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Zocken für die Kinder - Eltern, wie macht ihr das? PC oder Switch?

Man darf bei dieser Diskussion hier nicht ausser Acht lassen, dass wir von einer neuen Generation sprechen welche nur bedingt mit uns vergleichbar ist. Mit "uns" meine ich die heutigen ü30er.

Als wir Kinder waren, kam das NES auf den Markt. Der Papa hatte vielleicht noch einen Atari 2600 rumstehen oder im Büro stand ein 286er oder ein C64. Wir sind eigentlich mit der Technologie aufgewachsen und haben bis auf deren Anfänge ziemlich alle Schritte hautnah miterlebt. Bei den ü40ern geht das sogar noch weiter.
Selbiges bei den Mobiltelefonen. Ich hab bei meinem Papa die ersten D-Telefone von Bosch gesehen. Riesige Brotkasten die man sich in's Auto stellen musste. Und plötzlich wurden die Dinger kleiner und als ich ~12 oder 13 war kam Nokia mit dem legendären 3210.

Ein Kind heute wird eigentlich damit von Beginn weg bombardiert. Es gibt iPhones die schneller sind und mehr können als die damaligen Supercomputer. man muss nicht komplizierte Tastenkombinationen und DOS-Befehle lernen, sondern man drückt mit seinem Finger auf ein Icon auf dem Touchscreen und Dinge passieren. Das ist nicht nur intuitiver, sondern es ist auch eine Art Reizüberflutung. Also vergleicht euch nicht mit euren (zukünftigen) Kindern.

Ich selber hab keinen Nachwuchs, werd ich auch nie. Aber falls ich welchen hätte, so würde ich diesem erst in der Jugend (also frühestens ab 12) ein Smartphone in die Hand drücken. Weil das Kind lernen muss, dass es nicht einfach so ein mehrere 100€ teures Gerät haben darf, weil der Umgang damit gelernt sein will, weil ich keine Kontrolle darüber hab was es sich damit ansieht, etc.
Allerdings funktioniert unsere Gesellschaft so nicht. Ich kann meinem Kind das Smartphone verwehren, aber es wird dann zu 100% in der Schule ausgegrenzt, weil einfach jeder seiner Klassenkameraden mit so einem Teil rumrennt. Früher waren es die Kids mit ihren Fila Pullovern etc., heute sind es die Kids mit den neuesten iPhones.

Darum macht es absolut Sinn, seinen Nachwuchs an die Technologie heranzuführen. Mir wurde das durch meinen Papa beigebracht, ich sass neben ihm wenn er am Rechner rumgebastelt hat, weil ich davon fasziniert war. Wie das NES funktioniert haben mein Bruder und ich selber herausgefunden, auch wie man das Teil an den Fernseher anschliessen musste. Nicht weil der Papa uns nicht helfen wollte, sondern weil wir einfach neugierig waren.

Mein Kumpel lässt seine Kids am Wochenende mal 1-2 Stunden an der Switch spielen. Bei Regenwetter darf es auch mal minimal länger sein. Die Jungs sind afaik 4 und 6, vllt. noch etwas jünger. Das erste Spiel war Paw Patrol, sehr kindgerecht, einfache Steuerung und wenn man ein paar Sekunden still steht sagt einem das Spiel sogar was man machen sollte. Seither spielen sie v.a. Mario Kart, auch meistens mit ihrem Papa.

Früher waren PCs "einfacher" weil es kein Internet gab. Programme oder Spiele zu installieren war komplizierter als heute, das musste lange mein Papa für uns machen oder uns wirklich beibringen wie das geht.
Ohne erst die DFÜ-Verbindung einzuwählen ging gar nichts in Sachen Internet. Und auch dann nur wenn man wusste, wie.
Heute clickt man auf das Icon des Browsers und ist in sekundenschnelle überall. Technologie ist vielschichtiger, im Kern komplexer aber für den Endverbraucher massiv einfacher. Das braucht eigentlich fast noch mehr Guidance durch die Eltern, weil alles so simpel und schnell verfügbar ist.

Wenn der Nachwuchs Eigeninteresse am PC zeigt spricht nichts dagegen, ihn langsam da heran zu führen. Ansonsten reicht eine Switch für die ersten Gehversuche in Sachen Gaming mehr als aus. Man kann dann noch immer später zeigen wie ein PC eigentlich funktioniert.
Aber so was sollte man individuell entscheiden.
 
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@Madman1209
Richtig.
Kinder in dem Alter sollte man definitv nicht unbeaufsichtigt dem Internet aussetzen.

Ein PC kennt aber durchaus auch andere Apps. z.B. Paint.

Ich finde es, irgendwo tief in mir drin, wichtig, daß die nicht mit dem Smartphone ihre erste digitale Erfahrung machen. Dann spätestens ist ist die Informationsflut nämlich nicht mehr zu stoppen.
Deswegen führe ich sie lieber jetzt schon - langsam - an das Thema ran. Dann können sie später - hoffentlich - besser einordnen, was sie von Freunden so an Content geschickt bekommen.
 
@matthias_nbg: Zugang zum Computern haben Kinder doch heute quasi überall, d.h., die "ernsthaften Themen" kommen dann in den entsprechenden Altersklassen gleich mit. Ein bisschen Vorbereitung in Sachen "nicht alles glauben" und Meinsungsbildung kann man wohl auch schon als Eltern mitgeben.

Ich habe ne Switch und muss sagen, dass da viele kindgerechte Titel im Umlauf sind, die gleichzeitig auch erwachsenengerecht sind. ;) und sogar richtig Spass machen...

Aber ich würde mich hüten mit den Balgern Mario Kart zu zocken. Wenn die erstmal wissen, wie es geht, und dich abzocken...die Schmach wirst du nicht wieder los.
 
Captain Mumpitz schrieb:
Aber so was sollte man individuell entscheiden.

Toller Beitrag! Und ja, ich denke das sollte jeder für seine Kinder und sich selbst entscheiden.

Die Spieleauswahl spielt dabei mMn wirklich eine extrem untergeordnete Rolle - ich glaube Kinder in dem Alter können quasi mit allem Spaß haben. Sieht man auch in diesem aktuelllen Linus Tech Tips Video, dass seine Kinder (dürften in etwa im Alter der Kids vom TE sein) sogar an den uralten Spielen auf dem Windows 98 "Hotwheels" PC Spaß haben. Nach der Aussage von Linus könnte er ihren PC durch den Hotwheels PC ersetzen und es wäre "egal". :daumen:

Natürlich hat Nintendo viele tolle Titel für Kinder (die natürlich auch für Erwachsene noch jede Menge Spaß machen!), mit denen wir zum Teil sogar noch selbst groß geworden sind, also Pokemon, Super Mario und Co.
 
Aktuell habe ich noch keine Kinder aber ich werde denen nicht den Zugang zum www geben.
Selbst bei kindervideos (Bob der Baumeister, teletubbies,...) ist man durch den Algorithmus Schnell in einer wirren Ecke
 
Naesh schrieb:
Für die Kinder empfehle ich ganz klar eine Nintendo Switch.

Wir haben für die Eltern ( Also mich und meine Frau) jeweils einen Gaming PC und für die Kinder eine Switch und ein Tablet.

Später wird wohl noch eine Switch Lite dazu kommen, da beide manchmal da dran möchten und dann auch nicht zusammen Spielen wollen, sondern jeder was eigenes.

Einen Gaming PC für Kinder <10 würde ich nicht Empfehlen.

Bei uns ist eine maximal Bildschirmzeit von ca. 2 Stunden pro Tag geregelt. Davon ist aber auch ein Anteil mit "Wie funktiioniert das Gerät eigentlich". Also nicht nur zocken, sondern bei Tablet z.B. auch Apps erklären, Store erklären, Was darf man mit dem Tablet machen und was nicht. Oder "Leck doch mal an dem Switch Spiel" (Ja ... leckt doch mal an einem Switch Spiel, Auflösung: Es ist NICHT giftig, auch wenn es so schmeckt).

Eine Stunde pro Woche!? Dann kann man es auch ganz sein lassen ;D.
2h pro Tag Bildschirmzeit? :-O
Finde ich für Kinder unter 10 ja schon eine Hausnummer, unabhängig von dem versuchten pädagogischen Konzept.
Die Kleine meiner Tochter (8) hat bei uns eigentlich kaum Bildschirmzeit (beim Papa/Oma ist es dann wieder gänzlich anders), aber will es auch von sich aus seltenst. Ab und an wird mal ein Film geschaut oder sie guckt mir beim Spielen zu, aber das Ganze auch in geringen Dosen.
Sie hat zwar auch ein FireHD8, aber da ist nur Spotify freigeschaltet (auf Wunsch der Mama). Da macht sie sich ihre Hörbücher an und baut nebenbei Lego o.ä. Während Corona dann eben auch mal 8h am Stück 🤷‍♂️
Ich bin selber ITler, aber dann soll sie lieber vorerst ihrer Kreativität mit Lego freien Lauf lassen oder zum Spielen rausgehen, anstatt 16 Uhr nach der Schule eine Konsole zu nehmen und dann 2h allein darauf zu spielen.
 
Captain Mumpitz schrieb:
Allerdings funktioniert unsere Gesellschaft so nicht. Ich kann meinem Kind das Smartphone verwehren, aber es wird dann zu 100% in der Schule ausgegrenzt, weil einfach jeder seiner Klassenkameraden mit so einem Teil rumrennt. Früher waren es die Kids mit ihren Fila Pullovern etc., heute sind es die Kids mit den neuesten iPhones.
Das kann ich bestätigen. Wenn man mit 10 kein iPhone hat, dann ist man je nach Schule "out". Ansich eine traurige Entwicklung, aber anscheinend haben gewissen Statussymbole einen sehr hohen (bzw. für mich viel zu hohen) Stellenwert. Dem Rest deines Beitrags kann man nur zustimmen. Gut und differenziert geschrieben. Danke dafür!

---

Meine 2 Cents:
Ich merke in meinem Umfeld das Eltern Kinder im Alter zwischen 5 und 15 gerne vor dem PC, der Konsole oder dem TV "parken" und dann andere Dinge erledigen. Das ist zwar bequem, aber erstens leidet die Entwicklung des Kindes darunter deutlich und zweitens sacken die schulischen Leistungen auch ab, wenn man das zu oft und lange macht. Die Konzentrationsfähigkeit und der Wille eine Sache für längere Zeit zu tun leidet auch.

Von daher ist die Kontrolle bzw. generell das Vorgeben von klaren Regeln eine sehr gute Sache. Wie lange und was konsumiert werden darf ist dabei natürlich eine sehr individuelle Sache. Ne pauschale Antwort gibts da nicht.

piffpaff schrieb:
Ich bin selber ITler, aber dann soll sie lieber vorerst ihrer Kreativität mit Lego freien Lauf lassen oder zum Spielen rausgehen, anstatt 16 Uhr nach der Schule eine Konsole zu nehmen und dann 2h allein darauf zu spielen.

+1. Ich hatte früher als Kind ebenfalls ein hartes Limit (Internutzzugang mit Zeitbegrenzung), Lego o.Ä. durfte ich aber unbegrenzt spielen und habe es dann auch getan. Lego ist super für die Motorik, die Kreativität und die Konzentration.
 
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viddus schrieb:
Als Sozialpädagoge der eine zeitlang in der Kinder- und Jugendhilfe, mittlerweile in der Suchthilfe tätig ist und sich Medienpädagogikbeschäftigt würde ich dem Alter sagen:
So viel nötig, so wenig wie möglich.
Es gibt sehr viele Studien die belegen, dass sich ein zu früher und zu häufiger Medienkonsum negativ auf die Entwicklung des Kindes auswirkt.

Ähm, nein. Als Psychologe, der in der Kinder-und Jugendhilfe arbeitet muss ich den widersprechen: Die Studienlage ist heterogen, es gibt kaum vernünftige Replikationen, geschweige denn systematic reviews der Metastudien.
Was man weiß: Nicht die Quantität vor dem Bildschirm ist entscheidend, sondern die Qualität.

Dabei sind die entscheidenden Fallstricke nicht die oft gerügten ‚altersunangemessenen‘ Inhalte (der Unterschied zwischen virtueller und realer Gewalt wird bereits von Vierjährigen erfolgreich erkannt), sondern Sucht, soziale Isolation und Aufmerksamkeitsdefizite, aufgrund der schnell wechselnden Inhalte und sofortigen Belohnungen bei vielen Inhalten.

Alles natürlich in Begleitung und immer mit den Kindern über das reden, was sie dabei erleben und fühlen.
Ich empfehle den Eltern immer folgende Seite:
www.mediennutzungsvertrag.de
Dort kannst du einen Vertrag mit deinen Kindern aushandeln zum Thema Medien. Habe bisher nur positive Rückmeldung bekommen.

Ähm, auch nein. Wichtiger als die o.g. Ratschläge ist die Alltagspraktikabilität in einem stressigen Familienalltag. Das therapeutisch anmutende „drüber reden“ mitsamt Gefühlsabfrage kann man in Alltagsgesprächen natürlich einfließen lassen, aber für eine adäquate Verarbeitung und Bewältigung pädagogisch angemessener Inhalte ist das nicht nötig. Wichtiger sind klar strukturierte Regeln mit Raum für Überschreitung (die sich nicht ritualisieren sollte)

Medienverträge sind bei Suchtproblematik sinnvoll oder in einer Lebenswelt, in der das anders nicht geht (z.B. in der stationären Jugendhilfe), ansonsten fördern sie eher ein instrumentelles Denken über soziale Realität. Das ist viel schädlicher, als zu lange zu spielen.

Und was man auch nie vergessen darf, man ist selber das größte und wichtigste Vorbild für die Kinder! ;)
Und: Man ist als Elternteil sehr früh nicht mehr das größte Vorbild. Als sogenannter Hauptsizialisationsagent wird man bereits im Kindergarten von der Peer group abgelöst. Im Zweifel hat das größere Geschwisterkind mehr nachhaltigen Einfluss als die Eltern.
Die Lerntheorie „Lernen am Modell“ funktioniert nicht bezogen auf isolierte, atomisierte Elternteile, sondern in einer sozialen Welt.

Eltern sollten also eher wenige klare Regeln aufstellen, die ihnen besonders wichtig sind und für konsequente aber nicht unnötig strenge Einhaltung sorgen. Mehr geht nicht.
 
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Silver4Monsters schrieb:
PC Kompetenz ist also in der heranwachsenden Generation (sagen wir mal 0-15) absolut keine Selbstverständlichkeit mehr. Von daher würde ich auf jeden Fall schauen, den Kindern zumindest Grundlagen davon wie man einen Windows PC benutzt mit auf den Weg zu geben.
Wie gesagt, PC Kompetenz ist in keiner Generation voll umfänglich zu erwarten. Meine Eltern kannten nur Grundlagen, meine Kommilitonen kannten im Schnitt nur Grundlagen, bei nachfolgenden Generationen wird es ähnlich sein. Die haben aber fairerweise schlechtere Karten, da der PC einfach Tablet & Smartphone weicht. In vielen Haushalten steht höchstens noch ein Laptop rum um die Steuererklärung zu machen.

Silver4Monsters schrieb:
Ich kenne kein Unternehmen, in dem die Mitarbeiter an der Nintendo Switch oder am Android Smartphone arbeiten.
Auch das habe ich nicht behauptet. Und zu 99% arbeiten Unternehmen auch nur mit Standardprogrammen oder anwendungsspezifischen Programmen (bspw. Creative Cloud), für die du keine Microsoft Expertenzertifizierung oder whatever benötigst. Du musst keinen PC zusammenbauen oder einrichten können um trotzdem deinen Job gut zu machen.
 
Ich finde den PC Gedanken besser...
Aufs Tablet, Handy ect. werden sie schon früh genug von nahem immer auf einen Bildschirm gucken müssen.
Da ist zusammen auf einem TV schon besser. Sichtabstand.
Klar geht mit einer Switch auch... aber zwangläufig wird es dazu kommen, das sie nicht über den TV spielen...

MfG
 
Zuletzt bearbeitet:
Abe81 schrieb:
Wichtiger als die o.g. Ratschläge ist die Alltagspraktikabilität in einem stressigen Familienalltag. Das therapeutisch anmutende „drüber reden“ mitsamt Gefühlsabfrage kann man in Alltagsgesprächen natürlich einfließen lassen, aber für eine adäquate Verarbeitung und Bewältigung pädagogisch angemessener Inhalte ist das nicht nötig.
Man sollte es natürlich vermeiden, Kids ein Gespräch aufzudrängen und ihre Gefühle abzufragen.
Aber ansprechbar sollte man sein - möglichst oft, möglichst offen & ehrlich - und immer interessiert!

OK, wir haben nur eine, da hält sich der "Stress" natürlich in Grenzen. Bin auch nicht der Vater, sondern nur der Partner der Mutter, muss/will mir also sowieso etwas mehr Mühe geben, wobei ich es aber auch total spannend finde, mit was die Kleine immer so ankommt.

Wenn die Freund*innen da sind, kann ich schon einigermaßen treffsicher aus dem Verhalten auf deren Familienleben schließen. IMHO ist der Familienalltag vor allem dann "stressig", wenn etwas nicht so gut läuft - abgesehen von physisch/entwicklungs-bedingten Verhaltensauffälligkeiten natürlich. Wenn Eltern "Alltagspraktikabilität" der Erziehung fordern, vermute ich dahinter eher Versäumnisse, Bequemlichkeit und Unvermögen.

Kinder beim Ausprobieren von Medien zu begleiten, ist aufwändig, aber notwendig:
https://www.schau-hin.info/

Unsere Devise dabei: Es ist erst mal Alles erlaubt, was nicht explizit verboten ist, damit sie nicht ständig das Gefühl haben muss, irgendwas "falsch" zu machen - wie gesagt: Es handelt sich um ein Mädchen.
Ich selbst wurde stärker kontrolliert und eingeschränkt, was aber nur Entfremdung und Misstrauen gefördert hat.
 
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lanse schrieb:
IMHO ist der Familienalltag vor allem dann "stressig", wenn etwas nicht so gut läuft - abgesehen von physisch/entwicklungs-bedingten Verhaltensauffälligkeiten natürlich. Wenn Eltern "Alltagspraktikabilität" der Erziehung fordern, vermute ich dahinter eher Versäumnisse, Bequemlichkeit und Unvermögen.

Im psychologischen wie physiologischen Sinne ist Stress lediglich eine Aktivierung des Organismus auf Anforderungen der Umwelt - dabei ist es unerheblich, ob diese Anforderungen als positiv oder negativ wahrgenommen werden. Was ich damit sagen will: Jeder Mensch hat Stress, jede Familie ist gestresst. Man muss das ‚ganzheitlicher‘ betrachten - die Psychologie nennt das „systemisch“, die Familie als eigenes soziales System.

Meine Ausführungen richten sich an durchschnittliche Eltern, die einfach nur medienpädagogische Hinweise benötigen. Und Alltagspraktikabilität (das fordern doch keine Eltern, das muss ihnen beigebracht werden), also Umsetzbarkeit innerhalb des Familiensystems, ist nunmal wichtiger als das reine Vorhaben auf Anraten des Sozialpädagogen, sich viel Zeit zu nehmen und mit den Kindern über alles zu sprechen. Das wirkt nicht nur auf die Kinder befremdlich, wenn es sich nicht organisch entwickelt hat, es löst auch unangemessene Schuldgefühle bei den Eltern aus. Das hat nichts mit Versäumnissen oder Faulheit zu tun.

Kinder beim Ausprobieren von Medien zu begleiten, ist aufwändig, aber notwendig:
https://www.schau-hin.info

Der Link gibt keinen Aufschluss darüber, warum das notwendig sein sollte, es finden sich auch keine Quellen. Das ist ein Infoportal für interessierte Eltern.

(Die restlichen Sachen lasse ich mal unkommentiert, da es hier um Medienpädagogik und deren technische Umsetzung geht, nicht um Erziehung im Allgemeinen)
 
Abe81 schrieb:
Der Link gibt keinen Aufschluss darüber, warum das notwendig sein sollte, es finden sich auch keine Quellen. Das ist ein Infoportal für interessierte Eltern.
In erster Linie geht es mir da um den Schutz vor Cybermobbing und Cybergrooming. Die Hinweise dazu finde ich nicht schlecht.
(Und darüber mache ich mir persönlich auch wesentlich größere Gedanken als über die Games.)

Und warum es notwendig sein sollte, Kinder beim Ausprobieren von Medien zu begleiten, kann ich Dir gerne sagen:
Man kann, will und soll nicht Alles mitbekommen, was Kinder so machen. Daher ist mein Ansatz für "Alltagspraktikabilität", eine Vertrauensbasis herzustellen mit dem Ziel, dass negative Erlebnisse und Erfahrungen möglichst früh-/rechtzeitig mitgeteilt werden können.
In so ein Vertrauensverhältnis muss man aber vorher investiert haben: zuhören, Fragen beantworten, über eigene Erlebnisse berichten, durchaus auch Kompetenz ausstrahlen (wir sind ja hier im ComputerBase-Forum), …
Das kann sonst nämlich schwierig werden, wenn das Kid denkt: "Die verstehen das doch eh nicht …"

Dieses Thema "Vertrauen" kommt mir persönlich zu kurz in Deinen Beiträgen. Ansonsten widerspreche ich dem Fachmann natürlich nicht.
 
Hi,

"Vertrauen" schön und gut, aber es gibt Grundsätze und Handlungen, die man üben, kenn und wissen muss, wenn man sich mit Technik auseinandersetzt. Bestimmte Dinge tut man nicht. Bestimmte Dinge darf man nicht. Das muss einem Kind erstmal klar gemacht werden. Und zwar bevor es zu spät ist!

Man muß ein Kind nicht zum gläsernen Bürger erziehen, aber man muss einem Kind bestimmte Dinge mit auf dem Weg geben, wenn man es auf sowas wie einen Rechner und das Netz loslässt. Da hat der -sicher gut gemeinte - pädagogische Ratschlag von wegen "Vertrauensbasis" erstmal hinten anzustehen.

Ich kann auch grundsätzlich einem 17jährigen "vertrauen" - trotzdem setze ich ihn oder sie nicht einfach in ein Auto und lasse ihn auf die Straße und die Menschheit los. Auch da lernt man vorher zusammen, was man nicht macht, was man darf und was nicht. Später kann ich dann auf Vertrauen setzen. Aber bevor die Regeln nicht klar sind ganz bestimmt nicht.

VG,
Mad
 
Es wurde hier viel gesagt und auf die Gefahr alles zu wiederholen mache ich es hier ganz kurz, weil ich verschiedene Perspektiven darauf habe, die vielleicht ganz interessant sind:
  • Fachlich (Pädagogisch): Gemeinsam nutzen, auch gemeinsam Zeit vor und mit den Medien verbringen. Spielkonsolen sind toll, aber keine Babysitter ;)
  • Persönlich: Habe div. Konsolen, PC, einen kleinen Stöpsel hier ;) und halte eine Switch für eine gute Idee für euch.
  • Wissenschaftlich: Lies oder hör zu was klügere und kundigere Menschen als wir dazu denken ;D
z.B: hier auf einem CCC Vortrag: https://media.ccc.de/v/32c3-7415-wie_jugendschutzprogramme_nicht_nur_die_jugend_schadigen#t=78
oder hier etwas neuer, aber thematisch auf Android beschränkt, von eine bekannten Sicherheitsblogger: https://www.kuketz-blog.de/kommentar-android-smartphone-kinder-und-jugendfreundlich-einrichten/

LG
 
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Abe81 schrieb:
Ähm, nein. Als Psychologe, der in der Kinder-und Jugendhilfe arbeitet muss ich den widersprechen: Die Studienlage ist heterogen, es gibt kaum vernünftige Replikationen, geschweige denn systematic reviews der Metastudien.
Was man weiß: Nicht die Quantität vor dem Bildschirm ist entscheidend, sondern die Qualität.

Ich habe mich undeutlich ausgedrückt. Es gibt Studien, die belegen, dass sich zu früher und häufiger Medienkonsum negativ auf die Entwicklung auswirken kann. Sie geben Hinweise auf Entwicklungsstörungen, Sprachstörungen, Aufmerksamkseitsstörungen etc. Da muss allerdings immer den Einzelfall betrachten.
Die Quantität ist natürlich entscheidend, z. B. 1 Stunde vs. 4 Stunden.

Abe81 schrieb:
Ähm, auch nein. Wichtiger als die o.g. Ratschläge ist die Alltagspraktikabilität in einem stressigen Familienalltag. Das therapeutisch anmutende „drüber reden“ mitsamt Gefühlsabfrage kann man in Alltagsgesprächen natürlich einfließen lassen, aber für eine adäquate Verarbeitung und Bewältigung pädagogisch angemessener Inhalte ist das nicht nötig. Wichtiger sind klar strukturierte Regeln mit Raum für Überschreitung (die sich nicht ritualisieren sollte)
Was wäre für dich denn Alltagspraktikabel? Und reden ist natürlich wissen. Ich würde gerne wissen was mein Kind denkt und fühlt. Wenn es mit etwas nicht klar kommt, auch wenn es pädagogisch angemessener Inhalt ist, sollte es darüber reden.

Abe81 schrieb:
Medienverträge sind bei Suchtproblematik sinnvoll oder in einer Lebenswelt, in der das anders nicht geht (z.B. in der stationären Jugendhilfe), ansonsten fördern sie eher ein instrumentelles Denken über soziale Realität. Das ist viel schädlicher, als zu lange zu spielen.
Medienverträge sind auch im normalen Alltag praktikabel. Ich war an sehr vielen Schulen unterwegs und habe mit Eltern, Lehrern und Kindern geredet, habe im Jugendtreff und Kindergärten über das Thema geredet und habe eigentlich nur positive Resonanz bekommen. Sie regeln den Umgang mit Medien. Im Positiven, wie im Negativen. Man muss es ja nicht Vertrag nennen und Regelliste oder Übereinkunft.

Abe81 schrieb:
Und: Man ist als Elternteil sehr früh nicht mehr das größte Vorbild. Als sogenannter Hauptsizialisationsagent wird man bereits im Kindergarten von der Peer group abgelöst. Im Zweifel hat das größere Geschwisterkind mehr nachhaltigen Einfluss als die Eltern.
Die Lerntheorie „Lernen am Modell“ funktioniert nicht bezogen auf isolierte, atomisierte Elternteile, sondern in einer sozialen Welt.
Du kannst mir kaum erzählen, dass ein 5- oder 6-jähriger das ältere Geschwisterkind als Vorbild nimmt. Oder die "Peer-Group". Da hab ich und meine Kollegen ganz andere Erfahrungen gemacht.

Abe81 schrieb:
Eltern sollten also eher wenige klare Regeln aufstellen, die ihnen besonders wichtig sind und für konsequente aber nicht unnötig strenge Einhaltung sorgen. Mehr geht nicht.
siehe oben Medienverträge! Man muss nicht zig Regeln aushandeln. Es reichen 2 oder 3 wenn es für beide Seiten passt.

Es gibt genügend Tipps im Internet, sowohl für Eltern als auch für Kinder/Jugendliche. Ich wollte nur eine Möglichkeit aufzeigen, wie ich es vermittle und wie die Resonanz darauf war.

www.schau-hin.info
www.klicksafe.de
https://medienkindergarten.wien/startseite/
Smarte Kids? Kinder und digitale Medien (gute und aktuelle Doku auf arte)
 
Mit der Switch kann man gut mit seinem Kind zusammen spielen.
Mario Kart 8 und Mario Party sind dafür bestens geeignet.

Auch von der Spieleauswahl ist die Konsole für Kinder sehr gut.

Für ein heranwachsenden ist es sehr Spaßig gegen seine Eltern zu spielen ;)
 
@viddus, deine ‚Erfahrung‘ ist erstmal nur anekdotische Evidenz, die nicht viel aussagt. Dem meisten, was du schreibst, würde ich widersprechen, weil es keine Entsprechung in der Forschung sowie in der langfristigen Entwicklungsrealität hat, sondern nur eingeschliffene Praxis der SozPäd darstellt.

Natürlich ‚funktionieren‘ Medienverträge, wenn man strickt medienpädagogisch erreichen will, dass ein Kind ein eng umschriebenes Nutzungsverhalten zeigt, nur mit Erziehung zur Mündigkeit hat das nicht viel zu tun.

Ich habe auch den Eindruck, dass du die meisten Fachbegriffe gar nicht einzuordnen weißt, was deine Reaktionen auf Sozialisationsagenten oder instrumentelle Vernunft zeigen, wie das Verständnis über Forschung schlechthin: Ich schrieb, dass es wenig systematisch gesichertes Wissen gibt (lediglich einzelne Studien), du erwiderst, dass es aber ja einzelne Studien gebe...
 
@Abe81 das Gleiche könnte ich genauso über deine Erfahrungen schreiben. Aber das bringt nichts. Das es in diesem Bereich natürlich keine tausenden von Studien gibt, sollte bekannt sein. Schließlich wird erst seit Anfang/Mitte der 90er in der Richtung geforscht. Und seitdem die "Internet Gaming Disorder" im ICD-11 aufgenommen worden ist, wird da auch noch mehr geforscht werden, da mehr Interesse da ist.
Und nur weil ich in der Praxis tätig bin und es noch keine wissenschaftlichen Studien dazu gibt, heißt es noch lange nicht, dass es nicht so ist!

Thema Medienverträge: Du willst wohl nicht kapieren, was das sein soll. Es ist eine Hilfestellung für Eltern und Kinder Regeln zu vereinbaren und diese zu verschriftlichen. Den Vertrag kann und muss man dann natürlich im Laufe der Zeit anpassen, da sich das Kind auch weiterentwickelt. Es ist eine Hilfestellung und kein Muss! Der TE wollte wissen wie das andere Eltern machen und dies ist meines Erachtens ein gutes Instrument.

Du hast geschrieben, dass der Hauptsozialisationagent in dem Alter nicht mehr die Eltern sind. Ich sage doch! In dem Alter sind das die Bezugspersonen, was im Normalfall die Eltern sind. Es gibt natürlich noch andere Einflüsse wie die Peer-Group, Geschwister, Erzieher, Lehrer etc. Aber dennoch sind es die Eltern.

Medienmündigkeit:
" Medienmündigkeit ist das Ziel einer Medienpädagogik, die vom Menschen her denkt, der sich zur Autonomie hin entwickelt. Medienmündig ist demnach, wer die Medien möglichst beherrscht und sich wenig von ihnen beherrschen lässt. Selbstbestimmte Entscheidungen setzen eine reife Urteilskraft voraus. Bevor Kinder diese erreichen, sollen sie vor einer übermäßigen, sie in den Bann ziehenden Medienexposition geschützt werden. Sie sollen so zunächst grundlegende andere Lebenskompetenzen ausbilden können, bevor sie diese auf ihren Umgang mit den Medien anwenden." Ich hoffe dir sagt etwas Paula Bleckmann.

Studien: Hier hast du eine Übersicht von Studien zum Thema Computer Gaming. Es sind über 300 Beiträge. Ich suche dir bestimmt nicht das passende raus.

BTT: Falls du noch Infos haben willst kann ich dir noch folgende Seite empfehlen:
Medienratgeber für Eltern
 
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