Arctic MC101 im Test: AMDs Trinity-APU im HTPC

Max Doll
69 Kommentare
Arctic MC101 im Test: AMDs Trinity-APU im HTPC

Einleitung

Nettops und Netbooks läuteten lärmend den Trend zu kleineren, kompakteren Heim-PCs ein. Nur mit einem konnten die Rechenzwerge nicht glänzen: ihrer Leistung. Dies ließ abseits von Office-Aufgaben und, dank GPU-Beschleunigung, der Wiedergabe von HD-Material nämlich keinerlei Spielraum nach oben. AMD-APUs der aktuellen Trinity-Plattform sind mit deutlich mehr Rechenleistung (ComputerBase-Test), vor allem aber aufgrund potenter Grafikeinheit (ComputerBase-Test) besser geeignet, ihren Dienst in HTPCs und Allround-Rechnern zu verrichten, die auch das ein oder andere Spiel ermöglichen.

Einzig der hohe Stromverbrauch stört an Trinity, weshalb Arctic im MC101 mit der verbrauchsärmeren Mobile-Version der „Piledriver“-Kerne den Königsweg aus ansprechender Performance einerseits und geringer Leistungsaufnahme anderseits beschreiten möchte – ansprechend verpackt in einem äußerst kompakten Aluminium-Gehäuse. Der Hersteller spricht deshalb vollmundig von einem „Most Advanced Home Entertainment Center“. Ob das MC101 dem gerecht wird, klären wir im Test.

Technische Spezifikationen

Das Herz des MC101 ist die Trinity-APU A10-4600M mit zwei „Piledriver“-Modulen und vier Integer-Kernen, die im Gegensatz zu den Desktop-Varianten über eine Taktfrequenz von nur 2,3 GHz Taktfrequenz verfügen. Lassen die TDP von nur 35 Watt sowie die Auslastung genug Luft, stehen allerdings bis zu 3,2 GHz bereit. Außerdem in der APU integriert findet sich die ebenfalls im 32-nm-Prozess gefertigte HD-7660G-Grafikeinheit, die auf immerhin 384 Stream-Prozessoren und einen Basistakt von 496 MHz zurückgreift. Auch diese nutzt Turbo-Frequenzen von maximal 686 MHz, wobei der hierfür angelegte Spielraum anhand der Auslastung flexibel zwischen CPU und GPU austariert wird. Zudem kann die HD7660 dank dem UVD3-Video-Decoder und dem Accelerated Video Converter die De- und Encodierung von Videos beschleunigen.

Das Mainboard ist, wie stets bei Gehäusen im SFF-Format, eine Eigenentwicklung abseits von Normgrößen und basiert auf dem Hudson-Chipsatz. Im UEFI können, was bei OEM-Produkten wenig verwundert, kaum Einstellungen abseits der Bootreihenfolge und der (De-)Aktivierung von Onboard-Chips gesetzt werden. Übertakten lässt sich die APU daher nicht, wenngleich (damit nutzlose) Optionen zum Erhöhen der Betriebsspannung um maximal 0,3 Volt vorhanden sind. Gesenkt werden kann diese jedoch nicht, was ebenso wenig beim Speicher möglich ist, der zwischen 1,25 und 1,8 Volt erhält. Zusätzlich erlaubt Arctic die Konfiguration der Lüftersteuerung, wobei sich die Spannung sowie Start- und Maximaltemperatur wählen lassen. Die Homepage des Herstellers bietet diesbezüglich vorgefertigte Profile, die eine grobe Orientierung ermöglichen.

Angeboten wird das MC101 in drei Versionen. Zwei umfassen lediglich ein Barebone samt Mainboard, dem A10-4600M (480 US-Dollar) oder A8-4500M (400 US-Dollar), der mit etwas weniger Takt und schwächerer HD-7640G-GPU daherkommt, und mindestens vier Gigabyte RAM. Eine Verdopplung des Hauptspeichers auf acht Gigabyte Kapazität kostet stets 40 US-Dollar. Zur Grundausstattung gehört auch der bereits integrierte DVB-T-Empfänger inklusive Zimmerantenne sowie ein IR-Receiver. Eine entsprechende Fernbedienung liegt dem Lieferumfang nicht bei, sodass eine universale Steuerung vorhanden sein sollte. Alternativ besteht die Möglichkeit, das Gerät mit der „Arctic Remote MC“-App und dem separat erhältlichen Audio-Relay über ein Android- oder iOS-Smartphone zu steuern, was wir beim MC001 bereits getestet hatten. Ohne Audio-Relay empfiehlt der Hersteller stattdessen das Open-Source-Mediacenter XBMC samt der passenden App. Bei der dritten Variante handelt es sich um einen betriebsfertigen Rechner für 629 respektive 679 US-Dollar, wobei der einzige Unterschied zu den Barebones in der Integration einer Festplatte samt Windows-7-Lizenz liegt – ansonsten sind alle drei Versionen absolut identisch ausgestattet. Außerdem zu Buche schlägt in jedem Fall der Versand, der weitere 40 Dollar auf die Rechnung setzt sowie gegebenenfalls der Zoll – die Geräte werden aus Hong Kong verschickt, sollen in den nächsten zwei bis drei Wochen aber auch über Distributoren in Deutschland verfügbar sein.

Wie bei der APU setzt Arctic auch bei den restlichen Komponenten auf Notebook-Technik. Entsprechend findet sich Arbeitsspeicher im SO-DIMM-Format auf der Hauptplatine. In der von uns getesteten Variante zwei vier Gigabyte große Modulen mit einer ausreichend hohen Geschwindigkeit von 1.600 MHz. Da die Trinity-Plattform gerade aufgrund der integrierten GPU von hohem Speicherdurchsatz profitiert, wären kaum teurere Module mit 1.866 MHz Taktfrequenz aber dennoch die bessere Wahl gewesen. Daten können hingegen auf einer herkömmlichen, einem Terabyte großen 2,5"-HDD von Western Digital abgelegt werden. Werksseitig sind auf dem 5.400 U/min schnellen Datengrab, zwei Partitionen mit 97,6 für Windows 7 in der 64-Bit-Version und 814,4 Gigabyte eingerichtet. Das MC101 bietet darüber hinaus Platz für eine weitere Festplatte im gleichen Format, um entweder mehr Speicherplatz oder eine flotte SSD für die Systempartition nachrüsten zu können. Eine weitere Steckkarte kann über eine mSATA-Schnittstelle hinzugefügt werden.

Produktbezeichnung Arctic MC101
Abmessungen 22,7 x 16,9 × 3,4 Zentimeter (L × B × H)
CPU AMD A10–4600M (Trinity), 2 × 2.300 MHz (Turbo: 3.200 MHz), 4 MB L2-Cache, 35 Watt
Chipsatz AMD A70M (Hudson M3)
GPU AMD Mobility Radeon HD 7660G, 384 Stream Prozessoren, 686 MHz Kerntakt, 512 MB shared Memory
Speicher 8 GB DDR3 1600 ( 2 × 4096 MB)
Festplatte Western Digital Scorpio Blue 1.000 GB SATA-II-HDD, 2,5"
(WD10JPVT-00A1YTO)
Optisches Laufwerk
Display-Anschluss HDMI
Kartenleser 4-in-1 (SD, MMC, MS, XD)
SATA eSATA/USB2.0 Combo-Anschluss
Ethernet 10/100/1000Mbps (Realtek RTL8111E)
WiFi 802.11n USB-WiFi-Adapter (Ralink RT2870)
USB 4 × USB 2.0, 2 × USB 3.0
Seite: 1 × eSATA/USB 2.0 (2-in-1), 1 × USB 3.0
Audio HDMI Audio, Analog Audio (7.1), S/PDIF -Anschluss, Audio-Jack (Seite)
Betriebssystem Windows 7 Home Premium
Extra IR-Receiver, DVB-T-Tuner (Realtek RTL2832U)

Für Konnektivität sorgen drei USB-3.0-, insgesamt fünf USB-2.0-Anschlüsse, Gigabit- und W-LAN sowie eSATA an der (Rück-)Seite des Gehäuses. Zusätzlich stehen ein Kopfhörer- und S/PDIF-Ausgang sowie ein Mikrophon-Eingang bereit. Obwohl die schlanke Rechenzentrale 7.1-Audio unterstützt, bleibt diesbezüglich nur die Wahl der digitalen Anschlüsse. Für einen HTPC, dem in der Regel ein Verstärker zur Seite steht, aber kein K.O-Kriterium. Stärker stört das Fehlen einer DisplayPort-Schnittstelle, da sich das MC101 aufgrund des einzelnen HDMI-Ausgangs nicht für den Betrieb mehrerer Monitore in einer Office-Umgebung oder die parallele Ansteuerung von Display und Fernseher eignet.

Arctic MC101 – Verpackung
Arctic MC101 – Verpackung
Arctic MC101
Arctic MC101
Arctic MC101 – Lieferumfang
Arctic MC101 – Lieferumfang

Der Lieferumfang des silbernen HTPCs hält nur das Nötigste bereit: Das externe 96 Watt starke Netzteil samt Kabel, eine DVB-T-Antenne, ein mit grobmaschigem Plastik-Sleeve überzogenes HDMI-Kabel sowie den Quick-Start-Guide. Dieser erklärt anhand von Skizzen anschaulich Aufbau und Anschluss des Gehäuses. Das gut gemachte, deutlich ausführlichere Handbuch, welches auch das Upgrade und die Inbetriebnahme des Systems als Media-Center erklärt, findet sich leider ausschließlich auf der Homepage des Herstellers im PDF-Format.

Nvidia GTC 2024 (18.–21. März 2024): ComputerBase ist vor Ort!