Mobilfunkbetreiber greifen nach DSL-Markt

Sasan Abdi
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Die ohnehin schon gebeutelten traditionellen Anbieter von Telefonanschlüssen und DSL-Zugängen inklusive Flatrate müssen sich mittelfristig auf eine noch stärker werdende Konkurrenz einstellen. Mit den Mobilfunkbetreibern liebäugeln schon länger potente neue Anbieter mit dem zwar umkämpften, aber dennoch lukrativen DSL-Markt.

Dass gerade der deutsche Markt die Anbieter reizt ist längst kein Geheimnis mehr. Bei traumhaften Wachstumszahlen von bis zu 56 Prozent bei den DSL-Anschlüssen und einer eher lauen Nachfrage nach dem teuer-erkauften UMTS verwundert es nicht, dass sich die Betreiber anderweitig zu orientieren. Bereits im vergangenen Monat hatte mit O2 ein Mobilfunkbetreiber angekündigt, noch in diesem Jahr eigene DSL-Zugänge anbieten zu wollen. Der britische Wettbewerber Vodafone, bisher eher an einer monothematischen Positionierung interessiert, schlägt neuerdings zumindest hierzulande ähnliche Töne an: „Der Markt wächst rasant. Jeder muss nur genügend große Schöpfkellen aufhalten. Uns geht es darum, dass wir an diesem Wachstum adäquat teilhaben“, erklärte Vodafone-Deutschland-Chef Friedrich Joussen der Financial Times Deutschland (FTD).

Dabei ist das Unternehmen in Deutschland über seine Festnetztochter Arcor bereits sehr aktiv und kann als einer der Hauptkonkurrenten des Ex-Monopolisten Telekom bezeichnet werden. Dabei war Arcor, das als Part der im Jahr 2000 durch Vodafone aufgekauften Mannesmann AG zu Vofadone stieß, lange Zeit ein ungeliebtes Kind in der Konzernfamilie, was vornehmlich dem Chef-Manager Arun Sarin zuzuschreiben ist, der Vodafone stets als „Nur-Mobilfunker“ positionieren wollte. Mittlerweile aber dürfte es sich gelohnt haben, dass man den häufiger angedachten Verkauf von Arcor immer wieder verwarf, denn was anderswo gilt, muss hierzulande nicht auch funktionieren: „Wir wären als Vodafone nicht gut beraten, würden wir in allen Ländern und Regionen die gleiche Strategie verfolgten“, so Deutschlandchef Joussen.

Dabei funktioniert das Geschäft mit Festnetz- und DSL-Anschlüssen über Arcor ordentlich und könnte für den Puristen Sarin eine Art Vorzeigeprojekt für andere Märkte sein. Mit 1,1 Millionen Telefonkunden bestreitet das Unternehmen eine solide Marktposition. Alles in allem greifen die Mobilfunker gerade in jüngster Vergangenheit immer massiver in den Festnetzmarkt ein, so zum Beispiel mit den sogenannten Homezones, innerhalb welcher man mit seinem Handy zu Quasi-Festnetztarifen telefonieren kann. Für die Mobilfunkbetreiber kann der DSL- und Festnetzmarkt also unter Umständen zum wichtigen Kompensationsfeld für das bisher schleppend laufende Geschäft mit UMTS werden.