Thermische Notabschaltung mit big.LITTLE-Prozessoren von Intel

cansys

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Hallo zusammen,

ich beobachte im geschäftlichen wie auch im privaten Umfeld, dass Notebooks aus den Dell Latitude-Reihen 3xxx und 5xxx, die mit Intel-CPUs der 12. oder 13. Generation bestückt sind, bei prozesslastigen Anwendungen überhitzen, wenn folgende Konfiguration besteht:

  • Prozessor: Intel Core i5-1335U (2 P-Cores mit je 2 Threads, 8 E-Cores mit je 1 Thread > big.LITTLE)
  • RAM: 8 GB DDR4
  • Betriebssystem: Windows 10 Pro (Downgrade von Windows 11 Pro)
Weil bestimmte Anwendungen scheinbar noch nicht für hybride Prozessoren von Intel optimiert wurden, empfehlen einzelne Softwarehersteller die systemweite Deaktivierung der E-Cores über das BIOS. Im privaten Umfeld wird beispielsweise mit Cubase von Steinberg (Ergänzung: hier mit individuellen Tower-PCs mit Intel Core der 12. / 13. Generation) gearbeitet, wofür der Hersteller als Workaround bislang ebenfalls die Deaktivierung vorschlägt: https://helpcenter.steinberg.de/hc/...2-Generation-oder-neuer-mit-Hybridarchitektur

Bei Deaktivierung der E-Cores steht de facto ein Dual-Core-Prozessor mit Multithreading zur Verfügung, der mit 1,30 GHz bis max. 4,60 GHz taktet. Die E-Cores takten von 0,90 GHz bis max. 3,60 GHz.

Bei diversen Tests habe ich festgestellt, dass Browser wie Mozilla Firefox, Google Chrome oder Microsoft Edge den E-Cores zugewiesen werden. Weise ich sie den P-Cores zu, werden die Notebooks merklich langsamer, obwohl darin beispielsweise "nur" die Cloud-Telefonie und vielleicht Outlook Web läuft.

Bei deaktivierten E-Cores ist die RAM-Auslastung beim Einsatz von Microsoft Teams dauerhaft über 80 % und führt nicht selten zu kurzen Freezes beim Audiostream. Selbiges Phänomen stelle ich bei der Cloud-Telefonie über den Browser fest.

Bei meiner Arbeitgeberin wird außerdem über Citrix gearbeitet, worüber Geschäftsanwendungen (ERP, ggf. CRM) genutzt werden. Dazu kommen noch weitere Prozesse wie Fernwartungen, Administration von Servern und Applikationen, ...

Im geschäftlichen Umfeld kam es bei mehreren Notebooks vom Modell "Dell Latitude 3540" zu thermischen Notabschaltungen, sobald über Citrix ein prozesslastiger Task gestartet wurde (z. B. Auswertung einer Datenbank).

Folgende Fragen an euch:
1. Beobachtet ihr ähnliche Probleme?
2. Welche Workarounds kennt ihr noch?
3. Was empfiehlt ihr sonst noch zu testen?

Danke.

Freundliche Grüße
cansys
 
Danke für die Rückmeldung.
Da Du ja testen kannst/willst: hast Du die Möglichkeiten das ganze über Debian/Ubuntu/Mint laufen zu lassen?
Es gibt sicher einige Leute, die bei den neuen Prozessoren auch Linux nutzen. Ich befürchte nämlich, dass unter Linux das Kerngeschubse noch nicht richtig funktioniert. Schade, dass es da solche Probleme gibt, grade im Laptop sind solche Hybridlösungen ja sinnvoll.

Hat das vielleicht auch was mit einer schlechten Kühlleistung dieser speziellen Laptops zu tun?
 
cansys schrieb:
3. Was empfiehlt ihr sonst noch zu testen?

die Hersteller von den gekauften Programmen / Hardware "treten", wenn man Support hat, das die diese Bugs beheben! Was anderes ist das nicht. Die Prozessoreinteilung gibt es nicht erst seit gestern, also sollten die ihre Programme schon längst angepasst bekommen haben.

cansys schrieb:
2. Welche Workarounds kennt ihr noch?

Wenn das nur unter Win 11 auftritt, Win 10 verwenden. - Win 11 kann eigentlich ausgelassen werden.
 
Sebbi schrieb:
Wenn das nur unter Win 11 auftritt, Win 10 verwenden. - Win 11 kann eigentlich ausgelassen werden.
Der Intel Thread Director wurde mit der 12. Gen. der Intel Core-CPUs für Windows 11 optimiert: https://www.intel.com/content/www/us/en/support/articles/000091284/processors.html

Intel schreibt lediglich, dass der Thread Director zwar auch mit dem Aufgabenplaner von Windows 10 funktioniert, aber dafür nicht optimiert wurde. Außerdem heißt es, dass man "für optimale Leistung bei Prozessoren der 12. Generation Windows 11 verwenden" soll.

Sebbi schrieb:
die Hersteller von den gekauften Programmen / Hardware "treten", wenn man Support hat, das die diese Bugs beheben!
Vom Lenovo-Support bekam ich lediglich die Empfehlung Windows 11 zu nutzen, wenn ich Prozessoren von Intel mit der 12. Generation oder neuer verwenden möchte.

Von dem einen oder anderen Softwarehersteller kam eine ähnliche Antwort wie die, die Steinberg im Zusammenhang mit Cubase publiziert hat.
Ergänzung ()

AGB-Leser schrieb:
hast Du die Möglichkeiten das ganze über Debian/Ubuntu/Mint laufen zu lassen?
Das werde ich demnächst testen, habe aber aktuell keine Testkapazitäten.

AGB-Leser schrieb:
Hat das vielleicht auch was mit einer schlechten Kühlleistung dieser speziellen Laptops zu tun?
Das konnte ich ausschließen. Gestern hatte ich ein Lenovo ThinkBook 15 Gen4 mit einem Intel Core i5-1235U zum Testen da. Die Anwenderin beschrieb zuvor ähnliche Probleme, wie ich sie mit Dell beobachte. Sie nutzt das Notebook im Zusammenhang mit ihrem Studium (Ingenieurwesen). Bei mehreren Lesungen kam es zu Prozessabstürzen, was ich zwischenzeitlich "behob", indem ich die E-Cores systemweit im BIOS deaktiviert habe. Damit löste ich aber neue Probleme aus.

Bei einer Teams-Sitzung mit einem parallel laufenden Remote-Zugriff kam es zur thermischen Notabschaltung, weil die P-Cores am absoluten Limit waren. Das Notebook war so heiß, dass ich ihr empfahl das Gerät in ihr klimatisiertes Bad zu stellen. Das ThinkBook ließ sich erst wieder einschalten, nachdem es sich heruntergekühlt hatte.

Das Problem mit der hohen RAM-Auslastung bei deaktivierten E-Cores löste ich mit einer RAM-Erweiterung auf dann nunmehr 16 GB, wenngleich die Auslastung bei bestimmten Szenarien dann immer noch bei 65-70 % lag.

Für Konstruktionen hat sie eine mobile Workstation (Lenovo ThinkPad), dass aber noch über einen Prozessor mit Big-Cores verfügt. Das Gerät hat aber auch schon ein paar Jahre auf dem Buckel.

Derzeit warte ich auf ein System mit einem 14-Core-Prozessor (Intel 12th Gen oder neuer), um zu testen, unter welchen Konstellationen es zur thermischen Notabschaltung kommt.
 
Zuletzt bearbeitet:
cansys schrieb:
Von dem einen oder anderen Softwarehersteller kam eine ähnliche Antwort wie die, die Steinberg im Zusammenhang mit Cubase publiziert hat.

also will man keinen Support für seine Produkte leisten weil man entwerder nicht kann, da die Basis es nicht hergibt oder man es sich einfach macht mit "kein Fehler unserer Software" - dann würde ich daraus Kosequenzen ziehen und nach Alternativen suchen.

Denn diese Aussage "Tests haben jedoch gezeigt, dass Aufgaben, die nicht im Fokus stehen und im Hintergrund laufen, wie beispielsweise Rendering-Jobs, minimierte Fenster oder Echtzeit-Audio-Aufgaben, den viel langsameren E-Cores zugewiesen werden können." kann programmiertechnisch garantiert gelöst werden. Man muss es nur wollen, was hier eben das Problem ist, weil man hier versucht, das Problem auf den Kunden abzuwälzen.

cansys schrieb:
Intel schreibt lediglich, dass der Thread Director zwar auch mit dem Aufgabenplaner von Windows 10 funktioniert, aber dafür nicht optimiert wurde.

würde ich dennoch probieren. Nur weil der für Win 11 "optimiert" sein soll, heißt das noch lange nicht, das man unter Win 10 damit starke Einbußen hat.
Solche Aussagen betrachte ich persönlich als Marketinggeschwätz, um Win11 eine breitere Plattform zu bieten, da Win 11 in der Masse nicht wirklich gut ankommt und eher so ziemlich gemieden wird, zumindest in meinen Dunstkreis.

cansys schrieb:
Vom Lenovo-Support bekam ich lediglich die Empfehlung Windows 11 zu nutzen, wenn ich Prozessoren von Intel mit der 12. Generation oder neuer verwenden möchte.

naja ist auch klar, man hat dann weniger Support Arbeit damit.
Ergänzung ()

cansys schrieb:
3. Was empfiehlt ihr sonst noch zu testen?

aber ich hätte noch ne Test für dich: Deaktiviert mal die Turbo Funktion, wenn vorhanden und lasst das Notebook auf Standard Takt laufen.
 
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Deine Beschreibung klingt wie das Problem mit meinem Thinkpad und Intel 640M. Der rannte auch immer in die Hitzeabschaltung. Was einigermaßen half: Wärmeleitpaste erneuern und unter Energieplaneinstellungen die Leitung begrenzen. Momentan steht die bei 99%. Aber wie einige andere schon geschrieben haben, würde ich dem Hersteller auf den Sack gehen.
 
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