_killy_ schrieb:
Auch wenn es gruselig klingt ... es ist die gelebte Praxis. Mich würde es echt nicht wundern, wenn nicht gar bei Facebook, Google & Co. dann auch noch Excel Listen per Hand befüllt werden. Die Technik mag noch so toll sein, die Menschen fallen aber gerne in ihre alten Arbeitsmuster zurück.
Das kann ich mir jetzt eher weniger vorstellen. Es mag irgendwo im Unternehmen - bestimmt auch in ausländischen Niederlassungen - vereinzelt noch sowas geben, aber als Standard würde mich das wundern.
Ein Bekannter von mir arbeitet in einem Unternehmen in den USA (~8 Jahre jetzt am Markt) die größtenteils in der Modebranche tätig sind. Mitunter vermitteln sie Produkte und Werbung, einen großen Teil ihres Umsatzes machen sie über Services und Versand im Namen Dritter.
Sie setzen KI-Technik ein um angesagte Mode, ähnliche Stücke wie auf Fotos, ... in günstig bis teuer für Kunden einfach auffindbar zu machen oder proaktiv zu bewerben. Also besser als Amazons herkömmliches "Du hast eine Geldbörse gekauft, möchtest du vielleicht noch eine dazu"-Vorschläge. Und eben von Discounter bis Versace.
Durch den breiten KI-Einsatz dort haben die mehrere Fachkräfte in diesem Bereich (meinen Bekannten dort lernte ich über ein KI-OpenSource-Projekt auf GitHub kennen). Obgleich die natürlich für die Mode alle aus dem Bereich Computer Vision kommen, haben die auch direkt vorgeschlagen andere Tasks im Unternehmen zu automatisieren.
TL;DR: Sie haben mit Google kooperiert, um mittels Google's Tesseract OCR neue KI-Lösungen im Unternehmen einsetzen zu können damit Briefe nach Scan (größtenteils) automatisiert bearbeitet, archiviert und beantwortet werden können.
Aus welchem Grund auch immer werden viele Produktanfragen, Bestellungen, Rechnungen, ... in ihrer Modenische noch per Post abgewickelt. Kompliziertere Fälle müssen Sachbearbeiter dann erledigen, aber einfache Anfragen, Rechnungen, ... werde alle automatisiert erledigt.
Über weitere Kooperationen mit Google haben sie z.B. auch mail compositing, wie man es aus der Vorstellung der neuen Features von Google Mail kannte, eben fürs Unternehmen optimiert. Die KI schreibt da 95% aller Korrespondenz und Mitarbeiter lesen quasi nur kurz drüber.
Anstatt von Excel-Tabellen o.Ä. haben die auch nur noch Cloudsachen von Google die automatisch ausgewertet werden oder gleich ganze Datenbanken in der Google Cloud.
Ob man nun seine Daten so an Google geben will ist sicherlich mehr als eine Debatte wert, aber gehen tut das alles heute schon und mich würde es schwer wundern, wenn Google das allermeiste zu Hause nicht auch schon automatisiert hat.
hallo7 schrieb:
Das Problem bei solchen Sachen sind aber oftmals die Kunden. Ein Unternehmen umzustellen wäre ja kein Problem, wenn es aber Kundenschnittstellen gibt, die auf die alte Art angewiesen sind wird es einfach nicht gemacht, bis Kunden es auch haben.
Ich weiß nicht, sowas halte ich in Deutschland immer eher für eine Ausreide, kein Geld zu investieren, weil das ja kurzfristig was kostet und die Bilanz schmälert.
Ineffizienz lohnt sich zumindest mittel- bis langfristig ja niemals. Deutschland ist nur so konservativ, dass hier selten mal jemand "aufräumt".
Da muss erst ein Amazon von außen ankommen beispielsweise, bevor der Einzelhandel mal neue Wege beschreitet.
Wenn es hier z.B. so ein Startup wie von meinem Bekannten gäbe, dass dir individualisiert Mode raussuchen kann und eben um ein vielfaches bessere Modevorschläge gibt als etwa Amazon...wie lange würde es da wohl dauern, bis man den sonstigen Einzelhandel überflügelt?
Ich finde, man scheut hier einfach die Investitionen. In Kalifornien, NYC, Montreal und anderen Hochburgen wird ein Startup einfach mal mit 100 Mio. gefördert und die veraltete Konkurrenz plattgemacht, wenn man die Möglichkeit zur Effizienzsteigerung sieht.
Hierzulande leisten sich ja die wenigsten Unternehmen überhaupt mal spezialisierte Angestellte, die an solchen Themen arbeiten.
Wo ich ab Mai arbeite leistet man sich KI-Personal auch nur, weil es eine große AG mit eigener Forschung&Entwicklungsabteilung ist. Natürlich macht man aber nichts innovatives, sondern stellt einfach nur die Forschung&Entwicklung an
bestehenden Produkten auf KI-Methodiken um. Vollkommen idiotisch eigentlich...war für mich jetzt auch nur aus zwei Gründen interessant: ich will mal meine Forschung in die Praxis umsetzen, praktische Erfahrung meinem Lebenslauf hinzufügen, Erfahrung im leiten praktischer Projekte sammeln und ein wenig Geld zurücklegen.
Wenn ich diese Erfahrungen gesammelt habe, bleibe ich da ganz sicher nicht noch länger nur um die Analyse an bestehenden Produkten marginal mit neuen Methodiken zu verbessern. Sobald meine Ziele erfüllt sind, werde ich direkt wieder eine Promotion anstreben und ordentliche Forschung betreiben.
BeBur schrieb:
Ist leider der Standard in großen und kleinen Unternehmen. Excel-Tabellen und/oder Handschriftliche Liste, die dann in eine Excel-Tabelle abgeschrieben wird.
Ich hatte den Eindruck und die Befürchtung schon häufig im Umgang mit deutschen Unternehmen. Es gibt hier gefühlt echt nur wenige Forschungsinstitute und F&E-Abteilungen, wo man was halbwegs ordentliches machen kann.
Gefühlt ändert sich das ja so ganz langsam. Ich hoffe das nimmt irgendwann nochmal richtig Fahrt auf, sonst werde ich auf diesem Arbeitsmarkt hier nicht alt. Dafür sieht sowas wie USA, Kanada & Co. viel zu interessant aus.