dann noch ein Tiefgaragenstellplatz zahlen müsste. Insgesamt gewinnt der ÖPNV nur "knapp".

Die Politik sollte das Thema Individualverkehr richtig angehen - zuerst die Alternativen attraktiver machen, dann den Individualverkehr unattraktiver machen.
Per sofort wäre der ÖPNV deutlich überfordert die Mehr-Kapazität auch zu transportieren - ich hoffe dies ist hier jedem klar der den Autoverkehr in den Städten verbieten möchte.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: fandre
_killy_ schrieb:
Und was soll die Politik machen? Die Städte Autofrei und dann? Wie kommt man zur Arbeit?
Hab ich was in der Art geäußert?

_killy_ schrieb:
Die Politik sollte das Thema Individualverkehr richtig angehen - zuerst die Alternativen attraktiver machen, dann den Individualverkehr unattraktiver machen.
Klingt doch vernünftig!


_killy_ schrieb:
Per sofort wäre der ÖPNV deutlich überfordert die Mehr-Kapazität auch zu transportieren - ich hoffe dies ist hier jedem klar der den Autoverkehr in den Städten verbieten möchte.
Es geht ja nicht ums verbieten, das ist unrealistisch. Sondern ums steuern, reduzieren etc.

Das Problem sind halt die extrem langen Zeiträume von der Planung bis zur Fertigstellung bei der Umsetzung im ÖPNV.
Exemplarisch hier in Frankfurt der Ausbau der Bahnstrecke auf der die S6 in den Frankfurter Norden fährt, von 2 auf 4 Gleise, damit die S-Bahn künftig auf eigenen Gleisen fahren kann und vielleicht Mal so was wie pünktlich wird. Im ersten Bauabschnitt 13 km. Fertigstellung voraussichtlich 2023, nach ca. 20-25 Jahren. Planung, juristische Durchsetzung mit zig Prozessen mit Verbänden und Anliegern und Bau. Kosten voraussichtlich etwa 570 Millionen €.
Der 2. Bauabschnitt bis zum Endpunkt der S6 vielleicht in 10 Jahren.

Das ist halt die Realität. Will man aber nicht so lange warten, muss man woanders ansetzen. Und an der Stelle kommt dann eben das Auto ins Spiel. Wobei man halt erkennen muss, dass unsere Großstädte einfach nicht auf so viele Autos ausgelegt sind. Es sind einfach zu viele. Es wäre aber sinnfrei, sie jetzt autogerechter zu machen und den ÖPNV auszubauen.
Daher diktiert quasi der Umwelt- und Klimaschutz die Lösungsstrategie.

Ich selbst wohne und arbeite in Frankfurt. Muss mir den alltäglichen Wahnsinn eines Pendlerschicksals also nicht antun. Drumherum erstickt aber alles in diesem täglichen Irrsinn. Und wenn ich dann Mal den Stau vor Augen habe, also selbst drin stehe, und sehe, dass in fast jedem Auto nur eine Person sitzt, was mit einer gigantischen Ressourcenvernichtung einhergeht, frage ich mich manchmal, an welcher Stelle der Evolution beim modernen Menschen eigentlich was schief gelaufen ist. Und nehme mich dabei selbst gar nicht aus.
Und natürlich sind wir Deutsche nicht die einzigen Übeltäter. Unsere Politiker sind aber nur für uns zuständig, oder bestenfalls für die EU.
 
Zuletzt bearbeitet:
  • Gefällt mir
Reaktionen: KitKat::new()
@Mo

Dein Kommentar mit dem Verweis auf "dann ist die Politik gefragt, auch wenn es wehtut" könnte man so verstehen.
Meine Prioritäten wären:

1) Verbesserung der Informationen zu Störungen - damit man vor Fahrantritt auf eine Alternative setzen kann (beim HVV gibt es den "nicht offiziellen HVV Twitter Kanal, wo Störungen aufgelistet sind - betrieben von Fahrgästen)
  • warum schafft es der HVV nicht selbst?
  • warum suggerieren die Anzeigen bei Störungen immer noch, dass man am Ziel ankommt obwohl die Bahn schon vorher ausgesetzt wird

2) Schaffung von ausreichend Kapazitäten um Störungen abzufangen
  • man weiß doch wie oft es zu Störungen kommt
  • wenn Unwetter angekündigt sind, kann man doch direkt die Kapazitäten erhöhen, weil man weiß dass irgendwas wieder auf der Strecke liegt ...

3) in den Stoßzeiten primär Langzüge einsetzen
- auf meiner Strecke haben wir schon eine Taktung von 3-4 Minuten kommt eine Bahn - jedoch nur in Normallänge ... da steht man dann immer dicht gedrängt in der Bahn, wenn man überhaupt reinkommt ... japanische Verhältnisse bzgl. der Enge

4) Digitalisierung und Ausbau des Streckennetzes

Ich sehe aber auch nichts, wo unsere Städte ausgebaut werden, um die "Autogerechter" zu machen. Die Straßen sind da. Es findet kein Neubau von Parkhäusern in zentraler Lage statt. Wo werden die Städte "Autogerechter"?

Die Grünen wollen den Individualverkehr verbieten. Die SPD wollen den ÖPNV kostenlos machen. Beides völlig wirre Ideen, die das eigentliche Problem der schon heutigen Überlastung des ÖPNV nicht aufgreifen.
 
_killy_ schrieb:
Es findet kein Neubau von Parkhäusern in zentraler Lage statt. Wo werden die Städte "Autogerechter"?
Sollen sie ja auch nicht. Es ist perspektivisch sinnfrei!


_killy_ schrieb:
Die Grünen wollen den Individualverkehr verbieten
Wo steht das?


_killy_ schrieb:
Die SPD wollen den ÖPNV kostenlos machen...völlig irre...
Na ja, so ganz abwegig ist das nicht. Getestet wird es ja bereits und so weit ich weiß, in ausländischen Städten schon praktiziert.
Ist wie üblich eine Frage der Finanzierung. Da der ÖPNV zu mehr als der Hälfte eh schon aus Steuergeldern finanziert wird, also nicht völlig aus der Luft gegriffen. Darüber hinaus halt ein probates Mittel, aus Kostengründen die Umstiegsüberlegung zu befeuern.
Auch temporäre Befreiung ist denkbar, wie z.B. an den Adventsamstagen, um die Automassen in den Innenstädten zu reduzieren.

Als völlig irre würde ich das jedenfalls nicht abtun. Ich sehe eher die Gefahr, dass bei völliger Finanzierung aus der öffentlichen Hand nur noch das Allernötigste gemacht wird und sich wenig bis nichts verbessert.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: KitKat::new()
_killy_ schrieb:
Ich sehe aber auch nichts, wo unsere Städte ausgebaut werden, um die "Autogerechter" zu machen. Die Straßen sind da. Es findet kein Neubau von Parkhäusern in zentraler Lage statt. Wo werden die Städte "Autogerechter"?
Solange es billigere Parkplätze in der Straße gibt , bleiben die Parkhäuser leer. Denn $Ottonormalautofahrer fährt lieber zehnmal um den Block um einen möglicherweise kostenlosen Parkplatz zu finden als sofort in ein Parkhaus zu fahren. Damit lohnt es sich für Parkhausbetreiber einfach nicht.
 
@mo schrieb:
Na ja, so ganz abwegig ist das nicht.
Erm, doch ist es. Denn ohne jeden Obolus klettert buchstäblich jeder aus Spaß an der Freude da rein. Nix zum sitzen? U-Bahn. 30 Minuten zu früh? U-Bahn. Langeweile? U-Bahn.

Anderswo mag das funktionieren. Aber wir Deutschen sind als Ganzes asozial, an den anderen denkt keiner, und schon jetzt haben die „Sitzbedürftigen“ ein echtes Problem.

Ungezügelt alles mitnehmen fährt den Karren mit Ansage an die Wand.
 
Na ja, so ganz abwegig ist das nicht. Getestet wird es ja bereits und so weit ich weiß, in ausländischen Städten schon praktiziert.
Ich bin dagegen etwas komplett kostenlos zu machen, denn dementsprechend wir sich dann auch von den Fahrgästen darum gekümmert.

Aber günstig darf es schon sein.

Es würde beim Autoverkehr ja schon reichen, wenn er seine ganzen Subventionen verlieren würde und den Platz anteilig seines Aufkommens. Bei 70% Aufkommen verbraucht er nämlich 99% des Platzes.

Also nicht den Autoverkehr madig machen, sondern ihne gleichberechtigt mit den anderen Verkehrsarten behandeln, anstatt ihm überall Vorzüge zu garantieren (Platz, Streckenplanung, Ampelschaltungen, Anzahl Straßen uvm.).
 
@Mo

Bzgl. der Grünen und dem Verbot des Individualverkehr -> kommt von Regine Günther Verkehrssenatorin in Berlin.

Bzgl. kostenloser ÖPNV.
-> bitte nicht falsch verstehen, aber zuerst muss der ÖPNV richtig funktionieren und ich bin definitiv bereit dafür auch etwas zu bezahlen
-> ohne die Einnahmen aus den Ticketverkäufen selbst, ist es doch noch schwieriger die Qualität des ÖPNV zu verbessern

Dass es in anderen Ländern funktioniert ist ja ganz schön, wir haben aber m.E. nach noch deutlichen Verbesserungsbedarf und kein "es kostet zu viel" Thema.

@mkossmann

Also in Hamburg findest du kein kostenlosen Parkplatz in der Innenstadt ... da kostet jeder Parkplatz was. Das Parkhaus ist die beste Option, da man die längste Zeit parken kann.
 
henpara schrieb:
Also nicht den Autoverkehr madig machen, sondern ihne gleichberechtigt mit den anderen Verkehrsarten behandeln, anstatt ihm überall Vorzüge zu garantieren (Platz, Streckenplanung, Ampelschaltungen, Anzahl Straßen uvm.).
Da unsere Autofahrer seit über 50 Jahren daran gewöhnt sind, bei der Verkehrsplanung und -steuerung die erste Geige zu spielen, kommt das auf das Gleiche raus.
Jemand, der sich an seine Privilegien gewöhnt hat, nimmt diese nicht mehr als Privilegien wahr und wird es in Folge immer als unfair empfinden, wenn ihm diese praktisch nicht mehr gewährt werden. Der empfindet das als Einschnitt in selbstverständliche Rechte.

Wenn man sowas den Autofahrern verkaufen will, dann muss man das über die Perspektive eines kompletten Autoverbots in den Städten machen ... dann erscheint unter Umständen die Reduktion der Forderungen auf eine geringere Priorisierung des PKW in der städtischen Verkehrsplanung und -steuerung als Gewinn für den Individualverkehr.

Egoisten muss man Ideen immer so verkaufen, dass die sich am Ende als Sieger fühlen können ... selbst wenn sie genau das getan haben, was man von ihnen wollte.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: henpara und Tomislav2007
RalphS schrieb:
Erm, doch ist es. Denn ohne jeden Obolus klettert buchstäblich jeder aus Spaß an der Freude da rein. Nix zum sitzen? U-Bahn. 30 Minuten zu früh? U-Bahn. Langeweile? U-Bahn.
O.K., wir Deutschen leiden ja gerne unter der "Geiz ist geil Mentalität", andererseits aber auch unter einer "ohne Auto ist Scheiße Phobie". Ich geh da Mal nicht von aus, dass die eine die andere völlig übertrumpft.


_killy_ schrieb:
Bzgl. der Grünen und dem Verbot des Individualverkehr -> kommt von Regine Günther Verkehrssenatorin in Berlin.
Danke, da musste ich mich erst Mal schlau machen.
Also, von Verbot war da nicht die Rede. Sie sagte „Wir möchten, dass die Menschen ihr Auto abschaffen.“ Im Nachtrag wurde von der Partei in Berlin auch klargestellt, dass keiner vorhat, das Auto zu verbieten. Dass möglichst wenig Individualverkehr in den Großstädten den Vorstellungen der Grünen entspricht sollte aber klar sein.
Klar ist aber auch, dass die Bedingungen dazu erst Mal geschaffen werden müssen, und i.d.R. kein/e grüne/r Politiker/in der/die noch bei klarem Verstand ist, da was übers Knie brechen wird. Entsprechende Erfahrungswerte in BaWü, Hessen oder in grün (mit) regierten Kommunen bestätigen das.
Warum man aus solchen Einzeläußerungen gleich auf die künftige Politik der ganzen Partei schließt, nun ja, macht man halt gerne, wenn es in den Kram passt.......!?

_killy_ schrieb:
-> ohne die Einnahmen aus den Ticketverkäufen selbst, ist es doch noch schwieriger die Qualität des ÖPNV zu verbessern
Ja, das sehe ich ähnlich! Aber im Zweifelsfall macht der Versuch kluch. Es ist eine Option, wenn auch nicht sehr realistisch. Ich denke, das funktioniert erst, wenn man es schafft dem Volk eine Art Mentalität wie in Schweden beizubringen. Schwierig!
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: sedot und KitKat::new()
DerOlf schrieb:
Da unsere Autofahrer seit über 50 Jahren daran gewöhnt sind, bei der Verkehrsplanung und -steuerung die erste Geige zu spielen, kommt das auf das Gleiche raus.
Ist das wirklich der einzige Grund? Ist die automotive Mobilität nicht auch ein wichtiger Faktor, da Städte, Arbeitsplätze und vieles anderes in weiten Teilen für eine weitesgehend motorisierte Gesellschaft gebaut ist? Ich denke nur zu sagen "Alternativen müssen gleichrangig behandelt werden" reicht nicht aus, man müsste schon auch 'ganzheitlich' denken und auch, aber nicht nur das Auto madig machen, sondern stadtplanerisch langfristig bzw. strategisch migrieren wollen.
Das Narrativ des egoistischen Autofahrers ist gewiss nicht gänzlich falsch, aber auch nicht die einzige wichtige Dimension.
 
BeBur schrieb:
Das Narrativ des egoistischen Autofahrers ist gewiss nicht gänzlich falsch, aber auch nicht die einzige wichtige Dimension.
Ob da wirklich Egoismus dabei ist, ist letztlich egal. Die Menschen halten es für normal, mit dem Auto zur Arbeit zu fahren oder ihre Einkäufe eben alle 2 Wochen zu machen (Letzteres geht mit Rad nur mit einem Anhänger.
Dabei ist es egal, ob es auch anders ginge ... und zwar nicht nur objektiv möglich, sondern auch subjektiv machbar und gewollt).

Momentan sind unsere Städte so gestaltet, dass alles mit Auto geht. Daran haben Stadt- und Verkehrsplaner die letzten 70 Jahre nie wirklich gerüttelt (die haben allenfalls versucht, Unfälle vermeidbar zu machen).
Also gibt es die Infrastruktur fürs Auto ... und solange es die gibt, wird der Fokus auf die Individualmobilität auch weiterhin funktionieren.
Das ist ein Stück weit so ein Henne-Ei-Problem. Solange es diese Infrastruktur in dem Maß gibt, werden weder Privatleute noch Unternehmen darauf verzichten, sie auch zu nutzen (mal abgesehen von einem unpraktischen und wahrscheinlich auch teureren Willensakt).
Und das wird mMn auch so bleiben, bis man von Maintal nach Frankfurt a.M. mit dem Auto ca. 12 Stunden braucht, weil man auf der gesamten Strecke wegen Staus im Durchschnitt maximal mit Schritt-Tempo voran kommt.
Rückbauten können dabei helfen ... gehen dem Autofahrer aber größtenteils gegen den Strich ... wieder einmal nimby (not in my backyard). Viele sehen das hohe Verkehrsaufkommen ja bereits als Problem ... und denen kann man nur immer wieder einen Satz sagen, der schon vor 40 jahren richtig war.
"Liebe Autofahrer, ihr steckt nicht im Stau, ihr SEID der Stau".
Für eine Verkehrswende, die den Namen auch verdient hat, brauchen wir noch viel mehr von dem, gegen das die Stadt- und Verkehrsplaner die letzten 30 Jahre (ohne wirklich großen Erfolg) angeplant haben ... den Verkehrsinfarkt.
Erst wenn das Prinzip Individualmobilität nicht mehr funktioniert, werden die Menschen nach Alternativen suchen. Änderungen ergeben sich nur dann natürlich, wenn ein "weiter so" zu untragbaren Problemen führen würde bzw. bereits geführt hat.

Und natürlich ist dabei auch unsere Wirtschaft gefragt ... die Pendelei kostet die gesamte Gesellschaft Geld (Instandhaltung, Umweltbelastung, Flächenversiegelung), also sollte mMn die Pendlerpauschale zu mindestens 50% von den Unternehmen gezahlt werden, welche die Pendler beschäftigen.
Ein Umzug, durch den der Pendler für das Unternehmen teurer wird, könnte dann allerdings als Kündigungsgrund gelten. Aber ist das nicht irgendwie besser, als die Finanzierung der Anfahrt zum Arbeitsplatz komplett dem Angestellten und dem Staat zu überlassen? Zumindest wenn man sich als Gesellschaft überlegt, die Pendelei reduzieren zu wollen, dann sollte man die Kosten dafür bei dem holen, der sie hauptsächlich verursacht. Und das ist der Arbeitgeber, dem momentan einfach egal sein kann, ob seine Mitarbeiter nebenan wohnen, oder durch die halbe Republik kacheln müssen.
 
Zuletzt bearbeitet:
  • Gefällt mir
Reaktionen: KitKat::new()
DerOlf schrieb:
Da unsere Autofahrer seit über 50 Jahren daran gewöhnt sind, bei der Verkehrsplanung und -steuerung die erste Geige zu spielen, kommt das auf das Gleiche raus.
Weil das Automobil uns den wirtschaftlichen Wohlstand gebracht hat. Vielleicht sollte man auch mal festhalten, dass Fahrradfahrer durchaus auf der Straße fahren dürfen, Fahrradwege aber exklusiv zur Verfügung stehen. Das ist in unseren verplanten 50er-Jahre-Städten ganz sicher nicht die Lösung.
Ich favorisiere da etwas anderes, aber anscheinend stehe ich da ganz allein: Motorroller, Fahrräder und Leichtkrafträder subventionieren. Die könnte man durchaus auf entsprechenden Fahrstreifen zusammen fahren lassen. Der Platzbedarf geht massiv zurück und der Energiebedarf ist im Vergleich zum PKW auch verschwindend gering.
Das alles könnte dazu führen, dass pro Familie nur noch ein PKW gekauft wird. Ich verblase mit meinem knapp 300 PS starken PKW 10 l / 100 km und frage mich auch so langsam, ob es Sinn macht 1500 kg zu nutzen, um 78 kg zu transportieren - nein, macht es nicht.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: henpara
Kleinstfahrzeuge werden und wurden als Lösung gesehen. Renault Twizy gibts seit bald 10 Jahren - trotzdem seh ich ihn nur sehr selten auf der Straße.

Grund ist natürlich das diese Fahrzeuge relativ gesehen sehr teuer sind und außerhalb der Stadt fast unbrauchbar. P/L eines gebrauchten Kompaktwagens ist da einfach um Welten besser.

Ansonsten muss man einfach die Konzepte der Innenstädte überdenken. Ich kenne niemanden der gerne in irgendeinen Zentrumsbereich einer Stadt mit dem Auto fährt, aber man macht es oft aus Mangel an vergleichbaren Alternativen - und dann kommt noch der Durchzugsverkehr, wenn Umfahrungen nicht existent sind.
In Paris und Wien und auch vielen kleineren Städten hat man gewisse Straßen und Plätze in Fußgängerzonen verwandelt und das hat diese Orte belebt. Heute kann man sich kaum vorstellen, dass der Stephansplatz in Wien einmal eine große Kreuzung war und heute ist es ein Fixpunkt für Touristen.

Wenn dann auch die Champs-Elysees zurückgebaut wurde kann man ja sehen was die Auswirkungen sind.
https://orf.at/stories/3196870/

Sollte das Auto komplett aus den Städten gedrängt werden? Nein, aber wenn man verkehrsberuhigende Maßnahmen setzt und gleichzeitig Alternativen aufbaut (ÖPNV, Umfahrungen, günstiges P+R) dann fahren automatisch weniger Menschen in die Innenstädte.
Das dort dann Geschäfte die unhandliche/schwere Waren verkaufen einen Nachteil haben ist auch klar, die müssen dann aber innovativ sein (z.B. nur Schauraum und es wird geliefert/abholung an zugänglicheren Standort).
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: KitKat::new()
downforze schrieb:
Weil das Automobil uns den wirtschaftlichen Wohlstand gebracht hat.
Die interessantere Frage ist doch, ob das Automobil noch notwendig ist, um diesen Wohlstand zu erhalten?
In punkto Mobilitätswende ist unsere Autoindustrie doch eher ein Klotz am Bein.
downforze schrieb:
Fahrradwege aber exklusiv zur Verfügung stehen.
Dort wo sie zur Verfügung stehen.
Meist muss man sich die innerstädtischen Radwege mit den Autofahrern teilen, denn die brauchen diesen Platz nunmal fürs Ein- und Aussteigen (Radwege in deutschen Städten befinden sich meist zwischen Parkplatz und Strasse) oder um "mal kurz" in der zweiten Reihe zu parken (man holt ja nur kurz was ab). In beiden Fällen muss der Radfahrer dann in den fließenden Verkehr ausweichen (den er dabei eventuell auch mal stört).
So exklusiv sind die Radwege garnicht. Aber sie könnten es bald werden, da durch den Straßen-Rückbau genug Platz frei wird, um eine bauliche Trennung zwischen Fahrbahn, Rad- und Fussweg zu realisieren.
downforze schrieb:
Ich verblase mit meinem knapp 300 PS starken PKW 10 l / 100 km und frage mich auch so langsam, ob es Sinn macht 1500 kg zu nutzen, um 78 kg zu transportieren - nein, macht es nicht.
Das ist eine andere Sache ... meinen Glückwunsch, dass du da so erwachsen denkst.
Andere fragen da nicht nach dem Sinn ... die finden es einfach angenehm.
Wieder andere sehen das als die Belohnung dafür, dass sie arbeiten gehen (hier wurde so ein Fall beschrieben). Ich frage mich, ob die einfach auf Hartz4 umsatteln würden, wenn ihnen das Auto madig gemacht würde, aber wahrscheinlich fallen ihnen dann noch andere Dinge ein, die ihnen die Lohnarbeit finanzieren kann, für die Hartz4 aber einfach nicht reicht.

ÖPNV oder Fahrrad sind ganz sicher nicht die einzigen Alternativen zum PKW.
Für den Anfang könnte man z.B. mal wieder echte Kleinwagen bauen ... der Golf 7 ist kein Kleinwagen sondern sieht halt nur neben einem Q5 so aus. Stellt man das gleiche Fahrzeug neben einen Golf 1 oder 2, dann fällt auf, was das heute für ein Trümmer ist.
Leider hat die Industrie kein Interesse daran ... man müsste sie schon per Gesetz zwingen, dass wenigstens 1/3 ihres Portfolios unter 1t wiegt und weniger als 150PS hat. Und auch damit hätte man keine Garantie, dass der Markt diese Produkte auch annimmt.

Es gibt eine ganze Menge ökologisch sinnvollere Transportmethoden ... kürzere Strecken schaffen viele sogar per pedes ... alles unter 20km geht mMn locker mit Fahrrad oder Öffies.
Das Problem bleibt aber die Infrastruktur ... und damit meine ich nicht nur die Stadt- und Verkehrsplanung, sondern eben auch Spinde, Umkleiden und Mitarbeiterduschen ... eine Auto-Gesellschaft braucht die einfach nicht überall.
 
Mal grob aus der Erinnerung steht Deutschland vom Wert des Exports (welcher zu 60% in die EU geht) mit 1450 MRD € auf Platz 3 (ganz knapp hinter den USA!). Die wichtigsten Exportsektoren und fast gleich auf waren mit Abstand Automobilbau und Maschinenbau. Dann folgt mit etwas Abstand Chemie.
Die Gewichts-Reduktion und PS-Reduktion ist meiner Meinung nach etwas, was ein Staat nicht vorzuschreiben hat. Letztendlich läuft es ja indirekt über den CO2-Ausstoß.
Man muss es also schon so sagen: ohne Autos kommt der wirtschaftliche Niedergang.
Wenn es wärmer wird, werde ich die Strecke mit Motorrad oder Fahrrad fahren. Mit 25 km/h auf dem Elektrofahrrad dauert es vertretbar länger, aber ich erspare mir die Sicherheitskleidung vom Motorrad (ausgenommen Helm).
 
Zurück
Oben